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E. Barrett Browning: Grief
#1
GB 
Elizabeth Barrett Browning. 1806–1861

Grief

I TELL you, hopeless grief is passionless;
That only men incredulous of despair,
Half-taught in anguish, through the midnight air
Beat upward to God's throne in loud access
Of shrieking and reproach. Full desertness 5
In souls as countries lieth silent-bare
Under the blanching, vertical eye-glare
Of the absolute Heavens. Deep-hearted man, express
Grief for thy Dead in silence like to death—
Most like a monumental statue set 10
In everlasting watch and moveless woe
Till itself crumble to the dust beneath.
Touch it; the marble eyelids are not wet:
If it could weep, it could arise and go.


Weltschmerz

Der Schmerz wird matt, der Hoffnungen verlor,
so daß verzweifelt, wer nicht glauben kann.
Ein Klagelaut hebt in der Nachtluft an,
steigt auf zu Gott und gellt in seinem Ohr

als Frage oder Vorwurf. Manche Seele
ist abgeirrt und Völker glauben nicht,
hier unterm offnen gleißenden Gesicht
des absoluten Himmels. Mensch, erzähle!

Sprich aus dein Leid, damit du ruhig stirbst.
Oft wirkt der Schmerz hart, wie in Stein gesetzt,
daß unvergänglich bleiben Leid und Wehen,

bis einst das Denkmal selbst zu Staub verdirbt.
Spür selbst: Die Augen sind nicht feucht benetzt.
Könnt' es nur weinen, könne es auch gehen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo zaunkönig,

ich les den ersten Vers komplett anders.

M.E. sagt der Erzähler:
hoffnungsloser Kummer kennt keine Leidenschaft;
nur Männer, die nicht an Verzweiflung glauben,
die Angst sich selbst halb beigebracht haben
kämpfen sich durch die Mitternacht schreiend
und tadelnd zu Gottes Thron

Auch in der ersten Terzine läufts für mich anders:

...Tieffühlender Mensch, sprich aus
den Kummer für deine Toten in Stille wie der Tod

Vielleicht solltest du das noch mal überarbeiten? Mir scheint, hier bist du zu weit weg vom Original gegangen.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Zaunkönig,
Sneaky, da bist du mir gerade zuvorgekommen, und ich muss dir Recht geben, obwohl mir deine Version, Zaunkönig, als "Aneignung" auch sehr zusagt. Aber da bist du wohl gleich am Anfang deiner Übersetzungsbemühungen etwas weit vom Weg abgekommen. Das 'half-taught in anguish' lese ich übrigens als unvollständige Kenntnis der Seelennot, die noch nicht so ganz und gar lähmt wie anschließend beschrieben.
Das Original ist sehr tief empfunden, nicht der Weltschmerz, sondern tiefe Trauer um einen Toten oder so.
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#4
Hallo ihr beiden,

da habe ich mich wohl etwas vergalloppiert, naja, muß ich dann nochmal ran...

Zitat:Das 'half-taught in anguish' lese ich übrigens als unvollständige Kenntnis der Seelennot, die noch nicht so ganz und gar lähmt wie anschließend beschrieben.

Meinst Du, ein betäubtes Gefühl, weil der Trauernde im ersten Moment nicht realisiert, wie ihm geschieht, oder meinst du daß ihm die metaphysische Dimension nicht bewußt ist, die EBB später ausbreitet?


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo Zaunkönig,

ich meinte eher so in dem Sinne: "die, die lauthals jammern und klagen, wissen doch gar nicht, was echter Schmerz ist, denn bei dem ist man dann völlig gelähmt." Und dann die Bilder von Wüste und Statue usw.

LG Silja
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#6
Echter Schmerz

Dem hoffnungslosen Schmerz ist Kraft genommen,
daß nicht verzweifeln muß, wer jammern kann.
Der halbgelitt'ne hebt sein Klagen an,
weiß seine Nöte klar von Gott vernommen,

sei's Frage oder Vorwurf. Das Verderben
entfaltet sich in dem, dem's Wort gebricht,
verlassen unterm gleißenden Gesicht
des absoluten Himmels; Seelen sterben

vor Kummer still wie die beklagten Toten,
wie eine Statue auf's Grab gesetzt,
daß unvergänglich bleiben Leid und Wehen,

bis einst die Leichensteine selbst verrotten.
Spür selbst: Die Augen trocken; könnt's sie jetzt
noch weinen, könnte sie auch auferstehen.




Naja, im Wortlaut wohl noch immer recht frei, aber doch hoffentlich sinngemäß nun näher dran.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Hallo Zaunkönig,
ja, so ist es viel besser und wiederum eine sehr schöne und ziemlich 'eigene' Fassung, die du da hervorgebracht hast.
Ich frage mich, ob man die Wüste nicht vielleicht in Zeile 6 doch noch unterbringen könnte, zumal da das doppelte 'dem' nicht so ganz glücklich nebeneinander steht.

Und die letzten beiden Zeilen beziehen sich ja auf die marmorne Statue, die 'aufstehen und wandeln' könnte, wenn sie auch weinen, also fühlen, könnte. Mit deinem Plural von den Leichensteinen verwischst du den Zusammenhang ein wenig. Vielleicht würde 'Monument' da passen?

--bis einst das Monument muss selbst verrotten.

Ich meine, es wäre der Mühe wert, an diesen beiden Stellen noch ein klein wenig zu feilen.
Ansonsten aber, wie gesagt, sehr schön.

LG Silja
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#8
Hallo Silja,

Ich habe beide Stellen nochmal überarbeitet.

Bei den Leichensteinen brauche ich den Plural um des Reimes wegen. Ich meine, auch wenn EBB einen bestimmten (verstorbenen) Menschen im Sinn hatte, ist ihre Ansprache eher allgemein formuliert, daher stört mich der Plural nicht, - allerdings hat der gemeine Leichenstein kein Gesicht wie die Statue, das ist wohl das eigentliche Manko an der Stelle.

LG ZaunköniG


Echter Schmerz

Dem hoffnungslosen Schmerz ist Kraft genommen,
daß nicht verzweifeln muß, wer jammern kann.
Der halbgelitt'ne hebt sein Klagen an,
weiß seine Nöte klar von Gott vernommen,

sei's Frage oder Vorwurf. Das Verderben
verödet dem die Seele, der nicht spricht,
verlassen unterm gleißenden Gesicht
des absoluten Himmels; Seelen sterben

vor Kummer still wie die beklagten Toten,
als Denkmal ihnen selbst auf's Grab gesetzt,
daß unvergänglich bleiben Leid und Wehen,

bis einst die Statuen zu Staub verrotten.
Spür selbst: Die Augen trocken; könnt's sie jetzt
noch weinen, könnte sie auch auferstehen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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