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William Wordsworth: The Green Linnet
#1
GB 
William Wordsworth
The Green Linnet

Beneath these fruit-tree boughs that shed
Their snow-white blossoms on my head,
With brightest sunshine round me spread
Of spring's unclouded weather,
In this sequestered nook how sweet
To sit upon my orchard-seat!
And birds and flowers once more to greet,
My last year's friends together.

One have I marked, the happiest guest
In all this covert of the blest:
Hail to Thee, far above the rest
In joy of voice and pinion!
Thou Linnet! in thy green array,
Presiding Spirit here to-day,
Dost lead the revels of the May;
And this is thy dominion.

While birds, and butterflies, and flowers,
Make all one band of paramours,
Thou, ranging up and down the bowers,
Art sole in thy employement,
A Life, a Presence like the Air,
Scattering thy gladness without care,
Too blest with anyone to pair;
Thyself thy own enjoyment.

Amid yon tuft of hazel trees,
That twinkle to the gusty breeze,
Behold him perched in ecstasies,
Yet seeming still to hover;
There! where the flutter of his wings
Upon his back and body flings
Shadows and sunny glimmerings,
That cover him all over.

My dazzled sight he oft deceives,
A brother of the dancing leaves;
Then flits, and from the cottage-eaves
Pours forth his song in gushes;
As if by that exulting strain
He mocked and treated with disdain
The voiceless Form he chose to feign,
While fluttering in the bushes.


William Wordsworth
Der Grünfink
Ü: Josef Riga

Von einem Obstbaum, dicht belaubt,
Schwebt Blütenschnee mir weiß aufs Haupt,
Der wolkenlose Himmel schaut
Der Frühjahrssonne Flammen.
In gut verstecktem Winkel, süß,
Ruh' ich in meinem Gartensitz,
Auf dass ich Blum' und Vögel grüß',
Die Freunde all zusammen.

Doch einer ist der frohste Gast,
In dieser Runde ohne Last,
Den grüß' ich, dem hier alles passt:
Die vogellaute Freude!
Du Fink! der grünlich du changierst,
Dem heut'gen Tage präsidierst,
Am Maifest nun voran stolzierst,
Als König thronst du heute.

Wenn Vögel mit den Schmetterlingen
Sanft buhlend um die Blüten ringen,
Sich auf und ab in Ästen schwingen,
Bist du auf and'rem Zug:
Ein Leben schwereloser Glätte,
Zu Freuden ruft's an jeder Stätte,
Zu froh, dass es Gefährten hätte -
Du bist dir selbst genug.

Im Blütenstaub von Haselnüssen,
Noch glitzernd von den frischen Güssen,
Seh ich ihn trunken von Genüssen,
Wie schwebend, unbewegt.
Dann aber flattern seine Schwingen
Und über Bauch und Rücken dringen
Die Schatten samt den Sonnenringen,
Um's Federkleid gelegt.

Mein Blick, der oft geblendet, drang
Zu dem nicht, der auf Blättern sprang
Und flitzte, und vom Dach her sang,
Die Triller munter spritzend;
Als ob er, so sehr exaltiert,
Die stumm gewählte Form negiert
Und necken will und simuliert,
Zapplig im Buschwerk sitzend.
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#2
Hallo Josef,

das ist ja wieder ein anspruchsvolles Reimschema.

Das "staut" in Zeile 3 passt m.E. nicht wirklich.
Dass es kein sauberer Reim ist, stört noch am wenigsten, aber mit Sonne die sich staut verbinde ich eher eine unangenehm drückende Hitze, während sich ausbreitende Strahlen eher locker, leicht daherkommen und die Frühlingssonne , die durch die duftigen blühenden Obstbäume scheint viel stimmungsvoller in Szene setzen.

In der dritten Strophe scheint mir vor allen die Glätte ein sehr gesuchter Reim zu sein. Dass man bei solchen Nachdichungen nicht zu sehr am Wort kleben darf versteht sich, aber dieser Satz funktioniert bei mir nicht.

in Strophe 4 sind wohl die Wolken Blütenstaubs gemeint, die unter anderem von Haselbüschen ausgehen. Reimbedingt hast du von Nüssen geschrieben, aber hier die Früchte zu visualisieren finde ich ein ziemlich schräges Bild. Wenn keine passenden Reime auf "-Büsche" zu finden sind, würde ich eher auf Birken oder Erlen ausweichen oder einen anderen Baum, der ähnliche Pollenwolken abgibt.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Der Grünfink


Von diesen Kirsch- und Apfelzweigen,
sich weiße Blüten auf mich neigen.
Die Frühlingssonne will sich zeigen
vor wolkenloser Bläue.
Recht gut versteckt genieß ich lang
zu sitzen auf der Gartenbank.
und all den Vögeln gilt mein Dank,
dass sie mich so erfreuen.

Doch einer will sich froher regen
vor diesem heimeligen Segen.
Glück dir! der 's schafft mich zu bewegen.
Dein Lied ist keinem gleich.
Du Fink im grünlichen Gewand,
Dein Glück mach aller welt bekannt,
spaziere durch das Maien-Land,
denn dieses ist dein Reich.

Die Blumen, Schmetterlinge nur
zur Werbung bilden den Parcours.
Du streifst die fröhliche Natur
in deinem eignen Flug.
Der Luft gleicht deine Lebensart,
die alle Freuden um sich schart.
So feust du dich, auch unverpaart
und bist dir selbst genug.

Wo sich die Haselhecke bauscht
und glitzernd auf die Winde lauscht,
seh ich ihn, an sich selbst berauscht.
Er scheint dabei zu schweben.
Da will er seine Flügel strecken:
An seinem Bauch und Rücken decken
ihn Schattenspiel und Sonnenflecken
die seinen Leib umgeben.

mein Blick hält oft geblendet inne.
Der kleine Hüpfer täuscht die Sinne;
er huscht flugs auf die Regenrinne
und pfeift die Lieder frisch,
als ob er, der von hohem Blut
nun sanft verspottet jene Brut
die stimmlos leidenschaftlich tut
und flattert im Gebüsch.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Wenn Obstbaumzweige Blütenschnee
aufs Haupt mir streuen wo ich steh
im Sonnenschein der Welt und seh
wie nichts des Himmels Bläue
mit Grau bewölkt- Froh schenkt sich mir
nun Vogellaut und Blumenzier
des letzten Jahrs aufs Neue hier,
dass sich mein Herz erfreue.

Im Kreis des goldnen Sängerrunds
ist einer Herr des selg’en Bunds,
ihm gilt der Frohruf meines Munds,
dem Gast, des‘ Lied wie Schwingen,
am hellsten strahlen. Fink dein Grün
ist königlich, dein Schlag ruft kühn kühn
zu Maienfreuden alle hin,
und dort regiert dein Singen.

Wo Schmetterlings- und Schwingenglanz
ein Band der Liebe knüpft im Tanz
mit Blumennicken bleibst du ganz
allein in deinem Reigen,
ein Leben, lind wie Luft, das leicht,
nur Freude kennt, die keiner gleicht
sein Seligsein darin erreicht,
sich ganz allein zu zeigen.

Im Haselhain, der sacht sich neigt
zur Brise, die sich fröhlich zeigt,
Seht ihn, in seiner Fröhlichkeit,
tanzt er und scheint zu schweben,
Und jeder Schlag der Flügel weckt
ein Spiel mit Licht und Schatten, neckt
den Sucher, der ihn kaum entdeckt,
im frühlingsgrünen Leben.

Mein Auge trog er allezeit,
dem Tanz des Blattwerks gleicht sein Kleid
dann fliegt er auf, zum Dach und leiht,
sein frohes Lied den Winden,
als ob er mit dem Jubelklang
sich selbst verspottete der lang
im Astwerk vorgab ihm sei bang
zu bang, ein Lied zu finden.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
(12.12.2014, 12:45)ZaunköniG schrieb: Hallo Josef,

das ist ja wieder ein anspruchsvolles Reimschema.

Das "staut" in Zeile 3 passt m.E. nicht wirklich.
Dass es kein sauberer Reim ist, stört noch am wenigsten, aber mit Sonne die sich staut verbinde ich eher eine unangenehm drückende Hitze, während sich ausbreitende Strahlen eher locker, leicht daherkommen und die Frühlingssonne , die durch die duftigen blühenden Obstbäume scheint viel stimmungsvoller in Szene setzen.

In der dritten Strophe scheint mir vor allen die Glätte ein sehr gesuchter Reim zu sein. Dass man bei solchen Nachdichungen nicht zu sehr am Wort kleben darf versteht sich, aber dieser Satz funktioniert bei mir nicht.

in Strophe 4 sind wohl die Wolken Blütenstaubs gemeint, die unter anderem von Haselbüschen ausgehen. Reimbedingt hast du von Nüssen geschrieben, aber hier die Früchte zu visualisieren finde ich ein ziemlich schräges Bild. Wenn keine passenden Reime auf "-Büsche" zu finden sind, würde ich eher auf Birken oder Erlen ausweichen oder einen anderen Baum, der ähnliche Pollenwolken abgibt.

Gruß
ZaunköniG

Also "schaut" statt "staut", damit kann ich mich gerade noch abfinden. Obwohl es schwächer und banaler ist und die Situation durchaus die sein kann, dass einem die Frühjahrssonne von einem wolkenlosen Himmel ziemlich direkt aufs Hirn zielt. Aber sicher hast Du recht, dass das Bild bei Wordsworth unbedrückt und heiter sein soll.

Die "Glätte" ist in der Tat gesucht, und zwar, um die Unfassbarkeit und Unerreichbarkeit des Vogels für den Menschen zu unterstreichen. Er entschlüpft dem Betrachter und bleibt in seiner eigenen, unfassbaren Existenz. Das ist ein Stück meiner Interpretation des Textes und nicht verhandelbar. An dieser Stelle tritt das Gedicht m. E. aus der bloßen Naturbeschreibung heraus und beginnt den Vogel zu "interpretieren".

"Blust von Haselnüssen" ersetze ich durch "Blütenstaub von Haselnüssen". Erstens ist "Blust" ein bisschen sehr prätentiös (kennt kein Mensch!) und ich hoffe, dass mir der Pflanzenfachmann in Dir dann die massiven Nüsse in der Kombination mit dem Staub durchgehen lässt. Da es nicht gleichzeitig stauben und regnen kann, verstehe ich die geschilderte Nässe nach den Güssen auf den Vogel bezogen. Oder der Staub der Blüten ist bereits durch einen kleinen Schauer zusammengebacken worden. Sicher ein reizvolles Bild.

Die unterschiedlichen Übersetzungen von sneaky und ZaunköniG, vor allem des Schlusses zeigen, dass das auf den ersten Blick so "eingängige" Gedicht seine Tücken hat. Was ist mit "form" gemeint? Wer verspottet hier wen und warum? Ich denke, das ist nicht ganz eindeutig aus dem Text Wordsworths zu lesen und darf auch für Deutungen offenbleiben. Meine Interpretation geht dahin, dass im Betrachter ein Dissens aufgeht zwischen der bloßen Form des Finken und dem was seine Lebensweise bedeutet. Der Vogel legt sozusagen eine falsche Fährte für den Naturliebhaber; seine Existenz lockt den Menschen, ist aber nicht nachahmbar, nur in ihrer Schönheit zu bestaunen und zu ersehnen. In der Sehnsucht liegt bereits die Enttäuschung für den Menschen beschlossen. So verhöhnen auch die Vögel den Menschen gerade dann, wenn er glaubt, ihre "Botschaft" zu verstehen. (vgl. die Vögel, die den Helden Siegfried im Nibelungenlied warnen. er, als der besonders Begabte kann ihre Sprache plötzlich verstehen; sie warnen ihn vor seinem Tod, doch was nutzt es Jung-Siegfried?

Gruß
Josef
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#6
Hallo Josef,

Meine Anmerkung zu Strophe 4 bezieht sich auf deine Übersetzung mit dem seltenen "Blust". Im Original ist von Blüten überhaupt keine Rede, aber das nur am Rande. Auf die Grundaussage des Gedichts hat das wenig Einfluss.

Bei der Glätte hatte ich mich am konkreten Wort gestört, weniger an der Interpretation. Etwas mit flink oder entschlüpfend vielleicht auch unfassbar fände ich stimmiger.

in der Schlusszeile gebe ich dir Recht, die ist in der Tat sehr verschieden interpretierbar und so sehr sich die drei Versionen unterscheiden, vermag ich nicht zu sagen, welche nun besser ist. Im Grunde müsste man eine Formulierung finden, die es auch im Deutschen offen lässt, aber das ist wohl die Quadratur des Kreises.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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