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P. B. Shelley: Ozymandiaz
#1
GB 
Ozymandias / Shelley

I met a traveler from an antique land
Who said: Two vast and trunkless legs of stone
Stand in the desert. Near them, on the sand,
Half sunk, a shattered visage lies, whose frown,
And wrinkled lip, and sneer of cold command,
Tell that its sculptor well those passions read,
Which yet survive, stamped on these lifeless things,
The hand that mocked them, and the heart that fed,
And on the pedestal these words appear:
"My name is Ozymandias, King of Kings:
Look upon my works, ye Mighty, and despair!"
Nothing beside remains. Round the decay
Of that colossal wreck, boundless and bare
The lone and level sands stretch far away.


Ein Wanderer aus einem fernen Land
erzählte mir „Zwei Schenkel noch aus Stein
stehn in der Wüste, nahebei im Sand,
sinkt ein Gesicht mit Zornesfalten ein,
mit Lippen, die Befehlston nur gekannt.
Die Bosheit hat der Steinmetz gut gebannt
in dieses Standbild, es verrät noch immer
sein falschen Herz, die eisenharten Hand.
Im Sockel scheint auf in goldenem Schimmer,
„Ozymandias bin ich, Herrscher im Land,
ihr Mächtigen alle, seht meine Größe.
Mehr blieb nicht, doch die zerborstenen Teile
der Stele belagert in einsamer Blöße,
geebneter Sand noch , Meile um Meile.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Überarbeitet

Ein Reisender aus altem Reich berichtet:
Zwei Riesenschenkel ohne Rumpf, aus Stein
ragen aus Dünen auf und halbvernichtet
sinkt dicht daneben eine Fratze ein.
Auf Hochmut und Befehlston ausgerichtet,
hat sie der Bildhauer in Stein gefasst,
der tot von Zügellosigkeiten zeugt,
von harter Hand und einem Herz das prasst.
Im Sockel liest man: Ozymandias,
Herr ganz Ägyptens! All ihr Fürsten beugt
euch und verzweifelt. Und nicht mehr als das
sieht man dort noch. Rings um den Trümmerbruch
der Riesenstele dehnt sich ohne Maß
die Ebene aus Sand als weites Tuch.
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#3
Hallo Sneaky,

inhaltlich bist du ein Stück vorangekommen. Gut zB daß du die eisenharte Hand rausgenommen hast.
Aber rythmisch könnte es noch etwas flüssiger werden.
Mein Vorschlag:

Zwei Riesenschenkel ohne Rumpf, aus Stein
aus Wüstendünen ragen, halbvernichtet
sinkt dicht daneben eine Fratze ein.
Auf Hochmut und Befehlston ausgerichtet,
hat sie der Bildhauer in Stein gefasst,
der tot von Zügellosigkeiten zeugt,
von harter Hand und einem Herz das prasst.
Im Sockel liest man: Ozymandias,
Fürst der Fürsten! Ihr Monarchen beugt
euch und verzweifelt. Und nicht mehr als das
sieht man dort noch. Rings um den Trümmerbruch
der Riesenstele dehnt sich ohne Maß,
die Ebene voll Sand als weites Tuch.


Vielleicht hast du noch eine bessere Lösung, aber an den Stellen hat es in meinem Ohr etwas geholpert.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,

ja, ist eine alte Macke bei mir. Betont unbetont unbetont ab Zeilenanfang. Wüstendünen hab ich mal gehabt, wollts aber nicht, weil das ein schwarzer Rappe ist. Und Fürst der Fürsten, wäre gut,aber dann muss was kleineres als Monarchen
folgen.

Den Schlusssatz nehm ich gleich ins Gedicht mit, der passt genau.

Danke erstmal

Sneaky
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#5
Hallo Sneaky,

Dünen gibt es nicht nur in der Wüste, sondern zum Beispiel auch am Strand, oder Wanderdünen, die auch in grüne Regionen vordringen. Aber ich will hier keine Haare spalten. Da gibt es sicher noch anere Möglichkeiten die zwei Silben aufzufüllen.

Monarchen zu stark? Ok, wörtlich sind es die Mächtigen. Er meint wohl die Könige anderer Länder, aber erkennt sie nicht als Herrscher an. Quasi als Kaiser über den Königen und Fürsten. Semantisch kömmen wir da vermutlich nicht weiter, weil König, Fürst, Monarch letztlich (semantisch) das selbe bedeutet. Wie wäre "Regenten"?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hier meine Version von 2013:

Percy Bysshe Shelley

Ozymandias

Ein Abenteu’rer kam aus fernem Land
Und sprach: ich sah zwei Beine ohne Rumpf
Zerstört dort steh’n … und neben dran im Sand,
Versunken, ein Gesicht, verfroren-stumpf,
Verkniff’ne Lippen, kältester Verstand:
Vom Künstler herrlich aus dem Stein geholt,
Lebend’ge Leidenschaft, im Tod noch wahr,
Von einem, der missachtet und belohnt.
Und auf dem Sockelstein liest man gewagt:
'Ich bin Ozymandias, Schah-in-Schah,
Schaut auf mein Werk, Ihr Mächt’gen, und verzagt!'
Nichts blieb besteh’n bei diesem Untergang,
Nur kolossale Trümmer, um die jagt
Der Sand im Wind und streicht daran entlang.


Gruß

Josef
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#7
Hallo Josef,

Ich habe nochmal etwas recherchiert.

Wie ihr sicher selbst wisst ist Ozymandiaz der Thronname von Ramses II.
"Kings of Kings" ist vermutlich eine irreführende Übersetzung von "Neb-chau", was soviel bedeutet wie "Herr der Kronen" und nur ausdrücken sollte, dass er Herrscher von Ober- und Unterägypten war. Keineswegs hat er sich damit zum Weltherrscher aufgeschwungen wie es später Alexander oder Cäsar taten. Zumindest sagt es der Titel so nicht aus.

Aber das nur als Fussnote. Als Übersetzer sind wir nicht der historischen Wahrheit verpflichtet sondern der Textvorlage.
Schahinschah halte ich für keine gute Lösung, da die Bezeichnung auf persische oder kleinasiatische Herrscher verweist. Hier gehen eigentlich nur deutsche bzw. eingedeutschte oder ägyptische Begriffe.

Ansonsten frage ich mich wie "kalter Verstand" mit "lebendiger Leidenschaft" zusammengeht.

Die Grammatik ist an manchen Stellen etwas umständlich geraten, die Reime gefallen mir um so besser.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Hallo Zaunkönig,

interessante Info, das mit dem Herr der Kronen. Ich glaube das übernehme ich als "Herr ganz Ägyptens, all Ihr Fürsten beugt/" direkt in meinen Text.

Danke

Sneaky
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#9
Hallo Sneaky, Hallo ZaunköniG,

das sehe ich ganz anders als ihr. Tatsächlich ist mit dem englischen, etwas verballhornten, "Ozymandias" Ramses der Große (II.) gemeint. Shelley hat wohl die Überreste ägyptischer Großstatuen gesehen, die damals im Britischen Museum in London gezeigt wurden.
Es geht Shelley aber nicht speziell um diese historische Gestalt, sondern allgemein um das Vanitas-Motiv von der Vergeblichkeit von Macht und dauerndem Ruhm etc. Dafür ist Ramses nur ein Beispiel, das ja bezeichnenderweise in ein unbestimmtes (antique land ...) und zeitlich nicht definiertes Gebiet gesetzt wird. Der Thronname "Ozymandias" ist im Englischen wie im Deutschen nur Spezialisten der altägyptischen Geschichte bekannt, er steht hier m. E. nicht für Ramses konkret, sondern für alle Herrscher dieses Typus- Daher ist es konsequent, wenn sich dieser als "king of kings" bezeichnet.
Nun ist "king of kings" die Entsprechung von Schah-in-Schah, dem spezifisch persischen Königs- oder wenn man so will Kaisertitel. Nur die Perser haben ihre Herrscher so genannt. Im Deutschen sagen wir entsprechend "König der Könige".
Die Überordnung die Ozymandias damit vornimmt gehört zu seinem arroganten Anspruch. Sie kann nicht dadurch ausgedrückt werden, dass man ihn als Herrscher von Ober- und Unterägypten, oder von "ganz Ägypten", oder als "Herrscher der beiden Länder" oder als "Herrscher der Doppelkrone" (alles rituelle Bezeichnungen des Pharaonentums) bezeichnet, denn wie richtig gesagt, bezieht sich der Anspruch Ramses ausschließlich auf das Niltal. "Ozymandias" aber will mehr sein, nämlich der Größte! So hat wohl Shelley den Begriff vom King of Kings verstanden und eingesetzt. Da es sich um eine Figur der Alten Welt handelt, denke ich, ist es nicht zu spezifisch "persisch" ihn sich deshalb "Schah-in-Schah" nennen zu lassen.
(s. auch Horace Smith: Ozymandias)

Mit monarchistischem Gruß
Josef (der Große)
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#10
Hallo Josef,

Nicht nur die Pharaonen, auch Alexander der Große oder die römischen Kaiser und vermutlich die meisten antiken Herrscher sahen sich als Gottkönige, damit verbunden natürlich auch die Ordnung der Welt unter eigener Herrschaft sicherzustellen. Es stimmt schon, dass Ramses hier austauschbar für diesen Herrschertyp steht, aber es waren doch vor allem die Pharaonen, von denen damals die größte Faszination ausging, weil in Ägypten seinerzeit die großen Entdeckungen (und Beutezüge) gemacht wurden.
Ein ähnliches Selbstverständnis hatten auch die Kaiser von China oder Japan und die Herrscher der Inkas oder Azteken, doch waren die noch nicht an Shelleys Horizont erschienen. Ich würde die Begriffe (Herrschertitel) nicht einfach austauschen.

Meine Einlassung zur ägyptischen Historie (Neb-chau) ist nur eine Fussnote. Wie ich oben schon schrieb, sind wir als Übersetzer nicht der historischen Wahrheit verpflichtet, sondern unserer Vorlage. Was Ramses selbst dachte oder seine Zeitgenossen ist daher irrelevant für die Übersetzung, genauso was die Wissenschaft bis heute zutage gefördert hat. Für uns kann nur von Bedeutung sein, wie Shelley die Sache sah.
Das Vanitas-Motiv ist klar, aber hat er sich wirklich nur zufällig Ramses als Beispiel gewählt? Wir können ihn nicht mehr fragen.
"Ozymandias" mag als Name auch in England nicht so geläufig gewesen sein, aber der exotische Klang ist ja Teil der mythischen Überhöhung des Pharaos.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#11
Hallo Zaunkönig,

vergleiche meine Überlegungen zu Horace Smith Parallelgedicht. Auch er benutzt den Begriff "King of Kings", wenn er Ramses beschreibt. Also benutzt er wie Shelley einen "falschen" Titel?
Es ist zwar richtig, dass um 1800 Ägypten die am besten archäologisch erforschte alte Zivilisation war und daher auch als Paradigma hier herhalten muss - Mesopotamien und Persien wurden erst später mit europäischen und amerikanischen Spitzhacken traktiert, allerdings war der Mythos vom Persischen Weltreich doch sehr lebendig, weil er durch die Eroberung Alexanders wichtig geblieben ist. Deshalb benutzen beide Dichter wohl diesen Titel. Er ist einfach Ausdruck dafür, dass ein Herrscher ganz oben über allen anderen steht. Der Makedone Alexander war der erste "Wessie" der den Orient unterwirft. Damit konnte sich das beginnende 19. Jhdt. gut identifizieren, schließlich setzt es auch an, die islamisch-orientalische Welt zu unterwerfen. Einerseits ist man von den alten Kulturen beeindruckt, andererseits fühlt man sich ihnen überlegen und rätselt über ihr Verschwinden. Wir es einem einmal ebenso ergehen? Smith wirft diese Frage hellsichtig auf.
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#12
Nein, als Gottkönig ist der Pharao auch König der Könige. Das ist nicht das Problem. Ich fand nur den Begriff Schah-in-Schah unpassend weil er aus einem anderen Kulturraum stammt. Beide, Shelley und Smith, schrieben "King of Kings" und haben eben nicht die Eigenbezeichnung persischer Herrscher verwendet.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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