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Walter Savage Landor: Dirce
#1
GB 
Walter Savage Landor
1775 - 1864


Dirce

Stand close around, ye Stygian set,
With Dirce in one boat conveyed!
Or Charon, seeing, may forget
That he is old and she a shade.

(from: Gebir,Count Julian, and other Poems, 1831)


Walter Savage Landor
Dirke

Ü: Josef Riga

So haltet Dirke fest umkreist,
Im Boot, das jetzt den Styx durchmisst,
Weil sonst der Fährmann nicht begreift,
Dass er alt - sie nur Schatten ist.


Dirke, ein ganz böses antikes Luder, wurde von ihren erzürnten Kindern verdienter weise zu Tode gebracht. Ihre Schandtaten waren so schlimm, dass sie selbst dem Fährmann zur Unterwelt, Charon, zu Ohren gekommen sein müssen, den dieser ist so aufgebracht, dass er Dirke angreifen würde, wenn er sie in seinem Nachen erblicken würde. Er würde glatt vergessen, dass sie ja tot ist und damit nicht mehr angreifbar. In der griechischen Vorstellung sind die Toten ja kraftlose Schatten, denen nichts mehr angetan werden kann und muss, weil es den Begriff von Reue und Läuterung im christlichen Sinne nicht gibt. Aber Dirkes Missetaten sind so legendär, dass man das vergessen könnte. Wie würden wir reagieren, wenn wir plötzlich einem (tot geglaubten) Schwerverbrecher gegenüber ständen?
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#2
Hallo Josef,

Eine Fußnote, um ein vielfaches länger als das Gedicht...
Landor konnte wohl andere Bildungsinhalte bei seinen Lesern voraussetzen.

In der Schlusszeile liegt der Sinnakzent auf "alt" und auf "Schatten", was dem Jambus des Originals diametral entgegenläuft.
Eine saubere Lösung fällt mir hier auch nicht ein. Aber ich würde einen zusätzlichen Versfuß eher durchgehen lassen als einen so abrupten Rythmuswechsel. Eine Betonung auf "er" will mir auch bei mehrmaligem Lesen nicht gelingen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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