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Mathilda Betham: Urge me no more!
#1
GB 
Mathilda Betham (1776-1852)

Urge me no more!

Urge me no more! nor think, because I seem,
Tame and unsorrowing in the world's rude strife,
That anguish and resentment have not life
Within the heart that ye so quiet deem:

In this forced stillness only, I sustain
My thought and feeling, wearied out with pain!
Floating as 'twere upon some wild abyss,
Whence, silent Patience, bending o'er the brink,

Would rescue them with strong and steady hand,
And join again, by that connecting link,
Which now is broken: - O, respect her care!

Respect her in this fearful self-command!
No moment teems with greater woe than this,
Should she but pause, or falter in despair!


Bedrängt mich nicht!

Bedrängt mich nicht! Denkt nicht, will ich erscheinen
Euch zahm und sorgenlos in dieser Welt voll Streit,
dass Angst und Groll nicht in mir finden Zeit,
der Seele, die so still Ihr wollt vermeinen:

nur in erzwungner Ruhe lebt im Herzen
Geist und Gefühl, erschöpft von Schmerzen!
Wie schwebend über tiefem Spalt zu spüren,
und die Geduld, die still darüber wacht,

hält sie zurück mit starker, fester Hand,
die alte Bindung wieder neu zu schnüren
die nun zerriss: - habt ihrer Treue Acht!

Ihr sollt sie nicht in ihrer Strenge stören!
Kein Augenblick voll größrem Weh im Land,
säh' ich sie zaudern und den Mut verlieren!
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#2
Hallo Silja,

Ich muß sagen, daß deine Überteragung für mich nur schwer zugänglich ist. Das erste Quartett empfinde ich nicht natürlich im Sprachfluß. Da du nur Zeierreime verwendest, läßt sich da sicher noch eine andere Lösung finden.

Im weiteren Text sind mir die Bezüge nicht ganz klar:

Die Geduld hält Geist und Gefühl vom Abgrund zurück:
Wollen sie gemeinsam über den Abgrund, hindert sie der Abgrund zueinander zu finden?

Bezieht sich die Bindung auf Geist und Gefühl, die da gestört sind, oder sucht sie einen gesunden Umgang mit Angst und Wut, die sie wie abgespalten empfindet?


Und um wessen Treue geht es? Sind Geist und Gefühl teu, oder sollte es ihre Bindung sein?
Im Original kann ich die Treue so auch nicht Wiederfinden. Vielmehr lese ich die stelle als eindringliche Bitte (an die Geduld) sie (Geist und Gefühl) weiterhin zu beschützen, daß sie nicht in den Abgrund stürzen.

Einen Konstruktionsfehler sehe ich aber auch schon im Original: Wo ist die Gefahr, wenn man über dem Abgrund schweben kann? Womöglich hat sich hier auch der Sprachgebrauch gewandelt, und gemeint ist eher über den Abgrund gelehnt / gebeugt.


Mit der Strenge in der letzten Terzine ist wohl sowas wie Selbstbeherrschung gemeint, oder Konzentration?

Das Land erscheint mir als gesuchter Reim, schließlich geht es hier nicht um das Schicksal des Landes oder der Gesellschaft, sondern um ganz persönliche Befindlichkeiten.



LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,
die Übertragung mag ja verbesserungsfähig sein (vielleicht zu schnell eingestellt), aber deine Kritik scheint sich ebenso sehr auf das Original zu beziehen. Da hast du wohl in der Tat ein etwas schiefes Bild erkannt, und man sollte sich vielleicht zunächst darüber ein paar Gedanken machen.

Ja, Geist und Gefühl 'schweben' über dem Abgrund und drohen trotzdem hineinzustürzen. Warum nicht, wenn kein sicherer Landeplatz in Sicht ist!
Und die Geduld wacht mit strenger Selbstbeherrschung darüber, dass das nicht geschieht. 'Floating' bedeutet eindeutig 'schweben', es ist die Geduld, die sich darüber beugt oder lehnt.

Eine Schwierigkeit ergibt sich im Deutschen ja daraus, dass sowohl die Geduld (die treusorgende Mutter, daher die 'Treue') als auch die im Plural genannten Kinder, d.h. Geist und Gefühl das Personalpronomen 'sie' haben, was die Bezüge wohl in der Tat etwas verwischt. Wie könnte man diesem Problem aber abhelfen? Und diese "Mutter" habe ich mir eben auch so vorgestellt, dass sie mit strenger Hand, d.h. entsprechender (Selbst)Beherrschung regiert.
Was genau mit dem 'connecting link' gemeint ist, und was da nun kaputt ist und wieder zusammengefügt werden muss, das wird im Original meiner Ansicht nach nicht klar und muss vom Leser selbst eingebracht werden. Für mich passt das aber ins Bild der Mutter, die alles wieder in Ordnung bringt, was die Kinder angestellt haben.

Und das Land, nun es war natürlich reimbedingt, aber ich würde das gar nicht so politisch sehen, sondern als allgemeines Wort wie z.B. Welt.

Ich habe also den Eindruck, dass dir schon das Original nicht besonders gefällt und zugänglich ist, oder?

Ich werde die Übersetzung aber durchaus noch mal unter die Lupe nehmen.

Gruß
Silja
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#4
Hallo Silja,

Es stimmt schon: Meine Kritik bezieht sich in wesentlichen Teilen auf das Original mit seinem schiefen Bild, aber wie hieß das doch gleich:

Zitat:Der Übersetzer von Prosa ist der Sklave des Autoren, der Übersetzer von Poesie aber ist sein Rivale

Also sollten wir doch versuchen, dieses Bild geradezurücken.



Ein weiterer Ansatz zur Interpretation:

Warum lehnt die Geduld über den Abhang, bzw beugt sich darüber?

Der Abgrund steht natürlich für eine gefährliche Situation, die es zu überwinden gilt. Wenn Geist und Gefühl aber schweben können, brauchen sie den Abgrund nicht zu fürchten. Mit nachlassenden Kräften sinken sie vielleicht langsam hinab. Aber versinken würde sich plausibler in Meer oder Moor darstellen lassen.

Mit Geduld ist sicher nicht gemeint, die Situation einfach auszuhalten und in Ruhe abzuwarten was passiert, sondern nur die Mahnung nicht in Hektik zu verfallen wenn man über den Abgrund geht.
Um im Bild zu bleiben, d. h. bei einer personifizierten Geduld; Hält sie schützend ihre segnende Hand über die Beiden, wie man sich einen Schutzengel vorstellt; Besteht ihre Wirkung also auch auf der Bildebene in Geisteskräften? So wie es im Original formuliert ist, daß sie sich hinüberbeugt zu den Schützlingen, sehe ich es eher als Handreichung, so daß Gefühl und Geist eher an ihr 'hängen', als eigendlich 'schweben'.

Da paßt dann auch der 'connekting link': Die fehlende Geduld hat Geist und Gefühl vielleicht erst in Gefahr gebracht, aber rechtzeitig fängt sie ihre Kinder wieder auf.


Ich habe 'Land' nicht politisch gesehen. Eine Naturkatastrophe z. B. ist auch nicht politisch, betrifft aber das ganze Land, oder meinetwegen die Welt. Beide Begriffe sind mir aber nicht persönlich genug, da es doch zunächst nur um ihr eigenes Schicksal geht. Aber das nur am Rande.

Nun warte ich erstmal deine neue Fassung ab, fürs Erste hast du wohl genug Anregungen.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Das ist ein schwieriges Stück. Hier mal mein Versuch:

Schluss mit dem Zwang. Glaubt nicht, weil ich so zahm
und sorglos scheine in der rauen Zeit,
es gebe weder Widerstand noch Streit
in meinem Herz, ihr seht es nur als lahm:

Nur weil ich diese starre Haltung nahm
bleibt Geist und Fühlen, matt von Leid, im Lot
am Abgrund, wo der letzte Schritt schon droht
wenn nicht Geduld zuletzt zu Hilfe kam,

und ruhig und bedacht mit fester Hand
ein Glied ans andre fügt und fest verschweißt,
was noch zerbrochen ist. Stört sie jetzt nicht,

die Selbstbeherrschung, die aus Furcht nicht spricht.
Nie war Gefahr je größer, dass das Band
durch Zögern oder aus Verzweiflung reißt.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#6
Hallo Sneaky,
eine sehr freie, aber auch sehr gute Lösung, finde ich. Meiner Ansicht nach hast du die Stimmung und auch den Grundgedanken sehr gut hinbekommen, auch wenn dein Ton insgesamt um einiges lockerer scheint.

Außerdem hast du die Sonettform selbst verbessert und geglättet. Ich hatte mich im Wesentlichen bemüht, das etwas ungewöhnliche Reimschema zu erhalten. Aber das muss ja wohl nicht sein.

Bei den Eingangsworten würde ich allerdings das 'Bedrängt mich nicht!" beibehalten. Denn es geht ja wohl nicht darum, dass jemand sie zwingen will, sondern sie soll ja wohl eher überredet werden, ihre starre Haltung aufzugeben und sich etwas gehen zu lassen.

Sehr schön.

Gruss
Silja
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#7
Hallo Silja,

Zwang und Bedrängen gehen doch eher Hand in Hand. Wenn ich jemand bedränge, dann übe ich doch Zwang aus nicht? Aber wenn ich dich richtig verstehe, ist dir Zwang zu "stark"? Lässt sich relativ einfach mit "Schluss mit Bedrängen, glaub nicht weil ich zahm" korrigieren.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#8
Hallo Sneaky,
ja, Bedrängen kommt wohl vor dem Zwang, denn da hat der/die Bedrängte ja noch eine Chance, sich 'freiwillig' zu ergeben. Eben wie 'urge' und 'force'.

Aber auch schon das "Schluss mit" ist mir für diesen Text etwas zu modern und passt nicht so recht zu der jungen Dame, zumindest wie ich sie mir vorstelle.

Gruss
Silja
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