Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Jean Ingelow: An Ancient Chess Set
#1
GB 
Jean Ingelow
1820 - 1897

An Ancient Chess Set

Haply some Rajah first in ages gone
Amid his languid ladies finger'd thee,
While a black nightingale, sun-swart as he,
Sang his one wife, love's passionate orison:
Haply thou mayst have pleased old Prester John
Among his pastures, when full royally
He sat in tent--grave shepherds at his knee--
While lamps of balsam winked and glimmered on.

What dost thou here? Thy masters are all dead.
My heart is full of ruth and yearning pain
At sight of thee, O king that hast a crown
Outlasting theirs, and tells of greatness fled
Through cloud-hung nights of unabated rain
And murmur of the dark majestic town.



Ein Antikes Schachspiel

Vielleicht hat lang vor unser Zeit ein Khan
dich schon berührt inmitten seiner Frauen,
als eine Nachtigall so sonnenbraun
wie er, ihm sang ein Lied im Liebeswahn.

Du kanntest vielleicht schon die Königszelte
und dientest einst dem Priesterfürst Johannes,
die Hirten ernst zu Füßen dieses Mannes,
wenn Balsam in den Räucherlampen schwelte.

Was machst du hier? Die Meister sind gestorben.
Mein Herz ist voller Ehrfurcht wenn es blickt
auf dich, Oh Fürst, du hattest eine Krone,

die Zeiten überdauert, dir erworben.
Dein Los hat dich durch Nacht und Sturm geschickt
und murmelt von den dunklen Königsthronen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#2
Ein Schachbrett aus alter Zeit

Mag sein, dich hat als erster sacht umfasst
ein brauner Rajah zwischen Haremsdamen,
als eine dunkle Nachtigall den Namen
der Liebe pries der Rani im Palast.
Vielleicht warst du auch gern geseh`ner Gast
Priester Johannes` wenn die Hirten kamen
zu seinen Füßen ihren Platz einnahmen
in Zelten unter Duftöllampenglast.
Was tust du hier? Die deine Meister waren,
sind tot. Ich seh dich Fürst sie überdauern,
dein Diadem flößt Schmerz und Mitleid ein.
Es funkelt noch von kalten Regenschauern
in Dunkelnächten, vom Verlassensein
der Metropole aus Legendenjahren.

Altfassung Terzinen
Was tust du hier? Die dir einst Meister waren
sind lange tot, Schmerz will sich auf mich legen,
seh ich dich, König, eine Krone tragen
die überdauert hat. Von dir erfahren
wir Großes, das versank in Nacht und Regen,
und Kunde einer Stadt wie aus den Sagen.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#3
Hallo sneaky,

Erstaunlich. Du bist immer sehr konsequent im Versuch den Vierrerreim der Quartinen zu erhalten.

kamen / einnahmen : einnahmen würde ich normalerweise auf der ersten Silbe betonen. Durch den stark betonten Platz wird die Betonung etwas verschleppt, aber sauber scheint mir die Lösung nicht.

Der "Priester Johannes" ist metrisch ein schwieriger Name, eigentlich nicht jambisch. An der Stelle hatte ich ja den Fürst eingefügt, der so nicht in der Vorlage steht, aber historisch korrekt ist, d. h. der in der Urspungslegende auch weltliche Macht besaß.

Bei den Reimen bist du strenger als das Original, das in den Terzinen drei verschiedene Endungen hat. Eine Stadt aus den Sagen klingt etwas verträumt romantisch. Mir fallen da Städte wie Hameln oder Goslar ein und die deutsche Märchenstraße der Grimms. Ähnlich beschaulich stelle ich mir das Treiben auf orientalischen Basaren oder Hafenstädten vor wenn du nur von Sagen sprichst. Die königliche Pracht der "majestic town" kommt bei einer Formulieruung nicht so recht raus.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#4
Hallo zaunkönig,

ich versuch immer zuerst, den Viererreim zu halten, wenn das Original ihn vorgibt. Und ja, dabei kommt oft genug gezwungenes heraus. Die Duftöllampenglast z.B. Wenns zu dick aufgetragen ist, raus damit. Ein ehrliches ne, das ist Murks ist mir schon recht.

Ich kenn die Legende vom Priester Johannes noch dumpf. Hat man den nicht in Äthiopien angesiedelt?

Was meinst du denn mit den Terzinen? Das Original gibt doch cde / cde vor. Das hab ich nur nachgebildet.

Mit der Stadt der Sagen hast du recht. Da ist dein Schluss mit den dunklen Thronen stärker und bildhafter.

Beim ersten Quartett bist du abgedriftet, aber auch ich bin da wohl falsch. Wem singt die NAchtigall da leidenschaftliche Liebeslieder? Der Frau des Rajah, oder der eigenen?

sang his one wife könnte grammatikalisch beides sein. Nach mehrfachem Lesen tendiere ich dazu, dass die NAchtigall da der eigenen einzigen Liebsten ein Ständchen bringt.

Den Schluss werd ich mir nochmal vornehmen.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#5
Hallo Sneaky,

Zitat:Ich kenn die Legende vom Priester Johannes noch dumpf. Hat man den nicht in Äthiopien angesiedelt?

man nimmt an, das der Priester Johannes etwa zur Zeit Barbarossas als Propagandalüge in die Welt gesetzt wurde um den Kreuzrittern neue Hoffnung zu geben. Wer Urheber des Gerüchts war ist bis heute ungeklärt. Aber die Legende sagt, daß er christlicher Herrscher über die drei Indien war, ausgestattet mit sagenhaftem Reichtum und Macht. er sollte angeblich eine zweite Front gegen die Muslime im Kampf um Jerusalem eröffnen.
"Indien" war im Hochmittelalter aber alles andere als eine präzise geografische Angabe und bezeichnete ungefähr alles, was jenseits von Jerusalem lag. So wurde er mal in Persien verortet, mal in der Mongolei, und zuletzt auch in Äthiopien.

Beim der Nachtigall bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Nachtigall für die Frau des Rajah singt, oder ob die Frau die Nachtigall ist und sie ihrem Mann etwas singt. An ein Nachtigallenpaar glaube ich eher nicht.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#6
Zitat:Was meinst du denn mit den Terzinen? Das Original gibt doch cde / cde vor. Das hab ich nur nachgebildet.

-egen/-agen/-ahren
Die -agen-Endungen bilden einen Halbreim sowohl zu egen, als auch zu ahren
Zitat:Beim ersten Quartett bist du abgedriftet, aber auch ich bin da wohl falsch. Wem singt die NAchtigall da leidenschaftliche Liebeslieder? Der Frau des Rajah, oder der eigenen?

sang his one wife könnte grammatikalisch beides sein. Nach mehrfachem Lesen tendiere ich dazu, dass die NAchtigall da der eigenen einzigen Liebsten ein Ständchen bringt.

Ich denke, daß es sich, falls wirklich der Vogel gemeint ist, um eine gefangene Nachtigall handelt, die dort zur Unterhaltung singt. Sie werden längere Zeit im Dunkeln gehalten um ihnen, wenn man sie ans Tageslicht führt, den Frühling vorzugaukeln, damit sie singen. In Europa haben sich mache Bergleute so ein Zubrot verdient.
An ein Nachtigallenpärchen glaube ich eher nicht.

Zitat:Den Schluss werd ich mir nochmal vornehmen.

???
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#7
Hallo zaunkönig,

ich muss gestehen, so einige der versprochenenHausaufgaben habe ich verschlampt. Hier mal die Nachbearbeitung der Terzinen:

Was tust du hier? Die deine Meister waren,
sind tot. Ich seh dich Fürst sie überdauern,
dein Diadem flößt Schmerz und Mitleid ein.
Es funkelt noch von kalten Regenschauern
in Dunkelnächten, vom Verlassensein
der Metropole aus Legendenjahren.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: