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Edna St.Vincent Millay: Mindful of you the sodden earth in spring
#1
USA 
III

Mindful of you the sodden earth in spring
And all the flowers that in springtime grow;
And dusty roads and thistles and the slow
Rising of the round moon, all throats that sing
The summer through and each departing wing,
And all the nests that the bared branches show;
And all winds that in any weather blow
And all the storms that the four seasons bring

You go no more on your exultant feet
Up paths that only mists and morning knew;
Or watch the wind, or listen to the beat
Of a bird´s wing too high in air to view,--
But you were something more than young and sweet
And fair,-- and the long year remembers you.

Der nasse Frühjahrslehm kann von dir singen,
die Blumen, die sich nur im Frühling zeigen,
die Disteln können`s, Straßenstaub, das Steigen
des roten Monds wenn Sommerkehlen klingen,
die Zugvögel auf ihren Abschiedsschwingen,
die Nester, die man sieht auf kahlen Zweigen,
die Winde, die bei keinem Wetter schweigen
die Stürme, die die Jahreszeiten bringen.

Du gehst nicht mehr beschwingt an allen Tagen
auf Pfaden, die der Nebel kennt auf Reisen,
beobachtest den Wind und hörst das Schlagen
von Flügeln, die zu hoch für Blicke kreisen.
Du, jung, süß, schön--, das heißt zu wenig sagen,
das volle Jahr weiß dich auf seine Weisen.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Die nasse Frühjahrserde weiß von dir
genauso wie die ersten Frühlingsboten.
In Straßenstaub und Disteln wie im roten
Aufgang des Mondes scheint es mir
der Sommer kennt dich und im Herbsthain hier
der Vogelzug gen Süden. Nackte Knoten
an Ästen, leere Nester und die Noten
des Winds an jedem Tag sind dein Revier.

Du gehst nicht mehr beschwingt an allen Tagen
die Pfade, die das Nebelgrau verschweigt,
hörst auf den Wind und auf das Flügelschlagen,
das sich aus lichten Höhen niemals zeigt.
Jung süß und schön heißt viel zu wenig sagen.
Dich kennt das Jahr, das sich so langsam neigt.

Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

In kurzer Frist nun der zweite Text von Edna, den du nochmal bearbeitest, das kann den Gedichten nur gut tun.
Der erste Eindruck beim flüchtigen drüberlesen ist gut. Du hast eine stimmungsvolle, natürliche Sprache gefunden. Im Detail sind mir allerdings manche Unstimmigkeiten oder Ungenauigkeiten aufgefallen, die vielleicht nicht nötig sind:

Z. 1: Du beginnst mit den falschen Artikel, offenbar übriggeblieben vom Lehm.

Z. 4. beginnt als einzige mit einer betonten Silbe, was den Sprachfluß doch merklich stört. Das ist zwar im Original genauso, allerdings halte ich es auch dort nicht für ein Stilmittel, sondern eine Unsauberkeit. Man muß das nicht nachbilden.

Z. 6/7 Knoten / Noten ist ein schöner unverbrauchter Reim; das ursprüngliche Zweigen / schweigen scheint mir aber näher am Original. Wolltest Du mit den Noten, das unterschlagene Singen in Zeile 4 kompensieren?

Z. 9: In Deiner Formulierung ist mir zunächst die Inversion aufgefallen. Richtiger:
"Du gehst nicht mehr an allen Tagen beschwingt", der Zweite Satzteil ist aber anscheinend eh nur ein Füllsel. Kann man da auch etwas mit beschwingt / dringt machen?

Z. 11: Durch das unterschlagene Bindewort, ist nicht ganz deutlich, ob der/die angesprochene "statt dessen" auf Wind und Flügelschlagen hört oder "auch nicht" darauf hört. Ohne zunächst das Original zu lesen, habe ich ersteres verstanden, aber offenbar falsch...
Mein Vorschlag wäre eine wiederholte Verneinung:
"hörst nicht den wind und nicht das Flügelschlagen" fallst Du die Zeile nicht ohnehin umstellst (s. o.)

Z.12. "aus lichten Höhen niemals zeigt" klingt für mich so, als gäbe es kein Flügelschlagen mehr, denn die Sicht ist ja offenbar gut. Ich verstehe den Text aber eher so dass er/sie nicht mehr auf das Flügelschlagen achtet.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Sneaky


Ich bin nun mal eine eigene Nachdichtung angegangen, und bin, deiner ersten Fassung ziemlich nahe gekommen, wie gesagt, die Reime sind einfach naheliegend:



Du scheinst im Frühjahrshumus nachzuklingen,
in all den Blumen, die im Lenz sich zeigen,
in Staub und Disteln, im langsamen Steigen
des runden Monds, und in den Kehl'n, die singen

den Sommer durch, in südwärts ziehnden Schwingen,
den leeren Nestern in den nackten Zweigen,
in jedem Wetter, aller Winde Reigen,
den Stürmen, die die Jahreszeiten bringen.

Dein leichter Gang kann dich nun nicht mehr tragen,
auf Wegen, den die Morgennebel lenken,
schaust nicht den Wind, hörst nicht das Flügelschlagen
von Vögeln, die sich in die Himmel senken, -
Doch Jugendschönheit hat nicht viel zu sagen: -
Das ganze lange Jahr will dir gedenken.



Ich lese den Text als eine Art Nachruf, ein Epitaph auf einen viel zu früh gegangenen.
Bei Dir klingt es eher wie eine Versöhnung mit dem Älterwerden.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Das hier ist von einer I-Netbekannten, die sich auch gern an Edna versucht. Ich glaube, eine ihrer Übertrgungen haben wir schon.Ihr Nick ist Monalisa, ich glaube, ein weiterer Kontrast schadet hier nicht.


Du wirst gerühmt von feuchter Frühlingserde
und von den frühen Blüten, die sie trägt,
von Disteln, Straßenstaub. Der Mond belegt
sogar dein Tun und jede Stimmgebärde.

Des Sommers Klage, dass es herbstlich werde,
der Vogelzug, wenn Wind durch Nester fegt
im kahlen Baum, die Zeit, die alles prägt,
bezeugen dich, vermisster Weggefährte.

Nicht länger gehst du leichten Schritts auf Pfaden,
die nur das frühe Morgengrauen kennt,
hörst nicht den Wind; und bist durch Nebelschwaden

vom Flügelschlag in großer Höh' getrennt.
Du warst viel mehr als jung und süß, mit Gnaden
versehn, die dieses Jahr beim Namen nennt.

Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#6
Hallo Sneaky,

Ja, von Monalisa hattest du schon mal etwas vorgestellt. Ich erinnere mich dunkel.

Bei "rühmen" muß ich ja immer an Rilke denken Rolleyes

An manchen Stellen hat sie sich für mein Verständnis recht weit vom Wortlaut entfernt, z. B. in Zeile 5. Dort sehe ich weder eine Klage, noch den nahen Herbst; der bekommt seine eigene Zeile. Auch wird der Weggefährte im Original nicht benannt.
Ich denke aber, sie hat den Geist des Textes gut eingefangen.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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