1836-1898
Von den einhundertfünfzig 1864 unter dem Pseudonym „Carl
von Birkenbühl“ veröffentlichten
Sonetten wurden nur103, bearbeitet und in anderer
Reihenfolge, in die späteren Ausgaben
unter Klarnamen übernommen. Die Reihenfolge folgt hier
der Ausgabe von 1864.
1864 |
1873 |
Strom im Meer Wir fuhren auf der großen Wasserwüste, So weit das Auge reichte, spiegeleben; Kein grünes Eiland, keine ferne Küste, Sogar kein Wölklein im Vorüberschweben! Wie nun mein Herz sein großes Sehnen büßte! Die weite Leere macht’ es zaghaft beben, - O daß mich einer von den Bergen grüßte Der Heimat, die so stolz zum Himmel streben! Doch horch, ist’s eines Stromes Rauschen nicht? Die träge Flut durchwühlt des Dampfers Rad Und mächt’gem Strome gleicht der Wasserpfad. Aufperlend kühlt der Schaum mein Angesicht – Ich seh’ auf Wellenspiel, so brausend, schäumend, Von deinen Wassern, grüne Heimat! träumend. |
Meerfahrt I. ... ... ... ... ... ... ... Die kühn zum heimatlichen
Himmel streben! Doch horch, ist’s eines
Flusses Rauschen nicht? ... ... Aufperlend kühlt der Schwall
mein Angesicht; Ich starr’ in’s Wellenspiel,
so kraus und schäumend, ... |
An die Möwen Seid
mir gegrüßt! Ich folge gleichem Drang. Das
Meer beschaut ihr euch im raschen Fluge, Die
Flügel kühlend in der Flut, dem Zuge Der
Schiffe folgt ihr unermüdet lang. Wenn
uns vom liebgewordnen Strande zwang Der
Wind, ihr waret niemals im Verzuge; Die
sich zu weit gewagt, die minder Kluge, Umklammert
herzhaft eine Mastenstang’. Ihr
mahnet uns an nahe Sturmesstunde, Wenn
ängstlich euer Flug und schrill der Pfiff. Und
silberhell nicht glänzen eure Schwingen; Ihr
bringt uns nahen Landes frohe Kunde, Ihr
warnet treu uns vor dem falschen Riff Und
vor den Fluten, die das Wrack verschlingen. |
Meerfahrt II. ... ... Und netzt das Flügelpaar und
folgt dem Zuge der kühnen
Menschenschifflein gern und lange. Ob plötzöich vollsten Wind
das Segel fange, Ihr, Möwen, seid doch
niemals im Verzuge. ... ... Ihr mahnt uns an die nahe
Sturmesstunde ... Und matter glänzen eure
Silberschwingen. Ihr bringt von Land und
Hafen frohe Kunde Und warnt uns treulich vor
dem falschen Riff. Und vor den Wirbeln, die das
Wrack verschlingen. |
Hafenrast Es
naht der Dampfer, rein vom Ruß’ und Fette. Bald
rasseln laut der Ankerkette Glieder, Geschäftig
eilen Barken hin und wieder Und
zeichnen Bahnen auf die Spiegelglätte. Es
schlingt vom Boote sich der Rede Kette Zum
Deck hinan und vom Geländer nieder; Matrosen,
schmuck gekleidet, summen Lieder Und
rühmen ihre Fahrten um die Wette. Sonntäglich
heiter ist die Hafenrast Und
freudig schwankend tritt der Fuß an’s Land, Wenn
festlich sich verbrüdern Stadt und Mast. Wen
Stadt und Freunde nicht zum Molo riefen, Der
schaut in’s dunkle Meer vom Schiffesrand Und
schaut des Mondes Feuerhieroglyphen. |
Meerfahrt VII. Der Dampfer naht, vom Ruße
rein und Fette, Zum Grunde fährt die
dreigezungte Hyder, ... ... Vom Boote rankt sich der
Begrüßung Kette Zum Deck hinan, vom Deck zum
Boote nieder, Matrosen, schmuck gewichste,
summen Lieder ... ... ... ... und wenn dich keinerlei
Sirenen riefen, Belausch das Meer und schau
vom Schiffesrand Des Mondes Bild in
Flammenhieroglyphen. |
Addio! Es
dämmert; zögernd stoßt das Boot vom Lande. Wie
nahgerückt hier Gruß und Abschied sind! Der
Dampfer raucht, den Rauch entführt der Wind Und
ächzend steigt der Anker auf vom Sande. Addio!
ruft das Volk vom Molorande, Hurrah,
der Antwortruf, verhallt geschwind. Wie
rasch an Ruderkraft das Schiff gewinnt! Nur
lichte Punkte grüßen noch vom Strande. Und
wie nun aus der Bucht der Dampfer biegt, Das
Land wie Schatten in der Ferne liegt – Da
läßt das Auge selbst vom Schatten schwer. Noch
weidet sich der Blick an hellem Strahle, Auf
Klippen steht das leuchtende Fanale, - Dann
herrscht nur Nacht und Schweigen auf dem Meer. |
Meerfahrt IX. ... Wo Gruß und Scheiden sich zu
nahe sind; Schon qualmt der Schlot, den
Rauch entführt der Wind, Der Anker reißt sich ächzend
los vom Sande. Hurrah! vom Bord, Addio! her
vom Strande, Und Gruß um Gruß verweht,
verhallt geschwind; Der Ferne Dunkel macht das
Auge blind, Nur Punkte flimmern noch vom
Molorande. Und wie nun aus der Bucht
das Schifflein biegt, Nur noch ein Schatten auf
den Schatten liegt, Doch selbst vom Schatten
läßt das Auge schwer. ... Des über Klippen ragenden
Fanale, Dann dehnt sich Nacht und
Schweigen übers Meer. |
Delphine Der
Himmel grau und grau die Meeresbreite, Nur
silberweiß der Wellen krauser Saum! Man
unterscheidet Meer und Himmel kaum, Und
grauer Nebel hemmt den Blick in’s Weite. Doch
siehe, welch’ possierliches Geleite! Delphine
tauchen aus dem Wellenschaum; Sie
schlagen manchen kühnen Purzelbaum Und
weichen nicht von uns’res Schiffes Seite. Vielleicht,
um uns an nahen Sturm zu mahnen – Selbst
Möwen flogen rascher heut vorbei, ihr
Flug war scheu und gellend war ihr Schrei -; Auch
mögen sie, den alten Ruf zu wahren, Schiffsfreundlich
und gesellig sich gebahren – Wie,
sollten sie an Bord den Sänger ahnen?! |
|
Regen Es
rauscht ringsum; ein Sündflutregen fällt, Und
ihn empfängt des Meeres weites Becken; Den
Himmel schwarze Wolken dich bedecken, Von
keinem Sterne wird die Nacht erhellt. Der
Seele bangt, der Mut ist all zerschellt, Wenn
Tropfen, plätschernd auf das Deck. dich wecken: Was
dich umgibt – ringsum derselbe Schrecken, Es
sinkt ein zweites Meer vom Himmelszelt! Das
Meer, träuft auch der Regen schwer und dicht, Es
wächst von Milliarden Tropfen nicht: Hui!
da erstarret der Gedank’ im Hirne, Und
kalter Schweiß entpreßt sich deiner Stirne, Und
Ahnungsschauer rieselt durchs Gebein – Unendlichkeit!
– Wie ist der Mensch so klein! |
Meerfahrt III. Die Nacht ist schwarz, von
keinem Stern erhellt, Kein Blick durchmißt der
Finsternisse Strecken; Es braust und prasselt,
Sündflutregen fällt, Es saugt ihn auf des Meeres
weites Becken. Weil Tropfen, plätschernd
auf das Deck, dich wecken, Erbangst Du, Herz, und ist
dein Mut zerschellt? Mehr ängstigt dich: ringsum
derselbe Schrecken, Es rauscht ein zweites Meer
vom Himmelszelt! Wer denkt es aus mit
menschlichem Gehirne? Das Meer, und rauscht der
Regen voll und dicht, Es wächst von Milliarden
Tropfen nicht! Hu, kalter Angstschweiß
rieselt von der Stirne Und Ahnungsschauer fröstelt
durch’s Gebein: Unendlichkeit! – o Mensch,
wie bist du klein! |
Begegnung Wenn
Meer und Himmelswölbung sich berühren Und
eine Linie kaum die Grenze zieht: Wie
schweift das Aug’! Ob es sich müde sieht, Kein
Halt ist ob den Wassern zu erspüren. Entmuthigt
sinkt der Blick. Doch sieh, es führen Schiffsleute
Gläser an das Augenlid: Es
naht ein Punkt, der wieder jäh entflieht, Doch
deutlicher sich bald beginnt zu rühren. „Ein
Schiff in Sicht!“ Und alle Blicke langen Nach
ihm, und weiße Segel, Masten, Stangen Erscheinen
nun, die stolze Flagge vorn’. Ein
Schiffergruß! Als Antwort scholl ein zweiter; dann
glitt der Segler haltlos, ruhig weiter, Ein
Riesenschwan, nach Stambuls goldnem Horn. |
Meerfahrt V. ... ... ... Kein Halt ist ob den Wassern
aufzuspühren. Entmuthigt sinkt der Blick
... doch siehe, führen Schiffsleute Gläser nicht
ans Augenlid? Es naht ein Punkt der wieder
schnell entflieht, ... ... ... Erscheinen und die stolze
Flagge vorn. ... ... ... |
Morgen-Nebel Ein
Meer von Nebel auf dem Wassermeer! Es
ist das eine naß, das andre feucht; Das
eine braust, indeß der Dampfer keucht, Das
andre woget lautlos drüber her. An
deinen Wimpern hängt es trüb und schwer. Wo
weilt das Licht, das Nacht und Nebel scheucht? Der
Mast, er ist nur mehr ein Strunk; dich deucht, Es
sei das Schiff ein halbes Schiff nur mehr. Wie
schnell in Nebel Jener sich verlor, Und
schritt ja doch nur wen’ge Schritte vor! – Bleibt
eng und traulich auf dem Deck geschaart; Umgeben
oben, unten, ringsumher Von
dichten Nebeln, grausem Flutenmeer Ist
ganz und gar auch unsre Lebensfahrt. |
Meerfahrt VI. ... Das ein’ ist naß, das andre,
leichtre, feucht; Das eine braust zum Bord
empor, der keucht, Das andre wälzt sich lautlos
drüber her. An allen Wimpern hängt es
trüb und shwer, ... Sieh hin und sag, was Schiff
und Mast dich deucht. Der Mast ein Strunk, das Schiff ein Wrack nur mehr. Bleibt eng und traulich auf
dem Deck geschaart- Wie Jener schnell im Dämmer
sich verlor, Und schnitt von uns nur
wen’ge Schritte vor! Wie diese, so des Menschen
Lebensfahrt, Umgeben oben, unten,
ringsumher Von grauen Nebeln, grausem
Flutenmeer. |
Das war die schönste Nacht der Wasserfahrten Das
war die schönste Nacht der Wasserfahrten! Auf
breitem Decke sich die Freunde schaarten Entflohen
den Cajüten, dumpfigschwer; Es
lag ein gold’ner Regen auf dem Meer. Und
nur ein Rückstrahl war’s, den wir gewahrten, Von
neuen Sternen, die sich offenbarten. – Bald
strömten deutsche Chöre, sinnig, hehr, Das
Wasser rauscht’, als ob’s der Nachhall wär’. Und
Lied um Lied; man ließ zu heit’ren Weisen Von
Hand zu Hand die Mandoline kreisen: Ein
feurig Lied, wie an Neapels Strande! Und
ein’s in prächtig spanischem Gewande! Zuletzt
des Griechenliedes helle Töne Gemahnten
mich an Hellas’ Licht und Schöne. |
|
Maris stella Ich
lag auf stillem Decke, zugekehrt Den
wachen Blick den gold’nen Sternengleisen; Gen
Norden scheint die Lichterschar zu reisen, Indes
der schwarze Dampfer südwärts fährt. Die
schnelle Fahrt, wie lange sie doch währt! Die
Sehnsucht eilt voraus auf Schwingen, leisen, Die
Nacht vermag sie nicht zurückzuweisen – Dort
liegt das Land der Bibel, sonnverklärt! – Vom
Maste strahlt ein Lichtlein in die Nacht, Zum
Baume wird der Mast mit Raa’n und Tauen, An
dessen Rindenbrust ein Bild zu schauen, Ein
heilig Bild, davor das Lämpchen wacht! Da
staunt das Aug’ und betend lallt der Mund: „Du
gibst dich, Meeresstern! dem Pilger kund.“ |
|
Quarantaine Wir sind im Hafen. Deutlich unterschieden Am
Molo wogt das Volk in bunter Tracht; Es
grüßt der Thürmchen, Kuppeln heitre Pracht, Es
lockt die goldne Frucht der Hesperiden. Schon
kehren Boote wieder, die erst schieden, Und
nehmen freudig auf der Segler Fracht; - Bei
uns nur legt nicht eines an. Die Nacht Beginnt,
wir sind vergessen, sind gemieden. Auf
uns’rem Decke gähnt die Langeweile; Kein
Kahn, daß er mit uns hinübereile, Wird
losgebunden, keine Brücke sinkt. Die
gelbe Flagge, die vom Maste weht, Erzählt,
wie träg’ ein Tag zu Ende geht, Wie’s
drüben Nachts von tausend Lichtern blinkt. |
Meerfahrt VIII. Quarantaine ... ... Der Thürmchen grüßt, der
Kuppeln heitre Pracht, Und golden lockt die Frucht
der Hesperiden. Die Boote kehren wieder, die
geschieden, ... ... ... ... ... ... Der gelbe Wimpel, der vom
Maste weht, Gibt kund, wie träg uns hier
ein Tag vergeht, Der drüben noch in tausend
Lichtern blinkt. |
Idylle I. Wie
horcht ich auf mit innigem Behagen! Aus
schönem Munde schöne deutsche Laute! Ein
blaues Auge mir entgegenschaute, Als
ich „Aus Deutschland, Sie?“ begann zu fragen. Sie
trat auf’s Deck, sobald der Morgen graute, Und
schritt an meiner Seite ohne Zagen; Wir
hatten viel einander bald zu sagen – Noch
klingt im Ohre mir der Ton, der traute. Wir
sahen auf zur goldnen Schaar der Sterne Und
auf die goldne Saat auf dunklem Meere Und
fühlten vor den Wellen uns geborgen. Wir
sprachen, wie die Heimat nun so ferne, Wir
tauschten „Guten Abend“! „Guten Morgen!“ So
warm, wie’s kaum daheim geschehen wäre. II. Mathilde
stieg nach grauser Sturmesnacht Auf’s
Deck, ihr sanftes Antlitz angstgebleicht, Das
Auge trüb, die Schritte schwankend sacht; Sie
nahm den Arm, zur Stütz’ ihr dargereicht. Der
goldnen Flut entschwebt in stiller Pracht Die
Sonn’, ein Schauspiel, dem kein and’res gleicht; Auf
Wellen glänzt ihr Bild vertausendfacht, Wie
weggehaucht der Nebelschleier weicht! Des
Mädchens feuchtes Auge klärte sich, Die
Wangen prangten wieder schön und jung, Auf
denen erst noch Todesblässe war; Die
Stunde war so hehr und feierlich, So
schwesterlich war uns’rer Seelen Schwung, Als
sollten wir uns trennen nimmerdar. III. Vor
unsren Blicken lag die Hafenstadt* Auf
sanftem, halbmondförmig-grünem Kissen; Die
grünlichblaue Flut war völlig glatt, Kein
Strich am Spiegelbilde zu vermissen. Es
glänzt der Schnee wie Silber, strahlensatt, Vom
Haupte Libanons, aus Seitenrissen; Wie
sehr die Wüste sich genähert hat, Läßt
uns ein schmaler Streifen Goldes wissen. An
fremden Masten, weißen Segeln hing Mein
Aug’ und sog die Licht- und Farbenpracht, - Mathilde
weint, sie fühlt ihr Herz beschwert; O
daß sie von der Heimat Fluren ging! Die
Heimatliebe pocht mit aller Macht – Noch
bist du, Deutschland! solcher Thränen werth. *Beirut |
Meerfahrt IV. Mathilde stieg nach grauser
Wetternacht Auf’s Deck, das Angesicht
noch angstgebleicht, ... Sie nahm den Arm, zur Stütze
dargereicht. ... ... ... ... ... Die Wangen glühten wieder
schön und jung. Zu heller Loh’ erglomm das
blonde Haar. Die Stunde war so reich und
feierlich, So frei, so eins war unsrer
Seelen Schwung, ... |
I. -
Smyrna ist die Stadt der schönen Frauen Schon
längst sind hier verrauscht Homers Gesänge Und
dürftig fließt die ihm geweihte Quelle. O
Himmel! Meer! so schön, wie einst, so helle! O
daß auch noch Alt-Hellas’ Sprache klänge!... „Erst
flieh’ der Frankenstraße laut Gedränge, Dann
zög’re an der Häuser kühler Schwelle; Die
Sonne sinkt, es buhlt mit ihr die Welle, Es
schwebt ein Zephyr durch der Lauben Enge: Das
ist der Frauen süße Plauderstunde. Ihr
Blick, er kommt wie Amors Pfeil geflogen Von
schmaler Brauen ebenschwarzem Bogen. Es
überkommt dich wundersame Kunde Und
Helena ist hundertmal zu schauen – Denn
Smyrna ist die Stadt der schönen Frauen.“ II.
- Die Karawanenbrücke So
kehrten einst von Bagdad die Kamele, Ein
langer, stiller Zug mit reichen Waren! Der
Führer sann, wie er daheim erzähle, Was
Neues er geschaut und was erfahren. – Von
Thälern, denen Nichts zum Eden fehle, Von
Städten dort, wo jüngst noch Zelte waren, Von
Gärten und Palästen, wunderbaren, Erzählt
er, süß berauschend jede Seele. Er
würzt die Nacht in bilderreicher Rede Mit
Märchen, schönen Lippen abgelauscht, Mit
Sprüchen, in den Schulen eingetauscht. Bereichert
ging der Karawanen jede; Doch
weiter drang, als je Kamele kamen Verherrlicht
Harun des Gerechten Namen. |
Smyrna I. ... Und dürftig fließt, nach ihm
genannt, die Quelle. O Meer, O Himmel, ewig schön
und helle, O daß hier noch Alt-Hellas’
Sprache klänge! ... ... ... Zephyre schweben durch der
Lauben Enge. ... ... ... Dich überkomt’s wie
wundersame Kunde Und hundertmal ist Helena zu
schauen, ... II. – Auf der
Karawanenbrücke ... ... Der Führer sann, welch
blumig Wort er wähle Für das, was Neues er
geschaut, erfahren. ... ... Von des Khalifen Haus und
Höflingsschaaren ... ... ... ... ... ... ... |
I. –
Die Palme In
rechter Hand die helle Schifferleuchte, So
stand der Erzcoloß als Hafentor, Daß
unter ihm sich jeder Mast verlor, Der
fernher Wolken gar zu streifen deuchte. ihm
netzte nicht die Hüften Staub, der feuchte, Warf
sich die Brandung zorngemut empor. – Kaum
fand das Felsenpiedestal sich vor, Als
unser Dampfer ankernd hier verkeuchte! Noch
sann ich nach dem ernsten Zeitenspiel, Denn
auch die stolze Kreuzesflagge fiel Vom
Thurm, auf dem sich jetzt der Halbmond wiegt: Da
grüßet mich, verscheuchend meinen Gram, Die
erste Palme, deren schräger Stamm Sich
an die alte Hafenmauer schmiegt. II. – La strada de’ cavalieri Sag
an, wo sind, die dir den Namen gaben? Noch
künden selbst vergeßne Wappenschilder, Steindiademe,
Stern- und Löwenbilder Geschlechter,
längst verschollen, längst begraben. Den
Gang entlang kein muthig Pferdetraben! Kein
Troß und Waffenlärm, kein kampfeswilder! Und
auch kein Hospital, mit christlich milder Geschäftigkeit
die Blutenden zu laben! Die
ganze Gasse – wie ruinenschaurig! Verödet
ist der Saal und stumm und traurig, Drin
Ritter einst beim Siegesmahl gesessen. Erker,
noch immer nicht zu Fall gebrachte! Gewiß,
ihr habt nicht gänzlich schon vergessen Des
Helden, der Soleiman zittern machte. III.
– Das Meer Ein
halber Thurm! Wie früh, wie spät es sei, Das
künden dir am Zifferblatte keine Belebten
Zeiger. Wildgehäufte Steine Und
Schutt ringsum, und Säulen, längst entzwei! Zuweilen
schleicht vermummt ein Weib vorbei, Zuweilen
streckt ein Hund von sich die Beine, Und
wärmt ein Esel sich am Sonnenscheine, Zuweilen
dringt aus Knabenmund ein Schrei. – Das
Meer behielt den alten Rauschegruß; Die
Wellen nah’n, von größ’ren überholt, Und
netzen deinen allzukühnen Fuß. Und
ob das Aug’ an Trümmern sich entsetze, Stets
neue Segel werden aufgerollt, Und
bald erblühen neue Stapelplätze! IV.
– Vier Bildchen Das
mußte mich mit der Cajüt versöhnen! – Im
gastlich off’nen Hafen liegen wir, Durch
der Cajüte Seitenluken vier Erglänzt
die Stadt in hellen Farbentönen; Und
Wölklein zieh’n, den Anblick zu verschönen, ihr
letztes Gold verstrahlt die Sonne schier: Da
bieten reizend sich vier Bildchen mir, Wie
solche jedes matten Stiftes höhnen: Das
Fort mit seiner Flagge, farbenprächtig – Und
die Moschee mit Thürmen, hoch und schmächtig – Der
Landungsplatz, der volk- und waarenreiche – Der
Mühlen geisterhaft bewegte Speiche! – Wohl
wären die ovalen Bildchen hier Im
kahlen Zimmerchen die schönste Zier. - |
Rhodus I. – Die Ritterstraße ... ... ... ... ... Kein Troß im Hof, kein Lärm,
kein kampfeswilder, Kein stilles Hospital,
bedacht mit milder Behendigkeit die Blutenden
zu laben! ... ... ... Doch Erker, einzig nicht zu
Fall gebrachte!! ... Des Häufleins, das den Islam
zittern machte. II. – Schutt und Leben Ein halber Thurm... ob früh,
ob spät es sei, Verkünden auf dem
Zifferblate keine Belebten Zeiger ... ringsum
Schutt und Steine, Draus manche Säule ragt,
doch längst entzwei! ... Im Schatten streckt der Hund
von sich die Beine, Indeß sich Langohr wärmt am
Sonnenscheine, Zuweilen dringt aus
Kindermund ein schrei. Doch horch dem Meer, dem
alten Rauschegruß! So hat es schon gelockt und
so gegrollt, Als noch der Gischt genetzt
Aubusson’s Fuß. Ob dort das Aug’ an Trümmern
sich entsetze, Hier werden neue Segel
aufgerollt, ... |
Die Cedern Die
Cedern auf dem Libanon, sie trauern, Den
Winden klagen sie ihr tiefes Leid: „Als
Mahner an die alte, goldne Zeit, Wer
hieß uns hier Jahrtausend’ überdauern? In
Schutt, gebrochen liegt der Trotz der Mauern, Die
Häfen gähnen, und dem Meer, so weit Es
blaut, erzählt kein Bruderstamm, geweiht Der
Flut, von Libanon’s erhab’nen Schauern. Jehova’s
Tempel sank, als dessen Stützen Wir
von den Bergen eilten; die Propheten, Die
Könige ruh’n mit festgeschloß’nem Munde; Ihr
Lied und unser Ruhm verklang. – Was nützen Uns
ew’ge Jugendsäfte? Völker treten Vom
Schauplatz, echogleich verhallt die Kunde!“ |
Die Cedern auf dem Libanon ... Den Winden klagen sie das
tiefe Leid: „Als Mahner an die starke,
goldne Zeit ... ... Der Hafen gähnt – dem Meer,
so weit und breit Erzählt kein Bruderstamm,
als Mast gefeit, Von uns, von Libanons
erhabnen Schauern! Dahin Jehova’s Haus, als
dessen Stützen ... Die Kön’ge ruhn mit längst
geschloßnem Munde; und unser Ruhm erstarb mit
ihnen – nützen ... ... |
So
rauschte wie ein Königsmantel, blau, Das
Meer, - ein goldner Saum der Dünensand – Als
Sydon noch, des Meeres Fürstin, stand Und
Schätze fernster Länder bot zur Schau. Von
Tyrus, das den stolzen Mutterbau Beschämt’
und Alexandern widerstand, Nun
an dem kahlen, wellenförm’gen Strand Nur
wen’ge Hütten melden, ärmlich grau. – Ich
stand an einer Palme durrem Schaft Auf
einem Todtenacker, eingehegt Von
längst geborst’nen und zerfall’nen Mauern. Vom
Genjus der Geschichte hingerafft Fühlt
sich in ernstes Sinnen, tiefes Trauern, Wer
um den Glanz der Vorzeit ihn befrägt. - |
Sydon und Tyrus Noch rauscht das Meer, ein
Königsmantel blau – Ein goldner Saum daran der
Dünensand - , Wie damals, da die Veste
Sydon stand ... Von Tyrus, das der stolzen
Mutter Bau Beschämt’ und Alexandern
widerstand, Am kahl gefegten
wellenförmgen Strand Nur Fischerhütten melden,
ärmlich grau. Ich stand auf einem
Friedhof, eingehegt Von Dorngestrüpp und
halbzerfallnen Mauern, Und lehnt’ an einer Palme
dürrem Schaft. Wer nach der Vorzeit Glanz
und Heimat frägt, Der fühlt in Sinnens Ernst
und großes Trauern Vom Geiste sich der
Menschheit hingerafft. |
Die Pyramide I. O
Königspyramid’! Im Morgenschein Bist
du ein Erzkolossus im Erglühen; Geschmolzen
Erz, d’raus Lichtesfunken sprühen, Die
Wüste rings, und Erz das Felsgestein! Ein
Nebelschleier hüllet Nachts dich ein, Der
rosig leuchtet in den Tagesfrühen Und
jeden Abend purpurn will verblühen; Er
weicht dem S’mum, der Mittagsglut allein. Es
dehnt dein Schatten, ist der Mond erwacht, Sich
über starre Fluten Sandes hin, Als
wolltest du dem bleichen Licht entfliehn. Wahrhaftig
groß bist du in Mondesnacht, Und
hehr und werth, o Pharaonenmal, Daß
sich verdopple deiner Jahre Zahl. II. Erklettert
hab ich deine Stufenwände, Wie’s
Andre freventlich vor mir gewagt; Dahin
sind längst, die ehrfurchtsscheu gezagt Dem
Werk zu nahen ihrer frommen Hände! Ich
grüß euch, Palmen, die ihr Datteln tragt, Dich
Nil, verborgner Gottheit Segenspende, Oasenland,
dich reiches Stromgelände, Dich,
Stadt, von hundert Kuppeln überragt! Könnt’
ich den Stift in eu’re Farben senken, Und
wollt’ ein Genius die Hand mir lenken, Ich
schüf’ ein Bild zu Aller Augenweide: Des
Niles Eden rechts, und links die Wüste, Und
hingestellt als Markstein zwischen Beide Der
Pyramide riesig Schaugerüste. |
Die Wüste Die Pyramide I. ... Ein erzener Kolossus im
Erglühen! ... Ist rings der Sand und Erz
der Felsenrain. In leichte Schleier hüllt
der Nil dich ein, Die rosig dämmern in den
Tagesfrühen Und purpurn mit dem
Abendroth verblühen; Die Mittagssonne schaut dein
nackt Gestein. Dein Schatten dehnt sich,
ist der Mond entfacht, Weit über starre Fluten
Sandes hin, ... Bist wahrhaft groß in
solcher Vollmondsnacht ... ... II. ... ... Denn Staub sind längst, die
frommen Sinns gezagt Dem größten Werk zu nahn der
eignen Hände. Ich grüß euch, Palmen, so
ihr Datteln tragt, ... ... ... ... ... Ich schüf ein Bild zu
schönster Augenweide: ... ... ... |
Die Sphinx I. Am
Nile lebt’ – es sind viel tausend Jahre – Ein
Mädchen schön, mit kunstgewob’nen Flechten, Mit
Augen, Sternen gleich in dunklen Nächten, Mit
stumpfem Näschen, süßem Lippenpaare. Und Alles
hielt gebannt die Wunderbare. Doch
sie zerriß mit Künsten, grausam schlechten, Jed’
Herz, in Lieb entbrannt, in Zucht und Rechten, Und
warf es hin wie Tand, wie leichte Waare. Sie
ward zu Stein dafür; ein riesig Bild Ist
sie, bewehrt mit grausen Löwenklauen, Am
glühend heißen Wüstensaum zu schauen. Jahrtausendlang
nun schon der Zauber hielt! – O
Mädchen, nimm dies Schicksal dir zu Herzen; Mit
treuer Lieb’ ist niemals gut zu scherzen. II. Sahara’s
Kind und Königin zugleich! Du
hast die Wüsten unruhvoll durchzogen; Der
königliche Leu war dir gewogen, Dein
Pfühl war die Oase, kühl und weich. Doch
hehre Lust befiel die Liebe gleich Dein
Herz, zu schauen, wo am Himmelsbogen Empor
der Sonne frühste Strahlen flogen, Zu
schau’n der Sonne lichtes Freudenreich. Die
Sehnsucht trieb dich an den Wüstensaum; Hier
sahst du Menschen, Menschen-Thun und –Sitte, Des
Landes Pracht, den Nil in seiner Mitte – Das
war der Sonne Reich! das war dein Traum! Dein
Herz, wie konnt’ es solch’ Entzücken tragen? Wie
sollt’ es länger noch in Sehnsucht schlagen? - III. Du
trägst ein frohes, lichtes Menschenhaupt, Des
Segens Fülle bergen deine Brüste; Doch
ach, du bist zur Hälft’ ein Tier der Wüste, Dein
Rücken ist vom Wüstensand bestaubt! O
Königsmaid! Ja, wer die Lösung wüßte! Du
starr’test wohl nicht länger sprachberaubt, Ein
Eden sproß’te wieder, kühlbelaubt, Und
du erwachtest, Schöne, Süßbegrüßte! Doch,
steinern Räthselbild, der Zauber hält! Ich
steh’, ein Zwerg, vor dir in tiefstem Sinnen, Die
rechte Deutung such’ ich zu gewinnen: - Cultur,
du Leuchte, die den Geist erhellt, Die
du den Sohn der Wildnis reich gemacht, Du
hast um Freiheit ihn und Kraft gebracht! - |
Die Sphinx I. ... ... ... ... Doch hehre Lust befiel, der
Liebe gleich, Dein Herz, zu schaun, wo
früh am Himmelsbogen Empor der Sonne goldne
Strahlen flogen, ... Die Sehnsucht trieb dich an
der Wüste Saum, Hier sahst du Menschen,
Menschenthum und Sitte, ... Das war der Sonne Reich,
dein schöner Traum! ... ... II. ... ... Und bist zur Hälfte doch ein
Tier der Wüste, Dein Rücken ist vom rothen
Sand bestaubt. Ja, Kind der Wildniß, wer
die Lösung wüste! Du starrtest dann nicht
länger sprachberaubt, ... Du regtest dich, erwachtest,
Süßbegrüßte! O Räthselbild, für ewig
hingestellt, Ich steh, ein Zwerg, vor dir
in ernstem sinnen, Läßt eine Deutung sich dir
abgewinnen? ... Sie, die den Sohn der
Wildniß reich gemacht, Sie hat um Freiheit ihn und
Kraft gebracht. |
Eine
Karawane im Vorüberzieh’n Der
Führer saß auf hohem Dromedar, Auf
bunter Decke, gold- und quastenreich; Der
Turban roth, des Kleides Streifen gleich Und
seidenblau der faltige Talar. Zum
Gürtel floß des Bartes Silberhaar, Das
Antlitz ruhig, ernst und mild zugleich; - Dem
schweigenden Begängniß einer Leich’ An
Ruhe glich der Wüstenwand’rer Schaar. Es
spickten wohl den Gurt Pistolen, Dolche, Doch
drohte mehr der Männer Blick, als solche. Wir
mochten fremd der Karawan erscheinen; Ich
suchte mir ihr Bildnis festzuhalten, Mir
war beim Anblick jenes edlen Alten, Als
schaut’ ich noch der Patriarchen Einen. |
Vorüberziehende Karawane ... Auf rother Decke, gold und
quastenreich, Das Antlitz mächtig, ernst
und mild zugleich, Zum Gürtel floß des Bartes Silberhaar. Vorüber zog der Wüstensöhne
Schaar Auf braunem Sande buntem
Streifen gleich, So feierlich der Trab, so
leis und weich, Als ob sie folgten einer
Todtenbahr. Wohl spickten ihren gurt
Pistolen, Dolche, ... Wie mußten fremd den Fremden
wir erscheinen! ... Mir war beim Antlitz jenes
schönen Alten, ... |
Geier Die
Sonne, blendend hell zurückgestrahlt, Verrieth
und der Kamele schneller Traben, Daß
Wasser nah; wir lechzten, uns zu laben – Ein
fauler Sumpf benahm den Wahn uns bald. Zwölf
Geier, an Gefieder mannigfalt, Mit
nackten Hälsen, die Cystern’ umgaben Und
schlürften aus dem schlammgefüllten Graben, Mißgönnend
unsren Tieren Tränk und Halt. Sie
schwärmen lautlos, wie’s der Wüste eigen, Um
unsre Häupter, und es wirkt beklemmend Ihr
ernstes Kreisen und den Athem hemmend. – Es
führt in träger Luft die Geierschaar, Vom
Aeserfraße satt, den Todesreigen, Der
grauenvoller als die Wüste war. |
Geier ... Verriet uns Wassers Nähe:
schneller traben Die Gäule, wir auch lechzten
uns zu laben – ... ... ... ... ... ... ... Dies dumpfe Kreisen, und den
Athem hemmend. Von Aesern sat vollzog die
Geierschaar In stummen Lüsten einen
Todesreigen, ... |
Mondnacht Zu
fahlem Schimmer wird das heit’re Licht Des
Mondes, über Wüstensand ergossen. Es
wagt der Fuß vom Lager der Genossen In’s
große Schweigen wen’ge Schritte nicht; Dich
schreckt dein Athem, der es unterbricht. Das
Dromedar, es kehrt zurück, verdrossen, Weil
rings umher ihm kein Gestrüpp ersprossen, Und
drängt verstört sich an die Zelte dicht. Ein
ries’ger Todtenacker ist die Wüste, Und
Pyramiden formen Wind und Sand; Bedeckt,
entblößt liegt bleichendes Gerippe: O
Schauder! Wenn ich hier verderben müßte!... Im
Zelte kreis’te hell von Lipp’ zu Lippe Der
Cyperwein, und jedes Schreckbild schwand. |
Eine Mondnacht Zu fahlem Dämmer bleicht das
heitre Licht ... Kein Schatten kommt in’s
Schimmergraun geflossen, In’s große schweigen nur
dein Athem bricht. Dein Fuß, er wagt vom Lager
der Genossen Ins Oede, Leere wen’ge
Schritte nicht, Und wie dein Adlerblick zu
Boden kriecht, Dem doch Unendlichkeit sich
rings erschlossen! Ein weiter Totenacker ist
die Wüste – Wie lange harrt das nackende
Gerippe, Daß ihm den Hügel schichte
Wind und sand? ... ... ... |
Der
Kakusin Dem
Goldstaub’ glich der Wüste feiner Sand, Die
Sonne streifte scheidend d’rüber hin; Doch
keinen Ruhepunkt das Auge fand – Ein
endlos Einerlei, das tödtend schien! Da
plötzlich nordwärts ohne Widerstand Mit
heißen Schwingen stürmte Kakusin; Ein
Leben, kühn, gestaltungsreich, entwand Der
starren, todten Wüste sich durch ihn. Das
Körnlein Staub rückt nachbarlich zu andern, Sie
eilen arabeskenartig fort; Ja,
mehr noch! Ganze Hügel Sandes wandern, Sie
wachsen, hier zerstäubt, zum Berge dort. Doch
was er heut’ gethürmt und aufgerichtet, Das
hat der Stürmer morgen schon vernichtet. |
Der Kakusin Wie Goldstaub war der Wüste
feiner Sand, ... ... ... ... Mit heißen Schwingen raste
Kakusin, Ein Leben, kühn,
gestaltenreih, entwand Der regungslosen Wüste sich
durch ihn. Ein Körnlein rückt erst
nachbarlich zum andern, Dann eilen in Mäandern
tausend fort, Und mehr noch, mehr, Lawinen
Sandes wandern! Doch was er heut entführt
und aufgeschichtet, Die Wellenhügel hier, die
Berge dort, ... |
Die
Beduinen I. Wie
Sturmesmöwen über Meere fliegen, Durchjagt
der weiße Burnus braune Strecken, - Der
Wüste Poesie, ihr großer Schrecken Gleich
jenen Zelten, die im Thale liegen. Noch
weiden Rinder auf der Trift und Ziegen; Du
wirst sie morgen kaum mehr hier entdecken. Geplündert
melden jene Dörfer, Flecken Vom
Zug der Wüstenmänner, ihren Siegen. Sich
zinsbar halten sie die ganze Welt, Mit
ihrem Lager zieht vom Saatenfeld Das
zarte Grün, die Frucht, der Erntesegen. Doch
heilig wird der Handschlag noch geachtet, Und
wenn der Wand’rer einsam schier verschmachtet, Sie
laben ihn auf ihren schnellen Wegen. |
Beduinen ... ... Der Wüste Poesie, der Wüste
Schrecken – Im Wady seine dunklen Zelte
liegen. ... Der Morgen wird sie kaum
mehr hier entdecken, ... ... ... ... Das zarte Grün, der Ernte
reifer Segen. ... ... ... |
II. Ein
reiches Dromedar wird vorgeführt, Gefeit
mit Talisman und Amuletten; Die
Jungfrau ist’s, die sich das Thier erkürt, Des
Stammes Schönste will darauf sich betten. Sechs
Männer sind der Jungfrau Hort und Hürd’, Bereit,
sie aus der Feinde Schaar zu retten, Das
Leben gar an ihr Geschick zu ketten In
Huld, wie’s einer Königin gebührt. Die
Stammgewählte sitzt im Rath der Männer, Zu
Boten wählet sie die schnellsten Renner Und
ihrem Worte lauschet jedes Ohr. Der
schmählich seine Königin verlor, Geächtet
ist der Stamm, verfehmt, verbannt; Sein
Name wird fortan nicht mehr genannt. |
Eine Wüstenkönigin ... Mit Talisman gefeit und
Amuletten, Des Stammes schönste will
darauf sich betten, Wie stolz das Thier die
stolze Last verspürt! Sechs Männer sie zu Schutz
und Diensten kürt, Bereit, sie durch der Feinde
Schwarm zu retten Und Gut und Blut an ihren
Wink zu ketten, Sie wissen, was der Königin
gebührt. Die Heldenjungfrau sitzt im
Rath der Männer, Zu Boten ordnet sie die
schnellsten Renner Und ihrem Worte horcht der
weisen Ohr. ... Geächtet ist der stamm,
verfehmt, gebannt, ... |
Sieg
über Amalek II. Mos. 17. In
Raphidim kam Amalek zu streiten Mit
Israel. Und Moses stieg bergan Mit
Hur und Aaron, hob zu beten an Und
seine Hände betend auszubreiten. Und
wie er flehend sie erhob, begann Der
Feind verwirrt zu fliehn nach allen Seiten; Doch
wie die Arme müde niedergleiten, Hat
Amalek die Übermacht fortan. Da
rücken Hur und Aaron einen Stein Herbei
und stützen knieend Mosis Hände Und
lehnen Gottes Stab in seine Rechte. Und
Moses wird nicht laß an Arm und Bein; Er
betet sitzend, bis der Tag zu Ende. Bis
Israel obsieget im Gefechte. - |
Moses I. Nach Raphidim kam Amalek zu
streiten Mit Gottes Volke; Moses
stieg bergan ... Und Hand und Arme flehend
auszubreiten. Nach Hülfe langt’ er aus und
schon begann ... Doch als die Arme lässig
niedergleiten, Erwächst den Feinden
Übermacht fortan. ... Zur Stell’ und stützen
knieend Mosis Hände ... Und Moses ward nicht müd an
Arm und Bein, ... Bis Israel Obsieger im
Gefechte. |
Das
Götzenkalb II. Mos. 22. Und
Moses stieg vom Berg der Donner nieder, Auf
dem er vierzig Tage lang verblieben; Er
trug die Tafeln des Gesetzes nieder, Das
Gottes Finger selbst in Stein geschrieben. Er
horcht; es rauscht bergan wie Siegeslieder. Wird
Israel geschlagen und vertrieben? Und
welches Feindes Jubel hallet wider Vom
Hängen, die ihn hundertfach zerklieben? Und
näher schreitet Moses dem Gejohle. Jehova’s
Volk, es tanzt und jauchzet laut, Sein
Reigen gilt dem goldenen Idole. Und
des Propheten Herz ergrimmt deshalb, Und
er zerschmeißt die Tafeln, und es graut Dem
Volk, und er zermalmt das Götzenkalb. |
Moses II. Und Moses stieg vom Berg der
Donner wieder ... ... ... ... ... Und welchen Feindes Jubel
hallen wider Die Hänge, die sich
hundertfach zerklieben? ... ... ... Und siehe, der Prophet
ergrimmt deshalb, Zerschmeißt die Tafeln, daß
dem Volke graut, Zornwettert und zermalmt das
Götzenkalb. |
Die
Wolke II. Mos. 40. Hochaufgerichtet
steht Jehova’s Zelt, Mit
güldenen Geräthen ausgestattet, - Da
senkt sich eine Wolke, krönt, beschattet Den
Tempel, den Gott selber sich bestellt. Vom
Morgen bis der Sonnenball ermattet, Ist
silbern sie und wunderbar erhellt; Zur
Flammensäule wird sie angeschwellt, Sobald
der Tag im Wüstensand bestattet. Und
hebt sie sich, dann greift zum Wanderstab Ganz
Israel, und läßt sie sich herab. So
schlägt es Lager, wo sie leuchtend weilt. So
führt Jehova’s Hauch ein Volk, das Er Erwählt,
geborgen vor Egyptens Heer, Dem
er das Meer getrocknet und getheilt. |
|
Elias III. Kön. 19. „Ich
eiferte für Dich mit Kraft und Mut; Mit
Grimm bewaffnet hast Du meine Rechte, Durch
sie geschlachtet all’ die Götzenknechte, Daß
noch der Kischon dampft von ihrem Blut! Doch
ob ich täglich Dir auch Opfer brächte, Und
Du sie zündetest mit Himmelsglut: Kein
Zeichen frommt dem störrigen Geschlechte, Es
stößt von sich den Bund und Deine Huth. O
steh’! auf Höhen räuchern sie und beten Zu
todten Götzen, Herr! und die Propheten Erwürgte
und die Mahner ihre Hand. Auch
mich verfolgt der Tod und das Verderben; Die
Füße wund, mein Lager Wüstensand, Die
Kraft dahin: - - Jehova laß mich sterben!“ |
Elias ... ... Hast hingerafft durch sie
die Götzenknechte, ... ... ... ... Es stößt von sich das
Bündnis deiner Hut. Sieh hin, sie räuchern auf
den Höhn und beten ... Die du gesandt hast, würgt
die Frevlerhand. Mich sucht der Tod, umlauert
das Verderben, Mein Fuß ist wund, mein
Lager Wüstensand, ... |
Der
Berg der Versuchung Matth. 4. Es
hebt sich aus der Wüste schaurig, kahl Ein
Berg, abfallend jäh nach allen Seiten; Sein
Schatten reckt und streckt sich in die Weiten, Unheimlich
webt um ihn des Mondes Strahl. Der
Kegel mahnt daran, ein düster Mahl, Wie
Jesus Christus ging sich vorbereiten Zum
Welterlösungswerk für alle Zeiten Durch
Beten, jeglicher Entbehrung Qual; Und
wie an ihn sich der Versucher wagt, Ihn
frevelnd faßt und auf den Gipfel stellt Und
spricht, dieweil es eben herrlich tagt: „Die
Macht ist dein, der Zauber dieser Welt, So
weit sie je des Menschen Fuß betreten, Wenn
du die Kniee beug’st, mich – anzubeten.“ |
|
Der Muezzin Vom
Minareth zu drei verschied’nen Malen Erschallt
der ernste Mahnruf zum Gebet’: Wenn’s
rosig angehaucht vom Morgen steht, Und
golden sich die grauen Wogen malen; Wenn
Mittags weiße Bronnen Kühlung strahlen, Zum
Kief* die Sclavin mit dem Fächer weht; Wenn
scheidend noch der Tag durch’s Gitter späht Nach
Frauen, schleierlos, mit Goldsandalen. Es
tritt, auf hoher Warte sich zu zeigen, Schneeweiß
der Rufer aus der schmalen Pforte; Vier
Winden überläßt er seine Worte. Doch
träge schwillt der heil’ge Ruf an’s Ohr, Von
dem sich manche Sylbe ganz verlor – Denn
alles Leben hier ist Traum und Schweigen. *=Siesta |
Der Muezzin Vom Minaret der
Moslem-Kathedralen ... ... ... ... Und mit dem Fächer die
Khaduna weht, ... ... Schneeweiß, auf hoher Warte
sich zu zeigen, Erscheint der Rufer aus der
dunklen Pforte Und überläßt den Winden
seine Worte. Doch träge schwillt der
heilge Spruch an’s Ohr, Undbald ist Alles ruhig wie
zuvor, ... |
Auf
dem Bazar Den
krummen Säbel schwangen die Kalifen, Den
Kopf vom Rumpfe schnitt der Yatagan, Im Handgemenge
stieß der Muselmann Den
grimmen Handschar in der Weiche Tiefen. Die
Heldengeister, die zu Schlachten riefen, Entschliefen
in den Klingen; dann und wann Nur
klingt in ihnen Nachts die Sehnsucht an, Wie
einst von rothem Feindesblut’ zu triefen. Nun
strotzt der Griff von lichten Edelsteinen, Von
rothem, weichem Sammet sind die Scheiden, Und
kraftlos sind des Stahles Koransprüche. Vertauscht
um Spielzeug all’ die Waffen scheinen; Schön
mag ihr Glanz den Turbanträger kleiden, Längst
ging jedoch des Islam Kraft in Brüche. |
Auf dem Bazar ... ... ... ... Vorbei! Die Geister, die zu
schlachten riefen, Verstummten in den Klingen;
dann und wann ... ... Wohl strotzt der Griff von
lichten Edelsteinen, ... Doch kraftlos sind des
Stahles Koransprüche. In Tand verwandelt Wehr und
Waffen scheinen, ... ... |
An
die Thaler der Levanthe Ich
möchte mir ein Riesenschiff erbauen, Das
windesschnell und Stand den Stürmen hielt’; Es
müßt’ ein Tausendguldennoten-Bild Auf
roth- und weißer Flagge sein zu schauen. Könnt’
ich auf Gnomenhülf’ und Zauber trauen, Ich
träte vor mit blankem Silberschild’ Und
riefe silberhell, verlockend mild: „O
kommt auf’s Schiff, zu grünen Heimatauen: Vom
Hals des Beduinenweibs, aus Schränken Und
Säcken, von der Wechsler offnen Bänken, Vom
Kopfe gar der Nazarenerin! Wie
lang wird euer Klang daheim entbehrt! Daheim
nur kennt man eu’ren ganzen Werth Und
kennt das Bild der großen Kaiserin“. |
|
Unter
den Cypressen Cypressen,
schlanke, dunkle Pyramiden! Am
lichtverklärten, meerumsäumten Bilde Die
einz’gen Schattenstriche! Thauet milde Auf’s
Haupt mir Schattenkühle, Sammlung, Frieden. Zu
viel des Zaubers ist dem Aug’ beschieden! Wie
glänzt das Meer! Wie lachen die Gefilde! Cypressen,
unter eu’rem grünen Schilde Noch
glüht die Stirn’ und alle Pulse sieden. O
laßt mich ruh’n in eu’rem Heiligthume! Und
hab’ ich mir ein Grab* zum Sitz erwählt, Mein
Sinnen stört die Grabesruhe nicht; - Nicht
jenes Weib, die weiße Haremsblume, Die
fest den Marmorstein umschlungen hält Und
durch den Schleier das Fatiha spricht. *Die türkischen Friedhöfe sind häufig
Cypressenhaine |
Unter den Cypressen ... Auf lichtgetränktem,
blaubesäumtem Bilde Beherzte Schattenstriche!
thauet milde ... Zu viel des Zaubers ist dem
Blick beschieden, ... ... ... O gönnt mir Rast in eurem
Heiligthume, ... ... Auch nicht das Weib, die
weiße Haremsblume, Das dort den Marmorstein
umschlungen hält ... |
Moschee Am
Brunnen mußt’ ich meine Schuhe lassen, Auf
Socken trat ich in das Heiligthum; Die
Kuppelhalle, leer und öd’ und stumm, Es
drängte mich, sie baldigst zu verlassen. Kein
Opferherd! Kein Bild! Nur ringsherum Verkünden
von der Wand, von farbenblassen Tapeten
Koransprüche, schwer zu fassen, Allah’s
und des Propheten Wort und Ruhm. Doch
sieh’! Ein Greis mit heiliger Geberde, Er
beugt und hebt sich, wirft sich auf die Erde, Von
meinem Kommen unbeirrt und Schauen. – Und
mehr als Bilder oft und Glockenschall, Als
Rauch, Musik und als die Lichter all’ Vermochte
hier der Greis mich zu erbauen. |
In der Moschee ... ... ... ... Kein Opferherd! Kein Bildniß
ringsherum! Nur Koransprüche, bunt noch
im Verblassen, Mäanderhaft verschlungen,
schwer zu fassen, Verkünden des Propheten Wort
und Ruhm. ... Verbeugt und hebt sich,
wirft sich auf die erde, ... Und mehr als Bilderkram und
Glockenschall, ... Vermochte dieser Greis mich
zu erbauen. |
Ein
Selam O
sieh’ an meiner Brust die Rose prangen, So
roth, wie keine noch gebrochen worden! Du
bist des Herzens Sultanin geworden, Ein
Sclav’, erwartet es sein Loos mit Bangen. Kein
Widerschein auf deinen zarten Wangen? Narcissen
sieh’, den andern Blumenorden! Umschließt
dein junges Herz noch eis’ger Norden, Sie
duften Glut nur, heimliches Verlangen. Am
Schleier rück’ und traue den Cyanen: Es
weicht nur dir des Herzens goldne Pforte, Mein
Mund verschwendet Küsse, sparet Worte. Kein
Pfand? – Vernimm des Epheuzweiges Mahnen: Wenn
einst dein Herz erglüht und suchet meines – Es
ruht im Schatten des Cypressenhaines. |
Ein Selam ... ... ... ... ... ... ... Sie künden: Glut und
heimliches Verlangen. ... ... Ein Kußverschwender, geiz
ich mit dem Worte. Kein Pfand! Vernimm des
Epheuzweiges Mahnen: Erglüht dereinst dein Herz
und sucht es meines – ... |
Im
Garten wandeln weiße Sultansfrauen Im
Garten wandeln weiße Sultansfrauen; wohl atmen Plätscherbrunnen Abendkühle, doch Flüsterbüsche hauchen
Weihrauchschwüle, und aus dem Düster warme Augen schauen. Wie magst du, Padischah, dem Zwinger
trauen? Dort lugt der Mond herab vom Wolkenpfühle und zieht heran die zärtlichsten Gefühle; dem Zephyr weicht der Schleier gar, dem
schlauen. Es bebt der Myrten reine, weiße Blüte; es quillt ein tiefes Weh aus Bülbüls Sang. Wie wird euch, schöne Frauen, zu Gemüte? Schwand alle Sehnsucht nach der Heimat hin, wo frei und heilig ist der Liebe Drang? O Griechenmädchen! O Circassierin! |
Im
Garten wandeln weiße Sultansfrauen ... ... ... ... ... ... und
zieht hinan die zartesten Gefühle, ... ... Es
quillt ein tiefes Weh aus Bülbüls Sang, ... ... ... ... |
Der Moslem ruht im kühlen Prunkgelasse Der
Moslem ruht im kühlen Prunkgelasse, Das
Indiens Wohlgerüche süß durchwallen; Es
läßt die Hand die Sandelperlen fallen – Zuleika
naht mit heller Moccatasse. Und
Leila reicht, die schlanke lilienblasse, Den
Tschibuk, goldgeschmückt und mit Korallen; Häidie
tanzt mit Peri’s Reizen allen, Und
feurig singt das Mädchen vom Parnasse: O
sinnt den Mädchen nach voll Ambraduft, In
tausend Einer Nacht erzählt, ersonnen! Der
Schleier wehrt, von Elfenhand gesponnen, Dem
Bild der Wirklichkeit, der Grabesluft. Was
farbentrunken malt die Phantasie, Das
schaut ihr hinter Haremsmauern – nie. |
Dichtung und Wahrheit ... Das süße Wohlgerüche leis
durchwallen; Die Sandelperlen sind der
Hand entfallen Denn Leila naht mit heller
Mokkatasse. Den Tschibuk reicht die
schlanke, lilienblasse Zuleika dar, im Schmucke von
Korallen, ... ... Das Buch, für tausend Eine
Nacht ersonnen, Das Zaubernetz, von
Elfenhand gesponnen, Wen hätt’ es nicht
bestrickt, wen nicht berauscht. Doch welcher Franke ließ
sich’s dreist gelüsten, Darf ungestraft und unenttäuscht
sich brüsten, Das er des Harems Innerstes
belauscht? |
Auftrag
an das Wandervöglein O
Vöglein, Bürger beider Hemisphären! Dir
prangt der Frühling hier, der Frühling dort, Und
hier und dort ein Nestlein ist dein Port, Das
Meer, so du durchsegelst, ist ätheren. Schon
sind hier eingeheimst die goldnen Aehren, Versiegt
der Bronnen, Busch und Baum verdorrt; Es
zieht dich nach dem grünen Norden fort, Wo
Blatt und Duft und Blüte wiederkehren. Viel
Glück! – Und sag’ der Liebsten meiner Lieben Und
richt’ es aus nach seiner Boten Brauche: Daß
ich im Herzen bin mir gleich geblieben; Doch
daß an Lipp’ und Kinn der Bart mir sproß, Daß
ich den Turban trage, Tschibuks rauche Und
daß ich reit’ ein klug arabisch Roß. |
Mein Bote ... ... ... ... ... ... Dann mahnts dich nach dem
grünen Norden fort, ... ... ... ... ... ... ... |
Mittagsrast Uns
bot ein Feigenbaum sein Schattendach; Wir
hielten Mahl und Mittagsrast darunter, Denn
eine Quelle rauschte kühl und munter Und
krümmte glänzend sich zu Tal gemach. Wir
lockten alle Männer nach und nach Vom
Pfluggespann zu uns; ein Hemd hinunter Bis
an das Knie, ein Gurt, ein Fez mit bunter Umwindung
dem, was Kleidung heißt, entsprach. Aus
ihren Mienen lachte Neubegier; Als
Kenner griffen sie nach uns’ren Waffen Und
machten viel mit ihnen sich zu schaffen. Für
Wunder hielten sie die Uhren schier; Und
gar das Picken! – Aus dem Reisesack Verteilten
Pulver wir und Rauchtabak. |
Eine Mittagsrast ... ... ... ... Wir lockten viele Männer
nach und nach ... ... Stirnbinde dem, was Kleidung
heißt, entsprach. ... ... ... ... Und gar das Ticken! – Aus
dem Reisesack ... |
Einkehr Auf
nassen Betten unter nassen Zelten Durchfiebert
hatten wir die dritte Nacht; Auf
trock’ne Herberg waren wir bedacht Am
vierten Tag für reichliches Entgelten. Ein
Scheikh nahm uns zu Gast und bald erhellten Die
dunkle Wohnung Flammen; Reisig bracht’ Uns
selbst der Wirth und nahm die Gluth in Acht, Und
braune Männer sich zu uns gesellten. Der
Hausrath all’ war uns gestellt zur Hand, Geflöcht’ne
Körbe, Krüge, dürre Frucht, Uns
gut zu pflegen blieb nichts unversucht. Und
als der Scheikh uns ruhbedürftig fand, Drückt
er uns männlich noch die Hände, geht Und
nimmt mit sich die Matte zum Gebet. |
|
Gruß an die Heimat Von
Wolken ist bedeckt der Himmelsplan, Nur
gleich Oasen blaue Felder prangen, Von
Wolkensäumen silberhell umfangen; Aus
Norden stürmt die mächt’ge Windsbraut an: - Sieh’,
Funken flieh’n, und wieder andre nahn... Wie
rasch durch’s tiefe Ätherblau sie drangen! Was
ist in Himmelssphären vorgegangen? bricht
sich ein goldner Regen nordwärts Bahn? Nicht
Schnuppen sind’s, die also zahlreich fallen, Denn
siehe, ganze Sternenbilder wallen Dem
Norden zu, der fernen Heimat zu. Wie
schnell ihr wandert, sonnenferne Lichter! O
grüße vom noch ungenannten Dichter Die
Heimat hellster aller Sterne, du! |
|
Blätter aus dem Buche der Suren El-Fatiha
Koran,
1. Sure „In
des Allgüt’gen, Allerbarmers Namen! Gelobt
sei Gott, der Herr der Ewigkeiten. Der
herrscht und richten wird am Schluß der Zeiten. Deß
Huld für alles Leben Keim und Samen. Das
All umfängt Dein Arm, ein starker Rahmen. Wir
beten Dich in Demut an und breiten Um
Rettung aus nach Deines Himmels Weiten Die
Hände, die zu bitten nie erlahmen. O
führ’ uns auf den rechten Weg, den Weg Des
Heils, auf dem Du gnädig Dich erwiesen, Und
bann’ uns von der Irrenden Geheg’, Das
fernab liegt von Deinen Paradiesen; Von
Denen, die noch an das Licht nicht kamen, Und
über die Dein Zorn entbrannt ist. – Amen.“ |
El Fatiha ... Gelobt sei Gott, du Herr der
Ewigkeiten, ... ... Dein Arm umfängt das All,
ein starker Rahmen; In Demut beten wir dich an
und breiten ... Die Hände, die zu bitten
nicht erlahmen. O Lenker, lehr den rechten
Weg uns wallen, Den Weg, auf dem du gnädig
dich erwiesen Und der uns führt zu deinen
Paradiesen, Auf daß wir nicht mit Jenen
irrend fallen, Die tappend noch nicht zur
Erkenntniß kamen ... |
Gott
ist das Licht Sure: Elnur „Es
glänzt ein Licht aus hoher Mauerblende, Das
alle Sterne überstrahlt und Sonnen; Kein
Wandel ist ihm vorbestimmt, kein Ende, Zu
leuchten hat kein früher Licht begonnen. Es
schützen rings demantcrystall’ne Wände Vor
Stürmen dieses Haus voll Lichterwonnen; Kein
zündend Feuer brachten Menschenhände, Von
selbst hat sich des Lichtes Glanz entsponnen. Der
Docht bleibt unversehrt, und nie versiegt Das
Oel, und magst du ost- und westwärts wandern, Nicht
findest du den Baum, dem es entquoll. Gott
ist das Licht, das alle Nacht besiegt; Sein
Leuchten reicht von einem Stern zum andern, Und
seines Strahls ist Erd’ und Himmel voll“. |
Blätter aus dem Buche
der Suren - II. ... Verdunkelnd Mond und Stern’
und all die sonnen, ... ... ... Vor Stürmen dieses Haus von
Lichteswonnen, ... ... Nie, daß der Docht
verglimmt, das Oel versiegt! und ostwärts magst du
suchend, westwärts wandern, Du findest nicht den
Bronnen, dem’s entquoll. ... ... ... |
„Vers des Thrones“ Sure :
El-Bakara « Nur
Gott ist Gott ! Er, der das All belebt, Und
dessen Winke sich die Sterne fügen. Er
thront allein, im höchsten Selbstgenügen, Sein
Odem ist’s, vor dem die Erd’ erbebt. Ihn
überfällt kein Schlaf, kein Schlummer webt Ihm
Nacht vor’s Angesicht, sein Aug’ zu trügen; Durch’s
Dunkel zuckt sein Blick in Flammenzügen, Das
donnernd zwischen Erd’ und Himmel schwebt. in
seiner Hand ruht Auf- und Niedergang, Der
Mittagspol, der Pol der Mitternacht, Was
ist und war, liegt vor ihm aufgeschlagen; Er
denkt voraus, die Ewigkeit entlang: - Wer
naht dem Strahlenthron, der Herrschermacht? Darf
ungerufen sich zu nähern wagen?“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – I. Nur Gott ist Gott, ist, der
das All belebt ... ... ... ... Ihm Dunkel vor, sein
Angesicht zu trügen, Sein Auge blitzt hindurch in
Flammenzügen, Wenn’s donnernd zwischen
Erd’ und Himmel schwebt. Er wiegt in Händen Auf- und
Niedergang, Den Mittagspol, den Pol der
Mitternacht Und weiß, was ist, was war
in frühsten Tagen, und denkt voraus die
Ewigkeit entlang – Wer, ungerufen, darf der
Herrschermacht Zu nahen sich, dem
Strahlenthrone, wagen? |
Werke
und Offenbarungen Gottes Sure: Elen´am „Und
Gott ist’s, der die Sterne hingestellt, Auf
daß sie euch zu Land und Wasser leiten, Und
Sonn’ und Mond, zu messen d’ran die Zeiten; Der
Nacht und Helle von einander hält. Er
läßt die Wasser rauschen, Regen fällt Auf
sein Geheiß, die Erde grünt, auf weiten Gefilden
wogt das Korn, die Palmen breiten Sich
aus, die Dattel reift in ihrem Zelt. Granaten
glüh’n, es trieft Olivensegen Und
in der Traube perlt der süße Saft. Gar
sicher weiß euch Gott und wohl zu hehen Im
Mutterschooß, in wunderbarer Haft. Der
erste Mensch, er stammt aus Gottes Händen, Und
wir aus dieses Mannes Kraft der Lenden.“ |
|
Die
Zufluchtssuren Suren: Elfeläk und Ennaß „Ich
suche Schutz beim Herrn der Dämmerungen Vor
allem Übel, das mich mag bedräuen: Wenn
Argwohn gegen mich die Lästrer streuen, Vom
Flüstergeist und Menschenfeind gedungen; Wenn
Neid in eines Menschen Herz gedrungen, Sich
heimlich meines Ungemachs zu freuen; Wenn
säumig ist der Mond, sich zu erneuen, Und
lang’ die schwarze Nacht ihn hält bezwungen. Ich
flieh’ zu ihm, wenn Weiber Flüche sinnen Und
Zauberknoten schürzen, mir zu schaden. Des
Ihm Ergebenen gedenkt in Gnaden Der
Herr und schützt vor Menschen ihn und Dschinnen; Der
Herr und Gott, der Niemand Vater nennt, Dem
Niemand gleich, der keinen Sohn erkennt.“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – VI. ... ... Wenn Argwohn wider mich die
Lästrer streuen, Vom lügenhaften Flüstergeist
gedungen; ... ... ... Weil überlange Nacht ihn
hält bezwungen. Er ist mein Hort, wenn
Weiber, mir zu schaden Den Zauberknoten schürzen,
Flüche sinnen Und sich verbinden mit
gefallnen Dschinnen. Des Ihm Ergebenen gedenkt in
Gnaden ... ... |
An
die Ungläubigen Sure: El-Bakara „Ihr
habt ein großes Feuer angefacht, Die
Welt beschaut ihr euch im Flammenlichte; Doch
Gott macht eu’re Zuversicht zunichte, Er
haucht den Schein hinweg und es wird Nacht. Es
rollt ob eu’ren Häuptern, dröhnt und kracht, Der
Blitz zerreißt der Wetterwolken Dichte; Euch
mahnt an nahe, kommende Gerichte Des
Donners Ruf, der sich vertausendfacht. Wohl
bohrt ihr eu’re Daumen in die Ohren, Doch
schweigt darum der Donner, eitle Thoren? Wenn
Dunkel euch umfängt nach Blitzeshelle, Was
zagt der kühne Fuß, der sonst so schnelle? – Gehör
und Augenlicht, das raubt euch Gott; Denn
wiss’t: allmächtig ist sein Kraftgebot!“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – V. ... Die Welt euch anzusehn im
Flammenlichte, ... Er haucht den Schimmer fort – was bleibt, ist Nacht. Wenn jäh der Blitz zerreißt
der Wolken Dichte, wenn’s grollend über euren
Häuptern kracht Und sich des Donners Ruf
vertausendfacht, So seid gemahnt an kommende
Gerichte. Was zagt der kühne Fuß, der
sonst so schnelle, wenn Dunkel euch umfängt
nach Blitzeshelle. Der Augen weisend Licht, es
steht bei Gott. Und bohrt ihr eure Daumen in
die Ohren, Verstummt deßhalb der
Donner, eitle Thoren? Er folgt des Herrn
allmächtgem Kraftgebot. |
Die
guten Werke der Ungläubigen Sure: Einur „Ein
heißer Hauch entschwebt dem Wüstensand Und
zaubert frischen Quell und Psalmenschatten Den
Wand’rern vor, die dürsten und ermatten; Die
kuppelreiche Stadt am Meeresstrand, Der
Dattelhain, der Busch am Bachesrand Sind
eitel Trug und Trug die weichen Matten – Der
Wand’rer sinkt und birgt die täuschungssatten, Die
brechendtrüben Augen in’s Gewand; - Es
kocht die See, es thürmen sich die Wogen, Es
mischen sich die Wolken mit den Fluten, Und
Nacht hält diesen grausen Kampf umzogen: Ungläub’ge
rühmen sich des Scheinbarguten; Doch
ihrer Thaten Werth ist Schaum an Schwere, Ist
Spiegelung, ist Nacht auf wildem Meere.“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – III. Ein heißer Qualm entsteigt
dem Wüstensand Und zaubert Wandrern, die
vor Durst ermatten, Oasen vor mit Quell und
Palmenschatten, Und Städte, kuppelreich am
Meeresstrand. Doch Stadt und Hain und Born
und Blumenrand ... ... ... Ein andres Bild – es thürmen
sich die Wogen, Die Wolken ringen mit des
Meeres Fluten, Nachtdunkel hält den grausen
Kampf umzogen: ... ... ... |
Gottes
Strafgerichte Sure: Eluminum „Ungläub’ge
Völker können nicht erreichen, Daß
ihrer schone, der mit Strenge richtet; Er
straft, er ist’s, der sie im Zorn vernichtet, Daß
spät’re wandern über ihre Leichen. Und
kein Geschlecht kann seinem Loos entweichen; Zur
rechten Frist der Tag sich jedem lichtet, Urzeitlich
ist sein Zielpunkt aufgerichtet, Untrüglich
sind des nahen Falles Zeichen. Wer
zählt der Gottgesandten lange Reihe? Und
allen doch bestritt man ihre Weihe Und
spottet ihrer. – Weh’ euch, Gottverächtern! Es
sanken ganze Völker ins Verderben; Von
Gottes Strafgerichten melden Erben Die
Warnungskunde kommenden Geschlechtern.“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – IV. ... ... Er straft, er ist’s, der
zürnend sie vernichtet, ... Und kein Geschlecht wird
seinem Los entweichen; ... Urzeitlich ist sein Endziel
aufgerichtet, ... ... ... ... ... ... ... |
Ungläub’gen
wehret eure heil’gen Orte Nach der Sure: Etteube. Ungläub’gen
wehret eu’re heil’gen Orte Und
laßt sie nicht der Kaaba nahe kommen; Denn
ihnen würd’ es wahrlich wenig frommen, Zu
zeugen wider ihr eig’nen Worte. Nur
Denen öffne sich die Tempelpforte, Die
zu dem Einen flehen, herzbeklommen, Auf
dessen Hauch die Sonnen all’ entglommen, Zur
Wüste die Sahara einst verdorrte; Nur
Denen, die des Weltgerichtes Nahen, Die
Rückkehr in Allah’s Gefilde glauben Und
die den Hülfbedürftigen nicht mit tauben, Mit
abgewandten Ohren nicht empfahen; Und
Denen nur, die Weib und Kind verlassen, Wenn
Gott gebeut, zu bluten, zu erblassen. |
|
Der
Mensch ist undankbar Sure: El´adijath Bei
allen Rossen, die die Bahn durchrennen, Mit
ihren Hufen Staubeswolken wecken, Und
die mit muth’gem Wiehern, Zähneblecken Den
Tag begrüßen und vor Kampflust brennen; Die
in Gefechten dichte Reihen trennen, Verwundet
stürmen durch die Lanzenhecken, Aus
Steinen Funken schlagen, daß voll Schrecken Wir
weithin ihre Pfade Nachts erkennen: Der
Mensch ist undankbar; sein Tun und Sinnen Läßt
Gott und Gottes heil’ge Satzung fahren, Beflissen,
flücht’ge Schätze zu gewinnen. Es
naht ein Tag, und der wird offenbaren, Was
je bewegt des Menschen Herz tiefinnen; Sein
Lohn wird werden jeglichem Gebahren. |
Blätter aus dem Buche
der Suren - VII. ... Mit ihrem Huf dem Staube
Schwingen wecken, Mit muthgem Wiehern, weißem
Zähneblecken ... Bei allen, die der Feinde
reihen trennen, ... ... Des Nachts wir weithin ihren
Pfad erkennen: ... ... ... Doch wißt, ein naher Tag wird
offenbaren, ... Und Lohn wird werden
jeglichem Gebahren. |
Rhamazan Sure:
El-Bakara „Sobald
es graut, sobald ihr unterscheidet Vom
schwarzen Faden deutlich einen weißen, Ist
strenges Tagesfasten euch geheißen, Und
daß ihr eu’re rüßen Weiber meidet. Ja,
Speis’ und Labetrank sei euch verleidet, und
weichen Armen sollt ihr euch entreißen, Der
Andacht euch im Heiligthum befleißen, Bis
an der Sterne früh’stem ihr euch weidet. Dann
schwelgt und stillt das glühendste Verlangen, Die
Zunge labt, das dürre Cactusblatt, Verlangt
von eu’ren Weibern ohne Bangen, Was
Gott erlaubt an bess’ren Trostes Statt: So
sei’s gehalten, weil im Rhamazan Allah
das heil’ge Buch euch kundgethan.“ |
Der Rhamazan ... Den schwarzen Faden deutlich
von dem weißen, Ist ernstes Tagesfasten euch
geheißen ... Euch seien speis und
Labetranki verleidet, ... ... ... Dann netzt des Gaumens
dürres Cactusblatt Und eßt, und heischt vom
Weibe sonder Bangen, Was Gott erlaubt an bessren
Trostes Statt. So sei’s gehalten, weim im
Rhamazan Auf seiner Gläub’gen Bitten
und Verlangen Allah das buch des Heiles
kundgethan. |
Der
Brunnen Semsem Angedeutet in der Sure:
Etteube O Moslempilger! laß dein Dromedar Am
Bronnen Semsem nicht vorübertraben. Wohl
kann er deinen Gaumen nicht mehr laben, Und
trank ihn Abraham auch süß und klar. Von
Gott verstoß’ne böse Dschinnen haben Den
Born getrübt, verderbt für immerdar, Und
wo ringsum ein Frühlingseiland war, Hat
Flugsand jeglich Grün schon längst begraben. Doch
koste von des Wassers Bitterkeit; Es
macht das Herz des Meccapilgers weit In
Sehnsucht nach den ewiggrünen Auen; Du
träumst des Sidra-Baumes Frucht zu schauen Und
sie, wo ewiglaut’re Bäche fließen, In
heil’ger Schatten Fülle zu genießen. |
Blätter aus dem Buche
der Suren VIII. O Moslemwandrer, laß dein Dromedar ... ... Ihn trank nur Abraham noch
süß und klar. ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... |
Das
Eden Suren: Amram, Ennisa,
Elzaffath u. a. “Euch
thut sich siebenpfortig auf das Eden; In
Gärten, d’rinnen gold’ne Früchte hängen Und
Blüthen sich durch dunkles Laubwerk drängen, Ein
Haus der Stäte prangt für euer Jeden. Ihr
rastet fürder von des Lebens Fehden An
süßer Wasser kühlungsreichen Gängen. Nie
wird euch Traurigkeit das Herz beengen, Verwunden
nie der Stachel loser Reden. Ihr
geht in sedenwallenden Gewanden, Nach
Wonnen, die nur wechseln, die nicht schwanden, In
lichte Träume sinkt ihr, schlafbesiegt. Die
Glieder strecket ihr auf weiche Matten, Und
heller Augen Brauen geben Schatten, Wenn
euer Haupt im Schooß der Huri liegt.“ |
Blätter aus dem Buche
der Suren – IX. ... ... Und Blüthen sich durch
dunkle Blätter drängen, ... ... ... ... ... ... ... ... Die Glieder streckt ihr hin
auf weiche Matten Und wacher Augen Brauen
geben Schatten, ... |
Kain Sure: Elmajeda „Es
starrte reu’los auf die Bruderleiche Der
Mörder Kain. Er trug sie fort, lud wieder Von
seiner Schulter die entseelten Glieder, Und
wieder starrt auf sie der Neidesbleiche. Da
stürzt urplötzlich aus dem Luftbereiche Ein
Rabe blutend auf die Erde nieder; Ein
Vogel folgt mit rauschendem Gefieder, An
Größe, wie an Farbe ganz der gleiche. Er
ist’s, der jenen tückisch todtgebissen Und
seine Leiche nun im Sand verscharrt: - Da
fängt es an, den Mörder zu gereuen. Er
bebt und heult vom tiefsten Weh zerrissen: „Ich
Thor! Ein Rab’ ist’s, der mir offenbart, Wo
ich den Bruder berge, den getreuen!““ |
|
Abraham Sure: Elen´am „Nun,
das ist Gott!“ rief Abraham und schaute Den
schönsten Stern am blauen Himmelsbogen – Die
Sterne sanken, die emporgezogen, Sein
Gott erblich, sobald der Morgen graute. „Das
ist mein Herr!“ sprach Abraham und traute Dem
Mond und seines Lichtes Silberwogen – Der
Mond zerbarst und schwand, und Nebel flogen Und
Wolken über ihn, gewitterlaute. Da
that sich auf der Sonne Strahlenhaus. O
Herrin mein!“ so jubelt Asars* Sohn – Doch
auch die Sonne stürzt vom gold’nen Thron, Und
Abraham, er ruft in Demut aus: „Ich
wandelt’ irr, wie alle Götzenknechte; Unwandelbarer,
weise mich zurechte!“ *Asar heißt nach dem Koran der Vater
Abrahams |
|
Selicha Sure: Iussuf Selicha
lud zu sich die Spötterinnen Und
ließ für sie ein köstlich Mahl bereiten. Die
Sclaven nah’n, geschäftig auszubreiten Des
Hauses Pracht, die Gäste zu gewinnen. Auch
Josef naht, ein Wunder allen Sinnen; Ihn
heißt die Herrin scherzend näher schreiten – Und
Seufzer jedem Frauenmund entgleiten, Und
Brunst erwacht in jeder Brust tief innen. Die
Frauen ritzen blutig sich die Hand*, Und
dunkles Feuer sprüht aus ihren Blicken, Und
jede hofft, den Jüngling zu umstricken. Selicha
spricht: „Den Jüngling schau’t! Er fand Mich
schwach, doch widerstrebt er meinen Banden. Nun?
Hättet ihr dem Jussuf widerstanden?!“ * Eine alte Sitte im Orient,
um die Heftigkeit der Leidenschaft für
den Gegenstand der Liebe anzudeuten. |
|
Pharao Sure: Die Geschichte und comm. „Wer
ist denn Mosis Gott? Ich kenn’ ihn nicht.“ So
höhnt Egyptens König, läßt erbauen Der
Thürme höchsten, welcher je zu schauen, Erklimmt
mit Pfeil und Bogen ihn und spricht: „Ich
will mich umseh’n, wo sein Angesicht.“ – Er
schnellt den Pfeil empor zum silbergrauen Gewölb
des Firmaments, und sieh’, es thauen Hernieder
rothen Blutes Tropfen dicht! Und
blutig kommt zurück der Pfeil geflogen! „Des Gottes Blut! Und Mosis hat
gelogen ! » Doch
sieh’, in Nacht verschwimmt der helle Tag, Gestreift
von eines Engels Flügelschlag Zerfällt
in Schutt das stolze Schaugerüste! – Die
Trümmer deckt der rothe Sand der Wüste. |
|
Salomon’s
Tod. Sure: Saba Der
aller Vogelsprachen kundig war, Der
Stürme rasen ließ und wieder schweigen, Der,
um den Tempelbau zu fördern, steigen Aus
dunklen Gründen hieß die Geisterschaar; Und
dem der Born der Weisheit floß so klar Wie
Keinem noch: er sah den Tag sich neigen Und
sah geschlossen seinen Lebensreigen, In
Schlummer sank sein Haupt für immerdar. Doch
auf den Herrscherstab gestützet fand, Voll
Majestät, gleich einem Marmorbilde, Des
Königs Leib noch Halt, die Geistergilde Beherrschend,
bis der Bau vollendet stand. Dann
brach der Stab, durchfressen von dem Wurme, Die
Königsleiche fiel im Zauberthurme. |
|
Dein Name hat bewaffnet, heil’ge Stadt! Dein
Name hat bewaffnet, heil’ge Stadt! Des
Nordens Söhne, daß sie Blut und Sterben Gering
geachtet, um dafür zu erben Des
Welterlösers Felsenruhestatt Die
Durst und Hunger aufgerieben hat, Die
Feinds- und Gleißnertücke ließ verderben, Die,
deren Blut das Schlachtfeld mußte färben, Und
die in Fesseln schlug Gewalt, Verrath; Die
Fieberbrand auf’s Krankenlager streckte, Und
die ein Fluß in feuchte Tiefe zog, Und
die des Meeres Spiegelbild betrog, Und
die der heiße Sand der Wüste deckte: Sie
wandten sterbend noch den Blick dir zu, Jerusalem,
du Aller Sehnsucht, du! Peter
der Einsiedler Im
Herzen Gram ob Golgathas Entehrung, Barfuß,
in altem, härenem Gewande Durchwanderst
du die weiten Christenlande, Ein
Eiferer, gegürtet mit Entbehrung: „Auf,
Sünder! Denkt an Sühn’ und an Bekehrung – Schlagt
eu’ren heim’schen Bruderzwist in Bande – Des
Heilands Spuren decket Schimpf und Schande – Erwacht,
ihr Rächer! Endet die Verheerung!“ Dein
Ruf durchdröhnt wie Donner Mark und Bein, Dein
Ruf erweicht die Herzen, hart wie Stein, Bewältigt
Fürsten, Ritter, Knecht’ und Troß. Ein
Feldherr bist du, armer Mönch, geworden, Zum
heil’gen Kampf bewaffnest du den Norden – Denn
Gott ist in den Kleinen stark und groß. Gottfried Dein
schönes Erbe gabst du freudig hin, Um
ganz zu lassen von der Heimat Erde; Du
nahmst das Kreuz und nahmest die Beschwerde Des
Führeramts mit gottgeweihtem Sinn. Ein
Zelt ist dein Palast; du herrschest d’rin Voll
Majestät in Wort und an Geberde; Ein
König, thronest du auf deinem Pferde, Ein
Scepter war dein Schwert von Anbeginn. O
großer Führer, großer Friedensrichter, Gewalt’gen
Zwistes mild-gerechter Schlichter, Der
Fürsten Ordner und der Pilgerheere! Du
wolltest tragen nicht die goldne Krone, Wo
Christus ward gekrönt zu blut’gem Hohne, Und
Demut wehrte königlicher Ehre. Tancred O
Tancred, kann mein Lied ein Blatt noch fügen Zum
Lorbeerkranze, welcher, dicht belaubt, Die
Stirne kühlend ruht auf deinem Haupt, Und
den Jahrhunderte dir nicht geraubt? Du
ließest nicht das Scepter dir genügen. Du
ließest nicht das rothe Gold dich trügen Und
falschen Schein dein edles Selbst belügen: So
warst du stark, weil du so stark geglaubt! Dir
ward, des Ruhmes jugendlichem Priester, Das
ernste Räthsel der Geschichte klar: Daß
Ruhm und Tugend göttliche Geschwister. Ein
Ritter nahtest du, zum Fest geladen, Der
Tempelburg des heil’gen Graal, - sie war Dein
hehrer Traum schon an Tarents Gestaden. Bohemund Als
Peters Ruf durch’s Abendland erscholl, Da
gabest du den Purpur hin der Scheere, Daß
sich mit rothem Kreuz die Brust bewehre; „Gott
will es!“ riefest du begeist’rungsvoll. Byzantinum
verbiß den alten Groll, Als
du auf schnellen Schiffen Gottfried’s Heere Zuführtest
Ross’ und Reiter, Schild’ und Speere. Bevor
die See in Winterstürmen schwoll. Dein
kluger Rath obsiegte hier und dort, Gemünztes
Gold, das war dein feurig Wort, Dein
Schwert ein Strahl der Rache allerwärts. Das
einzig schmälert deinen Heldenruhm: Es
schlug dir, Eiferer für’s Heiligthum, Unter
dem Kreuz noch ein – normannisch Herz Ademar Warum
wehklagt in ungemess’ner Klage Das
Heer, vom Kreuze für das Kreuz entsendet? Wen
birgt, auf Priesterschultern, jene Trage? Wem
gilt der Trauerzug, der gar nicht endet? Er
hat sein zwiefach Pilgerthum vollendet, Deß
Wort das Heer begeistert, wenn es zage, - Besänftigt,
wenn es tobte wild verblendet! Es
riß zu früh die Kette seiner Tage. Der
Mittler zwischen Herrn und Troß ist todt! – Er
war ein Ritter kühn, ein Priester mild, Sein
Wort ein Hort, ein fester Ehrenschild. Wie
Mosen, - nur von weiter Ferne bot Das
heil’ge Land sich seinen Blicken dar, Das
seiner Sehnsucht heiß Verlangen war. Sieg
und Sühne Wohl
habt ihr neu das Kreuz emporgerichtet, Mit
Siegesglanz und Herrlichkeit umgeben; Wohl
seh’ ich hoch die kühnen Banner schweben: - Gott
hat durch eu’ren starken Arm gerichtet. Doch
habt ihr nicht gekämpft, ihr habt vernichtet. War
Weib und Kind in eu’re Hand gegeben? Ich
seh’ ihr Blut an eu’ren Schwertern kleben, Ja,
Sieger! eu’re Thaten sind gesichtet. O
tilgt mit wahrer Reue Thränenflut Die
Schuld der wahnsinnstrunk’nen Kampfeswuth Und
laßt nicht ab zu weinen und zu beten. Des
Heilands Grab, zu dem die Sehnsucht fliegt, Für
das ihr oft geblutet, oft gesiegt, - Ihr
seid nicht würdig sonst, es zu betreten. Richard O
Löwe aus des Abendlandes Norden! Dein
Brüllen macht den Orient erbeben; Wenn
drohend deine Pranken sich erheben, Zerstieben
wild des Islam Kriegerhorden. Dein
Namen ist ein Schreckensruf geworden Und
macht der Buben lose Zunge kleben; Der
Reiter frägt bei jähem Widerstreben Sein
feurig Roß, ob dich gewahr es worden. O
Löwenherz, mit Liedern und mit Sagen Hat
herrlich sich dein Waffenruhm umgeben, Im
Munde später Enkel noch zu leben. Und
dennoch darf ich kühn die Muse fragen: Ob
nicht der Tadel größer und gerechter, Als
die Bewund’rung staunender Geschlechter?! Der
Templer Der
Templer trat in’s Zelt vor Saladin, Gefangen
trat er vor den Sieger hin; Doch
ungebrochen war sein hoher Sinn, Sein
Auge wußte jedem Spott zu wehren. Saladin: „Es
bringt uns Beiden dieser Tag Gewinn; Ich
will dir Schwert und Freiheit neugewähren, Laß
dafür meinen Vetter wiederkehren, - Ein
solcher Tausch, euch Beide muß er ehren.“ Templer: „Mit
Nichten nehm’ ich deinen Vorschlag an. Ist
also leicht die Lösung zu emphah’n, Wer
kämpft hinfort für’s Kreuz als ganzer Mann? Kein
Templer, der sein Kleid vor Allem ehrt, Wog
jemals anders auf der Lösung Werth Als
mit der Schärpe, mit dem guten Schwert.“ Hugo
von Tiberias Hugo: „Herr
Sultan! Klein und dürftig ist mein Land, Ich
weiß das Lösegeld nicht aufzubringen; Ein
Gast verbleib’ ich derer, so mich fingen, Bis
ausgelechzt das Fischlein auf dem Sand.“ Saladin: „Gib
mir vorerst dein ehrlich Wort zum Pfand. Vermagst
du neu den lichten Stahl zu schwingen, Läßt
Jeder ein’ge Byzantiner springen, Und
kein Genosse reicht dir leer die Hand.“ Hugo: „Wohlan!
Wo fänd’ ich edlere Genossen Als
Euch, Herr Sultan, hier und Eu’re Großen? Versagt
daher mir Eu’re Rechte nit.“ Und
sieh’, der Sultan steuert wacker bei, Und
heimwärts reitet Hugo frank und frei, - Sein
Zehrgeld reicht noch weiter als sein Ritt. Saladin “Nimm
dieses Kleid und trag’ als Trauerfahne Der
Welt es vor und künd’ es unverdrossen: Des
Morgenlandes Herrscher hat geschlossen Das
Buch der Taten, unruhvoller Plane. Er
ist geheilt vom irrwischhellen Wahne. Wer
zieht mit ihm von Freunden und Genossen, Von
Macht und Reichtum über ihn ergossen? Er
fährt allein im schwarzen Todtenkahne.“ So
sprach des Islam Held, sein Schwert und Schild, Der
Herrrscher, weise und gerecht und mild, Bevor
sein Puls zu schlagen innehielt. – Daß
Türken, Christen, Juden sich vereinen, Dich,
Saladin, zu preisen, zu beweinen, Will
mir als höchstes Menschenlob erscheinen. Barbarossa Der
Kaiser stirbt, gebettet auf den Sand! Sein
Aug’ erlischt – und uns’rer Hoffnung Licht! Sein
Puls, er stockt, - und uns’re Stärke bricht! Sein
Arm erstarrt, - gelähmt ist uns’re Hand! Dein
Kaiser todt, o Deutschland, Heimatland! O
zürne den verwaisten Söhnen nicht; Hier
rechte mit der Wellen Truggesicht, Klag’
an den Fluß, der ihm die Kraft entwandt! Aufjauchzt
der Grieche, falsch wie eine Flut, Ikonjum
rafft sich auf mit neuem Mut, Mit
Gold belohnt die Botschaft Saladin. Im
fernen Westen ging die Sonne auf, Im
lichten Osten endet jäh ihr Lauf, - Jerusalem,
dein Retter ist dahin! Clorinda Nach
Tasso’s: Gerus.
lib. I. Held
Tankred schleppt die kampfesmüden Glieder In’s
Wäldchen, das ihm Schatten beut und Kühle; Er
wählet duft’ge Matten sich zum Pfühle, Er
lauscht und steigt zur munt’ren Quelle nieder. Doch
plötzlich hält er, eilt und zaudert wieder; Es
wird ihm heißer als im Schlachtgewühle Und
heißer noch als in der Mittagsschwüle, Er
athmet tief und öffnet weit die Lider. Clorinda
steht, die Heidin, an dem Born; Die
Maid, die stolze, trägt die Panzerhülle, Doch
frei umwallet sie des Haares Fülle. Nun
schaut sie auf und blickt nach ihm voll Zorn! Und
sieh’, die Jungfrau-Heldin sprengt von hinnen, Bevor
der Held erwacht aus tiefstem Sinnen. II. Dem
Kampf am Thor in branderhellter Nacht Enteilt
ein Kreuzesritter und ein Heide; Zu
grausem Einzelkampf entbrennen Beide, Es
schaut kein Zeuge die Zweimännerschlacht. Sie
rasten, Blut entquillt dem Panzerkleide. „Sei,
Sarazen’, auf deinen Ruhm bedacht, Dein
Nam’! ehvor mein Stahl dich schweigen macht.“ „Den
sagt dir meines Damasceners Schneide!“ – Sei
gnädig, Tag! verscheuche Nacht und Wahn! – Zu
spät! Die Sonne hebt zu leuchten an, Doch
ew’ge Nacht umzieht zwei schön’re Sonnen. Aufheulend
wirft sich Tancred auf den Sand; Clorinda
stirbt! Noch reicht sie ihm die Hand Und
lächelt und begehrt der Taufe Bronnen Herminia Nach Tasso’s: Gerus.
lib. I. Der
goldbesäumte Schleier liegt bei Seite, Und
von der Schwanenschulter gleitet nieder Das
weiche Prachtgewand; die zarten Glieder, Sie
kleiden sich in Stahl als wie zum Streite. Die
Hand, die süßem Lautenspiel sich weihte, Erfaßt
den Schild, erlahmt und hebt ihn wieder; Erröthend
senkt das Fürstenkind die Lider, - Doch
Lieb’ und Sehnsucht drängt hinaus in’s Weite. Der
Waffen Silberglanz berückt die Wachen, Es
knarrt das Thor, die Jungfrau athmet freier, Der
Mond erhellt den Pfad zur Liebesfeier. An
Tancred’s Schmerzenslager will sie wachen, Die
kräuterkund’ge Maid, mit treuen Sinnen Und
dort des Herzens Frieden neu gewinnen. II. Doch
Krieger, die nach Beute ausgegangen, Erspäh’n
die Maid an ihrer Waffen Helle. Sie
sieht bedroht sich an der Liebe Schwelle, Und
Angst befällt ihr Herz und Todesbangen. Ein
Rehlein, aufgeschreckt vom Hundsgebelle, So
sieht die Jungfrau, läßt die Zügel hangen Und
flieht, so weit des Rosses Kräfte langen, - Ihr
lichtes Auge wird zur Thränenquelle. Sie
sucht bei Hirten Schutz vor schlimmer Nacht; Ein
rauhes Kleid verdrängt der Rüstung Pracht, Dem
Haupt’ ersetzt ein Tuch den goldnen Reifen. Die
Heerde weidet sie; sie gräbt in Stein, In
Rind und Blatt des Theuren Namen ein Und
läßt umsonst nach ihm die Blicke schweifen. III. Herminja
naht mit Hoffnung und mit Beben Den
Christenzelten, die die Stadt umsäumen; Ein
Riesenleichnam macht ihr Pferd sich bäumen, Ein
Kreuzesritter, regungslos daneben. Aufschrickt
die Maid aus süßen Liebesträumen; Sie
sieht geronnen Blut am Harnisch kleben, Gelöst
den Helm, ein Antlitz ohne Leben, - Vom
Sattel springt sie jammernd, ohne Säumen. Ja,
Tankred ist’s! – Sie macht die Wunden trocken Und
nimmt den dünnen Schleier zum Verband, Ihr
Zaubermachtspruch bringt das Blut zum Stocken. Sie
beugt sich weinend, küssend über ihn, Bis
Krampf und Nacht von seinen Wimpern schwand, Ein
Blick sie lohnt, die treue Pflegerin Armida Nach Tasso’s: Gerus.
lib. I. Rinaldo
schwelgt in ferner Wunderwelt, Auf
blüh’ndem Eiland über Nacht entstanden; In
süßen Armen und mit Zauberbanden Armida
sorglos ihn gefangen hält. – Es
fehlt dem frommen Heer der Siegesheld. Zwei
wackre Ritter zogen aus; sie fanden So
Kahn als Fährmann ihrer harrend, landen, Betreten
kühn der Liebe Schattenzelt. Ubald
tritt vor und hält den Demantschild Dem
Jüngling vor’s Gesicht: Rinald’ erbebt, - Er
schaut ein argentstelltet Heldenbild. Er
glüht vor Scham, er fliehet, neubelebt. Armida
folgt ihm, läuft die Füße wund; - Umsonst!
Ihr Reich versank zur selben Stund’ II. Armida
sieht Egyptens Macht zerstoben; Das
Kreuz obsiegt, Rinald ist unbezwungen, Die
Mörderhand ist kalt, die sie gedungen, Kein
Pfeil hat seine Marmorbrust gekloben. O
Bogen, der du rachekühn erklungen, O
Helm, o Schild, ihr seid der Pflicht enthoben! Armida’s
Herz ist todt, für Hasses Toben, Für
Liebe tost, ihr Herz hat ausgerungen. Armida
leert den Köcher in den Schooß; Sie
deckt die weißen Busenhügel bloß Und
kehrt den schärfsten Pfeil dem Herzen zu. Doch
eh’ sie stößt, hält ihr die Hand gefangen Rinald;
er fleht, der ihr gefolgt mit Bangen: „Halt
ein! Mein ehlich christlich Weib sei
du!“ |
Gestalten aus den Kreuzzügen Dein Name hat
bewaffnet, heilge Stadt. ... ... Für nichts erachtet, galt’s
um dich zu werben Und zu befrei’n des Heilands
Ruhestatt. Die Hunger, Hitze, Durst zu
Schanden trat, Des langen weges Unstern
ließ verderben, Und deren Blut das
Schlachtfeld mußte färben, Und die Gewalt in Fesseln
schlug, Verrath – ... Und die der Fluß in feuchte
Tiefe zog, ... ... ... denn du warst aller
Sehnsucht, Salem, du! Peter der Einsiedler ... ... ... ... ... ... Des Heilands Grab erleidet
Schimpf und Schande, ... ... ... Bewältigt Fürsten, Ritter,
Volk und Troß. Ein Feldherr bist du,
Bettelmönch, geworden, ... ... Gottfried ... ... Und nahmst zum Kreuz die
größere Beschwerde ... Das Zelt ist dein Palast; du
herrschest drin ... Ein wahrer König, thronst du
auf dem Pferde, ... ... ... ... ... ... ... Tancred ... ... ... ... ... Nicht rothes Gold dein reines
Auge trügen, Nicht falschen Schein dein
edles Selbst belügen; ... ... ... ... ... Der Tempelburg des Gaal’,
und sie nur war ... Bohemund ... Da gabst du deinen Purpur
hin der Scheere, ... „Gott will es!“ riefst auch
du begeistrungsvoll. ... Als deine schnellen Schiffe
Gottfrieds Heere Zuführten Ross’ und Reiter,
Schild und Speere, Bevor die See von
Winterstürmen schwoll. ... Gemünztem Golde glich dein
feurig Wort, Dein Schwert, der Rache
Blitz war’s allerwärts. Und dennoch ist getrübt dein
Heldenruhm, ... Auch unterm Kreuz noch ein –
normannisch Herz. Richard O Löwe von des Abendlandes
Norden, ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Wer braucht nach deinen
Thaten erst zu fragen? Doch nur ein Stein, ein
einz’ger, Meldung thut Hier hat der Leu des Nordens
ausgeruht. Saladin ... ... |