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Ann Yearsley: Adressed to Sensibility
#1
GB 
Ann Yearsley

Addressed to Sensibility

Oh Sensibility! Thou busy nurse
Of inj’ries once received, why wilt thou feed
Those serpents in the soul, their stings more fell
Than those which writhed round Priam’s priestly son?
I feel them here! They rend my panting breast,
But I will tear them thence – ah, effort vain!
Disturbed they grow rapacious, while their fangs
Strike at poor memory; wounded she deplores
Her ravished joys , and murmurs o’er the past.
Why shrinks my soul within these prison walls
Where wretches shake their chains? Ill-fated youth,
Why does thine eye run wildly o’er my form,
Pointed with fond enquiry ? ʼTis not me
Thy restless thought would find; the silent tear
Steals gently down his cheek. Ah, could my arms
Afford thee refuge, I would bear thee hence
To a more peaceful dwelling! Vain the wish;
Thy pow’rs are all unhinged, and thou wouldst sit
Insensible to sympathy: farewell.
Lamented being, ever lost to hope,
I leave thee, yea, despair myself of cure.
For oh, my bosom bleeds, while griefs like thine
Increase the recent pang. Pensive I rove,
More wounded than the hart whose side yet holds
The deadly arrow. Friendship, boast no more
Thy hoard of joys o’er which my soul oft hung
Like the too-anxious miser o’er his gold.
My treasures all are wrecked; I quit the scene
Where haughty Insult cut the sacred ties
Which long had held us. Cruel Julius, take
My last adieu! The wound thou gav’st is death,
Nor canst e’en thou recall my frighted sense
With friendship’s pleasing sound; yet will I clasp
Thy valued image to my aching mind,
And, viewing that, forgive thee; will deplore
The blow that severed two congenial souls!
Officious Sensibility, ʼtis thine
To give the finest anguish, to dissolve
The dross of spirit till all essence, she
Refines on real woe, from thence extracts
Sad unexisting phantoms, never seen.
Yet, dear ideal mourner, be thou near
When on Lysander’s tears I silent gaze;
Then, with thy viewless pencil, form his sigh,
His deepest groan, his sorrow-tinged thought,
Wish immature, impatience, cold despair,
With all the tort’ring images that play,
In sable hue, within his wasted mind.
And when this dreary group shall meet my thought,
Oh throw my pow’rs upon a fertile space
Where mingles ev’ry varied soft relief.
Without thee, I could offer but the dregs
Of vulgar consolation; from her cup
He turns the eye, nor dare it soil his lip!
Raise thou my friendly hand; mix thou the draught
More pure than ether, as ambrosia clear,
Fit only for the soul; thy chalice fill
With drops of sympathy, which swiftly fall
From my afflicted heart: yet – yet beware,
Nor stoop to seize from passion’s warmer clime
A pois’nous sweet. Bright cherub, safely rove
Through all the deep recesses of the soul!
Float on her raptures, deeper tinge her woes,
Strengthen emotion, higher waft her sigh,
Sit in the tearful orb, and ardent gaze
On joy or sorrow. But thy empire ends
Within the line of spirit. My rough soul,
Oh Sensibility, defenceless hails
Thy feelings most acute. Yet ye who boast
Of bliss I ne’er must reach, ye who can fix
A rule for sentiment, if rules there are
(For much I doubt, my friends, if rule e’er held
Capacious sentiment), ye sure can point
My mind to joys that never touched the heart.
What ist this joy? Where does its essence rest?
Ah, self-confounding sophists, will ye dare
Pronounce that joy which never touched the heart?
Does education gives the transport keen,
Or swell your vaunted grief? No, nature feels
Most poignant, undefended; hails with me
The pow’rs of Sensibility untaught.

from Poems on various Subjects (1787)


Ann Yearsley

Empfindlichkeit

Empfindlichkeit! Die Wunden, die wir einst
Bekamen, du hältst sie stets offen. Ach,
Warum nährst du die Seelen-Schlangen, die
Uns schlimmer würgen, als diejenigen,
Die man Laokoon geschickt. Ich spür’
Ihr Reißen – will vergeblich mich entzieh’n!
Gestört, werden sie größer nur; ihr Fang
Bohrt sich in die Erinnerung, die, wund
Gemacht, nicht mehr den alten Freuden folgt.
Wieso zieht sich mein Herz an diesem Punkt,
In diesen Mauern hier, zusammen, wo
Dem Unglückseligen die Kette klirrt?
Wild sucht er meinen Blick und findet nichts
Von mir in seiner Ruhelosigkeit.
Die Träne läuft ihm ins Gesicht. Ach könnt’
Mein Arm dir Zuflucht sein, ich brächte dich
In ein friedlich’res Haus. – Sinnloser Wunsch!
Du hast dich ausgeklinkt, spürst nirgends mehr
Die Segnungen der Sympathie – leb wohl!
Armseliges Geschöpf, ich lasse dich
Zurück – und spür’: bin selber nicht gesund.
Denn es zieht, aufgewühlt von deinem Schmerz,
Erneut die alte Pein herauf. Ich lauf’
Verwundet wie ein Hirsch, dem in der Seit’
Der Pfeil steckt, tödlich; – Freundschaft kann nicht mehr
Mit Freuden sich betäuben, denen oft
Mein Herz sich hinwarf, wie der Geiz auf’s Geld.
Ich bin nun ganz verbraucht, verlass’ den Platz,
Wo hochmüt’ge Beleidigung das Band
Zerriss, das lang uns hielt. Julius, grausam
Ist es! So nimm den Abschied hin. Die Wund’
Die du schlugst, war der Tod. Und mein Gefühl
Weckst du nicht mehr mit Freundschaftstönen auf.
Dein früh’res Bild will ich im wehen Kopf
Behalten, dir vergebend – und verschmerz’,
Was uns’re nahen Seelen hat getrennt!
Aufdringliche Empfindlichkeit! Es ist
Dein Part: weckst feinsten Kummer, um dann zu
Reinster Substanz zu destillier’n den Geist;
Veredelnd unser Weh, dann wird erdacht
Gespenstisches, was keiner je geseh’n.
Jetzt, idealer Dulder, sei ganz nah,
Wenn ich auf des Verrückten Tränen seh’;
Beschreibe, wie er seufzt, mit deinem Stift,
Die sorgenschwere Stirn, sein tiefstes Leid,
Halte Verzweiflung fest, den wilden Wunsch,
Und all die Folterbilder, dunkles Glas,
Verspiegelnd seinen schwer verstörten Sinn.
Wenn dieses bitt’re Bild mich dann befällt,
Stell’ meine Kräfte schnell auf festen Grund,
Misch sie mit Hilfen und Erleichterung.
Von dir getrennt, gäb’ ich nur Bodensatz
Vulgärster Tröstung, davon er mit Recht
Sich wenden könnte, rein und ohne Reu’.
Hilf meiner Freundeshand und misch den Trank,
Der rein wie Äther und Ambrosia,
Nur gut für’s Menschenherz! Den Becher füll’
Mit Tau des Mitgefühls, der sanft hin fällt
Aus meiner wunden Brust – und lass’ nicht zu,
Dass aus dem Reich der Leidenschaft ein Gift
Austritt, ein süßes. – Stolzer Cherub, führ’
Mich durch die Tiefen meiner dunklen Welt!
Streif’ ihr Verzücken, tiefer mal’ den Schmerz,
Hilf dem Gefühl, das stärker schwingen will.
Den Tränen nah siehst du auf Freud und Leid,
Am Ungeistigen endet deine Macht.
Die raue Seele, du Empfänglichkeit,
Bejaht dich schrankenlos; und ganz direkt
Bin ich für deinen Eindruck da! Du stehst
Für Segen, unerreichbar; du markierst
Regeln für’s Mitgefühl – falls es die gibt.
(Ich zweifle sehr, Freunde, an dieser Macht
Von Herzensregeln) – und du führst mich hin
Zu Freuden, die mein Herz noch nie verspürt.
Wie nenn’ ich sie? Was ist ihre Substanz?
Ihr selbst-verwirrten Denker, wie wollt ihr
Ein Glück erfahr’n, das nie das Herz berührt?
Gibt euch die gute Bildung den Weg frei
Zu kultiviertem Klagelied? Ach nein –
Natur empfindet ungeschützt; begrüßt
Die Kraft natürlicher Empfindlichkeit.
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