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Alfred Garneau: Croquis
#1
Canada-Quebec 
Alfred Garneau
1836-1904 Canada

Croquis

Je cherchais, à l'aurore, une fleur peu connue,
Pâle fille des bois et de secrets ruisseaux,
Des sources de cristal aux murmurantes eaux,
Enchaînèrent mes pas et surprirent ma vue.

Ô fraîche cascatelle ! En légers écheveaux,
Son onde s'effilait, blanche, à la roche nue,
Puis, sous un rayon d'or un moment retenue,
Elle riait au ciel entre ses bruns roseaux !

Et comme j'inclinais quelques tiges mutines,
Sans bruit, l'oreille ouverte aux rumeurs argentines,
Pareilles aux soupirs d'un luth mystérieux,

Soudain, glissant vers moi sur son aile inquiète
À travers les rameaux, doux et penchant sa tête,
Un rossignol vint boire au flot harmonieux.



eine Skizze

Ich ging nach seltnen Blumen aus im Morgenrot,
den zarten Töchterchen von Bach und Wald,
als an der Quelle, sprudelnd klar, wie von Kristall,
sich überraschend mir am Weg der Anblick bot:

So sauber wie ihr Stein springt eine Quelle vor
in kleinen leichten Stufen; frischer Wasserfall!
Für einen Augenblick blitzt hier ein goldner Strahl
und heiter reckt sich himmelwärts das braune Rohr.

Und wie ich mich an einen Baumstamm lehnen will,
hat sich mein Ohr dem silbernen Gesang geneigt.
Ich lauschte seufzend der versteckten Melodie,

da sah ich plötzlich, ihren Kopf gesenkt, ganz still
die Nachtigall, getrennt von mir durch einen Zweig.
Sie trank wie Wein von dieser Flut der Harmonie.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo zaunkönig,

was ich so im Querlesen vom Original verstehe, scheint mir das eine gute Lösung zu sein. Die Alexandriner lassen das ganze etwas elegischer werden, als es der Pentameter würde, aber das passt wunderbar zu dem plätschernden Bach.

Zeile zwei bist du übrigens um zwei Silben zu kurz. Ich frage mich ob da das "secrets" das ich jetzt auf die Schnelle mit geheim/verborgen mir herleite nicht im ...Bach und Zauberwald.. seine Entsprechung finden könnte.


Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

In Zeile 2 habe ich bei der Abschrift zwei Silben unterschlagen.
In meinen Notizen heißt es noch "den blassen, zarten Töchterchen..." was aber auch nur ein Füllwort gewesen wäre und den Text nicht wirklich voranbringt.

"Zauberwald" oder gar "Märchenwald" ist mir zu stark romantisierend, soll heißen kitschig. Ich würde es gerne neutraler ausdrücken um keine zu großen Erwartungen an den Schluß aufzubauen. Etwas in richtung von "tiefem Wald".

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,
das ist in der Tat ein sehr ansprechendes Sonett und im Wesentlichen auch gut gelöst. Ich habe nur ein paar kleine Anmerkungen zu machen. Im Original liegt eine ziemlich starke Betonung darauf, dass es eine einzige Blume ist, die er sucht, was an symbolische Bedeutungen denken lässt. Da würde ich also auch in der Übertragung lieber im Singular bleiben, was sich ja leicht machen lässt.

Und dann klingt es in deiner letzten Zeile ja so, als würdest du selbst (bzw. der Dichter) von dem Anblick trinken. Da ist aber auch gar kein Wein, sondern "vint" ist eine Vergangenheitsform von 'venir' = kommen. Es ist also die Nachtigall, die da zum Trinken kommt. Das kannst du sicher auch schnell reparieren.

Das fehlende Wort von Zeile 2 gehört ja eigentlich eher zum Bach als zum Wald. Vielleicht fällt dir dazu eher etwas Passendes ein.

Gruss
Silja
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#5
Hallo Silja,

Ich arbeite gerade an mehreren Baustellen, aber ich habe auch deine Kommentare gelesen.
Die Korrekturen hier scheinen machbar zu sein. Für den Augenblick noch eine kleine Frage:

Wie siehst du die Symbolik der Blume?

Etwas in Richtung der blauen Blume der Romantik?
Oder als ein Kosename?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,
auf den Zeilen beschreibt er ein sehr schönes Waldidyll, wobei er im Morgengrauen auf der "Suche nach einer wenig bekannten Blume" ist, ein "blasses Töchterchen von Wald und abgelegenen/geheimnisvollen Bächen". Was für eine Blume es ist, die er sucht, das sagt er nicht, auch nicht andeutungsweise, aber es ist eine ganz bestimmte. Daher meine Vermutung der Symbolik. Da kann aber wohl jeder Leser selbst zwischen den Zeilen lesen, was er damit genau meint. Nur sollte das dem Leser der Übersetzung halt ebenso offen stehen, finde ich.

Gruss
Silja
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#7
Hallo Silja,

wenn es eine ganz bestimmte Blume ist, warum kommt sie dann im weiteren Text nicht mehr vor? Ich glaube daß wir irgendeinen Bezug übersehen, vielleicht zu einem Märchen oder Mythos. Dann würde die Nymphe, Fee, Syringe oder was sie sein mag, synonym für die Schönheit der Natur stehen, aber personifiziert natürlich im Singular.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Hallo Silja,

Für mich ist eigentlich klar, daß der Bach durch den Wald führt. Damit ist es für mich eigentlich unerheblich worauf ich das 'abgelegen' beziehe. Die Blume habe ich erstmal ins Singular gesetzt. Was meinst du; Könnte man sogar 'meiner Blume' sagen?

LG ZaunköniG


eine Skizze

Ich ging nach einer Blume aus im Morgenrot,
dem zarten Töchterchen von Bach und tiefem Wald,
als an der Quelle, sprudelnd klar, wie von Kristall,
sich überraschend mir am Weg der Anblick bot:

So sauber wie ihr Stein springt eine Quelle vor
in kleinen leichten Stufen; frischer Wasserfall!
Für einen Augenblick blitzt hier ein goldner Strahl
und heiter reckt sich himmelwärts das braune Rohr.

Und wie ich mich an einen Baumstamm lehnen will,
hat sich mein Ohr dem silbernen Gesang geneigt.
Ich lausche seufzend der versteckten Melodie,

da sah ich plötzlich, ihren Kopf gesenkt, ganz still
die Nachtigall, getrennt von mir durch einen Zweig,
aus dieser Flut zu trinken voller Harmonie.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#9
Hallo Zaunkönig,
ja, so passt es besser finde ich. "meine Blume" ist wohl nicht notwendig.

In Zeile 12 würde ich vielleicht "da kam ganz plötzlich" in Erwägung ziehen, damit die Nachtigall zum Subjekt wird. Zudem würde es dich dem Original auch noch eine Spur näher bringen.

Aber ansonsten hast du's!
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#10
Na, dann mache ich das doch so!

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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