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Das Spiel
#1
Das Spiel (Carpe diem)

Es stellt sich nur als Spiel uns dar das Leben.
Die Regeln sind teils streng, teils minder strenge.
Sie führen in die Weite, in die Enge,
und niemand weiß, was wird es morgen geben.

Du denkst, dein Plan wird dich zenitwärts heben,
wähnst ewig deiner Liebe Herzensklänge.
Doch wird im Wechselfall der Regelzwänge
dein Spiel stets zwischen Sieg und Abgrund schweben.

Dein Einsatz, Freund, ist groß. Wird er sich lohnen?
Das Spiel nahm seinen Lauf, du wirst bestehen,
wie es bestanden Spieler in Äonen.

Drum pflück den Tag, bevor er mag vergehen,
solang du spielend kannst dein Feld bewohnen!
Nur dem, der’s glaubt, winkt einst ein Wiedersehen.
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#2
Hallo Francesco,

Du hast dich für das strengste Reimschema abba-abba-cdcdcd entschieden, und verwendest durchgängig 5-hebigen Jambus mit weiblicher Endung. Wenn es nur eine Fingerübung war ob du der Sonettform gerecht wirst, hast du die Aufgabe bestanden.


Inhaltlich kann es mich dagegen nicht überzeugen.

Zunächst einmal ist mir das Thema zu allgemein gehalten, aber das ist wohl eine Geschmacksfrage.
Du scheinst aber auch selbst keine Position einzunehmen, sondern schwankst zwischen, Kampf und Fatalismus.
Wie groß ist denn der Einsatz, wenn das Leben selbst nur ein Spiel ist? Man geht doch mit leeren Händen hinein!
Du suggerierst mit dieser Aussage ein großes Risiko ohne es klar zu benennen, widersprichst dem aber sofort wieder, da das Spiel anscheinend jeder besteht.
Die Schlußzeile läßt an Reinkarnation denken -Meinetwegen, aber warum hängt die Wiederkehr davon ab, ob man auch an sie glaubt? Buddismus und Hinduismus, als die beiden großen Religionen die an Wiedergeburt glauben machen es nicht davon abhängig, sondern sehen als Ziel sogar, durch rechten Lebenswandel diesem Kreislauf zu entkommen.
Nichts gegen Privatmythologien, aber wenn du hier ein anderes Konzept vertrittst, fehlt hier jeder Hinweis darauf.

Liebe Grüße

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo ZaunköniG,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Stellungnahme zu meinem Text.
Dass er inhaltlich manchen Leser nicht überzeugen würde, war mir klar.
Die Feststellung, dass der Text keine Position bezieht, sondern zwischen Kampf und Fatalismus schwankt, trifft durchaus zu. Allein, so ist er gemeint.
Es sind die Beobachtungen eines Menschen, der an Positionspapiere nicht glauben mag, der vielmehr sieht, wie der Mensch vom Leben, seinem Fatum, hin- und hergeworfen, fatalisiert, ein Schwankender wird.
Ein Spiel (wessen mit wem?) - ein "Spiel" ist nicht nur Skat, Fußball oder (andere) Kriege. Aber das alles k a n n man natürlich auch ganz anders sehen.

Überrascht hat mich, dass der letzte Vers
"Nur dem, der’s glaubt, winkt einst ein Wiedersehen"
an fernöstliche Reinkarnation denken lässt. Die Gedankenwelt des Buddhismus und seine Vorstellung vom Ziel des Lebens, sind mir bekannt.
Sie sind mir seit je sympathischer gewesen als die der uns vertrauten Monotheismen und es würde mir niemals einfallen, sie in irgendeiner Weise zu ironisieren. Dazu laden christliche und islamische Vorstellungen (mich) bei weitem eher ein. In diesem Sinne war der letzte Vers gemeint.
Aber ich gebe gerne zu: Wenn ein Text missverstanden werden kann, hat der Schreiber unbedingt noch an sich zu arbeiten.

Liebe Grüße

Francesco
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#4
Hallo Francesco,

Wenn diese Unbestimmtheit beabsichtigt ist, hast Du natürlich alles richtig gemacht, auch wenn du damit nicht jeden erreichst.

Zum Mißverständnis der Schlußzeile.
Ja, es gibt auch die monotheistische Vorstellung vom Wiedersehen im Jenseits, da im vorigen Text aber kaum zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert wurden habe ich das Wiedersehen auf diese Welt bezogen als ein Wiedersehen in der nächsten Partie des Spiels.

Gruß

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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