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Mathilde Blind: The Passing Year
#1
GB 
Mathilde Blind
1841-1896 Großbritannien


The Passing Year

No breath of wind stirs in the painted leaves,
The meadows are as stirless as the sky,
Like a Saint's halo golden vapours lie
Above the restful valley's garnered sheaves.
The journeying Sun, like one who fondly grieves,
Above the hills seems loitering with a sigh,
As loth to bid the fruitful earth good-bye,
On these hushed hours of luminous autumn eves.
There is a pathos in his softening glow,
Which like a benediction seems to hover
O'er the tranced earth, ere he must sink below
And leave her widowed of her radiant Lover,
A frost-bound sleeper in a shroud of snow,
While winter winds howl a wild dirge above her.



Das scheidende Jahr


Kein Windhauch rührt im Laub, das glüht von Farben.
Dem Himmel und der Au ist Ruh befohlen
und goldner Nebel liegt wie Aureolen
über dem Talgrund und gehäuften Garben.

Helios wandert, wie von Trauer wund
über die Hügel und ein Stöhnen, hohl,
entflieht ihm als ein zögernd Lebewohl
im Herbst zu dieser letzten lichten Stund.

Da ist ein Pathos, das sich strahlend zeigt,
das, wie als Segnung mild herüber scheint,
solange, bis er summend niedersteigt.

Er lässt verwitwet seine Liebste nun allein,
schläft unterm Leichentuch von Schnee. Er schweigt.
Nur Winterwind stimmt in die Klagen ein.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das ist ein sehr schönes Stück und stark übertragen, auch wenn du mir mit dem Trauer wund / hohlen Stöhnen ein Stück zu weit ins Negative abdriftest. Im Original ist das leicht elegisch beschrieben, dine Fassung ist etwas düsterer, als ichs im Original herauslese.

"O'er the tranced earth, ere he must sing below "
Ist das "sing" tatsächlich zutreffend? Ich halts für einen Übertragungsfehler, es gibt nur Sinn, wenn es "sink" heißt. Der schöne Gegensatz: über der verzauberten Erde, bis er unter sie sinken muss" ist völlig verschwunden, wenn er unter der Erde singen müsste.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Das "sing" ist zumindest meinerseits richtig übertragen. Allerdings gibt es, wenn man etwas recherchiert, verschiedene Versionen im Netz. Eine Printversion habe ich leider nicht von diesem Sonett, aber deine Argumentation hat etwas für sich. Ich ändere es oben.

Für meine Version ändert das wohl nicht viel, da "summend niedersteigt" sowohl das singen wie auch das sinken enthält.

Das Hohle Stöhnen klingt in der Tat ein wenig gespenstisch, aber auf Seufzen gibt es so schrecklich wenige Reime...

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
"aber auf Seufzen gibt es so schrecklich wenige Reime"

Frei nach Uhland: Der wackre Schwabe forcht sich nit
ging seine Reime Schritt vor Schritt Smile

Kein Lüftchen regt auch nur ein buntes Blatt;
Im stillem Blau, auf stillen Wiesen glänzt
ein Hauch von einem Glorienschein und kränzt
des Talgrunds reife Garbenfülle satt.
Die Sonne steht schon tief, als ob ein Leid
sie über reichen Hügeln seufzen ließe,
als ob sie diesen Gang beschwerlich hieße,
in ihrem Herbst der sachten Endlichkeit.

Ein Hauch von Selbstmitleid in ihrem Licht
deckt wie ein Segenswunsch das stumme Land,
bevor es überm Horizont erlischt
und Gäa trauern lässt im Witwenstand,
am Grab das allzubald der Schnee verwischt,
wenn rauh der Winter über ihr einbricht.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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