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Edna St. Vincent Millay: Sonnets from an ungrafted tree 01
#1
USA 
Edna St.Vincent Millay

Sonnets from an Ungrafted Tree

1


So she came back into his house again
And watched beside his bed until he died,
Loving him not at all. The winter rain
Splashed in the painted butter-tub outside,
Where once her red geraniums had stood,
Where still their rotted stalks were to be seen;
The thin log snapped; and she went out for wood,
Bareheaded, running the few steps between
The house and shed; there, from the sodden eaves
Blown back and forth on ragged ends of twine,
Saw the dejected creeping-jinny vine,
(And one, big-aproned, blithe, with stiff blue sleeves
Rolled to the shoulder that warm day in spring,
Who planted seeds, musing ahead to their far blossoming).


Sonette von einem unveredelten Baum

1


Nun kam sie wieder in sein Haus, sodaß
sie bei ihm blieb bis er dem Tod erlegen.
Sie liebte ihn nicht mehr. Der Winterregen
zerpladderte das bunte Butterfass;
wo einst Geranien rot erblühend standen,
verrotteten die dünnen Stengel, bald
knickt auch der letzte Stiel. Sie geht zum Wald, -
wie rasch die Beine doch die Stufen fanden,
dort zwischen Haus und Stall; an nassen Traufen
vor- und zurückgeweht, an Fäden laufend
sah sie den Geist des Weines, matt, zerschlagen
(Und wie sich ein Beschürzter fröhlich mühte,
die Ärmel hochschob in den Frühlingstagen,
der säte, und schon sah die ferne Blüte).
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

dieses Sonett mag ich sehr, wird Zeit, dass ich mich auch mal wieder Edna zuwende.

Zu deiner ÜBertragung:
S1 Z 3
"sie liebte ihn nicht mehr" geht das "nicht mehr" ein Stück in die falsche Richtung für mich. und liebte ihn doch nicht, lese ich da, sozusagen um abzuschwächen, dass sie zu seinem Totenbett gegangen ist, aber nur aus Pflicht. Da wäre mir "doch nicht" "obwohl sie ihn nicht liebte" oder ähnliches eingängiger.

Die Lautmelodie von dem Pladdern im Butterfaß ist sehr stark, gefällt mir ohne Ende.

wo einst Geranien rot erblühend standen,
verrotteten die dünnen Stengel, bald
"sieht man nur Stengel noch verrotten, bald" ist der Sinn für mich, das "noch" gehört da rein.

"log" hast du mit Stiel übersetzt. Ich denke aber, da ist gemeint, dass ein Klotz, ein Scheit im Herd7OFen springt und sie aufweckt aus dem stillen Sitzen am Totenlager, scheint mir auch insofern passend als die beschriebene "Sie" danach Holz holen geht. Du hast da Wood als Wald gelesen, aber ich glaube Holz holen ist da gemeint.

ist creeping- jinny vine wilder Wein? Ich kenn das Wort nicht, aber vom Sinn her wäre mir da Efeu geläufiger gewesen. Vine ist aber eher Pflanzenfaser / Kriecher, Wucherung.

Edna macht es uns nicht leicht, was?

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Ich Zeile 3 weiß ich nicht, ob der Unterschied so groß ist. Das hängt wohl vor allem davon ab, ob wir im Laufe des Zyklus noch mehr von ihm erfahren. Mein erster Gedanke war, daß es sich um einen Expartner handelt. Den Vater ihrer Kinder vielleicht. Aber es kann natürlich auch der eigene Vater oder Bruder sein. Da bist du mit deiner Lesart wohl auf der sicheren Seite.

In Zeile 5 ist die Satzstruktur etwas unübersichtlich. Vorne wie hinten nur Semikolon, da hatte hatte ich den Satzteil erstmal auf die zuvor angesprochenen Geranien bezogen. Vermutlich hast du aber auch hier Recht.

Wood=Holz: Das war wohl der leichtfertigste Fehler in diesem Text. Ich wollte die Stelle wohl übersetzen ohne den Text zuende zu lesen.

Richtig haarig wird es bei "creeping-jinny vine": Als zusammengesetzten Begriff habe ich es auch nicht gefunden und daher in seine Bestandteile zerlegt. Für "jinny" bieten aber auch umfangreichere Dix' nur "Dschin" an. Ich fand das gar nicht so abwegig, auch wenn das in der Deutschen Fassung etwas seltsam klingt.
Inzwischen bin ich aber zur Ansicht gekommen, daß die "creeping jenny" (Pfennigkraut) gemeint sein könnte. Das ist zwar keine Kletterpflanze, kat aber zumindest rankende Ausläufer, ähnlich wie etwa Lobelien.
Leider muß ich dafür auch die Traufe opfern; gemeint ist wohl die Stelle, wo das Tropfwasser aufkommt...

nicht leicht.... aber leicht könnte ja jeder.

Der Titel scheint mir noch etwas ungelek, wenn auch besser als eine wörtliche Übertragung "ungepfropfer Baum". Vielleicht muß man da noch etwas freier werden. Es scheint mir hier nicht um botanische Korrektheit zu gehen sondern um den Baum als Metapher für den kranken Mann.
Vielleicht

"Sonette von einem urwüchsigen Baum"

?


LG ZaunköniG


1

Nun kam sie wieder in sein Haus, sodaß
sie bei ihm blieb, bis er dem Tod erlegen,
doch liebte sie ihn nicht. Der Winterregen
zerpladderte das bunte Butterfass;
wo einst Geranien rot erblühend standen,
verrottet noch ein letzter Strunk. Verkohlt
knackt da ein dürrer Scheit. Sie geht und holt
noch Holz; die Beine rasch
die Stufen fanden
dort zwischen Haus und Stall; Sie sah durchnässt
wie sich das Pfennigkraut zerzausen lässt,
vor- und zurückgeweht, matt und
zerschlagen
(Und wie sich ein Beschürzter fröhlich mühte,
die Ärmel hochschob in den Frühlingstagen,
der säte, und schon sah die ferne Blüte).
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo zaunkönig,

den unveredelten Baum fand ich nicht so schlecht, urwüchsig hat mE zuviel Kraft im Ausdruck. Naturbelassen könnte ich mir auch noch vorstellen, trotz des Anflugs ökö-müsli.

Im Sonett ist nun alles am Platz, die Stelle hier wirkt auf mich ungelenk" "die Beine rasch die Stufen fanden" vielleicht findet sich da noch was.

Mit dem Beschürzter bin ich auch noch nicht recht glücklich, ich hätte da gern - auch wenns das Original so nicht hergibt" etwas wie "LEderschurz oder lederbeschurzt".
Den letzten Satz würde ich groß beginngen Er säte mit den Blick auf ferne Blüte"

Ich meine mich zu erinnern, dass da mehr Sonette sich mit der Beziehung des PAars auseinandersetzen, müsste aber erst gucken. Sozusagen ein Thema-Kranz.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Hallo Sneaky,

Beim unveredelten Baum stört mich vor allem die verneinende Vorsilbe.
Die steht zwar auch im Original, aber ich denke eine gute Beschreibung zielt nicht auf das was er nicht ist.

In den Schlußzeilen geht es wohl um eine Rückblende, wie der kranke Mann früher im Garten arbeitete. Deine Schlußzeile gefällt mir ganz gut, möchte aber den Anschluß an die vorige Zeile erhalten
Vielleicht geht es so:

(Und wie er sich mit Schürze fröhlich mühte,
die Ärmel hochschob in den Frühlingstagen,
und säte mit dem Blick auf ferne Blüte).

Zitat:Ich meine mich zu erinnern, dass da mehr Sonette sich mit der Beziehung des PAars auseinandersetzen, müsste aber erst gucken. Sozusagen ein Thema-Kranz.
Soweit kommen wir vielleicht noch. Ich habe die nächsten beiden schon in Arbeit: Dort wird zunächst die Brennholz-Metapher weiter ausgeführt.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Das 12. Sonett hat mich angeregt, mal der Reihenfolge nachzuspüren.


Sie kehrte wieder, wachte dort am Bett,
bis er verstarb. Liebe fühlte sie nicht.
Der Winterregen fiel und plitschte fett
ins bunte Butterfass. Dort wuchsen dicht
Geranien in Rot in andren Tagen,
Nun moderten nur Stängel noch heraus,
Ein Scheit sprang, sie lief, Holz hereinzutragen
kein Kopftuch, die paar Schritte aus dem Haus

bis hin zum Schopf an dem der nasse Trauf
im Wind verklapperte, sah Unkraut ranken
bis unters Dach. Dann riss sie der Verlauf
der Bilder fort ( da säte in Gedanken
mit Schurzfell einer, Ärmel hochgeschlagen
und träumte sich das ferne Blütentragen).
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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