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Ein Sonettenkranz
#1
Ein Sonettenkranz
Tönende Weisen, der Liebe gesungen,
Blüten, zum Kranze harmonisch verschlungen.



I.

Wenn sich ein Herz dem Herzen engverbunden,
Welch hohes Glück! In Himmelsregionen,
Ins Paradies, wo ew'ge Götter thronen,
Hebt Liebe den empor zu süßen Stunden,

Der ihre Macht in tiefster Brust empfunden.
Aus Wunderblüten luft'ger Illusionen,
Lichtglanzerfüllt, die herrlichste der Kronen
Wird ihm ums Haupt von Feenhand gewunden.

Er träumt von Glück, von Wonne, nicht zu schildern,
Träumt, daß ihn sanft der weiche Arm umschlinge
Der Liebsten, die ihm liebevoll ergeben.

Gefesselt hält er sie mit gold'nem Ringe,
Er träumt's, und in des Traumes holden Bildern
Gewinnet höhern, neuen Wert das Leben.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Gewinnet höhern, neuen Wert das Leben
In Phantasieen nur des Traumes immer?!
Ich hör's und staune d'rob und glaub' es nimmer;
All unser Glück, all unser frohes Streben

Der Nichtigkeit wär's dann ja hingegeben! -
Fürwahr, das war nicht eitlen Traums Geflimmer,
Als wir uns sah'n und lichter Seelen Schimmer
Durchs Auge blitzte bei des Herzens Beben.

Der Wange glühend heißes Übergießen
Wie fühl' ich's noch! Und wie, mir leise drückend
Die Hand, Du sprachst von Deinem reichen Leben,

Von Freud' und Leid, wie war's so herzbeglückend,
Ein Seelen sel'ges Ineinanderfließen,
Ein ziellos frommbefriedetes Ergeben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III.

Ein ziellos frommbefriedetes Ergeben,
Nicht lange Zeit vermocht' es zwar zu dauern;
Der Pflicht Bewußtsein weckt aus Wonneschauern
Den Geist. Nicht in die Lüfte sollt' er schweben,

Nicht über Weltgesetze weg sich heben;
Urmächte, die in Liebesgluten lauern,
Erzeugen oft auch schwertmutsvolles Trauern,
Indem sie uns mit Freude noch umweben.

Wir trennten uns, doch in der stillen Weise
Sympath'scher Kräfte eilten zu umranken -
Ob auch das Aug' dem Auge war entschwunden -

Mit haucheszarten Fäden uns Gedanken.
Und darum doppelt ich die Liebe preise:
Ein himmlisch Glück, dem Götterreich entwunden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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