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Dort weint ein Kind
#1
Wärmflaschen betteln. Wir sind an der Reihe.
Hier steht die Luft, Sturm, ein Gewitter schwitzt.
Mein anonymer Großstadtdschungel blitzt.
Dort weint ein Kind; ein andres sendet Schreie.

Die Flure schwatzen. Zucker beigefügt,
Dann Mehl, Milch, Eier, und zu Brei geschlagen.
Das Nebelhorn ertönt. Ein Krankenwagen?
Dort weint ein Kind; ein andres lacht vergnügt.

Ein kaltes Feuer fragt mich, was ich tue.
Ich schweige, Rosenkranz. Nur diese Nacht!
Dort weint ein Kind; ein andres kommt zur Ruhe.

In seiner Welt ist Wahrheit schön und rein,
Und Anonymität erregt Verdacht.
Dort weint kein Kind, und keines bleibt allein.
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#2
Hallo renerpho,

Dein Sonnet gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße

Detlef
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#3
Hallo renerpho,

diese sprunghaften non sequiturs gefallen mir sehr, Formulierungen wie "ein kaltes Feuer fragt mich..." noch mehr.

Bei Zeile 4 frag ich mich, ob du am "sendest schreie" hängst, einerseits wegen dem Technikbezug und wegen der Alliteration?

Falls nein, mir würde da - wenn die Technik der Großstadt im Vordergrun steht
"ein anderes mailt schreie "
besser gefallen.

Ansonsten find ich nix zu mäkeln

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#4
Hallo Sneaky,

Die Alliteration in Zeile 8 ist mir nicht allzu wichtig. Wichtiger ist mir, dass der Zeilenanfang "Dort weint ein Kind; ein andres..." so stehenbleibt. Das wäre mit deinem Änderungsvorschlag nicht der Fall.

LG,
renerpho
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#5
Hallo renerpho,

das stimmt natürlich, die Deckungsgleichheit ist dann futsch. Mich irritiert halt das Verb "sendet" in Verbindung mit Schreien, darum mein Hinweis.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#6
Hallo Sneaky,

Ich hab mir die Diskussion grad eben noch mal durchgelesen und mir ist dabei aufgefallen, dass du irgendwo weiter oben den angeblichen Technikbezug angesprochen hast. Das hab ich wohl übersehen. Das Gedicht bezieht sich auf die Anonymität der Großstadt, nicht auf deren Technisierung. Das ist wohl ein Unterschied, mein Gedicht könnte auch in Zeiten ohne Internet spielen. Wichtig sind viele Menschen auf engem Raum. Ich weiß nicht, ob das so wichtig ist, ich wollte es nur nochmal anmerken.

Dein Hinweis, dass dich "senden" in Verbindung mit "Schreien" irritiert, ist mir noch nicht ganz klar. Mich interessiert, was dich daran irritiert. Immerhin ist "Schreien" ja eine Form von Kommunikation, eventuell ein Hilferuf, und Kommunikation ist etwas, das auf Senden und Empfangen beruht.

Viele Grüße,
renerpho
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#7
Hallo renerpho,

senden ist für mich eher etwas technisches, das ein Gerät voraussetzt, da habe ich ein falsches Bild vor Augen. Du operierst bei den Wiederholungszeilen ja mit Gegensätze

weinen / lachen
weinen / zur Ruhe kommen
keines weint / keines allein

wogegen
weint / sendet schreie für mich kein Gegensatz ist, sondern die Schreie ein sehr lautes Weinen sind (bzw les ich das so)

Schreie mailen geht nicht, dabei geht der laut verloren, also hörbares Weinen vs stilles Weinen.

ICh weiß nicht ob ich mich jetzt klar genug ausgedrückt habe. "mailen" ist auch technisch, aber in Verbindung mit mailen fand ichs weit genug weg um die Verbindung zuzulassen. Ein "gesendeter Schrei" erzeugt für mich halt das Gefühl, der Schrei wird gefunkt und das beißt sich bei mir.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#8
Hallo ihr beiden,

Am 'senden' stoße ich mich auch etwas.
Senden muß zwar nichts technisches sein, ich kann auc´h einen Brief versenden, oder wenn ich von mir Überzeugt bin, ein großes Sendungsbewußtsein haben, aber in Verbindung mit Schreien klingt das für mich auch nicht stimmig. Da gehört etwas kraftvolleres hin. etwa: schleudert Schreie!
Noch lieber hätte ich Schreien in seiner Verbform, aber das ist wohl reimbedingt schwierig.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#9
Hallo,

Sneaky... Deine These, ich opperierte mit Gegensätzen, ist ja ganz schön, und ist mit den beiden mittleren Strophen auch zu belegen, aber wo siehst du den Gegensatz zwischen "keines weint" und "keines bleibt allein"?

Mein Versuch war eigentlich nicht, unbedingt Gegensätze herauszustellen, sondern eher eine gewisse Willkürlichkeit. Lachen und Weinen sind so dicht beieinander, manchmal nur einen Flur entfernt. Das Aussenden der Schreie ist für mich (jetzt mal unabhängig von dem Gedicht, sondern das versteh ich allgemein so) eine Art Hilferuf. Die Hoffnung auf Hilfe wird aber bitter enttäuscht. Das beschreibt der Beginn von Strophe 2.
Ich kann nicht sehen, an welcher Stelle ich zum Senden eine Maschine bräuchte.

Zu deiner Bemerkung, Zaunkönig, an diese Stelle gehörte etwas "Kraftvolles": Ich denke genau anders herum. "Kraft" ist ja nicht da. Was da ist, ist vielleicht der Versuch zu Schreien, ein Wimmern, das nicht empfangen wird!

Ich hoffe mal, dass ihr damit was anfangen könnt.

Viele Grüße,
renerpho
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#10
Hallo Renerpho,

Zitat:Ich denke genau anders herum. "Kraft" ist ja nicht da.

Ein Schrei ist für mich eine sehr kraftvolle Ausdrucksform. wenn du bewußt nichts kraftvolles nehmen willst, warum schreibst du dann nicht Wimmern, oder relativierst z. B. "stumme Schreie" wenn die Kraft zu einem echten Schrei fehlt?


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#11
Hallo renerpho

Auf die Schlusszeile, die Conclusio arbeitest du ja hin. Bis dorthin sah ich eben die Gegensätze. Ich will dir ja auch keineswegs meinen Geschmack aufdrücken, es ist dein Text und wenn es dir stimmig ist, ist das das Schlusswort, ne?

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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