Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Felicia Dorothea Hemans: Casabianca
#1
GB 
Felicia Dorothea Hemans
Casabianca*

The boy stood on the burning deck
Whence all but he had fled;
The flame that lit the battle's wreck,
Shone round him o'er the dead.

Yet beautiful and bright he stood,
As born to rule the storm;
A creature of heroic blood,
A proud, though child-like form.

The flames rolled on - he would not go,
Without his Father's word;
That Father, faint in death below,
His voice no longer heard.

He called aloud: - "Say, Father, say
If yet my task is done?"
He knew not that the chieftain lay
Unconscious of his son.

"Speak, Father!" once again he cried,
If I may yet be gone!
And" - but the booming shots replied,
And fast the flames rolled on.

Upon his brow he felt their breath,
And in his waving hair,
And looked from that lone post of death,
In still, yet brave despair.

And shouted but once more aloud,
"My Father! must I stay?"
While o'er him fast, through sail and shroud,
The wreathering fires made way.

They wrapt the ship in splendour wild,
They caught the flag on high,
And steamed above the gallant child,
Like banners in the sky.

There came a burst of thunder sound -
The boy - oh! where was he?
Ask of the winds that far around
With fragments strewed the sea! -

With mast, and helm, and pennon fair,
That well had borne their part -
But the noblest thing which perished there
Was that young faithful heart!

*Young Casabianca, a boy about thirteen years old, son of the Admiral of the Orient, remained at his post (in the Battle of the Nile) after the ship had taken fire, and all the guns had been abandoned; and perished in the
explosion of the vessel, when the flames had reached the powder.




Casabianca
Ü: Josef Riga

Der Schiffsjung' hielt sich auf der Back,
Als alle weggerannt,
Die Flammen leckten über's Wrack,
Die Toten halb verbrannt.

Er stand noch schön und tapfer, breit,
Wie für den Sturm gebor'n,
Ein Wesen voll Verlässlichkeit,
Stolz, kindlich und verlor'n.

Das Feuer rast - er wird nicht geh'n
Ohne des Vaters Wort.
Der liegt, hat schon den Tod geseh'n,
Fernab an Steuerbord.

Er rief ihn laut: - "Sag, Vater,sag,
Hab ich mein Teil getan?"
Er wusste nicht, dass der so lag,
Ihn nicht mehr hören kann.

"Sprich, Vater!" - ruft er noch einmal,
"Kann ich jetzt endlich geh'n?
Und ..." - Schüsse fallen ohne Zahl,
Vor Rauch ist nichts zu seh'n.

Die Hitze macht sich heftig breit,
Erreicht sein wehend Haar,
Er steht in seiner Einsamkeit
Noch immer tapfer da.

Noch einmal ruft er nach ihm laut:
"Mein Vater! darf ich weg?"
Und während leicht der Wind abflaut
Kriecht Feuer über's Deck.

Es greift sich jeden kleinsten Splint
Und hüllt mit grellem Schein
Das furchtlose, beherzte Kind,
Topmast und Flagge ein.

Da bricht das Schiff im Donnergroll'n -
Wo kam der Junge hin? -
Der Wind, der lässt die Wellen roll'n,
Die Trümmer treiben drin!

Hier gab man Mast und Fahnen hin
Und gut bewährtes Erz.
Doch war das Beste, was verging
Ein junges treues Herz.

*Der junge Casabianca, ein Kind von etwa dreizehn Jahren, Sohn
des Admirals der L'Orient, blieb auf seinem Posten (während der Schlacht auf
dem Nil), auch nachdem das Schiff Feuer gefangen hatte und alle Geschütze
aufgegeben worden waren. Er verschwand bei der Explosion des Schiffs, als die Flammen die Pulvervorräte erreichten.

[size=small][size=small]


Diese sehr rührselige Ballade von Hemans halte ich aus zwei Gründen für bemerkenswert und tradierbar. Erstens war sie bis in die 50er Jahre hinein in GB und Teilen der USA Schulstoff, d.h. sie wurde wohl vielfach auswendig gelernt, ähnlich wie hierzulande früher die "Glocke" u. ä. von Goethe und Schiller. Die erste Zeile - The boy stood on the burning deck - wurde entsprechend gerne und oft parodiert. Zweitens ist es eine Hommage nicht an einen englischen Matrosen, wie man erst vermuten könnte, sondern die Verbeugung vor einem jungen Feind, denn Casabianca, Landsmann Npoleons aus Korsika, war Franzose! Das macht das etwas problematische Pathos des Opfermuts fürs Vater-Land etwas erträglicher. Die Engländer als faire Player!
Die Fußnote ist mehr Irreführung als Hilfe gewesen, denn H. schreibt, der Vater sei Admiral of the Orient gewesen. Ich dachte erst an einen Ehrentitel a la Admiral des Atlantischen Meeres, wie er früher an verdiente Seehelden verliehen wurde. Casabianca war aber schlicht nur der Kapitän der L'Orient, des franz. Flaggschiffs, er war nicht Admiral! Hätte H. die richtige Rangbezeichnung geschrieben, wäre Orient klar als Schiffsname zu erkennen gewesen und nicht als Genitiv-Teil eines Titels. Ich habe den Admiral trotzdem stehen lassen, vielleicht wollte H. ihn besonders damit ehren. Eine andere Erklärung habe ich nicht für diesen Fehler einer sicherlich in Marineangelegenheiten nicht völlig ahnungslosen Engländerin!
Zitieren
#2
Hallo Josef,

Respekt, dass dus geschafft hast, das 8/6 Schema der Verse zu halten. Ich habs auch probiert, aber bin nicht zufrieden gewesen mit dem Resultat. Deswegen habe ich mir mehr Platz in den Zeilen gegönnt.

Die erste Zeile des Gedichts kenne ich aus Tom Sawyer. MArk Twain beschreibt da ein Schulabschlussfest und lässt einen 5-Klässer die erste Zeile rezitieren. Ich habe mich damals gewundert, wo diese seltsame Zeile wohl hingehört, aber selbst wenn mans mir gesagt hätte, hätte das nichts gebracht. Mein Englisch war damals noch nicht sehr ausgeprägt Smile

Der Knabe blieb auf dem brennenden Deck,
wo alle geflohen waren,
das Feuer fraß sich vom Bug bis zum Heck,
warf Glut auf der Toten Scharen.

So licht stand er da, so hell von Gestalt,
als Herrscher von Stürmen und Wind,
von heldenmütigem Blut durchwallt,
ein aufrechtes stolzes Kind.

Die Flammen lohten, doch flüchtet er nicht,
es sei, dass der Vater‘s befahl,
doch der lag nur da mit bleichem Gesicht
verstummt in der Todesqual.

Der Knabe rief lauft, „Sag, Vater, sag mir ,
ist der Dienst, ist die Pflicht getan?“
Er ahnte ja nicht, dass im Diesseits hier,
der Anführer nichts mehr vernahm.

„Sprich, Vater sprich“, rief er Knabe erneut,
„darf ich das Deck nun verlassen“
Und“ die Schüsse grollen, die Flamme dräut,
will gierig nach Allem fassen.

Er spürt auf der Stirn die atmende Glut,
er spürt sie in seinen Locken,
sieht ringsum den Tod in wabernder Wut,
die Worte wollen ihm stocken.

Dann ruft er noch einmal lauthals hinaus
„Vater, sprich, muss ich verweilen?“
als Flammen durch Segel und Ruderhaus,
von Mast zu Mastschon eilen.

Sie tauchen das Schiff in wallenden Glanz,
haschen am Flaggstock die Fahn‘
sind um den Knaben in rasendem Tanz,
Kometen, auf feuriger Bahn.

Dann plötzlich ertönt ein donnernder Schlag,
der Knabe, wohin ist er ?
Befrage die Winde, was jener Tag
An Trümmern säte ins Meer,

An Ruder, an Wimpeln an Brassen und Mast
Die treu ihren Dienst getan-
Doch war des Todes edelster Gast,
das junge Herz, das er nahm.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#3
Hallo Josef,

All dieser Heldenmut, diese Opferbereitschaft, der Pathos....

Mich hat der Text spontan an John Maynard erinnert.


Was hältst du in der ersten Zeile von "Moses" statt dem Apostrophierten "Schiffsjung'"?


Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#4
Hallo Sneaky,

dass die erste Zeile des Gedichts bei Mark Twain vorkommt, wusste ich nicht, ist aber nicht verwunderlich, weil das Gedicht wohl wirklich oft zitiert und parodiert wurde, weil es so "dick aufträgt". Das passt ganz gut zum Humor von Twain, denke ich. Ich finde es immer schön, wenn man zufällig auf ein paar Zeilen in einem anderen Buch stößt, die einem vom Übersetzen her bereits bekannt sind. So wäre mir wahrscheinlich ein verstecktes Zitat in James Joyce's Ulysses überhaupt nicht als Zitat aufgefallen, welches aus Byrons "Don Juan" - The Isles of Greece - stammt:" Die Berge schau'n auf Marathon/Und Marathon schaut auf das Meer." Wollschläger hat diese Stelle im Ulysses so ähnlich übersetzt, dass es mir als meine eigene Übersetzung sofort auffiel. - Übrigens habe ich die Lektüre dieses Schinkens (auf dt.) aufgegeben. Unlesbares Buch!
Aber man freut sich, dass man wenigstens bei der Auswahl der übertragenen Gedichte nicht ganz falsch gelegen hat, wenn sie in anderen Werken zitiert werden. Denn dann scheinen sie doch wohl im angelsächsischen Raum irgendwie wichtig oder populär zu sein.
Zu deiner Fassung: ich würde den Tod nicht so versöhnlerisch als Gastgeber beschreiben, der einen "edlen Gast" hat. Das arme Kind ist wohl doch eher unfreiwillig zu dieser makabren Einladung gekommen.


Hallo Zaunkönig,
Im Prinzip wäre der "Moses" eleganter. Ich habe aber Bedenken, dass diese Bezeichnung - vor allem außerhalb Norddeutschlands- heutzutage überhaupt nicht mehr richtig verstanden wird: Bei dem Namen denkt doch jeder nur noch an die Geschichte aus der Kinderbibel-Stunde von der Landratte, die sich das Rote Meer trockenlegen lässt, damit sie keine nassen Füße kriegt.

Gruß
Josef
Zitieren
#5
Hallo Josef,

der Moses als Schiffsjunge kommt aber auch in Kreuzworträtseln immer wieder vor, so dass auch die Bergstämme davon erfahren könnten.

Gruß

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#6
Hallo Josef,

das mit dem Gast ist schnell geändert.

an Trümmern säte ins Meer

an Rudern und Wimpel, voll wilder Wut
die treu ihren Dienst getan
doch war sein Herz das teuerste Gut,
das heute der Tod uns nahm
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: