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Elinor Wylie: Wild Peaches 4
#1
USA 
Elinor Wylie
1885 – 1928 USA


Wild Peaches

4


Down to the Puritan marrow of my bones
There's something in this richness that I hate.
I love the look, austere, immaculate,
Of landscapes drawn in pearly monotones.

There's something in my very blood that owns
Bare hills, cold silver on a sky of slate,
A thread of water, churned to milky spate
Streaming through slanted pastures fenced with stones.

I love those skies, thin blue or snowy gray,
Those fields sparse-planted, rendering meagre sheaves;
That spring, briefer than apple-blossom's breath,
Summer, so much too beautiful to stay,
Swift autumn, like a bonfire of leaves,
And sleepy winter, like the sleep of death.


4

In meinem Mark und Bein, im Wesenskern,
ist etwas, das am satten Wohlstand leidet.
Ich mag die Landschaft, streng und unverkleidet,
die regelhaft sich zieht von nah bis fern.

Da ist etwas in meinem Blut, das träumt
von kargen Bergen, grauen Wolkendecken,
von Bächen, milchig aufgeschäumt in Becken
am Fuße steiler Matten, felsumsäumt.

Den Himmel, schwer von Schnee, seh ich mit Güte,
- Die Felder decken grade den Bedarf, -
den Frühling, kürzer als die Apfelblüte,
den Sommer, zu schön für die Ewigkeit,
den Herbst mag ich, sein Lohen weit und breit.
der Schlaf des Winters gleicht dem Todesschlaf.


Wild Peaches #1
Wild Peaches #2
Wild Peaches #3


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das ist in Original und Übertragung großes Kino. Vielleicht kriegst du die Puritaner noch unter und anstatt Wohlstand müsste sowas wie reiche Formen oder so doch möglich sein?

Am besten gefällt mir deine Übertragung von S 2. DAs ist richtig plastisch. Ich denke, da werde ich mich auch ranbeißen.

Bis denne

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Ja, die Puritaner hätte ich gerne drin gehabt, bzw. eigentlich als Verb "puritanisch", aber ich komme da irgendwie mit den Silben nicht aus.
Den Wohlstand finde ich aber passend an der Stelle. "Reiche Formen"? Eine Reiche Lebensform vielleicht? Ich kenne die Lebensumstände Wylies nicht, aber ich halte den ganzen Zyklus inspiriert von dem Wunsch aus der bürgrlichen Wohlstandsgesellschaft auszubrechen. Eine Aussteiger-Phantasie.

Ich freue mich aber schon auf deine Version(en). Der Stoff kommt deiner Fabulierlust sicher sehr entgegen.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
hallo ZaunköniG

das ist also ein weiterer (der wohl wichtigste?) Schlüssel zu Wylies Aussteigertum. ähnlich wie bei Hesse, der der pietistischen Kirchenzucht entfloh, suchte sie wohl Distanz vor der kleingeistigen blutleeren Kälte ihrer puritanischen Zeitgenossen. so gesehen sind Wylies „Wild Peaches“, der Pendant zu Hesses „Narziß und Goldmund“.

nimm es doch als Adjektiv, nicht als Verb, dann ists womöglich passabler:

In meinem puritanen Wesenskern,
ist etwas, das am satten Wohlstand leidet.
Ich mag die Landschaft, streng und unverkleidet,
die bernsteinhaft sich zieht/dräut von nah bis fern.


sehr schön, von anzüglicher Bildgewaltigkeit aufgeschäumt, deine zweite Strophe. in der Tat, ein wahres Highlight. erinnert mich an Strophe drei von Sneakers Kublai Khan vom Coleridge. gefällt mir sehr.
aber => „von Bächen“!

bei der Synthese stört mich allein die Aussparung bei „grade“.

das war das Letzte aus Wylies Zyklus, oder? ausnehmend schön. wirklich.
Danke für die Präsentation.

Gruß
Alcedo

http://www.e-literatum.de/t79577584f1053...tzung.html
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...ght=kublai

Zitat:Im Zederndunkel teilt die Schlucht
den Hügel wie ein Schlangenleib
halb heiligend, halb wie verflucht,
als ob beim Sichelmond ein Weib
beschwört des Höllenliebsten Leib.

But oh ! that deep romantic chasm which slanted
Down the green hill athwart a cedarn cover !
A savage place ! as holy and enchanted
As e'er beneath a waning moon was haunted
By woman wailing for her demon-lover !
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#5
Das Adjektiv wäre aber "puritanisch".
Ich glaube auch nicht, dass sie es ablehnt, ganz im Gegenteil beschreibt sie sich ja in ihrem Innersten als puritanisch.
Aber sie will es wahrhaftig, nicht als formelhafte Buchweisheit und findet es in der Natur, die gleichzeitig schlicht und erhaben sein kann.

Ja, das war der letzte Teil, zumindest kenne ich keine Fortsetzung. Aber bestimmt greift sie Themen und Motive auch an anderer Stelle wieder auf.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Dem Puritaner in mir widerstrebt
der Landschaftsreichtum, den er hier entdeckt,
Ich schätze Strenge, die sich nicht versteckt,
in monochromem Perlglanz lebt.

Mein Blut wallt auf, wo sich ein Bergland hebt,
das unter kalten Himmeln sich erstreckt,
Wasser in Wiesen, silbern aufgeweckt,
granitgezäunt ins Blaugrau eingewebt.

Ich liebe Himmel voller Schneegeruch,
die Garben karg, so karg wie einst die Saat,
den Lenz, kaum nur ein Apfelblütenhauch,

des Sommers Glanz, ganz kurz nur zu Besuch,
den Herbst, der sich mit einem Brandschopf naht
und Winter, Schlaf wie Tod auf Baum und Strauch.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#7
(21.11.2016, 20:20)Sneaky schrieb: Dem Puritaner in mir widerstrebt
der Landschaftsreichtum, den er hier entdeckt,
Ich schätze Strenge, die sich nicht versteckt,
in monochromem Perlglanz lebt.

Mein Blut wallt auf, wo sich ein Bergland hebt,
das unter kalten Himmeln sich erstreckt,
Wasser in Wiesen, silbern aufgeweckt,
granitgezäunt ins Blaugrau eingewebt.

Ich liebe Himmel voller Schneegeruch,
die Garben karg, so karg wie einst die Saat,
den Lenz, kaum nur ein Apfelblütenhauch,

des Sommers Glanz, ganz kurz nur zu Besuch,
den Herbst, der sich mit einem Brandschopf naht
und Winter, Schlaf wie Tod auf Baum und Strauch.
sehr schön, Sneaker, trotz, oder eben wegen der Vermännlichung in Z1.
nur Z4 hakt noch aweng. vielleicht so?:
die monochrom im Perlglanz lebt.

ist doch Wurscht welcher Kasus und welches Geschlecht und welche Flexion, ZaunköniG, Adjektiv bleibt Adjektiv. dann bezieht es sich halt auf die sittenstrengen Puritaner, meine ich. oder wäre das denn nicht korrekt?
In meinem puritanen Wesenskern

hm, na gut, kann sein. dann halt als Substantiv. Wylie schreibt es ja schließlich auch groß:

In meinem Puritanen Wesenskern

https://www.korrekturen.de/flexion/adjek...ritanisch/

Grüße
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#8
Hallo Sneaky,


Du hattest ja schon weiter oben meinen "Wohlstand" bemäkelt, aber lehnt Wylie wirklich den Reichtum der Landschaft ab?
Wenn man dieses Sonett isoliert betrachtet, ist es wohl innerhalb des Interpretationsspielraums, und so betrachtet hast du es gut gelöst. Es ist in sich stimmig. Aber es ist eben aus einem Zyklus und wenn ich an den ersten Teil erinnern darf, wo Milch und Honig fließen, hat ihre Aussteigerphantasie ja etwas geradezu schlaraffisches.
Nein, ich denke, Wylie will sich nicht in karger Natur selbst kasteien, sie will nur den eitlen Tand des städtischen Lebens hinter sich lassen.

@Alcedo:
Im puritanisch-reinen Wesenskern,
- in mir - ist 'was, das an dem Wohlstand leidet.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#9
Hallo Zaunkönig,

ich denke nicht, dass der Anfang des Zyklus meiner Lesart hier widerspricht. Sie sagt ja in wild peaches 1 nicht, dass sie sich ein Eden wünscht, sondern dass das eins sein wird.

Und eben diesem Eden misstraut sie hier. Ich sehe da keinen Widerspruch.

Wo ist denn eigentlich wild peaches 3? Hab ich das verpennt, oder ist das noch nicht hier?

lG

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#10
Hallo, Sneaky,

dann bleibt es wohl bei verschiedenen Lesarten, hat ja auch seinen Reiz.

#3 ist kein Sonett und daher bei der sonstigen Lyrik eingeordnet.
Könnte ich eigentlich mal verlinken.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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