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Robert Southey: Winter
#1
GB 
Winter

A wrinkled crabbed man they picture thee,
Old Winter, with a rugged beard as grey
As the long moss upon the apple-tree;
Blue-lipt, an icedrop at thy sharp blue nose,
Close muffled up, and on thy dreary way
Plodding alone through sleet and drifting snows.
They should have drawn thee by the high-heapt hearth,
Old Winter! seated in thy great armed chair,
Watching the children at their Christmas mirth;
Or circled by them as thy lips declare
Some merry jest, or tale of murder dire,
Or troubled spirit that disturbs the night,
Pausing at times to rouse the mouldering fire,
Or taste the old October brown and bright.




Winter

Ein steifer Mann, verhärmt vor seinem Bildnis sitzend,
wie auf den Apfelbäumen Flechten, grau und hart,
der alte Winter, aufgerauht sein langer Bart,
mit blauen Lippen, Eis an seiner Nasenspitze.

Vermummt bis zur Unkenntlichkeit geht er den Weg,
schleppt sich allein durch Schnee- und Graupeltreiben.
Er sollte, alter Winter, nah am Ofen bleiben,
im Ohrensessel, eine Decke umgelegt:

Ein Mann, der sich am Weihnachtsglück der Kinder freut,
umringt von ihnen tuen seine Lippen kund
manch Scherz, und manche Spukgeschichte ihnen dräut.

Bald unterbricht er seine Schauermärchen und
Greift einen Scheit, um nun die schwache Glut zu wecken,
und läßt sich dann das dunkelblonde Altbier schmecken.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo ZaunköniG,

sehr stimmungsvoll diese Übersetzung, wirklich, das Vokabular treffsicher und milieutreu.
Kleinigkeiten nur: Bei Southey trägt das Verb über die erste Strophe hinaus in die zweite hinein, dann erst der Punkt. Du hast den Punkt schon früher gesetzt, wodurch, wie ich finde, die erste Strophe etwas verwaist und leblos, ja fast orientierungslos dasteht.
Statt "tuen" (was es ja so auch nicht gibt) würde ich einfach "tun" bevorzugen. Da ist rhythmisch kein Verlust. Das "dräuen" kommt mir auch ein wenig zu artifiziell herüber, habe aber hier auch noch keine bessere Idee... Die zweite und vierte Strophe finde ich persönlich sehr flüssig und äußerst gut gelungen.
Danke übrigens für deine Southey-Anmerkungen zu Nr. 9 und High exposed... - sitze noch dran. In Arbeit ist gerade "Hold your mad hands..." - und fast fertig.

Guten Beschluss

Christoph
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#3
Hallo normund,

Danke für deine Kritik. Du hast recht; ans Ende der 4. Zeile gehört nur ein Komma. Beim 'tun' denke ich schon, daß mir eine Silb fehlen würde, aber da fällt mir vielleicht noch eine andere Lösung ein. Dräut ist sehr artifiziell oder antiquiert, aber die erste Terzine hat mich auch so schon viel Schweiß und Mühen gekostet. Ich schaue auf jeden Fall noch mehr als einmal drüber. Wenn man die Lösung erst hat ist sie eigentlich einfach...

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,
Auch ich finde deine Übertragung recht gelungen, vor allem in der Stimmung. Aber ich habe den Eindruck, du hast das "they picture thee" der Eingangszeile missverstanden. Das soll heißen, so stellt man sich den Winter vor, so wurde er *dargestellt*. Und im Gegensatz dazu dann ab Zeile 7, wie das Bild sein sollte, aber nicht ist. Nach Ansicht des Dichters ist es also ein unzutreffendes Bild.
Die Tatsache, dass es hier um die Vorstellung geht, die andere vom Winter haben, die wird in deiner Übersetzung nicht so recht deutlich, finde ich. Vielleicht kannst du diesen Aspekt in deiner Überarbeitung auch noch etwas stärker herausarbeiten.

Ansonsten aber sehr schön.

Gruss
Silja
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#5
Hallo Silja,

Mit sicherem Instikt wieder genau in die offene Wunde getroffen,
ja, mit "they picture thee" konnte ich in dem Kontext nichts anfangen.

Wie wäre:


Wie fest die Bilder vom verhärmten Winter sitzen;
wie auf den Apfelbäumen Flechten, grau und hart,
Der alte Mann mit aufgerauhtem langen Bart
mit blauen Lippen, Eis an seiner Nasenspitze.


na, die Zeilen 7/8 als Überleitung zu den Terzinen muß ich dann wohl auch noch anpassen.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
für die Zeile 7 - 11 hätte ich noch einen Vorschlag:

Denk dir den alten Winter, nah am Ofen bleibend,
im Ohrensessel, eine Decke umgelegt:

Ein Mann, der sich am Weihnachtsglück der Kinder freut;
von ihnen eng umringt tun seine Lippen kund
manch Spukgeschichte, kleine Scherze eingestreut.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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