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Thomas James Judkin: A Character, drawn from the Life
#1
GB 
Thomas James Judkin
1788 - 1871 Großbritannien

A Character, drawn from the Life

An old man with a fiddle in his hand,
Which oft on village green, at wake, or fair,
Gave motion to the feet of many a pair
Of hand-linked swains; the roamer of a band,

Who, holding neither right in house or land,
Live by the hedges in the open air;
He, with a stooping body ghostly spare,
A guileful eye, and rutted cheek long tanned

By sun, dew, wind, and rain, to sallow brown,
Besought our passing dole. “T is hard,” he said,
“At fourscore years to struggle up and down

This awesome country for one’s daily bread.”
Then, scraping from his crazy instrument
A sprightly air, in sadness on he went.




Vom Leben gezeichnet

Ein alter Mann, die Fiedel in der Hand,
den man auf Märkten sieht und auf dem Rummel
treibt manchen Fuß zum Tanz in dem Getümmel
von frisch Verliebten. Den unsteten Stand

hält es nicht lang in selber Stadt und Land.
Ein Baum als Unterschlupf ist nachts sein Lager;
Sein Körper ist gebeugt, gespenstisch mager,
sein Blick ist scheel, die Wangen hohl, verbrannt,

gegerbt von Wind und Sonne, braun und rot.
"Es ist so hart", erbittet er sich Tip,
"wenn man mit Achtzig nur die Straße kennt

und übers Land zieht für sein täglich Brot."
Dann kratzt er vom maroden Instument
sein Lied, und setzt in Schwermut fort den Trip.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

hier hast du wunderbar gearbeitet und doch die Pointe verschenkt. DAs "crazy" instrument ist eine Zigeunerfiedel, auf der kratzt er eine fröhliche Melodie während er schwermütig weitergeht.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Ein Charakterkopf, vom Leben gezeichnet

Der Alte mit der Fiedel in der Hand
hat auf so manchem Markt auf seine Art
die Händchenhaltenden zum Tanz geschart,
zog er als freier Musikus durchs Land.

Weil er die Lust an Haus und Hof nie fand
war stets das Dickicht Bettstatt auf der Fahrt.
Nun ist er dürr und krumm, sein Blick ist hart
die Wangen tiefgefurcht und schwarz gebrannt

von Sonne, Regen, Tau und Wind. Er schnorrt
ein Almosen von uns, denn habe man
die 80 hinter sich, sei`s bitter schwer
fürs Brot landauf, landab zu spielen. Dann  
sägt er auf seiner Fiedel kreuz und quer
ein Streunerlied und geht voll Schwermut fort.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#4
Hallo Sneaky,

das sehe ich genauso wie du, aber nicht immer ist es der Schluß der mir am besten gelingt. Dennoch noch eine zweite Variante:


Ein alter Mann, die Fiedel in der Hand,
den man auf Märkten sieht und auf dem Rummel
treibt manchen Fuß zum Tanz in dem Getümmel
von frisch Verliebten. Den unsteten Stand

hält es nicht lang in selber Stadt und Land.
Ein Baum als Unterschlupf ist nachts sein Lager;
Sein Körper ist gebeugt, gespenstisch mager,
sein Blick ist scheel, die Wangen hohl, verbrannt.

Gegerbt von Wind und Sonne, braun und rot
erbittet er sich Tip: "Es ist so hart,
wenn man mit Achtzig nur die Straße kennt

und übers Land zieh'n muß für's täglich Brot."
Dann kratzt er vom maroden Instument
ein frohes Lied, setzt traurig fort die Fahrt.



Deine Fassung läuft rund, nur mit der Zeile 5 habe ich meine Probleme. Wenn es ein echter Zigeuner war, so war er auch in keiner Stadt gerne so lange gesehen. Warum schläft er nicht in Zelt oder Planwagen? Wenn er wirklich unter offenem Himmel schläft kann das wohl nur aus der Not sein, nicht erst, daß er im Alter schwermütig zurückblickt. Daß er nie Lust auf Haus und Hof hatte, klingt in diesem Kontext etwas schief für mich, eher daß er keinen Ort zum bleiben gefunden hat.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo ihr beiden,

Zaunkönig, deine zweite Version ist eine Verbesserung gegenüber der ersten, finde ich, denn an dem Tip/Trip hatte ich mich recht gestoßen. Da bin ich froh, dass der Trip nun zumindest weg ist. Auch den Tip würde ich nun noch durch Gaben oder Spenden ersetzen.

Sneaky, auch mir gefällt deine Fassung sehr gut. Das Problem, ob er nun zumindest in seiner Jugend freiwillig durch die Lande zog, ließe sich vielleicht mit dem "Recht" der Vorlage lösen, etwa:

weil er das Recht auf Haus und Hof nie fand

oder so.

Bei euren beiden Versionen vermisse ich übrigens das "wake" aus Zeile 2, was ja verdeutlicht, dass er bei vielen verschiedenen Anlässen, traurigen wie fröhlichen, gefiedelt hat. Aber auch mir fällt auf Anhieb kein halbwegs brauchbares Wort dafür ein und die Totenwache aus dem Wörterbuch trifft es ja wohl auch nicht so recht.

LG
Silja
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#6
Hallo Silja,

In meinem Langenscheidt steht unter wake^2; 10 : hist. Kirchweih(fest) f. Kirmes.

Auf diese Kirmes habe ich mich mit dem Rummel bezogen. Zumindest bei uns ist Rummel auch ein Synonym für Kirmes / Volksfest.

Ist dir der Tip zu modern? Oder kennst du ihn nur in anderem Kontext? Ich fand den Tip eigentlich ganz gelungen.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Tip im Sinne von Trinkgeld/Gabe ist mir zu englisch. Das ist auch in meinem Duden gar nicht zu finden und hat sich vielleicht erst in neuerer Zeit in die deutsche Sprache eingeschlichen, oder?

"Wake" heißt zwar offenbar auch Kirchweih, Kirmes usw. usw., aber das ist ja eigentlich mit dem 'fair' bereits abgedeckt und der Rummel steckt ja auch sogar in dem 'village green' auch noch drin. Und ich denke bei 'wake' sofort an die irische Sitte der ursprünglichen Totenwache, die dann aber zu einem fröhlichen Fest und Leichenschmaus ausartet, wo der Whiskey fließt und eben gerade auch gefiedelt, gesungen und getanzt wird. Das würde also auch von daher gesehen gut ins Bild passen.
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#8
Nun haben die Volksfeste aber ohnehin verschiedene Anlässe. Das reicht in Deutschland vom Schützenfest (Hannover) über das kirchliche Erntedankfest (Cannstadter Wasen) bis zur Königshochzeit (Münchner Oktoberfest), so daß man auch die Aufzählung im Original als Tautologie auffassen kann. Ich frage mich auch, wie ein fahrender Musiker zu einem Auftritt auf einer Privatfeier kommen kann. Das mag bei Hochzeitsfeiern noch möglich sein, aber eine Totenfeier wird doch kurzfristiger organisiert. Ich kenne die irische Tradition nicht, aber ich würde doch annehmen, daß dann örtliche Künstler zum Zug kommen, einfach weil sie kurzfristig greifbar sind.

der Begriff "Tip" ist zwar relativ neu in Deutschland, hat sich aber recht schnell verbreitet. Ich kenne ihn von Straßenmusikern/-Bettlern, aus der Gastronomie oder auch von Kurierfahrern. Für mich gehört er inzwischen zum Alltagsdeutsch.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#9
Hallo Ihr beiden,

was meint ihr zu Zeile 5 so?

weil er sich an Besitz, Hof, Herd nie band?

Ich glaube übrigens, dass Silja da was richtiges eingebracht hat mit dem wake. Das Village Green könnte auch als Freifläche gemeint sein also neutral und erst durch das wake or fair modifiziert werden. Ich hab die Erklärung mit der Totenwache im Meriam Webster Dictionary so gefunden wie du gesagt hast Silja Totenwache. Hm, das wird schwierig aber ich denke du hast recht, das sollte versucht werden einzubauen.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#10
Version I mit der Totenwache auf Hinweis von Silja

Der Alte hat - die Fiedel in der Hand -
ob Totenwache, Markt, auf Bardenart
stets Händehaltende zum Tanz geschart,
zog er als Straßenmusikant durchs Land.

Weil er sich an Besitz und Heim nie band
blieb ihm das Dickicht Bettstatt auf der Fahrt.
Nun ist er dürr und krumm, sein Blick ist hart
die Wangen tiefgefurcht und schwarz gebrannt

von Sonne, Regen, Tau und Wind. Er schnorrt
ein Almosen von uns, denn habe man
die 80 hinter sich, sei`s bitter schwer
fürs Brot landauf, landab zu spielen. Dann
sägt er auf seiner Fiedel kreuz und quer
ein Streunerlied und geht voll Schwermut fort.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#11
Sehr schön, sneaky, nun ist ja alles drin. Gut gemacht!
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