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Lord Byron: Sennacheribs Destruction
#1
GB 
George Gordon Noel Byron
1788 - 1824 Großbritannien


The Assyrian came down like the wolf on the fold,
And his cohorts were gleaming in purple and gold;
And the sheen of their spears was like stars on the sea,
When the blue wave rolls nightly on deep Galilee.

Like the leaves of the forest when Summer is green,
That host with their banners at sunset were seen:
Like the leaves of the forest when Autumn hath blown,
That host on the morrow lay withered and strown.

For the Angel of Death spread his wings on the blast,
And breathed in the face of the foe as he passed;
And the eyes of the sleepers waxed deadly and chill,
And their hearts but once heaved, and for ever grew still!

And there lay the steed with his nostril all wide,
But through it there rolled not the breath of his pride;
And the foam of his gasping lay white on the turf,
And cold as the spray of the rock-beating surf.

And there lay the rider distorted and pale,
With the dew on his brow, and the rust on his mail:
And the tents were all silent, the banners alone,
The lances unlifted, the trumpet unblown.

And the widows of Ashur are loud in their wail,
And the idols are broke in the temple of Baal;
And the might of the Gentile, unsmote by the sword,
Hath melted like snow in the glance of the Lord!




Uns nahten Assyrer wie Wölfe der Herde,
ihr Kriegsvolk trug Purpur und Goldschmuck der Erde,
die Speerspitzen glommen wie Sterne auf See,
bespülten die Fluten des Nachts Galilee.

Wie Blätter des Waldes im Sommer an Zahl
so ballten sie sich, als gen West als Fanal
die Sonne versank, und wie Laub im Verlauf
des Herbststurmes fand sie der Morgen darauf.

Denn Auriels Schwingen zum letzten Gericht
beschatteten sie, und er blies ins Gesicht
den Schläfern den Atem des Todes und schwer
schlug nur einmal das Herz jedem Mann noch im Heer.

Da lagen die Hengste, die Nüstern noch weit,
doch zeugte kein Schnauben von Stolz mehr und Streit,
eiskalt deckt ihr keuchender Schaum Flur und Feld,
so kalt wie die Gischt, die an Felsen zerschellt.

So bleich alle Reiter, so kalt jedes Herz,
von Stirnen troff Tau und der Rostfraß vom Erz
kein Horn rief das Heer, jedes Banner erschlafft,
gelöst hingen Hände von Griffen und Schaft.

Die Witwen Ashurs erhoben ihr Klagen,
Baals Tempel zerfiel und es künden die Sagen:
Wie Schnee hat die heidnische Hoffahrt verzehrt
ein Blick nur von JAhwe. kein Hieb und kein Schwert.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Hallo Sneaky,

Der gute Lord Byron hat sich anscheinend auf die biblischen Schilderungen verlassen. Historisch war es wohl im Geenteil eine schwere Niederlage für Juda.
Das konnte Byron wohl nicht wissen, aber ob man solche falsche Geschichtsschreibung dann weitertragen muß?
Man hat dann die Wahl ob man die Geschichte Judas falsch darstellt oder das Geschichtsverständnis des 19.Jahrhunderts verfälscht...

Zur Übersetzung selbst.

Du hast da einige Inversionen, vor allen die Zeilen 8/9 halte ich für nicht so gelungen. Aber wenn ich es recht lese ist auch das Original recht umständlich formuliert. Wollte Byron hier auch sprachlich etwas altertümeln?
Inhaltlich passt es im Wesentlichen. In der Zweiten Strophe finde ich etwas schade, dass du die Metapher des Laubes nur als große Anzahl interpretierst. Ich finde es auch bildlich einen starken Vergleich mit den wehenden Fahnen, aber da war dann wohl nicht mehr genug Platz in der Zeile.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

klar, das ganze muss man wohl eher als Geschichtsklitterung ansehen, aber was solls? Barbarossa schhläft ja auch nicht im Kyffhäuser. Wenns nach dem WAhrheitsgehalt ginge, gäbs manches Gedicht nicht oder dürfte es nicht geben. Auch die Banner hier waren mehr eine Erfindung Byrons als eine Beschreibung der Wirklichkeit.

Wie Blätter des Waldes - zieht Sommer einher -
stand das Heer unter Fahnen. Die Sonne sank schwer.
Wie Laub, dem der Herbststürme Wut widerfuhr
fand der Morgen verheert das Heer von Ashur.

so auf die Schnelle gereimt. Ich schau nochmal gründlicher drüber. Ich hab nicht genug von Byron gelesen bisher um sagen zu können, ob er hier altertümeln wollte.

Danke und Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#4
Hallo Sneaky,

Wenn wir uns über Geschichte unterhalten, zählen nicht nur Daten und Fakten. In unserer Mediengesellschaft sollten wir und mehr denn je bewußt sein, dass auch Falschinformation und Fehlinterpretation Geschichte machen können.
Als Übersetzer sind wir zunächst unserer Quelle verpflichtet. Wir können solche Falschinformationen nicht einfach nachträglich im Text selbst korrigieren, wohl aber kommentieren um den zeitlichen Kontext herzustellen. Ähnliche Probleme hatten wir schon bei den Kymmerischen Sonetten oder bei der angeblich lesbischen Sappho.
Es macht auch keinen Sinn einem Antiken Autoren die Planetenzahl von 7 auf 9 zu korrigieren, wenn seine Lehre eines harmoschen Weltalls auf der 7-Zahl basiert. Man kann das in Fußnoten oder Anhängen kommentieren, aber zum korrekten Zitieren (und übersetzen) gehört eben auch die Ünstimmigkeiten oder Fehler der Vorlage zu belassen. Wobei ein Liebeslied oder eine idyllische Naturbetrachtung wohl nicht so sensibel ist wie ein geschichtlich-politischer oder religiöser Text.
Naja, viele Worte... Ich glaube, im Grunde siehst du es ähnlich.

So auf die Schnelle: Deine neue zweite Strophe gefällt mir gut.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Das übersetzte Gedicht gehört zur Reihe der Hebrew Melodies in denen Byron in freier Weise "biblische" Themen verarbeitete. Hintergrund war die Zusammenarbeit mit einem jüdischen Musiker (Nathan), der Byron um diese Beiträge gebeten hatte. Es ist ein Stück romantischen Geschichts-Vergewisserung, die die Nationen Europas in ihrer Vergangenheit wühlen lässt (und somit jetzt auch verstärkt die "Nation" der Juden.) Natürlich ist die Bibel keine verlässliche Geschichtschronik und voll von interessegeleiteten Verfälschungen. Das braucht aber, wie ZaunköniG richtig schreibt, keine Rolle zu spielen.
Was mich mehr irritiert hat, war, dass Du das Metrum der Verse nicht aufgenommen hast und einfach jede Zeile mit einem Jambus beginnst. Das, denke ich, wird der etwas angestrengten Stimmung des Vorbilds nicht gerecht, die ruhig auch in ihrer "altertümelnden Art" wiedergegeben werden sollte, Schließlich ist die Sache ja auch schon lange her.
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#6
Hallo Josef,

Byron variiert in den Zeilenanfängen mit der Betonung, das stimmt schon. Ich habe den Jambus aufgegriffen, der immer mal wieder zum Zug kommt und ihn durchgängig benutzt. Ich glaube nicht, dass ich diese Varianten so hinbekomme, wie das Original sie bietet. Aber ich werde nochmal drüber gucken, ob ich was machen kann.

Danke und Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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