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Lilith
#1
Lilith - Engel der Nacht

I.

Schlaf ein und laß dich in den Schlummer gleiten.
Die Dämmerung hüllt dich in ihre Schwingen.
Kein Opfer, kein Tribut und kein Bedingen;
Die Nacht verspricht dir alle Süßigkeiten.

Nur Mut, laß dich von den Instinkten leiten,
die nebelweich in jede Pore dringen.
Nun, dieser Augenblick soll dir gelingen.
Du hast, genauso wie das Meer, Gezeiten.

Laß deine Fesseln los, befreie dich;
Ein Heilsversprechen sei die Silberfracht.
Mach dich nur nicht mit dieser Welt gemein!

Das willst du hören! Trau dir! Trau dich! sprich:
„Kraft meines Willens wandelt sich die Nacht!“
Schließ deine Augen; Du bist nicht allein.

II.

Schlaf ein und laß dich in den Schlummer gleiten,
Schlaf schuldlos, unbescholten, unverdächtigt.
Sei sorglos, wer sich dir des Nachts bemächtigt;
Vertrau der Frau, vertrau den Eingeweihten.

Die Sinne schmeicheln deinen Eitelkeiten:
Auch du bist für dein kleines Glück berechtigt;
Nur Nähe, einmal nicht allein genächtigt. –
Die Leuchtspur brennt sich durch die Dunkelheiten.

Nun wünsch Dir was, doch ohne ein Verlangen;
Bleib wiegsam und beweglich, bis die Morgen-
strahlen sich am Himmelsufer ballen.

Zu schnell, ja, viel zu schnell ist es vergangen.
Bis dahin: fühl dich frei, leicht und geborgen.
Was Du Dir wünscht: Ich weiß es. Laß dich fallen!

III.

Die Dämmerung hüllt dich in ihre Schwingen.
Ich bin, sobald Du an mich denkst, zugegen.
Laß sich nur dieses Taggeklingel legen.
Laß Deine Nacht und meine sich durchdringen,

So wie sich Wolken wandelnd fortbewegen,
zwei Töne im Akkord zusammenklingen.
Was wir am andern je, an uns, begingen;
Für eine Nacht wird unser Fluch zum Segen.

Sei’s Schicksal, Zufall, Unfall, großer Plan:
Wir kennen uns; Was uns zusammentreibt
wird mit dem ersten Sonnenstrahl zerfallen.

Wir flohen nie die vorbestimmte Bahn,
die sich uns druckvoll ins Gedächtnis schreibt.
Die Sehnsucht schwelgt und steigt in Intervallen.

IV.

Kein Opfer, kein Tribut und kein Bedingen.
Öffne heute Nacht die Tür’n und Fenster.
So glaub dem Traum und um so heller glänzt er. –
Und glaube an Dich selbst vor allen Dingen.

Kann Dein Gedanke nicht die Welt durchdringen!?
Ich sag Dir etwas über Nachtgespenster:
Die Welt ist um so kleiner und begrenzter,
je mehr wir sie in Wirklichkeiten zwingen.

Du sprengst im Traum die körperlichen Grenzen
von Raum und Zeit. Der Seele Eigenleben
fällt mit den Idealen überein,

die du gern predigst und in Feuertänzen
wirst du ins Unermeßne streben.
Nun flieg! Du kannst nur flüchtig glücklich sein.

V.

Die Nacht verspricht dir alle Süßigkeiten
all das, was du aus deinen Sternen liest.
Ein Funken leuchtet vor dir auf, du bliest
das Feuer an; Nutz die Gelegenheiten

und fach dich an. Du kannst auf Winden reiten. –
Steck die Nacht in Brand und fang das Biest
bevor dein Licht zu Asche sinkt. – Du liest
im Glast aus den verbrannten Opferscheiten

was war, was wäre, wünschenswert und echt –
Was solls, - denn diese Nacht steht dir im Haben.
Und so, wie Taglicht die Erinnrung schwächt,

so steht sie nächtlich wieder auf, erhaben,
und fängt dich mit den selben Bildern ein.
Dein ganzes Glück für diese Nacht ist Schein.

VI.

Nur Mut, laß dich von den Instinkten leiten,
denn kein Gebot reicht dir und mir zum Segen;
wir sind verflucht und dennoch, - nein: deswegen
sind wir noch frei zu lieben, Und zum zweiten

machts vergessen manche Nichtigkeiten.
es gilt nun deine Taglast abzulegen;
mich fliehts alsdann nahsüchtig dir entgegen,
dich durch Sturm und Dunkel zu begleiten.

Stell keine Fragen, ich antworte allen!
Du brauchst mich nicht durchforschen, nichts zu wissen.
Du sähest nur das selbe, was ich sähe.

Vertrau. Ich will, genau wie du, nur Nähe.
komm, füll’n wir dieses ziellose Vermissen.
Du kannst mir gut, und ich kann dir gefallen.


VII.

Die nebelweich in jede Pore dringen, -
kennst Du sie auch? – Man schilt sie oft Dämonen;
Nur Aberglaube rührt an den Hormonen –
Nur ruhig Blut – und wie gekommen, klingen

auch Deine Phantasien und Visionen
bald wieder ab. Willst du noch mehr, bedingen
sie unbedingten Glauben, Halt dich, zwingen
sie Dir ihr Regelwerk, sich als Ikonen

auf, nur an mich. Sei frei und wohl behütet:
Und nur ein leichter Druck zeigt an: Du lebst!
Dein Herz pulsiert in meiner Hand; so hebst

du meine Ewigkeit kurz auf; Vergütet
sei Dir dann reich dein haltlos trautes Fallen.
Trau, nur für diese Nacht, den Nachtigallen.


VIII.

Nun, dieser Augenblick soll Dir gelingen,
so wie Du diesen Augenblick gekannt.
Es führt von Dir ein unsichtbares Band
zu mir, durch die Unendlichkeit zu dringen.

Begreife: Führ dies Haar durch deine Hand;
Es wird Erinnerungen wiederbringen
und Deins in gleicher Welle wiederschwingen.
Ein leichter Lufthauch schürt den Lockenbrand

und nächtlings läutert dich die Funkengischt.
Ich suche, bis der Erbfluch eingelöst,
nach einer Rückkehr aus dem Dein und Mein

ins Eine, das mir jeden Tag erlischt.
So nimm mich wenn der Mond durchs Fenster stößt,
doch laß mich fliehen, bricht der Tag herein.


IX.

Du hast, genauso wie das Meer, Gezeiten.
Im Tagesrhythmus steigt und sinkt Dein Blut.
Bewahre Dich, begegnet Flut der Flut,
vor Unterströmung und den Widrigkeiten

scherender Dynamik deiner zweiten
Welle, die den aufgepeitschten Sud
befällt und stürzen kann. Sei auf der Hut:
Du mußt dich auf die Sturmfahrt vorbereiten.

Dein Herz als Kompaß soll den Weg beschreiben,
Doch, kannst Du seiner groben Richtung trauen?
Nicht immer führt der grade Weg ins Heil.

Nun wünsch nicht mehr. Ein Ahnen soll Dir bleiben.
Dein Frieden liegt im Weichen, Ungenauen.
Der Pferdefuß steckt oftmals im Detail.


X.

Laß deine Fesseln los, befreie dich.
Die Nacht kann dich, doch du die Nacht nicht wandeln.
Du solltest nur an Änderbarem handeln.
Ganz wie ein Traum so oft dem andern glich,

so gleichen sich die Sterne. Hüte dich,
zur Nacht mit Traumgespinsten anzubandeln. –
Ein Gruß genügt, en freier Dank, verhandeln
wir nicht um Haupt und Herz, um Treff und stich.

nicht meine Gegenwart ist dir verderblich;
Ich bin nicht glutgezeugt, nicht schaumgeboren;
Ich lebte nie wie du. Ich war nie sterblich.

Der Tod, doch auch das Leben ist vererblich,
wird reife Frucht zu jungem Wein vergoren.
Vergiß! Dein letzter Traum sei dir verloren.


XI.

Ein Heilsversprechen sei die Silberfracht;
Der Mond ist jede Nacht derselbe, nimmt
er ab und zu auch andre Form an, schwimmt
er gravitätisch durch die Sphären, macht

er dir den Hof, voll, oder abgeflacht
im Übergang, ob blaß bei Tag; es stimmt:
Wenn schon kein Funken längs dem Umriß glimmt,
dreht sich der Lichtstrahl und in alter Pracht

erstrahlt er neu. Das Licht spielt in den Locken
und spiegelt dir sein Abbild unters Lid...
Wie Waisenkinder beieinander hocken, -

Wie man Vertrauen sucht, und doch die Nähe mied,
umkreisen wir uns durch die Nacht, als Flocken,
So machtlos, was im eignen Traum geschieht.


XII.

Mach dich nur nicht mit dieser Welt gemein
und spür der Stille nach, die dich durchsummt.
Das greifbar, offensichtliche verdummt
und hält die tiefren Dimensionen klein.

Genug. – Bald reißt im Ost der Himmel ein; -
Schon ist dein samtnes Nachtgewand zerlumpt.
Steh auf; noch schlägt dein Herz und pocht und pumpt,
und will doch mehr als nur die Pumpe sein.

So halt die Augen offen und Du siehst
Zephyre und Gespenster in den Bäumen; -
Ich komme wieder nächste Nacht, derweil

du noch den Stich der Abendsonne fliehst.
Doch wenn wir unser Glück zur Unzeit träumen,
verspiel’n wir schlafend unser Seelenheil.


XIII.

Das willst du hören. Trau dir! – Trau dich! sprich:
„Ich will!“ – und wär dein Wort auch kaum ein Windlicht,
so sei’s, so lang es brennt wahr und verbindlich, -
Nur deutel ’s nicht zu lang auf Punkt und Strich;

Du fragst so vieles, wißbegierig, kindlich, -
Was uns jedoch verbindet, dich und mich,
das kommt wann’s will und es verflüchtigt sich
und bleibt im Grunde immer unerfindlich.

Du spürst die Hand, die ich ans Tiefste lege –
Kurz vor dem Morgen wird erneut die Sucht groß...
Gib deiner Nachtmaar noch einmal die Sporen,

dann laß mich los und geh’ die eignen Wege.
Ich bleibe Traumfrau, meine Liebe fruchtlos, -
Vergiß, und du wirst täglich neu geboren.


XIV.

Kraft meines Willens wandelt sich die Nacht,
Nur ich bleib unverändert, überzeitlich.
Was dir als Schicksal gilt, als unvermeidlich,
ist wirkungsmächtig nur für dich; gemacht

für Sterbliche. Du schwankst, doch hältst dich leidlich,, -
fürcht nicht um mich, nimm auf dich selber acht.
Du hast mir dein Vertrauen dargebracht; -
Mein Dank; darum genieß die Nächte weidlich,

und wahr sei dir der Traum zur rechten Zeit.
Doch wenn er dir zerrinnt, wach auf: es tagt!
Nicht bleibt, auch was am Tag mit dir geschieht

ist Fraß und Ausdruck der Vergänglichkeit.
Und macht dich die Erinnerung verzagt:
Vergiß, was Du gesehen hast. Lilith.


XV.

Schließ deine Augen; du bist nicht allein.
Was Du dir wünscht; ich weiß es. Laß dich fallen.
Die Sehnsucht schwelgt und steigt in Intervallen.
Nun flieg! Du kannst nur flüchtig glücklich sein.

Dein ganzes Glück für diese Nacht ist Schein.
Du kannst mir gut, und ich kann dir gefallen:
Trau nur für diese Nacht den Nachtigallen,
doch laß mich fliehen, bricht der Tag herein:

Der Pferdefuß steckt oftmals im Detail:
Vergiß! Dein letzter Traum sei dir verloren.
So machtlos, was im eignen Traum geschieht,

verspieln wir schlafend unser Seelenheil.
Vergiß, und du wirst täglich neu geboren.
Vergiß, was du gesehen hast. Lilith.
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#2
Lilith - Höhenfluch

I.

Einst lag geeint das All an einem Ort;
so friedlich und vollkommen
war eins dem andern gleich.
Erst Du hast uns genommen
dieses Himmelreich.
Im Paradies, von süßer Frucht beflort,
seit Anbeginn verkommen,
reift uns nur Sünde, die nun schwelt und schmort

und Resonanz erweckt, in uns rumort.
Die eine Saite schwingt in höchsten Tönen
nur weil die andre Saite dumpf verstummt.
Ein leichtes Spiel: Ein Dur- ein Mollakkord,
Die Hoffnung, die in unsrer Seele summt,
ist unsrem Körper nichts als hohles Höhnen.
Die Stoffe schieden sich nach deinem Wort.



II.

Und übers Wasser hob sich so das Land,
der Mensch dann über’s Tier,
bald dieser über jenen.
Du nahmst uns unser Wir,
nach dem sich alle sehnen.
Dem gabst du einen Klang, der auch nur Tand,
und andren Namen mir.
Nun ist der Schöpfung jedes Teil benannt,

und jedem ist sein Siegel eingebrannt.
Die Spur steht ihm auf Weg und Stirn geschrieben.
Die Seele sucht nach ihrem Ebenbild
und schaut uns aus dem Spiegel unverwandt.
kein Brot, das dauerhaft den Hunger stillt;
nur Zucht und Sehnsucht war dem Mensch geblieben
und keinem war sein Nächster mehr bekannt.


III.

Du bist so gut, so makellos, so rein!
Wer für sich selber tut,
der machts sich gerne recht,
und siehe es war gut,
doch bald schon wurd es schlecht,
denn sieh; dir fiel noch etwas beßres ein:
Dein Ebenbild und Knecht;
Als Herrscher setzt du ’n in die Schöpfung ein

Doch er durchschaut zu schnell den falschen Schein.
Dem Menschen, der sich ganz mit dir verbünde,
den lockst du mit so manchem Privileg.
denn lieben soll der Mensch nur dich allein.
Dafür ist schon dein Angebot Beleg.
Verrat an Gleichen ist die größre Sünde!
Nur manchem hauchst du etwas Ahnung ein.


IV.

Die Geister schieden sich einst auf dein Wort.
Du teilst und herrscht, o wieviel
Geduld und Leid ist nötig?
Wer nicht vor dir auf ’s Knie fiel,
gebeugt und ehrerbötig
den schickst du in ein ärgres Schicksal fort.
Dann sei ’s. Uns war es nie Spiel!
Vernichte uns, du hast das letzte Wort

Zu lebensschwach, zerbrechlich, ein Abort;
was du als Schöpfung feierst stirbt und stirbt.
Dein Wort, Dein Werk; du red’st es selber groß.
Nun sprich es aus, dies eine, letzte Wort
Sei gnädig und versetz den letzten Stoß –
du suchst nur weiter, daß er dich umwirbt
und ziellos süchtig lebt er immerfort.


V.

So Mensch wie Welt fängt deinen Atem ein;
Zur Ruhe kommt sie nie.
Von dir hat sie den Drall,
doch schwarz ist die Magie:
Dem Menschen reift Verfall;
in eigner Säure schwärt ihm Fleisch und Bein.
Treib weiter Alchemie,
Flöß diesem jenes, jenem andres ein... –

Viel Rauch, viel Knall und Fall und falscher Schein.
Vergafft ins selbstgeschaffene Spektakel
gibst du dem Zufall eine Welt zum Fraß.
So fällt dir immer wieder neues ein;
Ein Form- und Farbenspiel: so macht es Spaß.
Nur deine Kreatur verspürt den Makel,
denn die Vereinigung wird Täuschung sein.


VI.

Mein Wesen ist der lichtumlohte Brand
doch die befohlne Nahrung
ist kärglich, dürr und arm.
Mit Zehrung zur Bewahrung
verschwele ich lauwarm.
Gib Sinn und wirf die freie Glut ins Land
gib mir ein Erz zur Paarung
oder Herz, durch mich in Form gebannt.

Den Trieb empfing ich einst durch deine Hand.
Durch heißen Hunger um die Glut gekommen,
so sinkt die Flamme rasch zu Asche ein.
Du schürst die Sucht, doch reichst nur Sand
und läßt uns in der Wüstenei allein.
Wir sterben hin zu dem, dem wir genommen,
So sinkt der Ton zu Staub, noch ungebrannt,


VII.

Du schufst ihn sterblich, Gott, ich nenn das Mord.
Sieh Deine Kreatur:
Ich bin, wie er, erschöpft.
Sei’s Schöpfung, sei’s Natur;
Wer aus Dir Hoffnung schöpft,
den tröstest Du auf ferne Zeit und Ort
und weist die alte Spur,
Wo magres Dorngestrüpp am Wegrand dorrt.

Der Weg führt weit, du sagst, in Deinen Hort.
Bis dahin friste ich mein Sein als Alb,
doch meinem Mann gabst Du ein andres Leben.
So trennst Du „Gut“ und „Schlecht“, wie Süd und Nord,
doch auch dies Schlechte war von Dir gegeben.
Die Guten nennst Du rein, doch sie sind halb;
so pflanzt sich stets das Unvollkommne fort.


VIII.

Die Stoffe schieden sich nach deinem Wort
und keinem war sein Nächster mehr bekannt.
Nur manchem hauchst du etwas Ahnung ein
und ziellos süchtig lebt er immerfort,
denn die Vereinigung wird Täuschung sein.
So sinkt der Ton zu Staub, noch ungebrannt,
so pflanzt sich stets das Unvollkommne fort.
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#3
Lilith - Licht

I.

Du stehst am sichersten, wenn Du verstehst,
daß Dich die Schwerkraft trägt und nicht erdrückt.
Weil Du dich nur um Deine Wünsche drehst,
statt Deine Sehnsucht einfach hinzugeben;
Laß dich nur ziehen, und man überbrückt
gehoben jede Last, statt selbst zu heben.
Du darfst Dein Glück nicht fangen, denn es glückt
nur aus sich selbst heraus, läßt du es leben.
Ruh ganz in Dir, Lilith, und Du genest
von Deiner Suche, die dich selbst zerstückt.

Was Du auch suchst, gern hörtest oder sähst,
erfährst Du alles nur, wenn Du dich schenkst,
Als Gottheit, die du tausendfach zerstiebst
und tausendfach lebendig neu erstehst,
in jedem einzelnen Dich fühlst und denkst.
Lieb diese Welt, wie Du dich selber liebst.


II.

Verbrenne lichterloh und das astrale
Nachtgewölbe füllt dich aus, durchdringt
dich ganz, verfächert dich und die fraktale
Seele ordnet sich zu einer Welt.
Vergiß die Asche, die zu Boden sinkt,
die leere Hülle, die zu Staub zerfällt.
Du bist das Licht und jede Sphäre singt,
die du berührst. Die hohe Gottheit hält
das heiligste dir wach, und das Banale,
was dich in ungeliebten Alltag zwingt,

das ist nur ein Gefäß, die Opferschale,
Verschwendung, wenn du mit der Gabe geizt.
Empfang das Licht, jedoch mach dich bereit erst
dich selbst zu öffnen, spüre dich und strahle,
was dein Gefühl in jede Richtung spreizt,
und fürchte nicht daß du am Zwiespalt scheiterst.


III.

Du bist die erste nicht, die sich beklagt,
die um die Sehnsucht mit dem Himmel richtet,
nach dem du ewig und umsonst gejagt.
Dir bleibt noch eine weitre Ewigkeit.
Hast du den Schwarm von Sternschnuppen gesichtet?
Hast du dich nicht gefragt, von Zeit zu Zeit
warum man seinen Wunsch niemals berichtet?
Verlange nichts, mach dich erst selbst bereit.
Erkenn was schon von jeher in dir lag.
Nicht eine Schnuppe war dir je verpflichtet.

Sie töten auch Dämonen, wie man sagt,
doch siehst du nächstens einmal Sternenschnuppen,
gib auch nichts auf angebliche Gefährdung.
Sei Licht, und wenn ’s in deinem Schatten tagt
durchströmt ’s dir Herz, Hirn und die Fingerkuppen,
daß deine Flamme Luft braucht, wie auch Erdung


IV.

Wie Zunder, den man in die Flamme steckte,
einmal entzündet Licht und Funken spie:
Dein Glanz, der nichts erfordert, nichts bezweckte,
weil er die unverstellte Weite braucht,
für seine lichterfüllende Magie,
die Glut in neue Finsternisse taucht.
Das ist die Liebe, Lilith, und so wie
der erste Kuß, der Dir einst eingehaucht
in Dir gleich tausend neue Küsse weckte,
dort wo noch keiner war, entfaltet sie,

die Liebe, das Verborgene, Versteckte.
Zu geben, oder angenommen sein,
geliebt sein, oder ob Du selber liebst,
Die Flamme, die sich nach dem Höchsten streckte,
Die Glut, die Dich verzehrt, der helle Schein;
Es wird das selbe sein, wenn du dich gibst.


V.

Entwickle und entfalte deinen Plan
und die verschlungnen Pfade strecken sich.
Du selber bist das Ziel und auch die Bahn.
Du mußt nicht Hunger sein, du bist auch Nahrung.
Musik ist Klang, doch auch der Bogenstrich.
Leib-Seele: Das Gefäß zur Aufbewahrung,
doch auch der Inhalt. Nur was diesem glich
erkanntest du je an als Offenbarung,
drum leg den Maßstab an dich selber an:
Die lichte Gottheit, das bist du, bin ich.

Schick deine Sinne tiefer, himmelan
und selber wirst du dir entgegenlachen.
Wenn du dein Selbst-Verständnis so verbreiterst
wird dir so Sinn um Sinn bald aufgetan,
bis du erwachst zum ewigen Erwachen,
die Seele um den nächsten Kreis erweiterst.


VI.

Wenn du in immer neue Sphären drängst,
wend’ deinen Blick in jede Richtung. Scheue
auch nicht vor Fremdem auf, denn du empfängst
nur das, was dir entspricht: Sei’s Rat, sei’s Tat,
Empfindest du auch Zweifel, Angst und Reue,
Erkennst du Irrtum, Schuld; Das Resultat
ist nicht endgültig. Freude heg’ und Treue
und auf geht dir der Sinn wie reife Saat,
daß du durch Suche nur den Blick verengst,
drum fordre nichts, sei offen für das Neue.

Was willst du lernen, lieben, spür’n? Du denkst
du bist jahrtausendalt, erfahr’n; du bist
gemessen an der Ewigkeit noch sehr jung.
Laß nur den Weg die Schritte führ’n. Du lenkst
sie sicher auf dein wahres Ziel. Es ist
ein Schritt auf deinem Weg zur Engelwerdung.


VII.

Lieb diese Welt, wie du dich selber liebst,
und fürchte nicht, daß Du am Zwiespalt scheiterst,
daß Deine Flamme Luft braucht, wie auch Erdung.

Es wird das selbe sein, wenn Du dich gibst,
Die Seele um den nächsten Kreis erweiterst:
Ein Schritt auf Deinem Weg zur Engelwerdung.
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