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Felicia Dorothea Hemans: Epitaph on Mr. W---
#1
GB 
Felicia Dorothea Hemans

Epitaph on Mr. W----,
a Celebrated Mineralogist


Stop, passenger! a wondrous tale to list –
Here lies a famous Mineralogist.
Famous indeed! Such traces of his power,
He’s left from Penmaenbach to Penmaenmawr,
Such caves, and chasms, and fissures in the rocks,
His works resemble those of earthquake shocks;
And future ages very much may wonder
What mighty giant rent the hills asunder,
Or whether Lucifer himself had ne’er
Gone with his crew to play at foot-ball there.

His fossils, flints, and spars, of every hue,
With him, good reader, here lie buried too –
Sweet specimens! which, toiling to obtain,
He split huge cliffs, like so much wood, in twain.
We knew, so great the fuss he made about them,
Alive or dead, he ne’er would rest without them,
So, to secure soft slumber to his bones,
We paved his grave with all his favorite stones.
His much-loved hammer’s resting by his side,
Each hand contains a shell-fish petrified:
His mouth a piece of pudding-stone incloses,
And at his feet a lump of coal reposes:
Sure he was born beneath some lucky planet –
His very coffin-plate is made of granite.
Weep not, good reader! he is truly blest
Amid chalcedony and quartz to rest:
Weep not for him! but envied be his doom,
Whose tomb, though small, for all he loved had room:
And, O ye rocks! – schist, gneiss, what e’er ye be,
Ye varied strata! – names too hard for me –
Sing, "Oh, be joyful!" for your direst foe,
By death’s fell hammer, is at length laid low.
Ne’er on your spoils again shall W---- riot.
Clear up your cloudy brows, and rest in quiet –
He sleeps – no longer planning hostile actions,
As cold as any of his petrifactions;
Enshrined in specimens of every hue,
Too tranquil e’en to dream, ye rocks, of you.


Felicia Dorothea Hemans

Epitaph für Herrn W----,
einen berühmten Mineralogen


Stopp, Wanderer! und lies diese Eloge:
Hier liegt ein ehrbarer Mineraloge.
Berühmt, jawohl! Vor allem für Ausdauer,
Er ging von Penmaenbach nach Penmaenmawr,
Zu Schründen, Schlünden und Fissur’n im Block,
Sein Tun war ähnlich eines Bebens Schock;
Den spät’ren Zeiten wird’s wohl noch zum Wunder:
Welcher Gigant warf diese Brocken runter?
Ähnlich der Frage, ob wohl Luzifer
Mit seiner Mannschaft spielte Fussball hier.

Die Flintsteine, Fossilien und Spate
Trug, lieber Leser, man mit ihm zu Grabe.
Sehr schöne Muster! nicht leicht zu erhalten,
Er musste Fels als sei es Holz zerspalten.
Doch bei all seinem wichtigen Getue
War klar, der findet nur mit ihnen Ruhe;
Drum, um den Schlaf zu sichern der Gebeine,
Legten wir auf sein Grab die besten Steine.
Sein Lieblingshammer die Grabkammer ziert,
Die Hand fasst Fisch, der schon petrifiziert;
Sein Mund ein Stückchen Puddingstein enthält,
Die Füße sind auf Steinkohlen gestellt.
Die Heimat war ein glücklicher Planet,
Der Sargdeckel besteht nun aus Granit.
Wein’ nicht, mein Leser! denn er ist beglückt,
So zwischen Chalzedon und Quarz entrückt.
Wein nicht um ihn! beneide ihn vielmehr.
Sein Grab gibt genug Platz für alles her,
Für all die Steine, Schiefer oder Gneis,
Verschied’ne Schichten – wer euch alle weiß!
Singt’s freudig zu dem vormals schlimmsten Feinde:
Der Hammer fiel – und alle werden Freunde.
Nie mehr wird W---- auf eurem Grund berserkern,
Seid guten Muts und lebt in euren Erkern.
Er schläft – plant länger nicht feindliche Akte
Und ist so kalt wie seine Petrefakte.
Die schönsten Muster hat man ihm gegönnt,
Der jetzt zu still ist, dass er träumen könnt’.
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#2
Hallo Josef,

Seltsam, dass der Name einer Berühmtheit nicht ausgeschrieben wird. War er Hemans Zeitgenossen geläufig genug?
Dass er zur Zeit derr größten Ausbreitung des Empire nur in benachbarten Dörfern in Wales geforscht hat , legt wohl eher nah, dass das ganze Ironisch gemeint ist, und die Anwohner, wie auch die Autorin das ganze Steingeklopfe eher als Spleen betrachteten. Dazu passt dann auch dass seine Sammlung nicht ausgestellt wird, sondern als Grabbeigabe mit ihm wieder verschwindet: Von diesem Boden seit ihr genommen, zu diesem Boden...

Mit seinem Reichtum an mineralogischen Fachausdrücken ist der Text allerdings fast selbst ein Edelstein, metrisch könnte man aber hier und da noch nachbessern und das ein oder andere Apostroph eliminieren.

In Zeile 12 denke ich bei "Muster" an Äderungen und Sprenkel. "Proben" ist hier vielleicht treffender.

In Zeile 3 klingt das "wie" in dieser Satzstellung wie ein "sowie".

ich habe mal ein paar Vorschläge eingearbeitet, wie die Verse für mein Ohr runder laufen könnten:



Stopp, Wanderer! und lies diese Eloge:
Hier liegt ein ehrbarer Mineraloge.
Berühmt, jawohl! Vor allem für Ausdauer,
Er ging von Penmaenbach nach Penmaenmawr,
Zu Schründen, Schlünden und Fissur’n im Block,
Sein Tun war ähnlich eines Bebens Schock;
Den spät’ren Zeiten wird’s wohl noch zum Wunder:
Welcher Gigant warf diese Brocken runter?
Ähnlich der Frage, ob wohl Luzifer
Mit seiner Mannschaft Fußball spielte hier.

Die Flintsteine, Fossilien und Spate
Trug, lieber Leser, man mit ihm zu Grabe.
Sehr schöne Proben! nicht leicht zu erhalten,
Er musste Fels als sei es Holz zerspalten.
Doch bei all seinem wichtigen Getue
War klar, der findet nur mit ihnen Ruhe;
Drum, um den Schlaf zu sichern der Gebeine,
Legten wir auf sein Grab die besten Steine.
Sein Lieblingshammer die Grabkammer ziert,
Die Hand fasst Fisch, der schon petrifiziert;
Sein Mund ein Stückchen Puddingstein enthält,
Die Füße sind auf Steinkohlen gestellt.
Die Heimat war ein glücklicher Planet,
Der Sargdeckel besteht nun aus Granit.
Wein’ nicht, mein Leser! denn er ist beglückt,
So zwischen Chalzedon und Quarz entrückt.
Wein nicht um ihn! beneide ihn vielmehr.
Sein Grab gibt genug Platz für alles her,
Für all die Steine, Schiefer oder Gneis,
Verschied’ne Schichten – wer euch alle weiß!
Singt’s freudig zu, dem vormals schlimmsten Feinde:
Der Hammer fiel – und alle werden Freunde.
Nie mehr wird W---- auf eurem Grund berserkern,
Seid guten Muts und lebt in euren Erkern.
Er schläft – plant länger nicht feindliche Akte
Und ist so kalt wie seine Petrefakte.
Die schönsten Muster hat man ihm gegönnt,
Der jetzt zu still ist, dass er träumen könnt’.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

danke für die Verbesserungsvorschläge. Sie gefallen mir und ich habe sie alle wortwörtlich eingearbeitet, ausser "Proben" für "Muster", weil ich bei Specimen/Muster an eine Mustersammlung denke, ähnlich einer Stoff-Muster-Collection oder ähnlichem. Also nicht an Muster i. S. von Gemustertem, Verziertem, obwohl dieser Nebensinn im Deutschen natürlich hineinspielt. Der Mineraloge sammelt Gesteinsbrocken als Musterstücke für bestimmte Mineralisierungsformen.
Wer der beschriebene Verrückte ist, konnte ich nicht herausfinden, auch nicht, ob es ihn überhaupt gab. Die Orte mit den abstrus deutsch klingenden Namen Penmaenbach und Penmaenmawr gibt es in Wales tatsächlich, sie sind berühmt für ihre geologischen Besonderheiten, was wohl, ungeachtet, ob es W. überhaupt gab, dem englischen Publikum von Hemans bekannt gewesen sein dürfte. Dass das Ganze ironisch aufzufassen ist, ist aufgrund der Übertreibungen klar. Besonders wenn man sich die "Fortsetzung" ansieht, ein Gedicht "über den Hammer des vorgenannten Mineralogen", das ich auch hier einstelle.
Vielleicht wollte Hemans einfach einmal etwas Humorvolles schreiben. Die Leidenschaft für extrem durchgeführte Hobbies ist in England ja sehr verbreitet. Es dürfte daher auch eine große Sympathie für den engagierten Steinsammler gegeben haben. Und sicherlich auch manchen Ärger mit ihm, wenn er sich ungefragt auf Privatgrund zu schaffen machte - My home is my castle!
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