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Lydia Huntley Sigourney: To the Evening Primrose
#1
USA 
Lydia Huntley Sigourney
1791 - 1865 USA


To the Evening Primrose

Pale Primrose! lingering for the evening star
To bless thee with its beam,--like some fair child
Who, ere he rests on Morpheus' downy car,
Doth wait his mother's blessing, pure and mild,

To hallow his gay dream. His red lips breathe
The prompted prayer, fast by that parent's knee,
Even as thou rear'st thy sweetly fragrant wreath
To matron Evening, while she smiles on thee.

Go to thy rest, pale flower! the star hath shed
His benison upon thy bosom fair,
The dews of summer bathe thy pensive head,
And weary man forgets his daily care;--

Sleep on, my rose! till morning gilds the sky
And bright Aurora's kiss unseal thy trembling eye.



Die Nachtkerze

Nachtkerze, wartest auf den Abendstern,
wie manches brave Kind, auf seinen Schein,
das, eh' es ruht, in Morpheus Daunen gern,
erwartet Mutters Segen, sanft und rein,

den Traum zu weihen. Seine Lippen feiern
ein Stoßgebet auf elterlichem Knie;
So bringst du deinen Duft in kühlen Schleiern
der Abendmutter, und so lächelt sie.

Nun schlafe, blasse Blüte! Sterngeklaubt
hält Segen deine sanfte Brust geborgen.
Der Tau des Sommers badet mild dein Haupt
und man vergisst bei dir die Alltagssorgen.

Schlaf, bis das Morgengold den Himmel füllt,
Auroras Kuss dein Augenlicht enthüllt.



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
(29.06.2016, 09:35)ZaunköniG schrieb: Die Nachtkerze

Nachtkerze, wartest auf den Abendstern,
wie manches brave Kind, auf seinen Schein,
das, eh' es ruht, in Morpheus Daunen gern,
erwartet Mutters Segen, sanft und rein,

den Traum zu weihen. Seine Lippen feiern
ein Stoßgebet auf elterlichem Knie;
So bringst du deinen Duft in kühlen Schleiern
der Abendmutter, und so lächelt sie.

Nun schlafe, blasse Blüte! Sterngeklaubt
hält Segen deine sanfte Brust geborgen.
Der Tau des Sommers badet mild dein Haupt
und man vergisst bei dir die Alltagssorgen.

Schlaf, bis das Morgengold den Himmel füllt,
Auroras Kuss dein Augenlicht enthüllt.
hallo ZkG

am stärksten fand ich dein zweites Quartett. „matron Evening“ als Abendmutter finde ich Klasse. und der in zwei Stufen zündende Vergleich über den Zeilensprung hinweg, mit dem „So bringst“ & „so lächelt“ war mir das Highlight gewesen.

gerade wegen der Überschrift müsstest du aber die nicht gleich in der ersten Zeile die nicht ins Metrum passende Bezeichnung wiederholen. auch würde ich das Odenhafte des Titels belassen wollen. dein erstes Quartett klingt mir jetzt etwas hölzern wegen dem Daktylus-Einstieg und wegen dem einsilbigen Beginn der dritten Zeile, mit dem „eh’ es“, der leicht kakophonisch gerät.
mein, leider sechshebiger, Vorschlag sähe so aus:

An die abendliche Nachtkerze

Rapunzel, gelb, wie bleibst du hinterm Abendstern
zurück, gesegnet von dem Strahlenschein, wie manches Kind
bevor es ruht in Morpheus’ Polster-Buggy gern,
der Mutter Segen wünscht sich, rein uns sanft und lind,

Gruß
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#3
Hallo Alcedo,

"abendliche Nachtkerze, ist ja beinahe eine Tautologie. Im Englischen ist das Evening Teil des Namens, den Primerose hieße ansonsten Primel oder Schlüsselblume.
Rapunzel kenne ich als Synonym Rauke / Rucola oder für Feldsalat. Dass auch die Nachkerze so bezeichnet wird ist mir neu.

Dein Vorschlag: Ja, leider sechshebig, in der 2. Zeile sogar siebenhebig. Das wäre mir zu viel, oder man müsste das ganze Sonett Sechhebig umschreiben. In äußerster Not habe ich das in anderen Fällen auch getan, aber das "Ebenmaß", also gleiche Zeilenlänge über das ganze Sonett sollte schon sein, wie ich finde.

Der Buggy ist ein sehr moderner Begriff. So einen Text nicht nur in die eigene Sprache, sondern auch in die eigene Zeit zu übersetzen kann auch reizvoll sein, aber ich finde, dass es sich dann mit Morpheus beißt und mancher anderen eher älteren Wendung.
Aber wer weiß, - man müsste den kompletten Text haben.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
ja, da hab ich geschludert bei der zweiten Zeile, ZkG.
und der Buggy ist wohl auch zuviel des Guten.
Abend und Nacht sind ja nicht tautologisch, aber ich überlege trotzdem diese Alternative.

An die Nachtkerze, zur Abendzeit

Rapunzel, gelb, wie bleibst du hinterm Abendstern
zurück, gesegnet von dem Strahlen, wie ein Kind,
bevor es ruht in Morpheus’ Daunenschaukel, gern,
der Mutter Segen wünscht sich, rein uns sanft und lind,


mit fünf Hebungen bekomme ich den Inhalt nicht transportiert. und ja, klar, das Ebenmaß wollte ich metrisch auch haben.
der Rest ist noch in Arbeit.
ich habe noch Schwierigkeiten der Rapunzel die Rose-Entsprechung für das Kind zu entlocken. da lande ich nur bei ner Funzel.

"bosom" ist Busen. aber was "benison" bedeutet hab ich noch nicht raus. kann mir da jemand helfen?

Gruß
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#5
Na dann schaun mer mal, was die Muse dir anträgt.
"benision" ist übrigens der Segen.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
(01.07.2016, 09:32)ZaunköniG schrieb: Na dann schaun mer mal, was die Muse dir anträgt.
"benision" ist übrigens der Segen.

Gruß
ZaunköniG
ah, wusste nicht, dass benison ein Synonym zu blessing ist. merci

hallo ZkG

das war das einzige Sonett der Huntley-Linda gewesen, nicht wahr? was mich daran fesselt ist, dass sie darin jenes optische Phänomen beschreibt, welches mich schon lange am gelben Geblüh der Nachtkerzen, Seerosen, Topinambur, aber auch Rainfarn und anderen faszinierte: bei abnehmendem Licht, in der Abenddämmerung, geschieht so etwas wie eine kurzzeitige Amplifikation des gelben Leuchtens, bevor es ganz im Grau der Nachr verschwindet. nicht ganz so kurz wie Jules Vernes „Raza Verde / Le Rayon-vert“ aber doch nur wenige Minuten. das funktioniert wohl auch bei anderen Sehzellen, nicht nur im menschlichen Auge und hat physikalisch was mit nachklingendem Reiz zu tun. ähnlich wie eine Wolframspirale nachglüht bei abgeschaltetem Strom, so melden die Stäbchenzellen und Zapfen für Gelb ans Gehirn per Erregungsleitung durch Depolarisation: Restleuchten, Restleuchten, länger als bei Rot, Blau oder Grün.  
das Ganze integriert im lyrischen Klangkörper Sonett ergibt eine äußerst reizvolle sensorische Kaskade. Chapeau, Linda, Chapeau! somit bist du für mich auf der gleichen Stufe mit den Naturlyrikern der Naturmagischen Schule und mit den Schreibern des magischen Realismus.

Gruß
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#7
Hallo Alcedo,

benison ist aus dem Latein entlehnt und dürfte auch Engländern vor allem aus dem liturgischen Gebrauch bekannt sein.

Nicht nur in der Abenddämerung, auch in Gewitterstimmung scheinen gelbe Blüten besonders kräftig zu leuchten. An ein Nachglühen glaube ich dabei eher nicht. Wenn das Auge länger auf einer gleichmäßig leuchtenden Farbfläche ruht entsteht eher ein Abbild in Komplementärfarben. Und entscheidend für solche Effekte ist auf jeden Fall das ruhende Bild.

Ich würde es mir anders erklären: Im sichtbaren Farbspektrum ist Gelb in der Mitte und wird bei gleicher Intensität heller wahrgenommen als jede andere Farbe. Bei abnehmender Lichtintensität geht es nicht nur selbst später ins Grau, - der Gelb-Grau-Kontrast wird deutlicher wahrgenommen als jeder Gelb-Farbe-Kontrast.

Ich habe nochmal recherchiert:

Meine Quelle war das englische Archiv Sonnet-Central : http://sonnets.org/sigourney.htm

Dabei scheint den Sammlern ein Fehler unterlaufen zu sein. Das Gedicht finde ich an anderer Stelle von Lydia Huntley Sigourney, mit den selben Lebensdaten.

Dort kennt man nur dieses eine Sonett, aber das muss nichts heißen, wenn sie unter falschem Namen gesucht haben.


Ich habe zumindest noch zwei weitere Vierzehnzeiler gefunden: "Vice" allerdings in Paarrreimen und das ungereimte "Death of an Infant".
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
(10.07.2016, 16:55)ZaunköniG schrieb: Hallo Alcedo,

benison ist aus dem Latein entlehnt und dürfte auch Engländern vor allem aus dem liturgischen Gebrauch bekannt sein.

Nicht nur in der Abenddämerung, auch in Gewitterstimmung scheinen gelbe Blüten besonders kräftig zu leuchten. An ein Nachglühen glaube ich dabei eher nicht. Wenn das Auge länger auf einer gleichmäßig leuchtenden Farbfläche ruht entsteht eher ein Abbild in Komplementärfarben. Und entscheidend für solche Effekte ist auf jeden Fall das ruhende Bild.

Ich würde es mir anders erklären: Im sichtbaren Farbspektrum ist Gelb in der Mitte und wird bei gleicher Intensität heller wahrgenommen als jede andere Farbe. Bei abnehmender Lichtintensität geht es nicht nur selbst später ins Grau, - der Gelb-Grau-Kontrast wird deutlicher wahrgenommen als jeder Gelb-Farbe-Kontrast.

Ich habe nochmal recherchiert:

Meine Quelle war das englische Archiv Sonnet-Central : http://sonnets.org/sigourney.htm

Dabei scheint den Sammlern ein Fehler unterlaufen zu sein. Das Gedicht finde ich an anderer Stelle von Lydia Huntley Sigourney, mit den selben Lebensdaten.

Dort kennt man nur dieses eine Sonett, aber das muss nichts heißen, wenn sie unter falschem Namen gesucht haben.


Ich habe zumindest noch zwei weitere Vierzehnzeiler gefunden: "Vice" allerdings in Paarrreimen und das ungereimte "Death of an Infant".
ach, herrje, ich hatte auch fälschlicher Weise unter Linda gesucht, statt Lydia!

hab jetzt hier noch einiges von ihr gefunden (als Autor stehen aber auch nur ihre handschriftlichen Initialen da: L. H. aber ich denke sie ist gemeint, auch wenn unter id est ein anderer Namen steht: Lydia Howard!? => https://books.google.de/books?id=vkJgAAA...ey&f=false

da steht auch noch, neben der Ode an die Primrose mindestens ein Sonett über den Nil: The „Eyes of the Nile.“ da gibt es also noch einiges zu entdecken von der Huntley-Lydia.

ja, ZkG, auch bei Gewitter, oder Sonnenfinsternis, entsteht der Effekt. aber auch bei hellem Nachthimmel und bei Vollmond und sich er auch bei künstlicher Lichtstreuung. es spielt da wohl sehr viel zusammen. und die Mitte des Gelbes im Farbspektrum trägt sicher auch dazu bei. aber auch dieses Nachglühen der optischen Rezeptoren gibt es. Magier benutzen das manchmal um optische Täuschungen zu generieren (das hab ich schon mal gesehen).

Gruß
Alcedo



An die abendliche Nachtkerze / To the Evening Primrose // Lydia Huntley Sigourney


Rapunzel, gelb, wie bleibst du hinterm Abendstern
zurück, gesegnet von dem Strahlen, wie ein Kind,
bevor es ruht in Morpheus’ Daunenschaukel, gern,
der Mutter Segen wünscht sich, rein und sanft und lind,

zur Weihe seines Traums. Die roten Lippen hauchen
ein heitres Stoßgebet aufs elterliche Knie;
so lässt Du uns in deinen duften Odem tauchen,
zur Abendmutter; während dessen lächelt sie.

Nun schlafe, blasse Blume! Venus übergießt
ihr Heil dir offenherzig in den blonden Busen,
der Tau der Sommer netzt gedankenvoll dein Haupt
und müde Männer missen ihre Tagessorgen.

Schlaf gut, mein Lind, bis Morgenhimmelgold erglüht,
Auroras Kuss mit deinem Lidschlag hold erblüht.

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#9
Zitat:ja, ZkG, auch bei Gewitter, oder Sonnenfinsternis, entsteht der Effekt. aber auch bei hellem Nachthimmel und bei Vollmond und sich er auch bei künstlicher Lichtstreuung.

Die Art der Lichtquelle spielt wohl keine große Rolle. Mehr der Hell-Dunkel und der Farbe-Nichtfarbe Kontrast.
In einem eigenen Sonett habe ich den Effekt auch schon beschrieben:

-> Pfennigbaum
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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