Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Sarojini Naidu: AUTUMN SONG
#1
Indien 
Freut mich, daß die Gedichte von Sarojini Naidu hier Anklang finden.

Hier noch eine weitere Übersetzung von mir aus "The Golden Threshold"


AUTUMN SONG

Like a joy on the heart of a sorrow,
The sunset hangs on a cloud;
A golden storm of glittering sheaves,
Of fair and frail and fluttering leaves,
The wild wind blows in a cloud.

Hark to a voice that is calling
To my heart in the voice of the wind:
My heart is weary and sad and alone,
For its dreams like the fluttering leaves have gone,
And why should I stay behind?


Übersetzung:

Herbstlied

Wie Freude auf dem Herzen voll Sorge,
Liegt der Sonnenaufgang auf der Wolke;
Voll glitzernder Garben ein goldenes Brausen,
Voll schöner, gebrechlicher Blätter ein Sausen,
Bläst der wilde Wind in die Wolke.

Horch auf die Stimme, die mein Herz
Anruft aus dem Blättertreiben:
Mein Herz ist traurig, einsam und schwach,
Seine Träume den flatternden Blättern nach,
Und warum sollte ich bleiben?
Zitieren
#2
Hallo Lomano,

hier haben sich ein paar Kleinigkeiten eingeschlichen, die ich im Original so nicht finde:

sunset ist doch der Sonnenuntergang, du hast mit Sonnenaufgang übertragen?

Der "wilde Wind" der letzten Zeile in S 1 bläst mMn die Blätter nicht "in die Wolke" sondern bläst sie "zur Wolke" nicht im Sinne von Richtung sondern er macht eine Wolke aus den Blättern. Gebrechlich für Blätter klingt ungewohnt. Ich denke "welk" ist hier gemeint, also wäre "welkender/welker" gebräuchlicher zu lesen.

"Mein Herz ist traurig, einsam und schwach,
Seine Träume den flatternden Blättern nach"
hier fehlt in Zeile 2 sowas wie "Fort" seine Träume fort, den flatternden Blätter nach.

Der "Schreibstil" der Dichterin ist sehr schön, den Ausdruck "poetisch" nehme ich nicht so schnell in den Mund aber bei dieser Schriftstellerin passt er.

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#3
Ja, gebrechlich finde ich hier auch unpassend: Besser zerbrechlich oder fragil. Beides verstehe ich positiv im Sinne von zart, während gebrechlich eher krank bedeutet oder hinfällig.

Die erste Zeile scheint mir als Redewendung korrekt übersetzt. Aber ich würde hier dennoch näher am Wortlaut bleiben:

Wie ein Glück auf dem Herzen der Sorge", also die Sorge selbst bis ins Innerste zu beglücken scheint mir noch kraftvoller zu sein.


Gruß

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#4
Stimmt, sunset heißt Sonnenuntergang, das war ein Schnitzer von mir.
Man könnte auch sagen "das Abendrot", dann würde es metrisch passen.
"Gebrechlich" ist zwar ungewohnt bei Blättern, aber meiner Meinung nach durchaus vertretbar - im Sinne von "kurz vor dem Verfall / Zerfall stehend"

"Mein Herz ist traurig, einsam und schwach,
Seine Träume den flatternden Blättern nach"
Hier muss man natürlich das "sind", das nicht gesagt wird, im zweiten Vers mitdenken. Finde ich aber auch vertretbar.

Ich habe das hier
"A golden storm of glittering sheaves,
Of fair and frail and fluttering leaves,
The wild wind blows in a cloud."
so verstanden, daß durch die die oberen Verse der Wind qualifiziert wird. In dem Sinne "als ein Sturm [...] bläst der Wind in die Wolke", wobei ich Wolke tatsächlich im Sinne einer Wolke am Himmel verstehe... Daß hier eine "Blätterwolke" gemeint sein soll, leuchtet mir nicht ein.

"Wie das/ein Glück auf dem Herzen der Sorge" finde ich eine schöne Verbesserung.

Viele Grüße
Lomano
Zitieren
#5
Hallo Lomano,

dann müsste es aber "into" sein, nicht "in". Das Bild selbst ist doch, dass der Wind die Blätter aufwirbelt, vom Boden aufstieben lässt. Dass der Wind die Blätter "zielgerichtet" in eine beliebige Wolke blasen soll, es heißt ja "a cloud" und nicht "the cloud" sehe ich als schwer vorstellbar. Immerhin ist keine Wolke exakt spezifiziert, sondern es heißt vergleichend "wie eine Freude an dem HErz einer Sorge hängt der Sonnenuntergang an einer Wolke"

Grüße

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#6
Das Gedicht wirft die Frage auf, wie man am besten Verse übersetzt, bei denen in fast jeder Zeile sich das Metrum ändert. Ich finde es vertretbar, den Gesetzmäßigkeiten der eigenen Sprache in diesem Fall stärker zu folgen als der Vorlage des Englischen, um eine "natürliche" Abfolge von Hebungen/Senkungen zu erhalten. Nur da wo das Gedicht auf das Mittel der verstärkenden Wiederholung des gleichen Versaufbaus setzt, also hier etwa Verse drei und vier, würde ich auch in der Übertragung den gleichen Rhythmus wählen. Aber das hast du ja gemacht. Insofern finde ich, ist es eine gute Übersetzung (mit dem Textinhalt habe ich mich nicht im Detail auseinandergesetzt).

Gruß
Josef
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: