1616 – 1664
Die
Texte folgen der ersten Ausgabe von 1639
Abweichungen
späterer Ausgaben werden teilweise unten aufgeführt.
I. Am ersten Sontag der zukunft Christi. Matth. 2.1.
Kom König, kom den ihr hat
Zion oft begehret;
Kom Davids Kind und Herr; kom
übergroßer Gott
Vnd zarter menschen Sohn; kom
vvende doch die noth,
Dehr, so gesetz und zorn, und
sunden-last beschvveret.
Erfrische, vvas die glut’ der
Hellen hat versehret.
O leichter lebensthavv.
erquicke was der todt
Mitt hartten fussen trit’! Kom
susses Himmelbrodt,
Vnd labe, die der durst und
hunger gantz verzehret.
Kom unverfälschte Lust des den
der Teufel schreckt:
Kom licht und scheine dehm,
den nacht und gravven deckt.
Kom Friede des den angst und
creutz und pein bekigen!
O Held und Helfer kom! den
aller Völker schar
Zum haupt und Fursten
vvundscht: und zeig’ uns offenbar
Das, vver dir vvidersteht mitt
spot mus unten liegen.
Auf den Sontag des
sanftmütigen Königs.
Oder den I. der Zukunft
Christi. Matth. 21.
Kom den offt dein Zion hat
begehret;
Kom Davids Kind und Herr,
Gott, Helfer in der Noth
Vnd zarter menschen Sohn! Reiß
aus dem Sünden-Koth
Die Seelen, die Gesetz und
zorn, und sunden-last beschvveret.
Erfrische, vvas die glut’ der
Hellen hart verheeret.
O leichter lebensthavv.
erquicke was der todt
Mitt hartten fussen trit’! Kom
susses Himmelbrodt,
Vnd labe, die, die Durst und
hunger gantz verzehret.
Kom unverfälschte Lust wenn
uns der Teufel schreckt:
Kom licht und scheine dehm,
den nacht und gravven deckt.
Kom Friede! Kom zu den, die Angst und Pein bekrigen.
O Held und Helfer kom! den
aller Völker schar
Zum haupt und Fursten
vvundscht: und zeig’ uns offenbar
Das, vver dir vvidersteht mitt
spot mus unten liegen.
II. Am anderen Sontag der zukunft Christi. Luc. XXI.
Schavvt, schavvt ihr volker
schavvt die schvveren vvunderzeichen
Das grosse Firmament, der
Himmel kraft zubricht.
Der monden steht vol blut: es
schvvindt der Sternen licht
Man sicht bey hellem tag die
klare Sonn’ erbleichen,
Die aufgeschvvelte See vvill
schier den bergen gleichen!
VVer hört der vvinde grim, der
lüfte rasen nicht:
Ein ieder mensch verschmacht,
und vveis nicht vvas er spricht
Vor grosser herizens angst;
man schavvt die Felsen vveichen.
Auch zittert berg und thall. O
Herr der Herrlikeit
Der du im fevvr die vvelt zu
richten dich bereit;
Hilff das ich ja mein Hertz
mitt laster nicht beschvvere.
O las mich sorgen frey, und
frisch, und vvacker sein,
Das vven du selbst nun vvirst
von VVolken brechen ein.
Mich nicht dein donnerstral
und lichter zorn verzehre.
Schavvt, schavvt ihr volker
schavvt die schvveren vvunderzeichen
Das grosse Firmament, der
Himmel kraft zubricht.
Der monden steht in blutt: es
schvvindt der Sternen licht
Man siht die klare Sonn in
hellem Tag erbleichen,
Die aufgeschvvelte See vvill
über bergen reichen!
VVer hört der vvinde grim, der
lüfte rasen nicht:
Ein ieder mensch verschmacht,
und vveis nicht vvas er spricht
Vor grosser herizens angst;
die rauhen Felsen vveichen.
Auch zittert berg und thall. O
Herr der Herrlikeit
Der du in Feur die vvelt zu
richten dich bereit;
Hilff das ich ja mein Hertz
mitt sünden nicht beschvvere!
Weck auff Herr, wenn mich Sorg
und Sicherheit einwigt.
Daß, wenn dein harter Zorn der
Erden Bau bekrigt.
Mich nicht der Donnerstrahl
des letzten Tags verzehre!.
III. Am dritten Sontag der zukunft Christi. Matt. II.
Das löesegeldt der VVelt; der
Väter langes hoffen,
Komt noch den augenblick, und
schleust die ohren auff,
So taub und fest verstopft; er
läst der stummen hauff’
Erzehlen seine vverk, ihm
stehn die gräber offen.
VVer blindt war, siht das itzt gar eben zugetroffen
VVas manch Prophet’ versprach:
vvas laam, helt graden lauff,
Der aussatz mus vergehn, hier
vvird ohn thevvren kauff,
Dehn trost geschenkt, so vor
in threnen gantz ersoffen.
O selig den von hier kein
ärgernus abtregt
Den keiner wwolust wwindt
gleich leichtem schilf bevvegt,
Den keiner Feinde trutz, kein
grauses keten klingen
Kein Herrlikeit noch pracht,
kein vveiches purpurkleidt,
Kein angesetztes schvverdt;
kein gutt noch grimmes leidt
Kein reichtumb, kein
geschenck, kein armutt ab-mag-dringen.
Das löesegeldt der VVelt; der
Väter langes hoffen,
Komt noch den augenblick, und
schleust die ohren auff,
Die Taubheit hat verstopfft,
der nicht mehrstummen hauff’
Erzehlet seine Werk, ihm stehn
die gräber offen.
VVer blindt war, siht und sind’t wie eben eingetroffen
VVas imal Gott versprach: Er
schaut der Lamen lauff,
Der aussatz mus vergehn, hier
vvird ohn thevvren kauff,
Dehn trost geschenkt, die vor
in threnen schir ersoffen.
O selig den von hier kein
ärgernus abdringt
Den keiner wwolust wwindt
gleich leichtem schiffe zwingt,
Den kein Tyrannen Trutz, kein
Schwerdt in Feindes Händen
kein Kärker! keine Schmach!
kein weiches Purpurkleid,
Auch keiner Höfe Pracht, kein gutt
noch grimmes leidt
Kein reichtumb, kein
geschenck, kein armutt ab mag wenden.
IV. Am virdten Sontag der zukunft Christi. Johan. I.
VVas furcht mein fleisch sich
doch, dich Jesu zu bekennen?
Ich bins ja, der recht geist’
und mutt’ und eyvers vol
Gott in dem vvusten thal’ der
VVelt ausruffen sol,
Vnd dich mitt hoher stim’ vor
aller ohren nennen.
Auch vveis und glaub ich fest,
das mich von dir abtrennen,
VVeil du im mittel stehst,
kann vveder vveh noch vvol:
Verley nur das ich mich an dir
mein schutz erhol
Vnd las mich recht vom fevvr
darmit du taufst entbrennen
Zeuch selber in mein hertz,
dir ist der vveg bereit,
Mach eben vvas erhöht;
vertreib das stette leidt.
O Schlangentreter trit’ die
itz dir vviderstehen;
Erheb vvas nidrig ist;
vergleiche vvas nicht recht:
Reumb ab, vvas hindern kan,
und las mir deinem knecht,
Den glantz der Herrlikeit, o
lebens Sonn’ aufgehen.
V. Am tage der Geburt des Herren. Lucae 2.
Schavv, höchster König schavv,
vvie hart mich hat geschätzet
Der Furst der funsternus, mitt
vveh’, ach, angst undt leidt!
Schau vvie mich hatt umbhült
die nacht der traurikeit,
Vnd vvie ich bin in Stall der
trubsal eingesetzet!
VVird den mein hertz nicht
auch durch diese frevvdt ergetzet,
Die durch dich allem Volk der
grosse Gott bereit?
Gebier dich nevv in mir, mich
in dir; vveil die zeit
Des nevvgebehrens dar, mich
hat die furcht verletzet
Vom Himmel lichten plitz.
Drumb lass mich hören an
Das ich durch deinen fridt dem
vvolgefallen kan,
Der, das er menschen schuf,
sich oft so hoch beschvveret.
Ich fuhl du vvirst es thun.
Ihr Himmelscharen singt
Ehr dem, der uns die Freudt
und Friden vviderbringt,
Vnd alles schvvinden lest,
vvas seinen zorn empöret
Auff die selige Geburt des
herrn. Luc. 2.
Schaue, höchster König schaue,
wie unmässig mich geschätzet
Der ergrimmte Fürst der Erden,
mit Weh’, Ach und Angst und Leid,
Schaue, wie mich itzt
umbhüllet hat die Nacht der Traurigkeit
Schaue, wie ich in dem Stalle
der Bedrängnuß eingesetzet.
Wird denn nicht mein blödes Hertze
durch die süsse Freud ergetzet
Die von allen Völkern abnimbt
Schrecken, Pein und Zwang und Streit?
Werd’ in mir doch neu
gebohren. Herr, diß ist die rechte Zeit.
Weil die Furcht mich
Hart.bedrängten, hat bis auff den Tod verletzet.
Umb mich blitzt der Himmel
Flamme, kaltes Zittern fällt mich an.
Zeige, daß durch deinen
Frieden ich nun dem gefallen kan
Der, daß er die Welt
erschaffen, sich so hefftig offt beschweret.
Wol! ich seh’ er ist
versöhnet, singt; ihr Engel-Schaaren sing’t
Dem sey Ehre, der uns Frieden,
der uns Freude wider bringt,
Und den heissen Zorn
ausleschet, der wie leichte Glut verzehret.
VI. Vber die Menschwerdung JESV. Johan. I.
Das vvesentliche VVort, das eh
die Evvigkeit
Vnd eh’ die zeit hub an, Gott
vvar, und Gott geschavvet
Das VVort durch das Gott hatt’
der Erden haus gebavvet
Vundt vvas der Himmel
schleust; Das leben so uns leit’
Durch seiner klarheit glantz,
vven glidt und fus entgleit;
Das licht, so dunckel trent;
vor dem der Hellen gravvet
Vnd vvas mehr finster heist, hatt
sich der VVelt vertravvet
Vnd gantz in unser fleisch,
doch ohne sünd’ verkleidt.
Es ist vom ehrenthron ins
threnenthal ankommen
Vnd hatt dis leibes zelt zum
vvonhaus eingenommen.
VVivvol sein eigenthumb, sich
stets ihm vvidersetzt.
VVer dis zum nachbar hatt,
vvird augenblicks erkennen
VVie herlich seine gunst; er
vvird von lieb entbrennen
Die evvig ihn im schlos der
herrlikeit ergetzt.
VII. Am Sontag nach der Geburt JESV. Luc. 2
O vvunder! Gott ist mensch, die
mutter hatt gebohren
So Jungfravv ist, und bleibt:
der aller kräfte bindt
Durch seiner VVorte kraft,
ligt als als ein schvvaches kindt
Im engen VVindelband, und hatt
doch nicht verloren
VVas gros und Göttlich heist:
der heldt, so längst verschvvoren
Er bavvet vvas zustört; und
vvas er durstig findt,
Das hatt er ihm zum sitz der
Herrlikeit erkohren.
Wol dem, so bey ihm helt’! ob
schon das scharfe schvverdt
Ihm durch das zartte fleisch
und liebe sele fehrt!
Es ist der fels, an dem ein
jeder auf kan stehen.
VVeh! vveh! und evvig vveh!
vveh, der ihm vviderspricht!
Hier ist der fels an dem er
haubt und hertz zubricht.
VVer an den stein anstöst, mus
schändlich untergehen.
VIII. Am Tage der beschneidung JESV. Luc. 2.
O blut! o reines blut! das meine
blutschuld vvendet!
O vvehrtes kind, das mich zum
kinde Gottes macht!
O Glantz der Herrlikeit, der
die sehr lange nacht
Vnd alte dunckelheit auff
diesen tag vollendet!
O Schatz den Gott uns selbst,
die full des reichtumbs sendet!
O namen! der mir hatt den
nahmen vviderbracht,
Das ich des Höchsten bildt,
und der mich selig macht,
Vndt herlich, vven mich sund
und todt und teufel schendet!
O Hochste reinigkeit! mach
mich von allem rein
VVas meine Sel’ befleckt! las
mich dein eigen sein.
Schneid vveg, vvarmitt ich bin
der todten VVelt ergeben.
Schneid vveg vvas irdisch
heist, pracht, ehrgheitz, frevvd und lust,
Neyd, zvveyfel, angst und
furcht! vvasch ab der sunden vvust,
Darmitt ich mög bey dir, vvo
nichts den reine leben,
IX. Am Sontag nach der Beschneidung JESV. Matth. 2.
In dem das zartte kind in
sanftem schlaffe lieget,
Vnd Joseph ohne sorg, in dem
der bluthund vvacht,
Undt rasend, (doch vol furcht)
nach wurge schwerten tracht;
Ja schon in seinem mutt, den
fridens furst bekrieget;
Schavvt Gott, der vveise Gott,
der aller sinn’ obsieget.
Auff dieses Feindes ranck, von
seinem thron, und lacht.
Auch fehrt sein Engel ab, der
eilendt in der nacht
Den Joseph vveichen heist,
noch eh’ der grimm sich rüeget.
Ob schon das vvilde volck, der
blinden Juden land,
Stöst seinen könig aus, mus
dennoch Nilus strand
Vnd Pharos trächtig reich, ihm
zu gebote stehen
Drumb zag ich nimmer mehr vor
meiner Feinde macht,
VVen der, so nimmer schläft,
noch schlummert, vor mich vvacht:
Baldt vveis ich, vven, vvohin,
und vvehm ich soll entgehen.
X. Am Fest der Weisen aus Morgenland. Matth. 2.
VVo soll ich dich mein licht,
mein Höchster König finden
VVen auch dein eigen volck
nichts von dir helt noch vveis?
VVas hülft des suchens muh?
vvas nutzt der frage fleis
Im fall mich gantz verblent
die trube nacht der sünden?
Doch vvenn du nur nicht lest
den hellen Stern verschvvinden
Den deine lieb aussteckt; sol
meine selen reisz
Strack fort, undt fur sich
gehn, bis das dich Zions preisz
Vnd schönste Sarons blum, ich
umb dis hertz mag vvinden.
Denn vvill ich dir für gold,
mein furst, nicht falsche trevv,
Für Weyrauch andachts fevvr,
fur Myrrhen ernste revv’,
Mein Priester, (der du todt
und sunde tielgest) geben.
O mach’ dis trübe gold durch
liebes flammen rein
O las’ mich doch für dir ein
susses räuchvverk sein!
Vnd vvenn der Leib gleich
fault, so heis die sele leben.
XI. Am ersten Sontag nach dem Fest der Weisen. Luc 2.
Der ist mein hertz den Gott
vor allen hatt verehret,
Mit s’ Geistes frevvden oel’,
des VVort die hertzen ruhrt.
Gleich als ein stralend fevvr,
der aug und zung’ regirt
Die dis was kunftig, spricht,
der hier die lehrer lehret.
O selig vver den rath des
vveisen Vaters höret,
Der in des Herren kraft so
hohe reden fuhrt.
Vnd als der Heiden trost, den
nevven tempel zihrt,
Den tempel dessen ruhm er
gegenvvertig mehret
Las Sele, las vvie er, das
schlechte Vaterlandt,
Las freunde: stadt und vveg’
las deiner Mutter hand’
Vnd bleib vvo JESVS ihm sein
Vatertheil erkoren.
Hier such ihn vvenn du vvilt,
hier schleust er niemand aus,
Hier ist sein mittag ruh’ und
eigenthumblich haus
Hier findt ihn, vver durch
nacht undt irthumb ihn verloren.
XII. Am anderen Sontag nach dem Fest der Weisen. Johan 2
Ists so mein Selen trost, das
die gevvundschte stude
Der hulffe noch nicht da? ists
möglich das ich mus
Noch vveiter trostlos sein?
und folgt auf meinen grusz
Mit dem ich an dich schrey,
dis VVort aus deinem munde
VVasz hab ich mensch mit dir?
O grimme selen vvunde!
Doch las ich noch nit ab, und
vvart hier ohn verdrus,
Bis du mein Bräutgamb mich
erfrvvst mit deinem kus.
Du vvirsts ja endtlich thun,
und nach dem alten bunde
Die hertzen so bisher mitt
lauter gall getrenckt,
Den du den Creutzkelch hast
gantz threnen vol geschenkt,
Mit reiner vvollust vvein in evvikeit
ergetzen,
Bey deinem hochzeit mahl, vven
man der schnöden VVelt,
Die truncken voll vom gluck
itz stetz ihr frasfest helt,
Vvird heffen, vvermut, gall,
und fevvr, und pech vorsetzen.
XIII. Am III. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 5.
VVol dem, des hoher sin dich
auf dem Berge höret
Von dem vvas selig heist; o
selig vver noch kan
Personlich dich im thal’ umb
mittel flihen an.
VVenn sich sein aussatz pest,
die grimme sunde mehret!
Bald lebt in ihm durch dich
vvas bis in todt versehret.
Ich bin so stark nicht mehr o
grosser vvunderman,
Es ist umb handt und haut umb
leib und fus gethan.
Die krankheit hatt mein haus,
den Cörper gantz zustöret.
Doch IESV vven du vvilt, ist
keine noht zu gros,
Du kanst vom laster joch mich
eilends machen los.
Ich bin nicht vvehrt das du
dich zu mir heim solst finden;
Sprich Heilandt nur ein
vvortt, bald vvird, vvas itzt mich nacht,
VVas mein gevvissen krenkt,
vvas meine Seel’ anklagt,
Vnd aller Teufel macht, im
augenblick verschwinden.
XIV. Am IV. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 8.
Auf! auf! vvach auf Her
Christ! schavv vvie die vvinde toben!
VVie Mast und Ruder knackt!
itzt sinkt dein Schief in grundt!
Itzt schäumbt die vvilde flut,
vvo flack und segel stundt
Vns mist Compas und raht! bald
kracht die Luft von oben!
Bald schluckt die teuf’ uns
ein! vvird dich den jemand loben
Der ab zur Hellen fehrt! ist
dis der feste bundt
Der stets uns hoffen heist, ob
gleich der vveite schlund
Der Hellen sich reist auff?
VVo hastu hin verschoben
VVas deine treu versprach!
Hilff eh der kahn sich trent!
Hilf eh’ das schvvache brett’
an jene klippen rent!
Kan den kein Zeterschrein vom
hartten schlaff dich vvecken!
Auf! auf! schilt flut meer! so
bald du auf vvirst stehn,
VVird brausen sturm, undt vvind
im augenblick vergehn!
Durch dein VVortt mus vvas uns
mitt nöhten schreckt erschrecken.
XV. Am V. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 13
Sih’ vvie der grimme feindt,
aufs landt das du erbavvet
Sein unkraut hauffig strevvt!
in dem die sunden nacht,
In schlaff der sicherheit die
trägen menschen bracht,
Den du die VVeitzenfrucht zu
hutten anvertravvet!
Herr IESV SIH’ vvie voll man
alle bete schavvet,
Neid, untrevv, falscher lehr,
geschmückter hertzen pracht!
Sih’ vvie der Satan noch so
embsig seet undt vvacht,
Und vvie der zartten blutt vor
so viel disteln gravvet!
Ah sihstu ferner nicht dort
jene schar aufzih’n
Die vvider deinen schlus reuft
korn und trespen hin!
VVen vvirstu dich selb-selbst
zur letzten ernd aufmachen,
Kom es ist hohe zeit! liss
dein getreide rein,
VVirff vveg vas schädlich ist,
fuhr bald die garben ein,
Vnd las des Satans saat im
Hellen fevvre krachen.
Auff den Sontag des
langmüthigen Ackermanns.
Der Feind streu’t aus auffs
Land, das du erbauet,
Sein Unkraut! Herr, in dem die
Sünden Nacht
In trüben Schlaff die trägen
Menschen bracht
Den du die Frucht zu hütten
anvertrauet!
Diß, was man nur auff allen
Aeckern schauet
Ist falsche Lehr und Neyd und
Ketzer Pracht.
Wir schlaffen fest: der Sathan
seet und wacht
Der Sathan, dem vor deinem
Segen grauet.
Ach sihst du nicht, wie jene
Schar umbläufft
Die dir zu Trotz so Korn als
Tresp ausräufft!
Wenn wirst su dich zu letzter
Erndt’ auffmachen?
Kom’ es ist Zeit! führ alle
Garben ein.
Führ ein die Frucht. Laß in
der Flammen Pein
Des Sathans Saat, die nicht
mehr taug, verkrachen.
XVI. Am VI. Sontag
nach dem Fest der Weisen. Matth. 13
Kein körnlein ist so klein als
senf’ für uns zu schetzen:
Doch vven es in die schos der
feuchten erden felt,
So vvurzelt’s eilent ein, undt
keimet in die VVelt!
Baldt vvirdt’s ein hoher baum,
der rundt umb allen plätzen
Theilt kuhle schaten aus, dan
eilet sich zu setzen
Manch Vogel umb den ast, der
sich drauf sicher helt:
VVie hart das vveter braust,
vvie scharf man nach ihm stelt,
Doch mag ihn dar kein vvindt,
kein jägergarn verletzen.
So scheind des Herren vvort in
menschen augen klein:
Doch kombts einmal in’s hertz,
so nimbts die sinnen ein,
Vnd läst bald stock undt
zvveig’, und blutt, und fruchte schavven.
VVer unter diesem baum zu
truber sturme zeitt
Ihm zuflucht auserkiest, dem
darf vor’s vvindes streitt,
Vor’s Teuffels vogel netz,
vors todes pfeil nicht gravven.
XVII. Am Sontag Septuagesimae. Matth. 20.
Mich hastu grosser Gott vom
marckt der vvelt gesendet
In vveinberg den durchs blut
dein Sohn ihm hatt erkäuft.
Betracht ich vvie der tag so
schnel zum abendt läuft,
Vnd vvie ich meine zeitt so
ubel angevvendet:
Bald vvird mir angst und vveh!
mein morgen vvard geendet
Mit leichtem mussug gehn: nun
sich die arbeit häuft,
Druckt mich die mittag last:
vvie hab ich mich vertäuft,
In vorvvitz, ungedult, und
vvas die seele schendet,
O streck mein schvvaches
fleisch! das vven die trübe nacht,
Der unverhofte todt nun letzte
feyre macht;
Ich nicht vom gnaden lohn mich
ausgeschlossen finde.
VVehrt bin ichs vvarlich
nicht! doch vveil du auch nimbst an,
Die nur in deinem dinst ein
stundlin Herr verthan,
Kanstu den groschen ja nicht
vvegern deinem kinde.
Der Höchste rufft uns von dem
Marckt der Welt,
In den Weinberg, den sein Sohn
hat mit Schweiß und Blutt genetzet,
Den er unablässig baut, der so
werth vor ihm geschätzet
Daß er davor sich in den Tod
gestellt.
Doch wir sind die, den müssig
gehn gefällt
Unsers ersten Morgenslicht
ward mit nichts-thun hingesetzet:
Itzt nun uns der Mittag
druckt, hat uns Hitz’ und Last verletzet
Und was noch mehr von
fleissig-sehn abhält.
Auff Menschen auff! gebt Acht!
auff eure Sachen
Die Nacht bricht an, der Tod
will Abend machen.
Denckt, wie werden wir bestehen,
wenn Gott selbst wird Rechnung hegen?
Er siht zwar den, und mehr
denn gnägig an,
Der eine Stund ihm fleissig
dienen kan
Doch er heist auch von ihm
gehen, die, die seinen Grimm erregen.
XVIII. Am Sontag Sexagesiminae.
VVie das kein Mensch nicht
hört! vven CHRISTVS selbst heist hören?
VVie das der vvehrte saam im
augenblick verschvvindt?
Ich seh’ der Hellen raab raubt
vvas er liegen findt
Im nicht geflugten vveg. VVie
soll das VVort sich mehren
VVens nie ein sin’ versteht!
ob’s gleich viel hertzen ehren.
VVen tavv und regen felt, die
vven versuchung bindt’
Vnd trubsals hitze sticht ohn
safft und vvurtzel sindt.
Ihr Mammons knecht unb sonst!
vvas sind die zahrten lehren
Bey harten sorgen gutt! vven
schon die bluet’ kombt vor,
Dringt evvre distel doch mit
aller macht empor.
VVas geitz und lust erstöckt,
kan nimmer mehr bekleiben.
VVirff IESV von mir aus, dorn,
unkraut, heck und stein.
Richt durch dein Creutz mich
zu, strevv dein geheimnus ein,
Die durch gedult ausgehn undt
evvig fruchtbar bleiben.
Ich höre nichts, wenn du mich
heissest hören!
Dein wehrter Samen bringet
wenig Frucht
In mir! Ach Herr, der Höllen
Vogel sucht
Dein Wort in mir, arglistigst
zu versehren.
Wenn sich die Blüt in meinem
Geist wil mehren,
Kränckt mich die Hitz und (was
ich oft verflucht)
Der Sorgen Angst, (Ach!
scharffe Dornen Zucht!)
Erstöckt in mir schir alle
gute Lehren.
Schrecke die Vögel Herr, die
mich berauben
Laß mich auch in der Versuchung
dir glauben.
und reiß die Disteln aus die
gantz mein Hertz umbgeben.
Laß mich durch Regen der
Gnaden erquicken,
Schicke Gedult wenn das
Creutze wil drücken
Das an der Dornen statt dein
Wort mög in mir leben!
XIX. Am Sontag Quinquagesiminae. Lucae 8.
O lieb ohn mas! o gunst der
nirgendt nichts zu gleichen.
Die Gott vom thron ins Creutz,
vom Creutz zu tode tregt!
Das sich der lebensfürst
selbst in die schantze schlegt,
Kan kein’ vernunft verstehn,
und kein verstand erreichen.
Ach! sol das zarte fleisch in
schmach undt geissel’ streichen
In schvverer sunden last, die
meine schuldt auf-legt
In hel’ entbrandtem grimm,
dehn Gottes Fluch erregt.
Vnd Moses satzung sterckt,
verschmachten und erbleichen!
O das ich doch, mein Hertz, so
grob’ und blind noch bin!
O dass ich doch mit dier nicht
vvillig hin vvil zihn
VVo du durch angst und Creutz
in Himmel ein vvirst gehen.
O IESV Davids Sohn! o licht
erbarm dich mein.
Sei still und schavv mich an,
denn vverd ich sehend sein,
Vndt deine Bruder trevv undt
liebe recht verstehen.
XX. Am Sontag Invocavit. Matth. 4.
VVeg, vveg du stoltzer Geist!
im fall mir schon die vvusten
Drin Gott mich prüfen vvil
nichts als nur steine vveist:
VVirdt doch mein matte Seel
durch dessen VVortt gespeist
Der brott undt speise schafft.
VVie tief du mich mit listen
In abgrund sturtzen vvilt, so
starck kan ich mich fristen
Durch allmacht des, der stets
im vvege bleiben heist
Der durch der Engel hutt den
seinen beistandt leist,
Vndt nicht versucht vvill sein.
Du vvirst doch keinen Christen
Der IESVM trevvlich meint,
durch herlikeit der VVelt,
Durch schön geschminktes
nichts, durch vvollust pracht und geldt
Bevvegen das er Knie und
Hertzen vor dier neige.
Versuche vvie du vvilt, ich
vvill durch dessen raht
Der deine vverk zerstört, undt
dich zutreten hat
Dier vviderstehn, bis er die
Ehrenkron mir zeige.
Weg! weg! hinweg du stoltzer
Geist! dafern wir schon die rauhe Wüsten
In welcher Gott mich prüfen
wil, nichts als nur harte Steine weist;
Wird meine matte Seele doch
durch dessen kräfftigs Wort gespeißt.
Der alles Brodt und Speise
schafft. Dafern du gleich mit schlimmen Listen
Mich in den Abgrund stürtzen
wilst, wird mich doch dessen Allmacht fristen
Der für die Seinen treulich
sorgt, der in dem Weg uns bleiben heist,
Der durch der Engel starcken
Schutz, den seinen festen Beystand leist.
Und nicht von uns versucht wil
sein! du wirst doch (glaub ich) keinen Christen
Der seinen Jesus treulich
meynt, durch tolle Herrligkeit der Welt,
Durch prächtig
auffgeschmücktes Nichts, durch Wollust und vergänglich Geld
Bewegen, daß er Knie und
Hertz, ohnmächtig Wunder! vor dir neige?
Kom an! versuche wie du wilst!
Ich wil, weil Jesus für mich batt
Der deine gantze Macht
zustört, und dir den Kopff zutreten hat.
Dir Erbfeind widerstehn, biß
er die Ehren-Kron mir endlich zeige.
XXI. Am Sontag Reminiscere. Matth. 18
Ich hoch betrübtes hertz, ich
schavvplatz aller plagen,
Schrey fur und fur umbsonst,
auf den ich je’ und eh’
Mein Hoffnung grunden lies:
verhült sich (ach und vveh!)
In stille gravvsambkeit! vvas
helffen meine klagen?
Ich mus, vvie schvver’s auch
ist, des Teufels schläge tragen.
Je mehr ich mich mitt ernst zu
beten untersteh,
Je frembder stelt er sich!
Hilff eh ich gantz vergeh!
O der du keinem noch hast
beistandt abgeschlagen!
Ob zvvar ich schnöder hundt
nicht deiner gaben vvehrtt,
Hastu den hunden doch offt
kinderbrott beschertt.
Nun vvol! ich vverd auch nicht
besturzt vveg von dir gehen.
Vielleicht hastu bisher ein
kröstlin mir versagt,
VVeil du mich (vvenn ich nun
in trubsal müd gejagt)
Entschlossen bist zum tisch
der ehren zu erhöhen.
XXII. Am Sontag Oculi. Luc II.
O der du dich vom thron der
evvigkeit begeben
Ins raubschlos dieser VVelt!
das du die starcke macht
Mit der der Hellen Printz der
furst der schvvartzen nacht
Sein rusthaus hatt
verschrenckt, vvolst brechen und aufheben:
Schavv, schavv, in vvas fur
furcht, in vvas fur angst vvir schvveben!
In dem der starcke feindt
schier augenblicklich tracht
VVie er durch grim undt list,
durch vvolust, pein und pracht
Nem’ aller sinnen ein; und
mach ihm recht undt eben,
VVas du dir selbst ervvehlt.
Treib den verterber aus
Der mordet undt verstrevvt.
Zeuch in mein Seelenhaus.
Las Herr mich eins mitt dir’
in lieb und glauben bleiben.
VVirff aus vvas teuflisch ist,
gib’ das ich deine Lehr
Die einig seelig macht, mitt
ernster andacht hör:
Vnd möge vvas ich hör ins
hertz mir einverleiben.
XXIII. Am Sontag Laetare. Johan. 6.
Ach willtu dich noch mehr
betrübte Seel betruben.
Geht dir dein Ascherbrod zue
ravv und bitter ein?
Vndt muss dein tranck
vermischt mitt herben threnen sein?
Der kan nicht, der dich kan
auch bis zum tode lieben
VVenn sonst nichts helffen mag,
den milden rath aufschieben.
Der niemandt hungern lest,
vvird dir in hungers pein
Bescheren vvas du vvundscht.
VVas erstlich nichts und klein,
Macht baldt sein segen gros.
VVen er Philippum üben
Vndt ander speisen vvill, so
mus verzug’ undt noth
Vor angehn: vvenn er sich das
vvahre lebens brodt
Dier gibt im abendtmall, mustu
vor Hunger spüren.
VVenn kein Prophet mehr lehrt,
vvenn Salem Menschentandt
Von Mosis Cantzel hört, denn
lehrt er stadt und landt,
er pflegt zur Engelspreis, die
hier verschmacht, zu fuhren.
XXIV. Am Sontag Judica. Johan. 8.
Nun kan ich, vven ich sol, vol
frevvt die augen schliessen,
Vnd sagen, VVelt ade! VVer
Christi vvorten travvt
Schleft, vven er sturbt, nur
ein: vver irdisch ist dem gravvt
Im fall er soll zu letzt dis
todte leben grüssen.
Dis leben, drin vvir schmach
und steine leiden mussen.
Vnd nichts den teufel sein. O
selig vver baldt schavvt,
Drob Abraham sich frevvt, undt
auf den grundstein bavvt,
Der Gott die vvarheit selbst,
die alles kan durchsüssen
VVas menschen savvr geht ein!
Mich treugt dis hoffen nicht,
Ja mus ich schon ins thal der
finsternus: mein licht
Mein IESVS, vvirdt mich recht
auf rechtem vvege leiten,
Er ist das leben selbst; mein
leben ist nur noth,
Ein schatten rauch und vvindt,
ein tausendfacher todt.
Drumb ist mein sterben nichts
als recht ins leben schreiten.
XXV. Am Palmen Sontag. Matth. 21.
Schavv Zion, schavv, der
Printz, von vvelchem längst geschrieben,
Dein Seligmacher kombt; der
vvilligst alles thutt,
VVas Gott sein Vater schleust,
in des’ recht sanften mutt
Noch einig rechte trevv (die
sonst verschvvunden) blieben.
Der ists der Helffer heist,
der fevvrig dich zu lieben,
Vndt frey zu machen tracht:
der durch sein tevvres blutt
Lescht deiner flüche plitz,
und deiner straffen glutt,
Vndt einzeucht das du nicht
durfst evvig sein vertrieben.
Hosanna Davids kindt! Hosanna
höchster Gott!
Lob sey dir, der du dich
freimuttig gibst in todt
Der du zum knecht fur mich,
mein König, dich erklärest!
Lob sey die, der du nimbst die
sunden burden an,
Vnd zahlst vvas nimmermehr die
Seele zahlen kan,
Vnd mir vor pein viel frevvdt,
vor schmach viel ehr gevvehrest.
XXVI. Am grünen Donnerstage. I. Corinth. II.
O Höchster liebe pfandt! O
Brunquell guter gaben!
O beste sussikeit! o vvahres engelbrodt!
O edle Seelen speis, darmitt
der grosse Gott
VVill mein vervvundes hertz
und kran Gevvissen laben!
O Schatz, in dem ich mag recht
reiche schätze haben!
O evvig lebendt fleisch, das
mein schvvach fleisch vom todt,
O gar unschätzlich blutt, das
mich von blutschuldt noth
Frank, frey und ledig macht!
Fliht, flieht ihr Hellen Raben!
Die vvehrte Himmels aas,
reitzt nur die Adler an.
Hilff IESV hilff das ich dis
vvürdig brauchen kan,
VVas fromen stette frevvdt,
undt bösen straff vvird bringen!
Gib das die zehrung mir in
dieser vvusteney
Im threnenthal der VVelt, ein
süss’ erquickung sey,
Bis ich im Vaterlandt dir
evvig lob mag singen.
XXVII. Am gutten Freitage
O schmertz! das leben stirbt!
o vvunder! Gott mus leiden!
Der alles trägt, felt hin! die
ehre vvirdt veracht!
Der alles deckt ist nackt! der
alles tröst verschmacht!
Der luft und bäume schuff, mus
luft und VVälder meiden!
Vndt hatt die luft zur pein!
undt mus am holtz verscheiden!
Der glantz der herlikeit
verschvvindt in herber nacht!
Der segen vvird zum fluch, die
unerschöpfte macht
Hatt keine kräfte mehr! den
König aller Heiden
Ervvurgt der Knechte Schar!
vvas bosheit hatt verschuldt
Zahlt unschuldt vvillig aus!
vvie embsig ist gedult,
Vvas vvidervvill verschertzt,
auf’s nevv hervorzue bringen!
O härtter vveit als stein, den
nicht die trevv bevvegt!
Vven Sonn’ undt luft
verschvvarzt! vven sich der Erdtkreis regt!
VVon todten auferstehen und
hartte fels zue’-springen.
XXVIII. Am Tage der Auferstehung Christi. Marci 16.
VVo ist der Hellen raub? vvo
sindt des todes pfeile?
VVo ist der sunden nacht? vvo
ist der Schlangen zahn?
VVo ist des hochsten zorn, der
nur verdammen kan?
Verjagt! erlegt! entzvvey! vvo
sind die starcken seyle,
Mitt den die sunde bandt? ist
in so kurzer vveile
Des Teufels reich zustört? o
ja! der vvundermann
Der Levv, und Lamb! der Knecht
und König hats gethan!
O leben! sieg! triumph! auf!
auf mein Hertz, und eile!
Dort liegen meine schuldt,
hier ist das lösegeldt!
Schavv dort das leere grab!
hier schavv den starcken heldt,
der jedem Petro ruft! O der du
hast durchdrungen
Grab, siegel, hutt und stein:
vvaltz ab die grosse last
Vons hertzens thuer, lös auf
das schvveistuch, das mich fast,
Damit ich seh, vvie du den
todt im sieg verschlungen.
XXIX. Am Sontag
Quasimodo-Genti. Johan. 20
VVas travvr ich? hatt der
feind gleich fur undt für gesponnen
Mir zum verterb undt netz! ob
gleich mein Kämmerlein,
Dis enge Pilgrams haus mus
stets verriegelt sein!
VVas travvr ich obs gleich
nacht! die vveil die helle Sonnen
Dem Printz der finsternus, dem
Sathan abgevvonnen!
Vndt licht und friden bringt!
vvenn aller trost vvird klein,
Vndt ich verlassen bin, tritt
IESVS bei mir ein.
So baldt er kombt, so baldt
ist vvas mich krenkt zerronnen.
Er ist mein Herr und Gott! er
vveist mir fus undt handt!
Ich schavv durch seine seitt,
vvie tiff sein hertz entbrandt!
O abgrundt höchster lib, las
Herr mich auch entbrennen
Von dieser stralen fevvr! o
travvte Sonn löss auff
Dis mein unglaubens eys! das
nicht der hellen hauff
Nicht furcht! schmertz, pein
und todt, mich ab von dir mög trennen.
XXX. Am Sontag Misericordias. Joh. 10.
O ertz hirtt’ IESV CHRIST. Ich
durch blutt’ angst undt sterben
Von dir erkauftes schaff, irr’
itz ohn trost umbher
Im unvveg-ravven VValdt. O steh
mir bey, undt vvehr
Dem VVolffe der schon eilt,
mich evvig zue verterben.
Las nicht vvas du selb-selbst
hast mussen savvr ervverben,
Ein raub der levven sein.
Hilff das mich nicht verzehr
Der grimmen thiere zorn,
vertreib den Hellen beer
Vnd las ein örtlin mich in
deinem Stall ervverben.
Ich kenne deine stim! mein
Heilandt schrey mir zu;
Dir folg ich, vvo du vvilt;
du, du bists’ einig, du
Der stets mit hirtten trevv
sich hulfreich vvil erzeigen,
Vor dem der Teufel fleucht!
kein midling helt hier standt,
Kein feig und frembder
schutzt. O schreib mich in die handt,
Draus vveder macht, noch lust,
noch todt reist, vvas dein eigen.
Mein Ertzhirt ach! Ich durch
dein Blutt und Sterben
Erkaufftes Schaff, irr’ ohne Trost
umbher
In wüster Welt, ach stehe bey
und wehr
Dem Wolffe, der schon renn’t
mich zu verderben,
Gib nicht, was du hast müssen
fau’r erwerben
Dem Thier zur Beut? Hilff daß
mich nicht verzehr
Der grimme Löw. Vertreib den
Höllen Beer,
Und laß mich Platz in deinem
Stall ererben.
Ich kenne dich! mein Heyland,
schrey mir zu!
Ich folge dir, du, du bist
einig, du
Der mir kan Weyd, und Weg, und
Ruhe zeigen.
Kein Frembder schützt, kein
Miedling hält dir stand
Drumb komm du selbst und
schreib mich in die Hand
In die du schleust, was ewig
bleibt dein eigen.
XXXI. Am Sontag Jubilate. Johan. 16.
O kom und schavv wie ich in
lauter threnen flisse!
Kom, den ich hier nicht seh!
mein schmertz nimmt uberhandt!
Itzt hatt sich Menschen trevv,
und menschen rath gevvandt!
Komb! eh’ ich meine noth mitt
letzten seuftzen schliesse,
Vndt den gepresten geist, mitt
dieser klag ausgiesse.
Gleich vvie ein schvvanger
leib, der nun die stundt erkandt,
Die zum gebehren ruft in
höchster angst entbrandt
Erbebt: so beb’ ich stets! Mein
IESV! kom, durchsusse
Dis VVermutt herbe Creutz! die
VVelt ist jubels voll,
Vnd vveis nicht vvie sie satt
mich armen höhnen soll.
Doch vvirdt ihr kleine frevvdt
in langes leidt sich kehren.
Hergegen, vvie ein VVeib sich
ob der frucht ergetzt
So vvird mein Hertz, das itzt
die kurtze plage letzt,
Dich schavvn mitt solcher
lust, die evviglich vvirdt vvehren.
Kom’ und schaue doch, wie ich
fast in Threnen gantz zuflisse!
Kom’, denn ich nicht sehen
kan, kom mein Schmerz nimt überhand
Kom, es hat sich
Menschen-Rath, Menschen-Treu’ hat sich gewand
Kom, eh ich die grimme Noth
mit dem letzten Seufzer schliffe.
Hilff, daß meine Traurigkeit
sich in Freud verkehren müsse.
Gleich wie ein hochschwanger
Leib, der die herbe Zeit erkant,
Die Ihm zu der Arbeit rufft,
schmachtet in der Weh-Muth Band
Also beb’ ich! kom mein Jesu.
Kom mein Heyland, kom durchsüsse
Dieses Wermuth herbe Creutz!
diese Welt ist Freuden voll
Und weiß schir nicht, wie sie recht,
mich Verlanßnen höhnen sol;
Doch wird ihre kurtze Lust
sich in langes Leid verkehren.
Wie sich aber nach der Noth
ein Weib an der Frucht ergetzt
Also wird mein mattes Hertz,
dem die kurtze Qual zusetzt
Dich mit höchster Wonne
schaun, die in Ewigkeit wird wehren.
XXXII. Am
Sontag Cantate. Johan. 16.
VVas acht ich travvren,
furcht, noth, jammer, grimme schmertzen?
Creutz, plagen, schmach, undt
todt! Mein IESVS bricht die bahn
Durch den nicht gleichen steg
zum Vater. Ey vvolan!
Dis mehr als kurtze leid ist
nichts als lauter scherzen!
Nichts als ein trube vvolk!
nichts als ein sturm des mertzen!
VVen mir mein König selbst,
der rechte vvandersman
Noch seinen tröster schickt,
der in dem vvilden plan
Mich ab vom abvveg fuhrt,
durch seine vvarheit kertzen!
Die zeit ist doch schon dar,
in der die blinde vvelt,
Die, vvas nicht irdisch ist,
für fluch und scheusal helt,
Vor Gottes richtstul sol die
schvvere straffe fuhlen.
Die straff, umb das sie nicht
mitt festem glauben steht,
Das Christus von ihr zeucht,
und das die rach angeht
So ihren Printz verspricht,
den schvvartzen abgrund pfulen.
XXXIII. Am Sontag Vocem jucunditatis. Johan. 16.
VVie mag ich armer Mensch, ich
asch’, mich unterfangen,
O allerhöchster Gott, zu
treten her fur dich?
Mein eigen hertz, mein
fleisch, mein schuldt verklaget mich!
Der teufel schreitt, umb sonst
ist dein verlangen.
Kein Sünder darf vor Gott:
Gott hatt sein aug umbhangen
Mitt dicker vvolken nacht! Ich
fuhl den Schlangenstich,
Der zum verzvveifeln dringt.
Mein Vater schavv doch, Ich
Ich dein betrübtes kindt bin
schier in angst vergangen.
Doch IESVS richt mich auff. In
IESVS namen ruft
Mein abgematte seel aus dieser
todten gruft.
Schavv Vater umb sein blutt,
auf dieses threnen rinnen.
VVeil mich dein liebster Sohn
inständig rufen heist:
Vndt mir ohn unterlos selbst
fur dir beystandt leist:
VVird vvas ich bitt, dein
gunst mir nicht abschlagen können.
XXXIV. Am tage der Himmelfahrt des Herrn. Marc. 16.
Triumph! der todt ist todt!
Triumph ihr Himmelscharen!
TRIUMPH! die Helle ligt. Mein
König fehrt nun auf,
Vnd fuhrt in banden schavv der
schvvartzen Teufel hauf.
Triumph! die vor verstrickt in
sunden keten vvahren,
Macht seine freiheit frey,
undt den vor so viel jahren
Das Paradies verspert, durch Mutter
Evae kauf,
Vndt Adams fraas, holt ein
sein vverthe lehr undt tauf.
Triumph! der Herr fehrt auf,
mitt tausendt tausend paaren,
Itzt sitzt er und regirt bei
Gottes rechten handt,
Vndt tritt vvas vor sich fest
in seinen has verbandt.
Vor ihm mus Himmel, Erd, und
Hell, die fusse neigen.
doch bey uns bleibt er auch,
so lang die Sonne vvacht,
So lang der Sternen glantz
umbringt die schvvartze nacht,
Bis er der erd ihr endt, uns
vvirdt den Himmel zeigen.
XXXV. Am Sontag Exaudi. Johan. 15.
Hier bilde dir nichts ein als
geissel’, strick und bande,
Als zangen, schvverdt undt
todt, im fal du Christo trevv’:
VVer IESV junger ist; vver
dieser vvelt ohn schevv’
Die vvarheit sagen vviel,
kracht oft im lichten brande.
Dein Seligmacher selbst trug
nichts den has und schande,
Als schmach undt Creutz zu
lohn. VVehn deuchts dan libster nevv’
Das oft der Cristen schar,
vvie gantz nichts nutze sprevv’
VVirdt vom verfolgung vvind
gesturmet aus dem lande?
VVas machts! als das die
vvelt, den Vater nie erkent,
Vndt meint; ihr toller zorn,
der so pocht, vvurgt undt brent,
Sey dis vvas einig kan den
Höchsten Gott ergetzen.
Doch sey getröst, der Geist,
der alle zeugen lehrt,
Zeugt, das vver bis zum pfal
den Herren IESUM ehrt,
Dort sich mitt grossem lohn
sol aller pein ergetzen.
XXXVI. Am heiligen Pfingsttage. Johan 14.
VVen Christi lieb entzundt’,
pflegt Christi vvort zu trauen;
VVer Christi vvorten travvt,
den schleust der grosse Gott,
Der Vater fest ins hertz: und
ob in höchster noth,
Ihm schon vor ach, undt angst,
und untergang vvil gravven;
VVill Gott der drey und eins
doch vvohnung bei ihn bavven.
Der Geist, der vvehrte Geist,
durch dessen trost der todt
Nicht langer tödtlich ist, der
rechte Fridens bott,
VVil ihn die vvahre lust in
unlust lassen schavven.
Er vvil vvas unser sin
durchaus nicht fassen kan,
Erklären, ja er vvil je mehr
der feindt setzt an,
Vns von des Herren fluch, und
eigner schuldt entbinden.
Er vvil vven fleisch undt Seel
in sterbensschmertzen kracht,
Vndt vven der matte mensch
aufs teufels siebe schmacht,
Durch dis, vvas IESVS spricht,
uns helfen ubervvinden.
XXXVII. An Gott den Heiligen
Geist
O vvahrer liebe fevvr! brun
aller gutten gaben!
O dreymal grosser Gott! o
höchste Heylikeit!
O meister aller kunst! o
frevvdt die alles leidt
Vertreibt! o keusche taub! o
furcht der Hellen raben!
Die, eh das vvüste Meer mitt
berge rings umbgraben,
Vndt eh die VVelt gegrundt, eh
das gestirnte kleidt
Dem Himmel angelegt, ja schon
vor evvigkeitt
Die zvvey die dir gantz gleich
von sich gelassen haben!
O vveisheitt ohne mas! dehr,
vvas uns dunckel, hell.
O reiner Seelen gast! o tevvre
gnaden quell!
Die du den zartten leib
Mariens hast befeuchtet.
Ach las ein tröpflin nur von
deinem lebenstavv
Erfrischen meinen Geist! hilff
das ich doch nur schavv
Ein funcklin deiner flamm’, so
bin ich recht erleuchtet.
XXXVIII. Am Sontag der
Heyligen Dreyfaltigkeit. Rom.
II. Joh. 3.
O reiche vvissenschaft! vver
kan die vveisheit grunden
Durch die man Gott recht kent.
mag dieser augen licht
Erforschen seine vveg,
begreifen sein’ gericht?
VVer vvirdt des Herren sin’
durch seine sinne finden?
Vns mus verstandt undt geist,
vor seinen vvercken, schvvinden,
VVir vvissen vvas die erdt,
und vvas sie einschleust, nicht.
VVer könte dan verstehn, vvas
er vom Himmel spricht
VVie VVasser, Glaub, und
Geist, uns ledig macht von sunden?
Dem Vater der uns schuf, dehm,
so am Creutz erhöht,
(VVie Mosis Schlang) uns
hilft, dehm, so von beiden geht,
Vndt durch die nevv geburt uns
in das leben führet,
Des sin’ kein hertz erkent,
dem nimand raht ertheilt,
Der unser leben helt, undt
unser schvvachheit heilt,
Sey evvig lob und ehr, die
einig ihm gebühret.
XXXIX. Am I. Sontag nach d. Fest der H. Dreyeinikeit. Luc. 16.
O eytel! nichts! o traum!
vvorauf vvir menschen bavven!
VVas hilft der Taffel lust,
und stoltzer kleider tracht,
VVen nun die arme Seel, im
schvvartzen fevvre kracht?
Vndt nimmermehr nicht mag die
minste rettung schavven?
VVie mag uns doch so sehr fur
noth und armutt gravven,
VVenn dehr so hier in angst,
ohn allen trost verschmacht,
Auf Gottes ehrenthron vvird
evvig gros gemacht?
Mag jemandt in dehr zeit, auf
lange jahre travven?
VVenn uns der blasse todt im
augenblick abnimbt?
Vns ist das vvehrte schloss
der evvigkeit bestimbt.
VVehm mag das trübe thal der erden
denn belieben?
Gott ist’s der unser freund
undt höchste lust vvill sein!
VVas acht ich denn nach dehn,
so in der Hellen pein
Mitt ihrer gegenvahrt die
freunde mehr betrüben?
XL. Den 2 Sontag nach d. Fest der H. Dreyeinikeit. Luc. 14
Ob Gott sein gnadenmaal gleich
längst anrichten lassen,
Vndt oft der Menschenhauf von
anbegin der zeit
Geruffen, Libste kombt, die
speisen sind bereit,
Doch fandt er nirgendts
nichts, als sinnen die ihn hassen.
Dehn helt sein acker auf, der
lest sich s’ VVeib anfassen.
Vnd der, o unverstand! o
blindt-! o eytelheitt!
Empfindt von Ochsen mehr, als
Gott behäglikeit.
Ja ob er itzt noch schreyt auf
aller länder gassen,
VVird doch sein haus nicht
voll. Drumb zündt sein heisser grim
Ihm rach’ und eyver an, und
stöst die donnerstim
Durch seine lippen vor: Die
mich nicht vvollten hören
Da ich so freundtlich rieff,
dehr keiner sol, ich schvver
Zu meinem Frevvdenmaal im
elendt kommen her.
VVer mich nicht acht, den
vviel ich evvig auch nicht ehren.
Gott hat sein Gnadenmal vor
längst anrichten lassen
Und die verstockte Welt von
Anbegin der Zeit
Gerufen zu der Lust, es ist
umbsonst bereit,
Er findet Hohn für Gunst, für
Libe rasend hassen!
Die hält der Acker ab, die kan
das Weib anfassen
Und der, o Vih, o Schmach!
Hohn über alles Leid,
Schöpfft aus den Ochsen, nicht
aus Gott Behäglichkeit.
Er rufft Er schickt noch aus
durch aller Völcker Gassen,
Doch bleibt sein Gast Saal
leer, drum steckt der heisse Grim
Zorn, Rach und Eyver an und
stößt die Donnerstim
Durch seine Lippen vor:
Verflucht die mich nicht hören!
Wer nicht mein Bitten acht,
sol, schwer ich, für und für
In höchster Noth und Schmach
verbannet seyn von mir
Ich wil in Ewigkeit, die mich
verlacht, nicht ehren.
XLI. Am III. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 15.
Der engelscharen Furst dehn
Gott ihm gleich gebohren,
Durch dehn das vveite schlos
der vvunderschönen vvelt
Gegründet; steigt vom thron
und seiner Himmel zelt,
Vndt sucht vvas hier auf erdt
durch grosse schuldt verlohren.
Der König, dehn zur freuudt
der Vater ihm erkohren,
Hatt seine lust an uns: der
alles gibt und hält,
Kreucht seinen schaffen nach,
undt vvirdt das lösegeldt,
Dehr auf die angst undt todt
und Helle sich verschvvoren.
Hört schaffe die ihr steckt
verirrt in mancher kluft,
VVie ernst, vvie trevv, vvie
sehr der lebenshirt euch ruft!
Folgt seiner stim undt handt,
eh’ euch der VVolff zureisse.
VVelch groschen itzt nicht
klingt, vven IESVS leucht undt kehrt,
Dehn unter dickem staub der
scharffe rost verzehrt,
Taug nichts, als das man ihn
vveg sambt dem unraht schmeisse.
XLII. Den IV. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 6
Soll dich der Höchste Gott mit
Vaters trevv anblicken:
So mustu jederzeit auch
sanftes Hertzens sein.
VVer nichts als richten kan,
vver rach undt grimme pein
Stets auf den nechsten ruft,
vvirdt endtlich selbst in stricken
Des Sathans, und in strom’ der
schvvefelbach ersticken
Gnad ist umb gnaden feill,
vver gibt, nimbt häuffig ein,
Vndt vvie du misst, so voll,
so richtich fest undt rein,
VVird man auff deinen schos
die vvieder kehre schicken.
VVer laster straffen vviel,
undt selbst verbrechens voll,
Ist als der blinde leutt
starblindt recht fuhren soll,
VViltu ins brudern aug nicht
kleine splitter leiden,
So fange bey dir an, undt nimb
die balcken hin,
Die balcken die dir selbst den
lichten tag entzihn,
Vndt fleuch zu erst vvas du
vvilt ander heissen meiden.
XLIII. den V. nach dem fest der Dreyeinikeit. Luc. 5.
Vmbsonst! mein hertz umbsonst!
vver viel bey nacht vvil fangen,
VVen sunden dunckelheit des
himmels glantz verdeckt,
VVen gravven, blindheit,
furcht, der sternen schar erschreckt,
Mag auch der höchste fleis
kein segenszug erlangen.
VVer nicht auf Christi vvort
ins arbeit schieff gegangen,
Dehm hilft nicht muh noch
schvveis, vver drauf sein netz austreckt,
Vnd nicht vol schvvartzer
sundt, vol truber vverke steckt,
Dehm hatt der milde Gott viel
segen schon verhangen.
O vvahre gnaden Sonn’ las deine
stral’ aufgehn,
Treib vveg, vvas dunckel
heisst, bleib in dem schiflein stehn,
Vndt las durch deine lehr mich
reich an tugendt vverden.
Lehr mich dem nechsten baldt
in nöthen springen bey,
Gieb das ich meiner selbst in
demutt indenck sey,
Vnd vvillig, vven du rufst
verlas schiff, haus undt erden.
XLIV. den VI. nach dem Fest der H. Dreyeinikeit. Matth. 5.
Dein falscher heuchel schein,
dein Phariseer leben
Schleust nimmermehr die burg
des grossen himmels auf.
VVer heis entbrandtem zorn nicht
bricht den starcken lauf,
Gleicht allen, die zum mordt
die grimme faust erheben.
VVer seinem bruder flucht,
kracht vvie verdorrte reben
Zuletzt im schvvefel fevvr,
manch hertz verstockter hauf,
Dem has fur freundschaft libt,
thut al zu tevvren kauf,
Vnd zvvingt Gott das er mus
ihm recht fur gnade geben.
O libster mensch verzeih,
vveil noch dis leben vvehrt,
Eh als dein schif an port des
schnellen todes fehrt,
Das nicht der feinde klag des
richters zorn errege.
VVehn dort der urtheil spruch
einmall in kercker schickt,
Dehn plagt der straffen last,
die unaussprechlich drückt,
Bis das er auch (o vvan!) den
letzten scherf ablege.
XLV. Den VII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Marc. 8.
VVen gleich kein mittel mehr,
undt aller rath verschvvinde
Vndt ich ohn hulf und trost
nur ungepflugtes landt,
Vndt gar nicht fruchtbar
holtz, und oeder vvüstensandt,
In höchster hungersnoht fur
meinen augen finde:
Travvrt meine Seel doch nicht!
den könt auch seinem kindt,
Der vor vier tausendt mann
hier brodt und speise fandt,
Vndt uberbleiben lies;
verschliessen hertz undt handt?
Drum ists umbsonst, das ich
mich selbst mitt sorgen binde.
Nicht ohn ists, ich bin arm,
und mitt viel angst beschvvert:
Doch vveis ich, vver nur stets
zu Gott die sinnen kehrt,
Den gantz kein sunden netz,
kein zvveifel strick kan fangen,
Der gutts zu thun sich müht,
der Christum fleissig hört,
Vndt ihn mitt fester trevv,
undt reinem leben ehrt,
VVirdt vvas er darf undt vvil,
zum uberflus empfangen.
XLVI. Den VIII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 7.
Nicht grosser blätter art,
nicht vveiter äste sprossen,
Nicht hoher stämme macht,
nicht zarter bluten licht,
Die frucht ists einig, drumb
man nach den baumen sicht,
Alsbaldt die reiffe zeit des
sommers ist verflossen,
Der zvveig verraucht im fevvr,
des keiner ie genossen,
So nutzen schöne vvort, undt
kluge reden nicht,
VVen Gott den schlimmen VVolff
nach seinen thaten richt,
Der Christum zvvar in mundt
doch nicht ins hertz verschlossen.
Drumb prufe seel die vverck,
schavv nicht die kleider an,
Es hatt kein distelstrauch je
feigen vorgethan,
Ob schon die vvilde blüt von
fern den rosen gleichet,
Obschon manch falsch Prophet
Herr ohn aufhören schreitt
Vndt vvol den teufel zvvingt,
komt doch die hartte zeit,
Drin IESVS zornig spricht! ihr
ubelthater vveichet.
XLVII. Am IX. Sontag
nach der H. Dreyeinikeit
Ach ubergrosser Gott; vvo
vverd ich vor dir bleiben?
Ich dein nichts vverther
knecht! mich deucht vvie tag undt nacht,
Die ernste donnerstim, in
meinen ohren kracht:
Ich mag nicht langer schavvn
dein freches laster treiben
Thue rechnung vor leib, geist,
vor reden, thun und schreiben.
O der du hast dein ampt so
vveislich hier volbracht!
Mein Heilandt sei mein
freundt! das vven der zorn aufvvacht,
Sich nicht der klager hauf dörf
an die Seele reiben.
VVar ists? des höchsten gutt
ist liederlich verschvvendt!
Doch find ich baldt vvas mir
furcht, angst und kummer trent,
VVen dein volkommen thun vvil
vvas mir fehlt ersetzen
Las mich vvas irdisch ist,
forthin vvol vvenden an,
Vndt vven ich in der vvelt
nicht mehr haushalten kan
So thu mich evvig dort in
deiner frevvdt ergetzen.
Herr! aller Herren höchster
Gott, wo werd ich armer vor dir bleiben!
Ich dein durchaus unnützer Knecht:
Mein Hertz erzittert Tag und Nacht.
Weil mir das ernste Donnerwort
durch Ohr und Mutt, und Geister kracht.
Thu Rechnung Mensch, von Leib
und Geist, von reden, lesen, thun und schreiben.
Wen solte nicht dein harter
Spruch in des verzweifelns Abgrund treiben!
Doch wann der, der in Knechts
Gestalt vollkommen hat sein Ampt vollbracht
Mir sein Genug-thun selbst
anbeutt, wird, wenn der heisse Zorn erwacht
Sich der erhitzten Kläger
Schaar umbsonst an diese Seele reiben.
Wahr ists, daß ich des
höchsten Gutt gar unbedachtsam hir verschwend’t
Doch schau’ ich Licht in
dieser Nacht, das alle trübe Wolcken trenn’t.
Wo, was mir feilt dein
Uberfluß, mein süsser Jesu wil ersetzen.
Gib unterdessen, gib, daß ich
dein Gutt so anwend’ in der Welt,
Daß wenn der abgelebte Leib
hir nicht mehr Hauß auff Erden hält
Der Geist sich für und für bey
dir in ew’ger Hütten mög ergetzen!
XLVIII. Am X. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc 19.
Mein licht! vvie das ich seh
die heisse threnen rinnen,
Von deinen vvangen ab? vvas kränkt
dich zartes hertz?
VVo rührt die vvehmutt her?
ist dis villeicht dein schmertz,
Das ich der gnadenzeit noch
nie bin vvorden innen?
Vndt das mich keine red’ noch
vvarnen kan gevvinnen?
Ach freilich bin ich blindt
undt taub o lebenskertz!
Der ich so liederlich, und
unbedacht verschertz,
VVas einig mich am tag des
zorns vvird retten können.
Doch schavv noch eins mich an,
undt treib mit peitschen aus
Die sunden krämerey, dadurch
mein hertz dein haus
Zur mördergruben vvirdt: so
bald du die gereumet,
Vndt drinnen lehren vvirst,
vverd ich dem grim entgehn,
Auch vvas zum friden dint, eh
den er vveg, verstehn:
Den vverdt ich bringen ein,
vvas bisher so verseumet.
Ach mein Licht! wo rührt es
her? Daß du dich so hoch betrübest?
Meine Lust? was kränket dich?
was beschwehr’t dein sanftes Hertz?
Bin ich schuld an dieser
Angst, daß ich unbedacht verschertz
Diese Gnadenzeit, in der du
mir raum zur Busse gibest?
Ich erkenn’ ich bin nicht
wehrt, daß du heimsuchst; das du libest
Meine blind und taube Seel!
ach allsichtb’re Lebenskertz!
Ach entdecke mir die Noth, der
gehäufften Plagen-Schmertz,
Die mit grimmen Donner tob’t,
wenn du Rach und Zorn verübest!
Schaue mich dein Zion an,
treib mit scharffen Geisseln aus
Meiner Sünden Krämerey, die
mein Hertz, dein eigen Haus
Gleich den Mörder-Gruben
macht, wenn du diesen Tand geräumet,
Wenn du in mir lehren wirst;
werd ich aller Rach entgehn
Und was zu dem Fride dint:
weil der Fride blüht verstehn
Ach einbringen was bißher,
meine Trägheit hat versäumet.
IL. Am XI. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 18.
Ich bins, Gott ach! ich bins,
dehn keine sundt noch schande
Hatt je zu grob dacht sein,
der keine frevelthatt,
VVie schvver sie immer war, je
unterlassen hatt.
Ich bins, der nevver schuldt
aufs nevv sich untervvande.
Mich führt’ der Teufel schon,
im demant-festen bande.
Mein Vater! schavv doch,
schavv undt denck an deinen rath,
Kraft der dich Christus selbst
bezahlt an meiner stadt.
Nim seine todes-angst und
tevvres blutt zum pfande.
Zum pfand undt lösegeldt. Ich
darf mein augen nicht
Erheben zu dir auf. ach neige
dein gesicht
Zu dem der fur dir liegt. Je
mehr du vvirst verzeihen,
Je grösser vvirdt dein lob,
ist meiner laster viel,
So hatt doch deine lieb, und
grsse gnad’ kein ziel,
Die mich von aller angst ohn
ende kan befreyen.
Ich bins! Gott ach ich bins!
den keine Schuld noch Schande
Hat je zu grob gedacht: der
rasend eh’ und je
In Lastern sich gewälzt, als
ein unsinnig Vih’
Herr meiner Sünd ist mehr als
Sand ans Meeresstrande.
Mich führt der Teuffel schon
in Demand festem Bande:
Mein Vater: schau doch schau’
und denk auff dessen Müh,
Auff dessen milde Gunst, der
sterbend mir verzih’
Nim seine Todes Angst und
teures Blutt zu Pfande.
Zum Pfand und Lösegeld. Ich
darf mein Augen nicht
Erheben Himmel an. Ach neige
dein Gesicht
Herunter über mich! je mehr du
wirst verzeihen,
Je grösser wird dein lob, ist
meiner laster viel,
So hatt doch deine Lieb, und
grosse Gunst kein Ziel
Die öfter, als ein Mensch wird
fehlen, kan befreyen.
L.
Am XII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Marc. 7.
VVie gerne vvolt ich dich mein
Seligmacher preisen,
VVen meine zungen nicht
gebunden, vven mein mundt
Nur offen! ach mein Gott! ich
vvolt aus hertzen grundt
Dis vvas du vvilt, und heist,
mit freyer that ervveisen,
So hör ich leider nicht. VVie
kan ich mitt dir reisen,
Besonders von der vvelt, vven
mich der sundenbundt,
Vndt fleisch, undt
freundschaft helt, kom reis mich diese stundt
Ganz vveit vom pöbel vveg,
brich vvas mehr fest als eisen
Die stumme lippen schleust! o
rühr die ohren an
Die Satan gantz ertäubt, damit
ich hören kan,
Dein seufzen, dein gesprech,
dein vvarnen, deine lehren.
Den vviel ich frevvden vol
erzählen deine gnadt
Die alle ding vvol macht, ich
vviel die vvunderthat
Hier noch im threnenthal, undt
dort im Himmel ehren.
Wie kan ich Herr, dein Lob
vermehren,
Weil mir die Zunge Sprachloß ligt?
Daß sich mein Hertz nicht nach
dir fügt:
Kommt weil die Ohren gar nicht
hören.
Wie sol ich dich mein Heyland
ehren
Weil mich die tolle Welt
betrigt:
Wer hat den Lastern obgesigt,
Der nichts nicht weiß von
deinen Lehren?
Ach führe mich weg von der Schaar
Rühr an die Zunge, die so gar
Dein Feind, mein Schöpffer,
hat gebunden!
Thu auff mein Ohr daß ich
verspür,
Wie wol du dis gemaht, was
wir,
Arm, dürsstig, taub und stumm
gefunden!
LI. Am
XIII. Sontag nach der H. Dreieinikeit. Luc. 10
Gantz bis in todt vervvundt,
zerfleischt, durchhavvn, zuschlagen,
Ohn labsal lieg ich hier! vvie
bin ich zugericht!
O vveh! ich mus vergehn! mein
mattes hertz zubricht!
Der schvvache geist
verschvvindt, in tausendt fachen plagen.
Die augen brechen schon. der mund
kan mehr nicht klagen
Vor alzu grosser noth! ich
vveis schier selber nicht
VVie tief die vvunden sindt. O
vvahres lebens licht
Herr IESV, vviltu auch so
vvenig nach mir fragen,
Als Priester undt Levit? kom
Samarite kom
Vnd floes mir oel und vvein,
den blut- und wasserstrom,
Aus deiner seiten ein! die
ravven vvusteneien
Der mördervollen vvelt
vermehren nur die noth.
Ich vviel ins Kirchenhaus,
drin man auf dein gebott,
Durch VVort und Sacrament,
mich kan vom todt befreyen.
Biß auff den Tod verwund’t,
zerfleischt, zumalm’t, zuschlagen
Verschmacht ich und vergeh,
itzt schwindet mein Gesicht,
Der schwache Leib erstirbt,
mein mattes Hertze bricht;
Der müde Geist vergeht in
tausendfachen Plagen.
Die Adern starren schon, der
Mund kan nicht mehr klagen.
Der Tod schwebt über mir, ich
weiß schir selber nicht,
Wie schwer der Schmertzen sey!
O wahres Lebens Licht!
Herr Jesu wilst du auch so
wenig nach mir fragen.
Als Priester undt Levit? Ach
Samarite kom
Und geuß mir Oel und Wein, den
Blut- und Wasserstrom,
Aus deiner Seiten ein! die
rawen Wüsteneien
Der mördervollen Welt
vermehren nur die Noth.
Ich viel ins Kirchenhaus, da
man auff dein Gebot,
Durch Wort und Sacrament, mich
kan von dem Tod entfreyen.
LII. Am XIV. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 17.
VVo sol ich armer hin, vvo sol
ich hin noch eilen.
Ich aas, das lebend todt, ich
schevvsal aller vvelt,
Auff das der sunden soldt mitt
schvveren plagen felt.
Hier nimbt mein aussatz zu, je
mehr ich thu vervveilen:
Dort brent der Himmel an, undt
geht mit donner keilen
Hoch schvvanger auf dis Haupt.
VVie bin ich doch verstelt
Vor Gottes bildt itz so, das
aug und mundt verhelt
Vor mir vvas athem zeucht!
Doch kan mich IESVS heilen.
Er spricht ein einig vvort,
und macht zehn siechen rein.
O vvahres heil der vvelt! o
artzt erbarm dich mein,
Vndt vvende dein gesicht auf
meiner Seelen schvvere.
Dis heischt dein priester
ampt. hier hilft kein fremdes blutt,
Kein oel noch vvasserbadt, nur
deine seitenflutt,
Die ist’s die ich von dier ohn
unterlas begehre.
LIII. Am XV. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 6.
VVeg vvelt! vveg travvrig
sein! vveg teufel, fleisch und zagen!
VVeg eitelkeit undt furcht!
vveg vvas mich oft so krenckt!
Mein Vater, der, kraut, gras,
blum vih’ undt vvildt bedenckt,
Der vvirdt mir vvas ich darf
zu keiner zeit versagen.
Der für die vögel sorgt, mus
ja mehr kummer tragen
Vor mich sein ebenbildt, der
mir dis leben schenckt,
Schenckt vvas zum leben dient,
der mich noch speist und tränckt,
VVird meiner blöss ein kleidt
ja nimmer hier abschlagen.
Drumb vveg, vvas irdisch ist,
vver stets nach erden tracht,
Vnd nur den Mammon ehrt, mag
forthin tag und nacht
Sich kummern, vvie er mög ihm
selbst ein ell zusetzen.
Ob schon die vvelt geht hin,
vven mir der Himmel bleibt,
Das schlos der evvikeit, das
mir Gott selbst verschreibt,
So bin ich evvig reich, un
evvig gros zu schetzen.
LIV. Am XVI. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 7.
Schavv, mich hatt lebendt
schon die letzte noth verschlungen.
O grosser lebensfürst, mein
hertz ist oedt undt kalt
Von deiner liebe geist: mein
fleisch vvird ungestalt
In stettem vveh undt ach! ich
habe längst gerungen
Mit grimmer sterbens angst,
vvie stammelt meine zungen,
VVen ich dich preisen vviel!
ob zvvar mein blutt noch vvalt,
Start doch der schvvache leib!
obs gleich im ohr noch schalt,
VVen du dich hören lest, doch
bin ich gantz durchdrungen
Von dem vvas sterben heist,
Selbst bin ich meine bahr!
Selbst trag ich mich zum grab
die matte sinnen schar
Läuft travvrig umb mich her,
vviltu mich nicht erlösen?
O IESV sprich ein vvortt, so
vverdt ich baldt aufstehn
Vndt in die stadt der lust,
von dieser gruft vveggehn,
Ja beben vverd ich dir, undt
sterben – ab dem bösen.
LV. Am XVII. Sontag nach der Dreyeinikeit. Luc. 14.
VVie untrvv ist die vvelt?
vvie vol neidt, grim, und triegen?
VVie vvirdt mir jedes vvort
noch auf der zung vervvendt?
VVie hält man doch auf mich?
ich mus an allem endt
Ihr kleines lichtlin sein, undt
mich zur Erden schmiegen.
Sie fehret gros daher! ich mus
zu fussen liegen,
Man stöst mich fur undt fur:
die so ich freunde nent,
Sind vvol die ersten, die mir
fleisch und seel durchtrent
Mitt ihrem läster-maul, doch
demutt sol obsiegen!
Mein IESVS heilet mich! vven
sie die Teufelszucht
Zubersten druber solt, mir
vvirdt die sunden sucht.
VVie sehr sie truber tobt, und
neidet abgenommen,
Ob sie gleich itz auch ruht,
und ich in arbeit bin,
Bricht doch mein Sabbath an,
ihr frevvdlin fehrt dahin,
Mein ehr undt ruh undt lust,
vvird nicht zum ende kommen.
Heyland, welchem nichts
verborgen! Gott, der Hertz und Nieren kennet,
Schaue wie viel falsche Sinnen
auff mich lauren Tag und Nacht
Mich, den jedermann zu fällen
unter Freundschafft Nahmen tracht:
Mich, den man so hündisch
neydet, weil du mich dein Kind genennet.
Mir wird durch vergiffte
Zungen mein stets blutend Hertz zutrennet.
Dein’ und meine Feinde
jauchzen! Ihrer stolzen Geister Pracht
Wird die große Welt zu enge,
weil mich ihrer Hoffart Macht
Aus der letzten Unterstelle in
den Staub zu Boden rennet.
Doch ich weiß! der wird
erröten, der wird Schanden voll noch stehn,
Der in Hochmut itzt ersoffen,
wil auff aller Köpffen gehn.
Wenn du wirst, was klein:
erhöhen, und was hoch zu grunde stürtzen
Gönnt der Welt die kurtze
Wonne, die ein Augenblick verkehrt
Unser Sabbath wird anbrechen!
in dem ihre Lust hinfährt,
Wird der keuschen Seelen
Freude keine Zeit kein Ende kürtzen.
LVI. Am XVIII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 12.
O grosser Himmels furst! o
König aller dinge!
O Davids Sohn undt Herr! des
macht doch sieg und feldt
Im mittel grimmer feindt undt
scharffer list erhelt,
Vndt evvig herschen vvirdt!
nimb vvas ich fur dich bringe:
Mein hertz, umb das dein Hertz
an Creutzes galgen hinge:
Mein seel, umb die zur pein du
deine Seel gestelt,
Vndt dich in todt betrübt: die
kraft, o lebens heldt,
Für die dir alle kraft in
sterbens angst verginge,
Vndt als ein scherb verdort. Nim
vvillig libster an
VVas in der frembden vvelt ich
einig geben kan.
Hilff das ich gleich als mich
dich undt den nechsten liebe,
Vndt vvas mich itzund kränkt,
die grimme teufel-schar
Zur rasch (vven dein gevvalt
vvirdt richten offenbahr)
Mitt unter deinen fus, o
schlangen-treter, schiebe.
O du grosser Himmels Fürst!
Jesu! König aller Ding,
Jesu! Davids Sohn und Herr!
dessen Macht doch Sig und Feld
So im Mittel grimmer Feind’:
als gespitzter List erhält:
Und unendlich herrschen wird,
nim an, was ich vor dich bring:
Nimm mein Hertz, umb das dein
Herz an des Creutzes Galgen hing
Nimm die Seel an, umb die du
deine Seel in Tod gestellt,
Nimm die Krafft, für welche
dir alle Krafft, o Krafft der Welt,
Da du an dem Holtz verschmacht
in verfluchter Angst entging.
Libster nimm an mein
Geschenck. König nimm die Gaben an,
Die in diser frembden Welt
deine Braut aufbringen kan.
Hilff, daß ich doch gleich,
als mich, Gott und meinen Nechsten libe,
Daß ich, was mich jetzund
kränckt, der ergrimmten Feinde Schaar
Welche dich und mich verletzt
(wie dir alles offenbar!)
Unter deiner Füsse Stull,
grosser Schlangentreter, schibe
LVII. Am
XIX. Sontag nach der H. Dreieinikeit. Matth. 9.
Dünckst iemandt frembd, das
ich in kranckheit so verschvvinde,
Das tevvrer mittel fleis, undt
vverther kräuter macht,
Das vveiser ärtzte vverck, mir
noch nicht vviderbracht,
VVas schmertz und angst
verzehrt, die grimme sucht die sünde.
Greifft mich von innen an.
Mein Heilandt, ich befinde
Das alles doch umbsonst,
vvornach ein krancker tracht,
VVeil diese gift noch vvehrt;
kom eh ich ganz verschmacht:
Kom sunden tilger kom! kom
eilendt undt entbinde
Mein fest umbstricktes hertz,
das so vol bosheit steckt,
Drin roh undt sicher sein,
seuch uber seuchen heckt.
Sprich sey getrost mein kindt:
ich habe dir vergeben
VVormitt du mich erzurnt, ich
habe deine noht
Gevvendet, ja dein Creutz
geendet, und den todt
Verschlungen, das du nun kanst
evvig fur mir leben.
LVIII. Am XX. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 22.
Mein Seelen Bräutigamb, der du
mich stets gelibet,
Vndt schon vor evvikeit, zu
deiner braut ervvählt,
Vndt dich mitt mir in fridt
und glauben fest vermählt,
Ja da ich dich mitt schandt
undt lastern hoch betrübet,
Vndt sunden hurerey, ohn
unterlas verübet,
Mich durch dein reines blutt
von schulden los gezehlt,
Hilff das, ob gleich der
feindt ohn unterlas mich quält,
Vndt spott, schmach, angst
undt todt, mir hier zum Brautschatz giebet,
Doch vvanckelhaft nicht sey.
Hilff das kein schvverdt noch pein
Mög stärcker als die glutt der
keuschen liebe sein,
Bis du mein höchster trost
mich vvirst zur hochzeit fuhren.
Da vverdt ich schön geschmuckt
mich frevvn in evvigkeit,
VVen dis, vvas unrein ist, im
fevvr undt herbem leidt,
In hunger, hohn undt hitz ohn
unterlas vvird frieren.
LIX. Am XXI. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Johan. 4.
Mitt mir ist’s doch geschehn!
mein Heilandt vvil nicht hören,
Kein einig Mensch vveis raht!
der Teufel lacht mich aus!
Der todt spant schon die Sehn!
undt vvil dis schvvache haus,
Den leib, dehn augenblick
zubrechen undt zustören.
Mein geist, undt leben
schvvindt, vveil sich die schmertzen mehren.
Die glider sindt verdort, vvie
ein durchbrandter graus,
Der glaub vvirdt klein undt
sinckt! ich fühle schon den straus
Der hofnung und vernunft so
anders nichts kan lehren,
Als das mein stündlin hin, o
Himmelsusse trevv!
Herr IESV, deine gnadt vvirdt
ja noch täglich nevv.
VVie kanstu den vvas ich so
sehnlich bitt abschlagen?
Kom eilendt! eh der todt mich
mitt dem pfeil durchschmeist,
Vndt aus dem krancken fleisch
die mude seele reist!
Heis leben umb den du dein
leben müssen vvagen.
Ach! Erden gute Nacht, Mein
Heyland will nicht hören,
Hir nutzt kein Menschenrath,
ich geh die letzte Bahn!
Der Tod spannt schon die Sehn:
und will den schwachen Kahn,
Den Leib auff dieser Klipp
zuscheitern und zustören.
Mein Leben fährt dahin: weil
sich die Schmertzen mehren,
Und Geister untergehn, es ist
mit mir gethan
Die Augen brechen mir, der
Höllen scharffer Zahn
Wird mich in dieser Angst,
wenn Niemand hilfft, versehren!
Ach! yll ich denn ins Grab! O
Himmelsüsse Treu
Herr Jesu deine Gunst wird
augenblicklich neu!
Wie kanst du denn, was ich so
sehnlich bitt’, abschlagen
Kom eilend, ehr der Tod die
scharffen Pfeil abscheust,
Ehr als das siche Fleisch, die
müde Seel außgeust
Heiß leben, umb den du dein
Leben müssen wagen.
LX. Am XXII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 18
O aller Herren Herr! o geh
nicht ins gerichte
Mitt deiner Hände vverck! das
nicht bestehen kan,
Im fall du rechten vvilt! o
blicke doch nicht an
Die menge meiner sundt mit
grimmigem gesichte.
VVas vviltu vveiter noch mitt
deiner augen lichte
Durchsuchen hertz und geist! bekendt
doch jederman
Das auf zehntausendt pfundt er
sich in schuld verthan.
Ja noch viel mehr und mehr.
Dis sindt die schönen früchte
Die unser vvillen tregt. Im
fall ich gleich auch vvolt
Verkauffen vvas ich hab,
reicht doch kein gutt noch goldt,
Vnd vver es mehr den sandt, zu
zahlen diese summen.
O schavv den vveisen knecht!
der diese schrift cassirt
Vndt uns mitt seinem blutt aus
solcher angst gefuhrt,
Sonst mus ich auf dein buch,
undt auspruch stracks erstummen.
Geh! aller Herren Herr, O geh
nicht ins Gerichte
Mit deiner Hände Werck’ das
stracks verzagt,
Dafern dein Grimm zu rechnen
uns außtagt,
Und unser Schuld beschaut mit
heissen Angesichte
Was überlegst du Herr, mit
scharffer Augen-Lichte,
Den grossen Rest, der mein
Gewissen nagt
Hörst du den an, der mich so
hoch verklagt?
Ich bin dir schuldig, ach! die
Hauptsumm und die Früchte.
Dafern ich auch verkauffen
wolt,
Was ich besitze; wird kein
Gold
Kein Geld, kein Blutt den Außstand
Herr, erreichen.
Ein Bürg, ein Zahl-mann steht
für mich,
Der durch den Tod versöhnet
dich.
Das Blutt, das von ihm fleust,
kan deine Schrifft außstreichen.
LXI. Am XXIII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 22.
Geht, geht ihr feinde geht! beschliesset
raht und rencke.
Damitt ihr Christum fangt!
seid fleissig drauf bedacht!
Legt falstrick, netz undt
garn, ja sinnet tag und nacht:
Ihr richtet doch nichts aus,
vvie hoch es auch euch kränke.
Mein König, dem ich mich erb
undt leibeigen schenke,
Acht keinen Heuchelschein,
auch keiner vvaffen macht,
Auch keiner menschen list,
auch keiner zungen pracht,
Er mercket vvas ihr dicht, und
kennet vvas ich denke.
Der tag ist nicht mehr vveit,
drin evvr vermumbter hauf
Im anblick aller vvelt vvird
mussen zeigen auf,
VVes bildt undt uberschrift er
an sich hier getragen.
VVeh dem, und evvig vveh! so
dort nicht vvirdt bestehn
Den unser König vveg vvird
heissen von sich gehn
In abgrundt ernster angst,
undt nicht erdichter plagen.
LXII. Am
XXIV. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 9.
Schavv, libster schavv! vvie
ich mitt bluttschuldt sehr beflecket,
Veracht von aller vvelt, mitt
travvrigkeit beschvvert,
Gantz hilflos, matt, und sich
von schmertzen bin verzehrt:
Schavv vvie der todt mich
schon mitt schvvartzer nacht umbdecket!
VVie oft, vvie oft hab ich den
schvvachen arm gestrecket
Nach deinem gnaden kleidt!
vvar ist’s ich bins nicht vvehrt,
Doch bin ich gleich vvol auch
ein Schäfflin deiner heerdt.
Drumb bitt ich, stevvre doch
dem Teufel, der mich schrecket
In letzter sterbens angst,
undt vveil ich dich nicht kan
So rühre du mich selbst mitt
gnaden händen an:
Vndt reis mich aus der noth in
der ich itz verschvvinde.
VVo nicht: so las mich sanft
undt selig schlaffen ein,
Vnd gieg das nachmals ich, dis
mein fleisch, haut undt bein,
VVen du mich vvecken vvirst,
verkläret vviederfinde.
LXIII. Am XXV.
Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 24.
Ist jemals, vveil der bavv der
grossen vvelt gestanden,
So grimme Tyranney, undt
grevvel auch erhört?
Ist vvas, das nicht durch
krieg, schvverdt, spies, und fevvr zustört!
Ist solche gravvsambkeit? sind
so viel sundt und schanden
Gantz ohne straff verubt? nun
redlikeit in banden
Vndt Heilikeit verjagt: nun
sich die sunde mehrt,
In dem der vviederchrist in
Gottes tempel lehrt,
Vndt schvvere ketzerey sich
heckt in allen landen.
Ah! vvie vvird deiner schar
Her IESV CHRIST so bang!
Verkürtze doch die Zeit, und
sey nun mehr nicht lang!
Das nicht der sathan uns in
vvahn undt irthumb bringe.
Gib das ich unter des, o
vvahre Seelenspeis,
Mich von der faulen vvelt, und
ihrer lust abreiss,
Vndt ohn verzug zu dir, mitt
adlerflügeln schvvinge.
LXIV. Am XXVI. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 25.
Der printz der evvikeit, der
richter aller sachen,
Heegt urtheil, reis entzvvey,
o erden fels undt meer.
Ihr klufte thal und see, gebt
evvre todten her,
Ihr todten kombt nun vor,
kombt aus der Hellen rachen.
Ihr feinde Gottes kombt, kombt
vor ihr alten drachen,
Vndt hört den letzten spruch
der euch so herb und schvver,
Den fromen liblich felt. Gib
das mich nicht versehr
Die scharffe donnerstim’ mitt
der du vvirst ankrachen
Der schvvartzen böcke schar,
Mein IESVS, las mich sein
Ein schaff zur rechten handt,
und fuhr mich frölich ein
Ich reich der Herlikeit, das
du mir hast ervvorben.
Ach vveh! und evvig vveh! dem
so von dir mus gehn!
O vvol undt evvig vvol, dem so
da vvird bestehn!
Recht selig vvird er sein, und
jener recht verstorben!
LXV. Am XXVII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 25
O schönster bräutigamb, der du
mein hertz geruhet
Mitt deiner liebe pfeil, gieb
das ich jederzeit,
Ja jeden augenblick sey fertig
undt bereit,
Damitt ich, vven du kombst als
einer braut gebühret.
Dir mög entgegen gehn, mitt
diesem schmuck gezihret,
Den du mir selbst erkauft. Gib
das mein hochzeit kleidt
Sey unbefleckt und rein, undt
ich zur seelikeit,
Mitt heel entbrandtem licht
vverdt von dir eingefuhret.
In der ich fur und fur aufs
himmels frevvdensaal
Einnehmen sol vol lust dein
herlich abentmal.
Gib das ich nicht mitt dehn,
die faul und gantz verdrossen
Ob deinem aussen sein nicht
nahmen sich in acht,
Den ihre lamp verlosch, die
erst umb mitternacht
Einkauften oel undt schmuck,
vverd evvig ausgeschlossen.
Auff! Jungfern auff! auff
Freundin! wacht! erwacht!
Auff auff vom Schlaff! der
Bräutigam wird erscheinen
Ich seh er komt! zwar über
mein vermeinen:
Auff! auff! er komt! es ist
gleich Mitternacht!
Die Braut zeucht ein in ihrem
Hochzeit Pracht
Gezirt mit Gold und Seid’ und
edlen Steinen
Der Bräutgam glänzt umbgeben
von den seinen
Von Herrligkeit und ewig hoher
Macht.
Ergreifft die Lamp’ auff! es
ist mehr denn Zeit!
Euch mangelt Oel! auff!
Freundin, wer bereit
Der folge mit zu diesem
Freuden-Feste.
Die lauffen hin und kauffen
Lichter ein!
Ach viel zu spät! O Schmertz! O grimme Pein!
Der Bräutgam kent kein
ungeschickte Gäste.