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Borderline
#6
Hallo Eva,

Ein Gedicht über die Liebe muss nicht von einer bestimmten Person handeln. Es kann auch die sehnsucht sein irgendwann den/die Richtige/n zu finden, aber der Aspekt Zweisamkeit und sei es nur die gewünschte ist elementar. Ausserdem kannst du davon ausgehen, dass jeder Leser die Liebe schon am eigenen Leib erfahren hat. Da kann also jeder schon etwas mit dem Stichwort Liebe anfangen.
Du musst beim Borderline kein Frühkindliches Trauma oder eine seltene Gendisposition erläutern, aber die Überreaktion auf kleine Anlässe ist auch Symptom der Krankheit.
Es klingt, als wenn du von einem Mörder schreibst, dass er Menschen tötet. Das ist natürlich richtig und es gibt die Unterschiedlichsten Motive. Aber mal abgesehen davon, dass die meisten Menschen auch mit diesen Motiven nicht zum Mörder werden ist es eben auch eine Binse. Literarisch interessant ist, was macht einen Menschen zum Mörder oder wie ist diese Situation eskaliert.

Der beschränkte Raum im Gedicht ist die große Herausforderung nicht nur bei diesem Thema. Statt zu verallgemeinern, versuche ich eher das Typische und Wichtige vom Unwesentlichen zu trennen. Der Lyriker sollte meiner Meinung nach nicht der bessere Arzt oder Therapeut sein, aber ein guter Beobachter.
Wenn du siehst, wie sich zwei menschen unterhalten, dann siehst du oft, auch ohne ein Wot zu verstehen, wie sie zueinander stehen, - ganz intuitiv.
Du erkennst einen verliebten Blick oder einen zornigen einen traurigen oder einen skeptischen. Aber woran? Beschreibe einen verliebten Blick, ohne "vetrliebt" zu benutzen oder ein wohlfeiles Synonym.
Wie sieht ein Borderliner aus, wenn er seinen "Schub" bekommt? Wie reagiert ein gegenüber? Verängstigt? Genervt? Belustigt? Und wie sieht das aus?
Mimik, Gestik, Habitus beschreiben die Menschen am besten wenn man nicht als Oberlehrer dastehen will.
Und ist es nicht auch im wahren Leben so das eine Geste mehr ausdrücken kann, intensiver und im Zweifelsfalle glaubwürdiger ist als Zwei Stunden reden? Dabei ist eine einzelne Geste auch nichts. Sie ist Reaktion auf die Situation und löst weitere Reaktion aus. Du kannst Impuls und Handlung nicht trennen.
Bei Verallgemeinerungen besteht immer die Gefahr dass die Worte beliebig werden.
Warum willst du überhaupt verallgemeinern?
Wegen der knappen Form?
Die Kunst besteht nicht darin, möglichst viel Aussage zu streichen, sondern möglichst viel auszusagen mit den wenigen Worten.

Zitat:Kontrollverlust hab ich ins Hirn gebrannt,
ein fehlerhafter Film, verzerrt belichtet,
auf kein gestörtes Bild in mir verzichtet.
Mein roher Nerv ist völlig überspannt -

ich schlag mich schmerzvoll an die kahle Wand.
Und habe ich mich blutend aufgerichtet
und neuen Wahnsinn lose aufgeschichtet,
dann wechsle ich das rote Bußgewand.


In Zeile 5 hast du so ein starkes Bild. Eine Geste, die die Situation gut beschreibt. Den Kontrollverlust, den Wahnsinn brauchst du gar nicht mehr zu erwähnen, die stecken hier schon drin. Du hättest also noch Platz im Text um den Auslöser zu beschreiben oder wie dann wieder in die Glückseligkeit geswitscht wird.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
Borderline - von Eva - 26.03.2015, 12:00
RE: Borderline - von ZaunköniG - 26.03.2015, 18:57
RE: Borderline - von Eva - 26.03.2015, 20:54
RE: Borderline - von ZaunköniG - 27.03.2015, 10:06
RE: Borderline - von Eva - 27.03.2015, 12:14
RE: Borderline - von ZaunköniG - 27.03.2015, 17:03
RE: Borderline - von Eva - 27.03.2015, 18:47
RE: Borderline - von ZaunköniG - 27.03.2015, 19:35

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