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John Keats: When I Have Fears
#1
GB 
When I have fears that I may cease to be
Before my pen has glean’d my teeming brain
Before high piled books, in charactry,
Hold like rich garners the full-ripened grain,
When I behold, upon the night’s starred face,
Huge cloudy symbols of a high romance
And think that I may never live to trace
Their shadows with the magic hands of chance,
And when I feel, fair creature of an hour
That I shall never look upon thee any more
Never shall relish in the faery power
Of unreflecting love – then on the shore
Of the wide world I stand alone and think
Till Love and Fame to nothingness do sink.

Befürchte ich, mein Leben könnte enden,
bevor Papier hält, was mein Denken prägt,
mit fester Schrift in vielen, vielen Bänden
so wie man Erntegold in Speicher trägt,
seh` dann dem Sternenhimmel ins Gesicht,
wenn Wolkenträume lockend mit ihm spielen
in dem Bewusstsein, es gelingt mir nicht,
was sie versprechen auch nur nachzufühlen,
und ahne, du bist mir ein Glücksmoment,
nur ein Geschenk, dass ich Verlust erlerne,
da wahre Liebe mich niemals erkennt,
dann steh ich abseits, grüble in der Ferne
bis aller Ruhm und alles Liebesglück
zu Staub und Nichts zerfallen, Stück um Stück.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Meine Fassung von 2014

John Keats

Wenn ich befürchte

Wenn ich befürchte, dass ich sterben könnte,
Bevor ein Bücherkonvolut den Geist,
Wie eine reichlich ausgefall’ne Ernte
Bewahrt und dadurch meinen Namen preist;
Wenn ich betrachte, nachts, das Sternenauge
Als Hochsymbol meines Lebens-Romans,
Und denke, dass ich nie mehr dazu tauge,
Es nachzuzeichnen in Magie und Glanz;
Und wenn ich spüre, sterblich-schönes Wesen,
Dass ich dich so bald vielleicht nicht mehr seh’;
Sollt’ nie mehr an der Zauberkraft genesen
Der fassungslosen Liebe; – ja, dann steh’
Ich in der weiten Welt allein; muss sinnen,
Wie Lieb’ und Ruhm am End’ zu Nichts zerrinnen.

Interessant finde ich, dass wir beide (instinktiv?) zum "Stützenwechsel" zwischen weiblich klingenden und männlich stumpfen Reimen gegriffen haben, Da im Englischen auch die einsilbigen Worte meist mit einem vollen Vokal ausgestattet sind und daher sehr viel klangvoller als die Einsilber im Deutschen, die oft mit einem -k- oder -t- oder -ck- am Ende abetötet werden, sind, ist es m.E. auch berechtigt, in jambischen Versen am Ende weibliche Reimworte einzusetzen. Dadurch wird der weiche Übergang des englischen Verses in die nächste Zeile auch im Deutschen erreicht.
Im Original sind nur die beiden Schlußverse mit einem Konsonanten geschlossen -k-, das ist in der Sneaky-Fassung gut wiedergegeben. Da ich in der drittletzten Zeile bei einem männlichen Schluss war, musste ich auf einen weiblichen wechseln, was aber dem Charakter des besinnlichen Auslaufens in der melancholischen Betrachtung des Zerrinnens von Allem und dem fortgesetzten Verfall wohl auch ganz angemessen ist. Es fehlt dann nur das Abrupte, Schmerzhafte des Vorbilds.
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