1806 – 1882
September Lebensregel
Hast zu verhandeln du etwa,
mein Kind,
Und sollst du deine Meinung
sagen,
So mußt du stets zuvor die
Andern fragen,
Die Mächtigsten – und horch’
mir auf den Wind.
Weißt du nur erst genau, wie
sie gesinnt,
Dann stimmst du mit, du wirst
dabei nichts wagen.
Zum Teufel leere Beutel, leere
Magen!
Gewissen? Dummkopf, schlag es taub und blind!
Verfährst du so, kommst du mir
nicht zu Schaden
Und wirst der Lebensfreuden
friedlich froh;
Vor bösen Hunden wahrt man
sich die Waden,
Die guten beißen doch nicht –
so wie so!
Befolge dies, geehrt gehst du
zur Gruft,
Das Mittel ist so einfach:
„Sei ein Schuft!“
Dezember Jenseitige Gedanken
Wie lange, lange wär’ ich
schon verdorben,
Wenn an versagten Wünschen man
verdürbe,
Wenn man an unerfüllter
Hoffnung stürbe,
Wie lange, lange wär’ ich
schon gestorben!
Entsagung hab’ ich mir statt
Tod erworben,
Das Kleinod, was man anders
nicht erwürbe,
Doch ward im Kampf die
Lebenskraft mir mürbe,
Schon bin ich halb der Erde
abgestorben.
Der sonst so feste Tritt
beginnt zu schwanken,
Der Blick wird trübe, stumpf
das scharfe Ohr,
Die Zeit versinkt, das Ew’ge
steigt empor.
Die Morgendämmerung der neuen
Welt
Erzittert schon am nächt’gen
Sternenzelt,
Erweckt in mir jenseitige
Gedanken.