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Laura Sophia Temple: To the Morning Star
#1
GB 
Laura Sophia Temple (1763-1820+)

Sonnet II

To the Morning Star

Hail lovely loiterer that greet'st my eyes,
Thou sweet precursor of the merry morn,
At sight of whom she trips along the skies,
Waking the orient children of the dawn.

Oh ! let me catch thy lustre ere it fly !
Still pour upon the sleeping world thy glance,
While rapt in fancy's sweet illusive trance
This wayward bosom shall forget to sigh.

Oft thou remindest me of Hope's fair light
Whose gay beams danc'd around my youthful heart
And when Joy's prouder splendours took their flight

Linger'd behind unwilling to depart.
But not like thee--to Night IT yielded place,
Nor was succeeded by one smiling grace.
1801

An den Morgenstern

Gegrüßt sei mir, du heitrer Vagabund,
Verkündst du doch den frohen Morgenschein,
wenn er dich sieht, hüpft er von Osten ein,
und weckt die Kinder auf zur Dämmerstund.

Dein flücht‘ger Glanz, der soll mir Wonne bringen!
Die Welt im Schlaf noch unter deinem Blick,
Im trügerischen süßen Traum vom Glück
soll sich kein Seufzer meiner Brust entringen.

Du mahnst mich oft an Hoffnung, hell und froh,
ihr Strahl dereinst mein junges Herz umschloss,
Und als der Freude stolz‘re Pracht entfloh,

Blieb sie zurück, und ließ mich nicht gleich los.
Doch nicht wie du – denn sie wich ja der Nacht
Und hat auch keiner Gnade Platz gemacht.
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#2
Hallo Silja,

Einen schönen Fund hast du da aufgetan, er verliert aber etwas, finde ich durch die "Geschlechtsumwandlung" von 'morn'. Ließ sich da nichts mit "Morgenröte" machen, oder meinetwegen auch personifiziert als "Aurora".

Auch würde ich in Zeile 5 versuchen, die "Wonne" zu vermeiden.
In Zeile 11 stört mich das "stolze", das für mich eher positiv im Sinne von "prachtvoll, herrschaftlich" klingt, was aber in dem Zusammenhang wohl nicht gemeint ist. Wie wäre "eitle Pracht"?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,
danke für deine Anregungen. Findest du das Geschlecht des Morgens hier so wichtig? Es heißt zwar 'she' im Original, was vielleicht zu dem 'trip/peln' besser passt, aber ich kann mir auch gut einen männlichen Morgen vorstellen, der etwa im Theater auf die Bühne springt.

An der Wonne lässt sich vielleicht etwas machen, da sie ja kein Reimwort ist, wenn sie dich gar so sehr stört.

Und bei 'stolz' denke ich in diesem Falle eher an die stolzen Schwestern aus dem Märchenbuch, wo das ja weniger positiv gemeint ist. In der Bibel gehört der Stolz ja auch zu den weniger wünschenswerten Eigenschaften. 'Eitel' würde ich in diesem Sonett dagegen eher im Sinne von 'vergänglich und sinnlos' verstehen.
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#4
Hallo Silja,

Es ist nicht nur das Trippeln, auch das Wecken der Kinder ließ mich an die weibliche Morgenröte denken. und wenn Mrs Temple ein himmlisches Paar besingt, dann würde ich auch von verschiedenen Geschlechtern ausgehen. Auch Venus und Morgenschein würden ein Paar ergeben, aber mit völlig anderer Konnotation.

Das Stolz hatte ich auf die Hoffnung bezogen, die in ihrem Gedicht ja wirklich vergänglich und sinnlos ist, da sie ersatzlos in der Nacht verschwand.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Nochmal zum "morn"

weil ich mein Dix gerade zur Hand habe:

"morn" ist demnach eigentlich maskulin. Da Mrs Temple den Morgenstern aber mit "Thou" anredet, kann sich das "she" in der dritten Zeile nur auf "morn" beziehen. Wenn sie also entgegen der Konvention den Morgen weiblich bezeichnet, gehe ich davon aus, daß sie es bewußt getan hat. Es würde weder der Sonettform schaden, noch die Zuordnung des Fürwortes erschweren wenn sie "morn" männlich geschrieben hätte.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,
da muss ich mich ein wenig über dein Wörterbuch wundern, denn eigentlich wird im Englischen den Substantiven im Allgemeinen ja kein Geschlecht zugeordnet. Dass der 'morning' männlich sein sollte, davon habe ich noch nie gehört.

Aber ich widerspreche dir sowieso nicht, dass es *besser* wäre, wenn man das Weibliche hineinbringen könnte. Allerdings halte ich es nicht für so wesentlich wie du. Es würde aber für das erste Quartett einen Neuansatz erfordern, zu dem mir bisher noch nichts eingefallen ist, weil leider alle die für mich in Frage kommenden Wörter im Deutschen maskulin sind. Thematisch gefällt mir der Morgenschein nämlich sehr.

Also leider bisher noch keine Lösung dieses Problems in Sicht.

LG
Silja
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#7
Na Silja,

da muß ich mich jetzt aber auch wundern. In meinem Langenscheidt ist jedem Substantiv ein Geschlecht zugeordnet! Wie bestimmst du denn ein Possessivpronomen, wenn es es sich nicht auf eine Person, sondern auf eine Sache bezieht? Alles neutrum? oder beliebig? Ist die Sprache in den Kolonien schon so weit abgeschliffen?

LG ZaunköniG
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#8
Hallo Zaunkönig,
die Zuordnung des Geschlechts im Wörterbuch muss sich wohl auf die deutsche Übersetzung beziehen. In der Tat sind im Englischen (nicht nur in den ehemaligen Kolonien!) alle "Dingwörter" strikt neutrum, abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie Schiffen (feminin) und den meisten Ländern (ebenfalls feminin). Angeblich sind das die Dinge, für die Männer aus Liebe bereit sind, in den Tod zu gehen!

In der Poesie kann man dagegen natürlich beliebig personifizieren.

LG
Silja
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#9
Bei Schiffen ist das im deutschen ja genauso, selbst bei Kriegsschiffen die nach Männern benannt sind, sofern du von den Schiffsnamen ausgehst. Schiffstypen werden trotzdem unterschiedlich belegt.

Soso, dann mußt du mir auch noch beibringen, wie ich mein Wörterbuch lese... das werde ich mir merken!
Zumindest bei den wichtigsten Himmelskörpern hätte ich noch eine eindeutige Zuordnung erwartet, schließlich wurden sie in allen Kulturen vergöttert. (Und für die Götter läßt sich ja leichter sterben, als für ein Schiff) Vielleicht liegt es an der starken Durchdringung mit romanischem Wortschatz, wo das Geschlecht vieler Dinge der germanischen Anschauung widerspricht?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#10
Bei den Himmelskörpern hast du wohl recht, dass da - auch im Englischen - teilweise eine Art "natürliches Geschlecht" aus der Götterwelt vorherrscht. Unter diesem Gesichtspunkt wäre der Morgenstern, also die Venus, dann aber ebenfalls weiblich und wir hätten mit dem offiziell poetisch personifizierten Morgen (Aurora) kein 'himmlisches Paar' mehr, sondern es ist einfach alles in weiblicher Hand!

Bei der Übersetzung dreht sich das dann in die germanische Sichtweise. Damit könnte ich eigentlich leben! Wie schon an anderer Stelle bemerkt, irgendwo hakt es ja immer.
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#11
Im Deutschen ist zwar nicht freigestellt ob ich der oder die Venus sage, aber wenn es männlch ausgedückt werden soll, sage ich eben DER Morgenstern, genauso kann ich statt Der Mond, auch die weibliche Luna bedichten. Ich denke halt, daß sich Mrs Temple bewußt für einen weiblichen Morgen entschieden hat, und nun ist es die Aufgabe des/der Übersetzers/rin ein weibliches Pendant in der deutschen Sprache zu finden. Hätte sie den Morgenstern weiblich gedacht, wäre es doch auch im Englischen sinnfälliger das Gedicht gleich 'Venus' zu nennen, oder?

Aber wir müssen uns an dieser Stelle nicht festbeißen. Wenn das nicht klappt, ohne daß andere wichtigere Eigenheiten des Textes verloren gehen, bin ich auch mit dieser Version einverstanden.

LG ZaunköniG
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#12
Hallo Silja,

noch eine Winzigkeit. Was hältst du von:

Zitat:Z. 5.: Dein flücht‘ger Glanz soll mir die Wonne bringen!

klingt etwas flüssiger, finde ich.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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