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Obszöne deutsche Sonette
#8
Ja, oder jene:



Es gieng die Lesbia in einem schäfer-kleide
Als Hirtin / wie es schien / der seelen / über feld /
Es schaute sie mit lust das auge dieser welt /
Es neigte sich vor ihr das trächtige gedraide;

Es kriegte meine lust auch wieder neue weyde
Von wegen dieser brust / da Venus wache hält;
Der schultern / wo sich zeigt der lieblichkeit behält;
Und dann der schönen schoos / des hafens aller freude.

Ich sprach: ach Lesbia! wie zierlich geht dein fuß /
Daß Juno / wie mich deucht / sich selbst entfärben muß /
Und Phöbus dich zu sehn verjüngt die alte kertze;

Nicht glaube Lesbia / daß du den boden rührst /
Und den geschwinden fuß auf graß und blumen führst /
Es geht ein ieder tritt auf mein verwundtes hertze.



Dich Lesbia und mich trug nechst ein geiler wagen,
Gleich als die Cynthia begonnt den lauff der nacht,
Die Flora hat ihn selbst zu ihrem fest erdacht,
Und der verbuhlte gott das holtz herbey getragen.

Die farben, so mit fleiß allhier begraben lagen,
Die sagten: Adons blut hat uns hieher gebracht;
Die Venus hatte selbst die esse heiß gemacht,
Als ihn mit gutem stahl ihr krummer mann beschlagen.

Und hat ihn dazumal ein schwartzes tuch umhüllt,
Schwartz störet keinen schertz und stört die liebe nicht,
Man schaut wie mancher stern aus schwartzen wolcken bricht,

Und itzt ein wahrer reim aus schwartzem munde quillt:
Man soll kein wildes pferd nicht ferner mehr bemühen,
Den geilen wagen soll die geile taube ziehen.



Es dachte Lesbie, sie säße ganz allein,
Indem sie wohl verwahrt die Fenster und die Türen;
Doch ließ sich Sylvius den geilen Fürwitz führen
Und schaute durch ein Loch in ihr Gemach hinein.
Auf ihrem linken Knie lag ihr das rechte Bein,
Die Hand war höchst bemüht, den Schuh ihr zuzuschnüren,
Er schaute, wie das Moos zinnoberweiß zu zieren,
Und wo Cupido will mit Lust gewieget sein.
Es rufte Sylvius: Wie zierlich sind die Waden
Mit warmem Schnee bedeckt, mit Elfenbein beladen!
Er sahe selbst den Ort, wo seine Hoffnung stund.
Es lachte Sylvius. Sie sprach: Du bist verloren
Zum Schmerzen bist du dir und mir zur Pein erkoren:
Denn deine Hoffnung hat ja gar zu schlechten Grund.



Ich eilte, Lesbien aus Kurzweil zu erwecken,
Als gleich Aurorens Glanz um ihr Gesichte stund,
Die Rosen krönten ihr die Wangen und den Mund,
Durch weißes Elfenbein ließ sich der Hals bedecken.
Ich wollte meine Hand auf ihre Brüste strecken,
Es tat ein nasser Kuß ihr meine Geilheit kund.
Es rufte Lesbie: Ist dein Verstand gesund,
So führe keine Brunst in meine keusche Hecken.
Ich war darob bestürzt und fluchte dem Gelücke
Und fuhr den Himmel an und seine reichen Blicke,
Ich sprach: Wo Rosen stehn, da müssen Dornen sein.
Weil mich denn ihr Befehl verjaget und vertrieben,
So hab ich dieses Wort in ihr Gemach geschrieben:
Auf Morgenröte folgt gar selten Sonnenschein.



Als ich die Lesbie nechst in der kammer fand/
Da sie sich überhin und schläffrig angeleget;
So schaut ich eine brust/ die schöner äpffel träget/
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.

Die brunst zog meinen geist/ der fürwitz trieb die hand
Zu suchen/ was sich hier in diesem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget/
Dass sie im höchsten grimm ist gegen mich entbrand;

Sie trieb mich von sich weg/ sie stieß mich zu der seiten/
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten.
Ich sprach/ indem sie mich aus ihrer kammer stieß/

Dieweil ich allzukühn und mehr als sich's gebühret/
Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret/
So stößt ein engel mich ietzt aus dem paradieß.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 10.03.2020, 09:21
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 10.03.2020, 18:48
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 11.03.2020, 11:19
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 11.03.2020, 12:01
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 12.03.2020, 09:12
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 12.03.2020, 09:25
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 14.03.2020, 10:35
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 14.03.2020, 11:46
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 15.03.2020, 18:06
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 22.03.2020, 10:52
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 22.03.2020, 13:04
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 24.03.2020, 09:08
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 24.03.2020, 10:21
RE: Obszöne deutsche Sonette - von ZaunköniG - 25.03.2020, 09:31
RE: Obszöne deutsche Sonette - von Sasi - 26.03.2020, 12:01

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