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Antonio Machado: El Viajero
#2
Und dann reiche ich doch die Terzinen-Version noch nach....



Globetrotter


Nun sehn wir ihn in unsrer dunklen Stube Mitte:
Den lieben Bruder aus den Kindheitsträumen, jenen
den wir in fremde Länder lenken sahn die Schritte.

Versilbert schimmern seine Schläfen und die Strähnen
über der schmalen Stirn; in rastlos kühlen Blicken
kann man vielleicht die weit schweifende Seele wähnen.

Der Herbst kommt in den Park, die Blätter fort zu schicken,
die falben, welken. Hinter nassen Scheiben waren
die Wahrheiten zu sehen, die uns nun zunicken.

Da huscht ein Glanz durch sein Gesicht. Lässt er nun fahren
den Kummer, den das abendliche Licht verklärt?
Drängts ihn zu neuem Leben in den nächsten Jahren?

Betrauert er die Jugend? Sie ist längst verzehrt;
Die arme Wölfin tot - und wird nicht auferstehen.
Ob er noch immer ihren Klageliedern wehrt?

Gilt einem Land sein Lächeln, das er nie gesehen?
Sieht er sein Schiff die aufgewühlten Wellen spalten,
dem guter Wind und Sonnenlicht die Segel blähen?

Er sah die Blätter in den herbstlichen Gewalten,
wie sich im Wind der Eukalyptuszweig zerschlägt
und wie die Rosen neue Blütenpracht entfalten.

Und dieser traurige, sein scheuer Schmerz erträgt
die Tränen nicht, dass er sich hier für uns ermannt,
was seinem Antlitz einen blassen Zug aufprägt.

Ein stattliches Portrait schaut auf uns von der Wand.
Wir schweifen ab. Die heimische Tristesse ringsum
zertickt die alte Standuhr und wir werden stumm.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
Antonio Machado: El Viajero - von ZaunköniG - 15.11.2014, 09:54
RE: Antonio Machado: El Viajero - von ZaunköniG - 18.11.2014, 10:33
RE: Antonio Machado: El Viajero - von Sneaky - 24.11.2014, 14:12

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