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Vom Traum getragen
#1
Vom Traum getragen


Ihr feuerrotes Kleid, es wogt im Abendwind.
Noch strahlt am Horizont ihr goldnes Lichtcollier.
Gedanken atmen tief die Glut der offnen See.
Ein Schiff legt ab, an Bord nur die, die Träumer sind.

Und wieder nimmt die Flut sie auf die Reise mit.
Nun funkeln Sterne bildgewaltig überm Meer,
Der volle Mond begleitet sie von achtern her.
Matrosen spinnen Seemannsgarn vom Nixenritt

Im Wogenschaum und Riesentieren, die sie jagen.
Chaotisch tost der Wellenschlag, der Rumpf und Bug
Hinauf aufs Deck versprüht. Der Kapitän, er kennt kein Zagen.

Am Steuer kann nur sein, wer auch den Sturm ertrug.
Ein Boot, von Traum und Mond zum neuen Tag getragen,
Lag längst vor Anker, ehe hell die Glocke schlug.


© Friedrich
Wonach immer du im Leben suchst - du findest es in dir.
Melos Merulae - Friedrich
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#2
Hallo Friedrich,


Die Grundidee des Textes gefällt mir, aber die Leerformeln von "Gefühle" und "Träumer" sind mir zu allgemein gehalten. Was ist es denn für ein Gefühl?
Und welche Bilder entstehen das "bildgewaltig" in den Sternen. Durch diese Leerformeln ist der ganze Text nur so gut wie die Phantasie des Lesers. Die Terzinen gefallen mir besser.

In der Schlusszeile hast du ein Zeitenproblem.
Wenn du schon die grammatische Zeit wechselst, dann muss doch das ankern in die Vergangenheit:

es ankerte, noch ehe...


Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo ZaunköniG,

vielleicht zum nähernen Verständnis: Das Sonett ist einem Paar gewidmet, das einen langen gemeinsamen Lebensweg hinter sich hat und so wie ich, auch eine starke Affintät zum Meer besitzen. Ursprünglich als Lied konzipiert, habe ich mich dann doch für ein Sonett entschieden. Auch wenn das Wort "Traum" schon abgegriffen ist, war es mir wichtig, es zu verwenden, weil es neben seiner vordergründigen Bedeutungsinhalte, doch auch tiefere Facetten birgt.
Die offensichtliche "Unzeitigkeit" in der Schlusszeile berüht eine solche Facette und wurde von mir als Stilmittel eingesetzt. Du hast es chamrmant mit "Zeitproblem" umschrieben - tatsächlich wäre es ein krasser Fehler. Mich würde interessieren, ob es "zu" störend ist, die Stelle zu belassen oder ob sie als ein Hinausweisen in eine andere Dimension belassen werden kann. Nämlich im Sinn, den Leser zwar zu irritieren ("aufzuwecken"), aber ihn nicht gänzlich zu verstören.

Wie ausgeführt weist meiner Intention folgend auch das Wort "Träumer" (V4) über den landläufig besezten Bedeutungsinhalt hinaus. Beim Wort "Gefühle" (V3) war mir das dünne Terrain bewusst, doch ein feuriger Sonnenuntergang am Meer mag die unterschiedlichsten Emiotionen auslösen. So bleibt es für jeden offen.

Mit "bildgwaltig" (V6) sind die Sternbilder umschrieben. Findest du dieses Wort resp. das Bild zu abegriffen?

Mir ist die Verantwortung gegenüber dem Leser wohl bewusst, darum weiß ich auch deine punktgenauen und treffsicheren Analysen sehr zu schätzen. Die Frage, die sich mir immer mehr stellt, wie schmal darf der Grat sein, auf den ich den Leser führe? Darum ist mir deine Rückmeldung so wichtig und ich bin immer dafür offen, Änderungen vorzunehmen, wenn sie der Verständlichkeit dienen.

In diesem Sinne
LG Friedrich
Wonach immer du im Leben suchst - du findest es in dir.
Melos Merulae - Friedrich
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#4
Hallo Friedrich,

Wie es bei Widmungsgedichten eben so ist, genügen unter Bekannten oft kleine Hinweise, Stichworte um sehr viel auszudrücken, was dem unbekannten Leser verborgen bleibt. Da ist es immer schwierig ein Widmungsgedicht angemessen zu beurteilen.
in der Schlusszeile empfinde ich persönlich die Zeitverschiebung als sehr störend.
Es sieht für mich aus, wie auf dem Reim hingebogen - und dann noch in der Schlusszeile. Das geht eigentlich nicht.

Ich nehme dir ab, dass du das bewusst so gemacht hast, weil ich inzwischen genügend andere Sonette kenne von dir, aber dieser Kunstgriff funktioniert für mich nicht.

Liebe Grüße

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo ZaunköniG,

ich bin ja lernfähig - deine Eingriglichkeit kommt ja nicht von ungefähr. Ich habe die Schlusszeile jetzt sprachlich richtig "verzeitet". Außerdem habe ich kleine Entscärfungen vorgenommen (ich musste dabei auch auf das Akrostichon achten):

V14 statt:
"Längst ankert es, noch ehe hell die Glocke schlug."
jetzt
"Lag längst vor Anker, ehe hell die Glocke schlug"

V3 statt
""Gefühle atmen tief die Glut der offnen See."
jetzt
"Gedanken atmen tief die Glut der offnen See."

V6 statt
"Nur Sterne funkeln bildgewaltig überm Meer,"
jetzt
"Nun funkeln Sterne bildgewaltig überm Meer,"

LG Friedrich
Wonach immer du im Leben suchst - du findest es in dir.
Melos Merulae - Friedrich
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