(Fortsetzung)
1.
Im
Schlosse zu Versailles, im Spiegelsaal,
Steht
Wilhelm da – in feierlicher Stunde –
Und
rings um ihn in glanzerfüllter Runde
Der Fürsten
und der Krieger große Zahl.
„Ich
übernehme nach der Fürsten Wahl
Die
Kaiserwürde“ – tönt’s aus seinem Munde,
Und
nach der Heimath sendet er die Kunde –
Der
Telegraph trägt sie ins fernste Thal.
Das
„Deutsche Reich“ in alter Herrlichkeit,
In
neuer Unabhängigkeit und Sicherheit
Tritt
machtvoll heut in die Geschichte ein.
„Mehrer
des Reiches“ – will der Kaiser sein;
Doch
laute nicht „Eroberung“ die Quittung –
Nein!
Friede: „Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.“
2.
Ja,
Friede sei das neue Deutsche Reich,
Wie
feierlich dem Volke Du versprochen!
Nicht
sei’s der Markstein blutiger Epochen,
Mild
und human, wenn auch nicht feig und weich!
Nicht
streb’ es, andern Kaiserreichen gleich,
Die
Nachbarvölker sich zu unterjochen,
Und
niemals sei dem Freund die Treu gebrochen,
Der
nicht zuerst das Schwert gezückt zum Streich!
An
seiner Wiege grinsend steht der Krieg,
Ein
Herakles erringt das Kind den Sieg –
Sei’s
auch ein Herakles für die Kultur!
Gesegnet
sei und friedreich seine Spur!
Mög’ es
die Ungeheuer und die Schrecken
Der
alten Barbarei zu Boden strecken!
Trochu’s
Massenausfall am 19. Jannuar
1.
Ein
blutiges Nachspiel auf das Kaiserfest!
Paris
noch immer an Entsetzung denkt
Und all
sein Hoffen es auf Chanzy lenkt,
Den
blinder Glaube stets noch siegen läßt.
„Nach
Westen! Auf! Entgegen ihm! Nach West!“
Trochu
zum Massenausfall hingedrängt,
In
seinem Handeln nicht mehr unbschränkt,
Rafft
auf der sinkenden Thatkraft letzten Rest.
Er
führt einhunderttausend Mann zur Schlacht;
Vom Fort
Valérien aus mit Uebermacht
Will
die Cernirungslinie er durchbrechen.
Dann
ist Versailles bedroht, er kann mit Chanzy sprechen.
Von
Bougival dehnt sich bis nach St. Cloud
Das
Schlachtfeld bis zur Schanze Montretout.
2.
Der Kampf
beginnt auf unserm linken Flügel –
Noch
liegen Morgennebel auf den Thälern,
Die
wohl die klare Fernsicht trüben, schmälern,
Doch
für den Kampf kein Hinderniß, kein Zügel.
Die
Siebenunddreißiger standen hier – ein Spiegel
Der
Tapferkeit, ausharrend, ehrn, stählern –
Und
fast kein Schuß zu rechnen zu den Fehlern,
Den die
Batterien gaben auf dem Hügel.
Bald
war bei Bougival die Schlacht entschieden:
Der
Feind zog sich zurück in eiliger Flucht –
Er hat
genug an der Granaten Wucht.
Doch
bis zum Abend dauert ungeschwächt
Im Park
von Malmaison fort das Gefecht,
Wird
jeder heftige Anprall auch vermieden.
3.
Doch
furchtbar tobt die Schlacht bei Buzanval,
Im
Centrum, dort, wo auf den Garches-Höhen,
Beim
„Jägerhaus“ die tapfern Fünfziger stehen –
Dort drangen
drei Kolonnen in das Thal.
Jedoch,
wie groß der Gegner Ueberzahl,
Wie
muthig stürmend sie auch vorwärts gehen –
Sie
weichen, wo der Fünfziger Fahnen wehen,
Dem
Bajonnet und dem gezückten Stahl.
Donnernd ertönt ihr „Vive la République!“
Im
festen Schnellschritt kommt der Feind heran –
Jedoch
das Bajonnet wirft ihn zurück.
Auch
Siebenunddreißiger bei der Abwehr halfen.
Noch
nachgesendet einige volle Salven!
Da sank
getroffen noch so mancher Mann.
4.
Doch
auf dem rechten Flügel stand’s nicht gut:
Ein
kleines Häuflein nur war in der Schanze
Von
Montretout, jedoch zum Waffentanze
Beseelt
von Tapferkeit und festem Muth.
In
jeder Ader rollte Heldenblut,
Und
unvergänglich strahlt im höchsten Glanze,
Die
hier gerungen nach dem Lorbeerkranze –
Die Tapferkeit,
die wahre Wunder thut.
Ihr
siebzig Achtundfüfziger wiest entschlossen
Angriff
auf Angriff Eurer Gegner ab,
Die
stürmend Euch versuchten zu bedrängen.
Jetzt
war die letzte Munition verschossen,
Die
blutigen Tod so vielen Feinden gab,
Und
mehr und mehr die Feinde Euch beengen.
5.
Jedoch
Ihr hattet Euch das Wort gegeben,
Euch
nicht zu liefern in der Feinde Hand,
Lieber
zu sterben für das Vaterland,
Lieber
im Kampf zu opfern Euer Leben.
Schon
oft habt Ihr dem Tode ohne Beben
Geschaut
ins Angesicht und nie gekannt
Die
Furcht – und noch nicht alle Hoffnung schwand:
Noch
könnt den Arm zu Hieb und Stoß Ihr heben.
„Seid
Alle, mir zu folgen, Ihr bereit?“
Ruf
Lieutnant Plouta – „laßt dem Feind uns nah’n!
Dort
steht er dünn – es ist die höchste Zeit!“
„Bis in
den Tod!“ – erwidern Alle – „Ja!“
Und
muthig bricht mit donnerndem „Hurrah!“
Die
Schaar durch den erschreckten Feind sich Bahn.
6.
Nun
wird die Schanze von dem Feind besetzt,
Und auf
den Garches-Höhen dringt mit Müh’
Er
weiter vorwärts bis zur „Bergerie“,
Die er
als unsern Stützpunkt richtig schätzt.
Ein
mörderischer Kampf entspinnt sich jetzt;
Die
Feinde stürmen an mit Energie,
Doch
unsre Regimenter werfen sie
Und
zwingen sie zu wilder Flucht zuletzt.
Zum
zweiten Mal versucht der Feind zu stürmen,
Und
immer höher sich die Leichen thürmen –
Und
wieder muß er wenden sich zur Flucht.
Der
Acht- und Neunundfünfziger Heldenthaten
Errangen
hier des Sieges schönes Frucht;
Doch
wirkten kräftig mit auch die Granaten.
7.
Doch bald
hört man den Feind von Neuem lärmen –
Er
sammelt sich zu einem neuen Strauß,
Und
diesmal wieder gilt’s dem „Jägerhaus“
Bei
Buzanval – die Unsern sich nicht härmen.
Es naht
der Feind zuerst in Schützenschwärmen,
Und
Mitrailleusen speien Feuer aus –
Die
Siebenunddreißiger machen sich nichts draus,
Die
Fünfziger sich mehr und mehr erwärmen.
Schon
währt der heiße Kampf zwei volle Stunden –
Da
bilden die Franzosen Sturmkolonnen,
Und „en
avant!“ ertönt der Führer Stimme.
Jetzt
ward gekämpft mit einem wilden Grimme –
Die
blanke waffe schlug da manche Wunde –
es
weicht der Feind – auch hier die Schlacht gewonnen!
8.
Allmälig
ward’s nun still auf dieser Seite
Schon
senkten sich des Abends Schatten nieder,
Schon
schallten aus des Feindes Bivuak Lieder,
Sein
Lagerfeuer leuchtet in die Weite.
Jedoch
er rüstet sich zu neuem Streite,
Formirt
zum Angriff andre Heeresglieder,
Daß auf
die „Bergerie“ und Garches er wieder,
Jetzt
schon zum dritten Mal, zum Sturme schreite.
Er naht
heran. Die neunte Division
Empfängt
zum dritten Mal des Gegners Feuer,
Jedoch
wie Felsen steh’n – so steht sie fest.
Die
Stürmenden mit Vieler Leben theuer
Den
neuen Angriff sie bezahlen läßt;
Sie
zielt so gut – da ist der Feind gefloh’n.
9.
Nun
wird zum Sturme der Befehl erlassen,
Den
Feind auch von den Höhen zu vertreiben;
Blieb
ihm ein Grund, den Sieg sich zuzuschreiben –
Es
würde unsern Tapfern wenig passen.
Von
allen Seiten sucht man ihn zu fassen;
Ist
keine Aussicht auch, ihn aufzureiben,
So soll
er doch nicht Herr des Schlachtfeld’s bleiben
Trotz
seiner großen und gewaltigen Massen.
Es
dringen drei Kolonnen stürmend vor,
Und
wieder stundenlang der Donner hallt –
Jedoch
der Gegner kein Terrain verlor.
Der
Sturm der Unsrigen war abgeprallt,
Und links
behielt besetzt des Feindes Macht
Den
Park von Buzanval die ganze Nacht.
10.
Inzwischen
war der kleinen tapfern Schaar
Des
Lieutnant Plouta noch ein Streich gelungen,
Die,
Vormittags von Uebermacht bezwungen,
Im
Parke von St. Cloud geblieben war.
Es
drohte unsrer Stellung hier Gefahr -
Der
Feind war in den Tunnel eingedrungen,
Und
wenn er diesen Durchgang sich errungen,
Kam er
uns in den Rücken offenbar.
Entschlossen
rutscht die Schaar den Berg hinab,
Dringt
in des Tunnels andre Oeffnung ein
Und feuert,
daß zu bersten scheint der Stein.
Da
weicht der Feind – die Schaar ihm nach im Trab!
Nun
schimpft er, ärgerlich, daß er so dumm,
Schoß
sich mit ihr die ganze Nacht herum.
11.
Wieweit
der Abend auch schon vorgeschritten,
Noch immer
wogt, wie das empörte Meer,
Die
wilde Schlacht, das Kämpfen hin und her,
Weil
noch kein Theil den vollen Sieg erstritten.
Wieviel
auch die Franzosen schon gelitten,
Und ist
der Sturm auf Garches auch noch so schwer –
Sie
rüsten sich zu neuer Wiederkehr,
Die
Führer achten der Soldaten Bitten.
Verzweiflung
treibt sie – ach, der letzte Strahl
Der
Hoffnung ist bereits dahin geschwunden,
Und in
Paris – wie bang, wie bang die Stunden!
So
stürmen sie heran zum vierten Mal,
Und
wieder wirft das Heldenheer sie nieder,
Tod
sendend in die festgeschlossnen Glieder.
12.
Und nun
noch einmal – schon herrscht Finsterniß –
Wird
von den Deutschen stürmend vorgegangen;
Mit
donnerndem „Hurrah!“ sie vorwärts drangen,
Und
jeder ahnt – diesmal gelingt’s gewiß.
Der Siegeseifer
Alle vorwärts riß,
Und ob
vom Feinde blutig auch empfangen,
Sie
doch zuletzt den stärkern Gegner zwangen,
Der
weichend, fliehend seinen Grimm verbiß.
Die
Siebenundvierziger, tüchtig mitgenommen,
Sie
haben doch die Höh’n bei Garches erklommen,
Durch
heißen Kampf den Feind zur Flucht gezwungen.
Der
räumte später auch noch Montretout –
Dort
habt Ihr Sechsundsechziger gerungen –
Und nun
trat endlich ein die Waffenruh.
13.
Doch
war auf unserm linken Flügel auch
Der Feind
noch einmal stürmend vorgedrungen
Bei
Malmaison – doch ist’s ihm nicht gelungen,
Uns zu
entreißen auch nur einen Strauch.
Es
waren, wie’s bei den Franzosen Brauch,
Die
Stürmenden ganz plötzlich vorgesprungen;
Jedoch
die Siebenundfünfziger, tapfere Jungen,
Vertrieben
sie gar bald mit Pulverrauch.
Ein
„Hurrah!“ – und ein dichter Kugelhagel
Herabgesendet
von den Barrikaden –
Da
drehten schnell die Feinde wieder um.
Auch
hier ward nun das Schlachtfeld still und stumm.
Groß war
der Sieg – groß war des Feindes Schaden,
Doch
kleiner schwerlich – den er hat – der Nagel.
14.
Noch
schien’s, als würde an dem andern Tage
Fortrasen
in verstärkter Wuth die Schlacht. –
Die
Feinde bivuakiirten in der Nacht,
Um zu
verdecken ihre Niederlage.
Doch
tief gebeugt von diesem derben Schlage,
Entmuthigt,
haben sie sich aufgemacht
Schon
früh und sich in Sicherheit gebracht –
Sie
halten doch den Unseren nicht die Waage.
Und
jetzt erst ward’s den Deutschen offenbar,
Wie
groß der Sieg, den wieder sie erstritten
Im
Kampfe mit des Gegners großen Massen.
Die
schwere Täuschung hat der Feind erlitten:
Der
Massenausfall auch erfolglos war –
Muß
seine Hoffnung da nicht ganz erblassen?
15.
Noch
will ich rühmen eine Feindesthat.
St. Cloud
war von dem Feinde noch besetzt,
Von
einer kleinen Schaar, die man zuletzt
Vergaß,
als schnell den Rückzug man antrat.
Sie
späht und späht – ob sich nicht Hilfe naht.
Vergeblich!
– Doch die Deutschen nahen jetzt,
Und
bald, umstellt, von Haus zu Haus gehetzt,
Sieht
sie verschlossen sich den Rückzugspfad.
Da
schließt sie sich in ein Gebäude ein
Und
will der Uebermacht sich nicht ergeben,
Vertheidigen,
bis Hilfe da, das Leben.
Erst
als zuletzt auch Artillerie auffuhr,
ergab
sie sich, mit der Bedingung nur,
Daß
ihre Ehre sichere ein Schein.
16.
Ein
herrlicher Sieg! Wohl war er schwer errungen –
Geflossen
wieder ist viel edles Blut –
Doch
wieder auch ist echtem deutschen Muth
Ein
großes, ein entscheidend Werk gelungen.
Die
Massen Trochu’s sind nicht durchgedrungen,
An
festem Wehre staute sich die Fluth;
Focht
auch der Feind mit der Verzweiflung Muth –
Er hat
den Waffendurchbruch nicht erzwungen.
Es war
sein letztes Wagen, letztes Hoffen.
Jetzt
sinkt er hin, vom schwersten Schlag getroffen:
Das –
die Bedeutung dieses großen Sieg’s.
Das
Ende naht – nicht lange kann’s mehr dauern,
Dann
zieht Ihr durch des Riesen feste Mauern,
Herbeigeführt
habt Ihr den Schluß des Krieg’s.
Rückkehr
der Franzosen nach Paris
Geschlagen
sind die stolzen Legionen –
Sie
kehren traurig nach Paris zurück;
Es
senken tief beschämt den düstern Blick,
Die in
der hart bedrängten Weltstadt wohnen.
Man
hört nicht mehr mit scharfem Wort betonen:
„Paris
wird tragen jedes Mißgeschick“ –
Jetzt
heißt’s: „Wir sind verlassen ganz vom Glück;
Laßt
uns für bess’re Zeit das Leben schonen!“
Der
Hunger quält – der Tod hält reiche Beute –
Unruhig,
angstvoll, fragen sich die Leute:
Was
wird das Ende all der Schrecken sein?
Noch
zwar gesteht es Niemand offen ein,
Doch an
der Stimmung kann man’s deutlich spüren:
Sie
denken meist schon an Kapituliren.
Und
brüllend donnern wieder die Kanonen
Rings
um Paris – nun auch zuerst im Norden,
Bei St.
Denis – in höllischen Akkorden:
So
lärmen selbst nicht Satans Diakonen.
Bestürzt
die Massen, die gedrängt dort wohnen –
es
fallen Bomben an der Seine Borden,
Unsicher
hier das Dasein auch geworden:
Die
Bombe kennt kein Mitleid, kein Verschonen.
In St.
Denis und bis zur Seine Brände!
Es
naht, es naht der Weltstadt trauriges Ende;
Ja,
Alles mahnt: die letzte Stunde schlägt!
Die
Forts bereits am nächsten Tage schweigen;
Noch
mehr die Herzen da zum Frieden neigen,
Die
keine Hoffnung mehr auf Sieg bewegt.
Und dennoch
bricht der Sturm noch einmal los;
Dem
Frieden widerstreben noch die Rothen –
Die
einen sich mit den Gloire-Zeloten
Und
halten immer noch Paris für groß.
Krawall
und Straßenlärm! Zusammenstoß!
Da gab
es wieder eine Zahl von Todten;
Jedoch
kein ernst – die Unruhstifter drohten,
Sie
haranguirten, demonstrirten blos.
Doch
Trochu sah gekommen seine Stunde.
Man
zeiht ihn jetzt ganz offen des Verraths
Und
fordert seinen Rücktritt. Wohl – er that’s.
Er
dankte ab als Oberkommandant.
Inzwischen
aber eine andre Kunde
Des
Volks Erwartung auf das Höchste spannt.
Jules
Favre unterhandelt mit Bismarck
Sie
unterhandeln! Wie des Friedens Ahnen
Mit
süßem Frohgefühl das Herz beschleicht!
O, wär
das schöne Ziel nur erst erreicht!
Verlaßt,
verlaßt des Krieges blutige Bahnen!
O, wenn
Ihr Beide achtet auf das Mahnen
Der
Menschlichkeit – dann ist der Friede leicht,
Und
wenn gerecht Ihr, schonend Euch vergleicht,
Bleibt
unversehrt die Ehre Eurer Fahnen.
Ja
wohl! Der Friede ist uns heiß ersehnt!
Drum
mahnen gern den Sieger wir zur Milde –
Kein
Flecken ist sie auf dem Ruhmesschilde.
Doch
wird selbst milde Ford’rung abgeleht,
Dann
mag der Kampf – ich enk’ es nur mit Trauern –
Dann
mag das Schlachtgewühl noch länger dauern!
Noch
rast der Krieg. Doch geht zu ende jetzt
Der
Festung Longwy schwere Leidenszeit.
Schon
die Cernirung bracht’ ihr manches Leid;
Dann
haben Bomben arg ihr zugesetzt.
Die
Häuser sind durchlöchert und zerfetzt,
Hundertgestaltig
macht die Noth sich breit –
Da hat
die Stadt sich von der Angst befreit,
Wie
ungern auch, kapitulirt zuletzt.
Da
wieder wurde der Gefangnen Zahl,
Die
Deutschland kaum noch unterbringen kann,
Vermehrt
um nahe an viertausend Mann.
Und
wieder kam viel Kriegsmaterial
In
unseren Besitz als reiche Beute –
Stolz
sah’n auf die Trophäen unsre Leute.
Ein
neues Korps ist plötzlich aufgetaucht,
Das
steht dem Prinzen Friedrich Karl im Rücken,
Geht
auf Blois, uns was am Zeug zu flicken,
Und ist
von Siegeshoffnung angehaucht.
Doch
was auch immer es an Vorsicht braucht –
Die
Uebertraschung wollt’ ihm doch nicht glücken:
Der
Oberst Below brannte ab die Brücken –
Da ist
die Siegesfreude mit verraucht.
Drauf
ist das Korps nach Süden abgezogen,
Um eine
schöne Hoffnung arg betrogen –
Und
weiter hat man nichts von ihm gehört.
Auch
sonst hier nichts die Ruhe weiter stört,
Und
Friedrich Franz kann nach Rouen marschiren,
Um dort
mit Göbens Heer zu operiren.
Von
Belfort auch ist Neues zu berichten:
Es war in
einer kalten Winternacht –
Da
haben sich die Unsern aufgemacht,
Ein
starkes Nest des Feindes zu vernichten.
Sie
kamen ihm buchstäblich in die Fichten:
Denn
Tailles’ und Bailly’s, der Gehölze Pracht,
ward da
in unsere Gewalt gebracht,
Wie
ungern auch – der Feind muß drauf verzichten.
Dann
stürmten unsere Tapferen Pérouse
Und
faßten in dem Dorfe festen Fuß,
Dem
letzten Ort, in dem noch Feinde lagen.
Worauf
schon in den allernächsten Tagen
Vier
neue trümmerhäufende Batterien
Ihr
Feuer auf die starke Schloßfront spieen.
Die
Südarmee verlegt Bourbaki den Weg
Bourbaki
flieht. Schon stehn in seiner Flanke
Die
Preußen, um den Weg ihm zu verlegen –
Und
ihn, der kurz zuvor noch so verwegen,
Ihn
überkommt an Sedan – der Gedanke.
Es
bleibt nicht Zeit, daß länger er noch schwanke,
Nur
eine Absicht läßt sich jetzt noch hegen,
Schnell
auszuweichen den ihm drohenden Schlägen,
Eh’ ihm
gezogen wird die hindernde Schranke.
Umsonst! Zu spät!
Denn schon sind vorgedrungen
Fechtend
die wackern Pommern bis nach Dôle –
Und nun
gelingt auch Größres ihnen wohl.
Am
andern Tag schon wird St. Vit besetzt
Und
Quingey, dann auch Mouchard, so daß jetzt
Bourbaki
von den Unsern schon umschlungen.
1.
Der
General Kettler mit geringer Macht
Hielt
unterdessen Garibaldi fest
Bei
Dijon, der sich selber ein Attest
Ausstellt,
wie große Dinge er vollbracht.
Die
deutsche Heeresleitung aber lacht,
Daß er
von einem Theil nur, einem Rest
Des
zweiten Korps sich halten, fesseln läßt.
Bourbaki
nicht zu helfen ist bedacht.
Vermochte
Kettler auch nicht zu gewinnen
Terrain
in all den täglichen Gefechten,
War
doch verfehlt nicht, eitel sein Beginnen.
In
diesen Kämpfen starb den Heldentod
Der
General Bosak, Polens Patriot,
Den
einst wir sah’n mit Rußland blutig rechten.
2.
Zwei
Tage später traf auch uns ein Schlag:
Die
Einundsechziger haben viel gelitten –
Das
zweite Bataillon hat brav gestritten;
Allein
der Uebermacht es doch erlag.
Unmögliches
der Bravste nicht vermag.
Das
Bataillon stand in des Feindes Mitten
Und
ward zuletzt fast gänzlich abgeschnitten –
Das war
fürwahr ein rechter Unglückstag!
„Die
Fahne hoch!“ – Der Träger fällt:
Sergeant
Pionke
– Lieutnant Schulze – Lieutnant
Puttkammer
– und zwei andere Soldaten.
Das Bataillon
brach sich zuletzt noch Bahn;
Doch um
das Ehrenzeichen war’s gethan,
In
Feindeshand das Kampfpanier gerathen.
Die
Fahne fehlt! Bestürzung ist in Allen.
„Freiwillige
vor!“ – so tönt es auf und nieder
Durch
der Brigade tief erregte Glieder,
Und
krampfhaft, drohend sich die Fäuste ballen.
Dann
durch die Nacht hört man die Tritte schallen
Der
muthigen Männer, die so brav und bieder,
Und
keiner, keiner kehrte davon wieder –
Bis auf
den letzten fast sind sie gefallen.
Ricciotti
selbst in ritterlicher Art
Lobredner
unsrer wackeren Krieger ward
In
einer höflichst übersandten Schrift:
„Die
Fahne ward gefunden unter Leichen,
Die
Träger fielen unter unsern Streichen.“
Kein
Vorwurf Pommern’s tapfre Söhne trifft.
Die
Franktireurs, die wilden, losen Banden –
Wieviel
derselben auch das Schwert schon fraß,
Zur
Beute bittres Elend sich erlas –
Sind
immer neu im Lande doch erstanden.
Bald
hier, bald dort – sie kamen und verschwanden.
Heut
war’s bei Bourmont, an der obern Maas,
Wo
Dobschütz ihnen auf dem Nacken saß,
So daß
in ihm sie ihren Meister fanden.
Ein
starker Haufen ward von ihm zerstreut,
Stob
weithin auseinander und erlitt
Noch
auf der Flucht erhebliche Verluste.
Doch
Vorsicht, wie sie heut des Siegs sich freut,
Nicht
immer Schaden zu verhindern wußte,
Weil
sie nicht folgen kann auf Schritt und Tritt.
Sprengung
der Eisenbahnbrücke bei Fontenay
So ward
uns andern Tags ein Schabernack
Von
diesen losen Banden aufgethan:
Die Brücke
ward gesprengt der Eisenbahn
Bei
Fontenay von diesem schlimmen Pack.
Das war
so recht nach Franktireurs-Geschmack;
Den
günstigen Augenblick sie ausersah’n,
Um
auszuführen einen tollen Plan,
Der
ihnen nur ein lustiger Streich, Schnick-Schnack.
Sie dachten
nur daran, uns recht zu schaden –
Doch
eh’ zwei volle Wochen sind verstrichen,
War
schon der Schaden wieder ausgeglichen.
Sie
fragten nicht, wieviel sie würden laden
Unheil
auf diese Gegend. Schwere Buße
Dem
tollen Streiche folgte auf dem Fuße.
Bourbaki
wird von der Südarmee umstellt
1.
Auch
Werder ist inzwischen vorgedrungen,
Und
Schmeling’s Korps rekognoscirend kam
In ein
lebhaft Gefecht bei Beaume-les Dames,
Wo brav
die Vierunddreißiger gerungen.
Den
andern Divisionen ist gelungen
Noch mehr:
Die Franken, durch Fatiguen mürb’ und lahm,
Sie
wurden weiter noch in ihrer Scham
Von
Besançon zurückzugehn gezwungen.
v.
Werder drang bis Pin und Mornay vor
Und
löste ab v. Zastrow’s tapfres Korps,
Das
sich nun drängend auf Bourbaki warf.
v.
Schmeling aber focht bei Passavant,
Und
Debschütz – an der schweizer Grenze scharf –
In
starken Märschen bis nach Morteau drang.
2.
Das
zweite Korps, von Mouchard abgerückt,
Drang
weiter südlich vor ohn’ Unterlaß,
Nahm
fechtend Salins und umging den Paß,
Den
schnell zu überrumpeln ihm nicht glückt.
Nur
weiter, daß der Feind sich nicht noch drückt!
Nur bis
zur Grenze! freude, Grimm und Haß
Spornt
an die Krieger, die schon schwach und blaß,
Doch
durch die Sedan-Aussicht hoch entzückt.
Erreicht
wird Arbois und Poligny,
Dann
Rozeroy, wo wieder fünfzig Wagen
Mit
Proviant sie nehmen mit Behagen.
Fort! fort! Nicht
rasten! Fort! Schon
stehen sie
Dicht
an der Grenze, steh’n in Chamvagnole
Und in
Les Planches – und nun gelingt es wohl.
3.
Von
Quingey war die dreizehnte Brigade
Recognoscirend
östlich vorgegangen
Auf
Ornans, nahm fünfhundert Mann gefangen
Und
forschte aus des Feindes Retirade.
Kein
Zweifel mehr, Bourbaki’s Heer, malade,
Will
sich nur retten, ist voll Angst und Bangen –
Drum
eiligst Zastrow’s Truppen vorwärts drangen,
Ist
auch der Marsch beschwert im höchsten Grade.
Hin auf
Pontarlier zieh’n Bourbaki’s Schaaren,
Zastrow
ihm nach auf Levier, daß er links
Noch
Fühlung mit Frafecki’s Korps behält.
Dem
Feind die Unsern an den Fersen waren,
Und
bald – bis auf die Grenze – ist nun ring
Bourbaki
von den Unseren umstellt.
In
Besançon, in seinem Hauptquartiere,
Saß,
über einen Brief Gambetta’s wüthend,
Bourbaki,
über düstern Plänen brütend;
Denn tief
erschüttert sind ihm Herz und Niere.
Und
jetzt entläßt er seine Offiziere,
Den
letzten Gruß den Kameraden bietend;
Dann,
einsam, weitre Störungen verhütend,
Dann
ordnet er mit Umsicht die Papiere.
Jetzt
kommt der Arzt, der Ruhe ihm empfiehlt.
Bourbaki
geht u Bett. Doch wird’s auch still,
Der
treue Arzt ihn nicht verlassen will.
Da
kracht ein Schuß – der Arzt, noch auf der Hut,
Stürzt
schnell hinzu – Bourbaki schwimmt in Blut –
Jedoch
er lebt – er hat nicht gut gezielt.
Sturm
auf das Fort Basse-Perche bei Belfort
Sturm
auf die Perches! Reicht Euch die Hand, Ihr Braven!
Ob es
Euch glückt, ob es Euch nicht gelingt –
Ein
Theil von Euch gewiß daniedersinkt,
Um fest
den langen, ewigen Schlaf zu schlafen.
Und
tödtlich bald sie die Geschosse trafen.
Die
Schaar, die muthig in den Graben springt,
Sie kam
nicht weiter, wird vom Feind umringt –
Und
Trauer künden uns die Telegraphen.
Die
kühnen Männer sind vom Feind gefangen,
Und die
zuvor bereits zurückgegangen –
Sie
werden von den Kugeln decimirt.
Auf Belfort
blickt mit stolzem Selbstgefühl
Das
brave Bataillon von Schneidemühl,
Bewundrung
trotz des Unglücks ihm gebührt.
1.
Die
Weltstadt fiel! Paris in unsern Händen!
Heil
Dir, mein Volk! Heil Dir, Germania!
Nur
deutsche Thatkraft, die dies Ziel ersah,
Vermochte
solch ein Werk so zu vollenden.
Man
höhnte uns: „Wozu die Kraft verschwenden?
Unüberwindlich
steht Paris doch da!“
Und
dennoch – das Unglaubliche geschah,
Da wir
uns nicht vom Scheine ließen blenden.
Seit Troja
sank, und seit Karthago fiel,
Sah die
Geschichte kaum ein gleiches Wagen,
Weiß
kaum von gleichen Kämpfen sie zu sagen.
Zwei
Völker ringen um das eine Ziel –
Und
ihre ganze Kraft gesetzt auf’s Spiel:
Dem
Einen gilt’s, wieviel sie Schlachten schlagen.
2.
Ja
wohl, ein Kämpfen, wie um Ilium,
Wie um
Karthago’s hohe, feste Mauern!
Wie
lange schon die blutigen Tage dauern –
Das
deutsche Heer bekümmert sich nicht drum.
Seit
Monden lagert’s um die Stadt herum,
Und ist
auch oft des Kriegers Herz voll Trauern,
Weckt
die Zerstörung in der Brust ein Schauern –
Er übt
das Kriegswerk pflichtgetreu und stumm.
Es muß
so sein – des eignen Volkes Größe
Macht
Kampf, Entbehrung, Dulden ihm zur Pflicht,
Und
Keiner wankt und giebt sich eine Blöße.
Sie ziehen
in die Schlacht, wie zur Parade,
Würdig,
daß ihre Thaten im Gedicht
Fei’re
des deutschen Volks Parisiade.
3.
Ja,
singen wird von Euren Heldenthaten
In
fernsten Zeiten noch das deutsche Lied,
Wie
deutscher Muth und deutsche Kraft entschied
Den größten,
schwersten Kampf moderner Staaten.
Es war
kein Kampf mit Säbel blos und Spaten –
Der
Genius stand mit in Reih’ und Glied,
Und
wenn so glänzend auch dies Werk gerieth –
Es ist
der höhren Kraft, dem Geist, gerathen.
Um
Troja stritten selbst die Götter mit –
Heut
steht der Mensch in seinem Kampf allein;
Wer
glaubt noch, daß die Götter Sieg verleih’n?
Das
Höhre, was die Gottesmacht vertritt,
Ist
heut der fortgeschritt’ne Menschengeist:
er gab
den Sieg – ihn lobt, ihn rühmt, ihn preist!
4.
Auch vieler
sterblicher Helden Namen nennt
Die
Iliade: Nestor, der gereift
An
Jahren – Ajas, furchtbar, wenn er greft
Zum
Schilde, schnaubend auf den Kampfplatz rennt.
Auch
König Agamemnon Jeder kennt –
Achilles,
der des Hektor Leichnam schleift –
Odysseus,
der so weit herumgeschweift –
Und
Menelaos, der vor Rache brennt.
Wo
fing’ ich an, wo sollt’ ich wohl aufhören,
Wollt’
ich der tapfren Männer Namen melden,
Die
heldenmuthig kämpften um Paris!?
Sie
waren Alle ruhmeswerthe Helden;
Laßt
mich in einem Namen Alle ehren:
Graf
Moltke, der den Weg zum Siege wies!
5.
Wie
viele Schlachten – in wie weiter Runde!
Der
Riesenfeste galt’s bei Orleans
Und in
den heißen Kämpfen be le Mans,
So wie
bei Amiens jede blutige Stunde.
Sie
kämpften überall aus gleichem Grunde –
Zuletzt,
als Werder noch Bourbaki zwang,
Der
kühnen Muth’s bis zur Lisaine drang,
Schlug
er Paris die tiefe Todeswunde.
Das
blutete schon nach den heißen Tagen
Bei Créteil, Villefuif und Chevilly,
Bei
Bougival, le Bourget und bei Brie.
Rings
alle Orte: Garches, sowie St. Cloud,
Mount
Avron und die Schanze Montreout –
Erzählen
von der Weltstadt Niederlagen.
6.
Doch
auch dem Feinde ehre! Standhaft hielt
Die
Riesenstadt, die hart bedrängte, aus –
Paris,
ein Babel, das in Saus und Braus
Sonst
nur gelacht, getändelt und gespielt.
Jetzt
seinen Kindern es das Schwert empfiehlt;
Der
Hunger geht bereits von Haus zu Haus,
Doch
wagt es, starr vor Kälte, Strauß um Strauß,
Doch
kämpft es fort, wird auch kein Sieg erzielt.
So lang’
es hoffen darf auf die Provinzen,
Erträgt
es jede Drangsal, jede Noth
Mit all
dem Muthe, der den Tapfern ziert.
Erst
nach den großen Siegen unseres Prinzen,
Als
schon verzehrt der letzte Bissen Brot –
Dann,
dann erst hat Paris kapitulirt.
7.
Die Weltstadt
fiel – ein schwerer, tiefer Fall!
Doch
wird sie wieder sich von ihm erheben
Zu
neuer Größe und verjüngtem Leben –
Ein
edleres, geläutertes Metall.
Bald
glänzt sie neu – ein reinerer Kristall;
Das
Unglück wird veredeln all’ ihr Streben,
Dem
Größenwahn nicht länger hingegeben,
Wird
sie bewundert werden überall.
Das
Loos von Troja ging an ihr vorüber,
Das
Loos von Babylon und Ninive –
Doch
Frankreich sank herab von seiner Höh.
Sein
Volk wird lernen müssen, sich bescheiden;
Verfiel
es wieder in das Größenfieber –
Könnt’
es zuletzt auch Babel’s Fall erleiden.
8.
Und Du,
mein Volk, dem Großes ist gelungen,
Weil Du
zur Einheit Dich emporgerafft,
O,
halte fest mit Deiner ganzen Kraft
Die
freie Bahn, die kämpfend Du errungen!
Die Macht,
zu der Du Dich emporgeschwungen,
Sie
wecke nicht der Herrschsucht Leidenschaft!
Bleib
Dir getreu! Verfolg gewissenhaft
Den
Weg, auf dem seither Du vorgedrungen!
Jetzt
fürchten alle Völker Deinen Zorn,
Nun
kannst Du Deine ganze Kraft und Stärke
Verwenden
auf des Friedens holde Werke.
Durch
Macht und Geistesleben – üb’rall vorn –
So
stehst als erstes Volk der Welt Du da –
Heil
Dir, mein Volk! Heil Dir, Germania!
Die
Waffen ruh’n. Ein freier Athemzug
Ist endlich,
bange Menschheit, Dir gegönnt,
Ein
heiß ersehnter, freudiger Moment,
Dem
harrend jedes Herz entgegenschlug.
Der
Krieger selbst danach Verlangen trug:
So
lange von der Heimath schon getrennt,
Von
Allen, die er seine Lieben nennt,
Von
seiner Werkstatt und von seinem Pflug!
Und
wird zur Heimath je zurück er kehren?
So viel
Kameraden sind im Kampf gefallen –
Wird
nicht auch er ihr trauriges Loos noch theilen?
Benutzt
die Zeit, dem weiteren Kampf zu wehren!
Laßt
wieder öffnen sich des Friedens Hallen!
Laßt
endlich uns des Krieges Wunden heilen.
1.
Kein
Einzug! Und was wird der Krieger sagen?
War das
nicht stets der Uebermüthigen Trumpf:
„Ihr
feiert über uns nicht den Triumph!
Ihr
werdet einzuziehen niemals wagen!“?
Nunist der
übermüthige Feind geschlagen,
Und
Frankreich zuckt nur noch – ein todter Rumpf;
Ward
gerade jetzt die deutsche Waffe stumpf,
Daß wir
noch seinen Wünschen Rechnung tragen?
Und war
dem deutschen Krieger nicht versprochen
Der
Einzug in Paris als Siegespreis?
Nehmt
Ihr ihm nicht das schönste Lorbeerreis?
Wie
tapfer hat im Kampfe er gestritten,
Wie
standhaft die Strapazen all’ erlitten
Um
dieses Reis so viele, viele Wochen!
2.
Jedoch
auch das wird unsern Kriegern leicht:
Sie
trau’n der Einsicht unsrer Diplomaten,
Und
freudig stimmen bei auch die Soldaten,
Wird
schneller so des Friedens Ziel erreicht.
Wie
Bismarck auch mit Favre sich vergleicht,
Was für
Bedingungen sie auch berathen,
Gesichert
bleibt die Frucht so vieler Thaten,
Wenn
Bismarck auch die Einzugsfeier streicht.
Die
Forts besetzt! Die Weltstadt doch
bezwungen!
Gilt
es, das Ziel des Krieges zu erringen,
Dann
wird der Krieger auch dies Opfer bringen.
Auch
kann sich Alles anders noch gestalten:
Verwirft
der Feind die Friedensforderungen,
Dann ist
dem Heer der Einzug vorbehalten.
Erstürmung
der Dörfer Sombacourt und Chaffois
Noch
ist vom Waffenstillstand ausgeschlossen
Der
Osten, nicht zu Frankreich’s Glück und Heil;
Daß es
verlor noch einen Heerestheil,
Ist
wieder eitler Hoffnung nur entsprossen.
So ist
noch einmal vieles Blut geflossen:
v.
Zastrow drängte, wie ein scharfer Keil,
Den
General Clinchant, der in großer Eil
Sich
mit dem Heer hin nach der Schweiz ergossen.
Die
tapfre vierzehnte Division
Erreichte
ihn und stürmte Sombacourt
Und
Chaffois, schlug die Fliehenden aufs Haupt.
Groß
war die Frucht des Siegs, des Kampfes Lohn,
Groß
auch das Elend auf des Feindes Spur,
So
groß, wie man es kaum als möglich glaubt.
Der
Operationen Fortgang hemmen
Will Clinchant
jetzt, dem es doch wenig nützt,
Daß er
sich auf den Waffenstillstand stützt –
Die
Fluth des deutschen Heer’s läßt sich nicht dämmen.
Manteuffel’s
Truppen weithin überschwemmen
Die
Gegend, durch die Konvention geschützt,
Und
Clinchant, dessen Ford’rung abgeblitzt,
Er
weicht zurück nach des Gebirges Kämmen.
Die
Unsern nach! Und schon am nächsten Tage
Erlitt
er eine neue Niederlage
Bei
Frasne durch die siebente Brigade.
Die
schlug den Feind auf seiner Retirade
Und
nahm dreitausend Mann von ihm gefangen –
Zwei
Adler auch in ihrer Beute prangen.
Und
weiter auf fast ungangbaren Wegen
Dringt
Clinchant in das Grenzgebirge ein,
Die
wackern Pommern immer hinterdrein
Mit
niederschmetternden norddeutschen Schlägen.
Die Pommern
nicht den Feind zu schonen pflegen,
Und
mitleidlos sind Eis und Schnee und Stein –
Clinchant’s
Soldaten leiden mehr als Pein,
Hilflos
am Wege sie sich niederlegen.
Am
andern Tag ein heftiges Gefecht
Bei
Vaux, dann wird der wichtige Straßenknoten
Bei St.
Marie am Lac de Point genommen.
Schaurig
das Bild! Das Feld bedeckt mit Todten,
Die
hungrig, frierend, fechtend umgekommen!
Da
freut das Elend seiner Frucht sich recht.
Die
französische Ostarmee flüchtet
sich
auf das neutrale Gebiet der Schweiz
und
wird dort internirt
Am
andern Morgen stieg hinab zur Schweiz
Clinchant
auf sicheren, neutralen Boden.
Das
wilden Krieges letzte episoden –
Sie
nahen ihrem Ende sich bereits.
Versucht
im Kampf hat Frankreich seinerseits
Fast alle
Kapitulations-Methoden,
Als wär
die Schmach in allen Perioden
Der
Weltgeschichte Gegenstand des Neid’s.
Das
letzte Heer von achtzigtausend Mann
Streckt
auf der Flucht bei Verrières die waffen
Und
liefert sie an General Herzog aus.
Die
Internirung machte viel zu schaffen
Der
Schweiz, die freundlich bot ein gastlich Haus,
Doch
statt des Dankes Undank nur gewann.
der
französischen Armee
Du
Trossel aber folgt des Feindes Fährte
Bis an die
Grenze, läßt ihm keine Ruh,
Schlägt
bei la Cluse ihn, bei Chateau-de-Joux –
Noch
tagelang hier die Verfolgung währte.
Der
Franken Nachtrab jeden Schutz entbehrte,
Er warf
die Waffen fort und ohne Schuh
Lief er
verzweifelnd nach der Grenze zu,
Die
eisige Kälte seinen Marsch erschwerte.
Du
Trossel nahm noch Tausende gefangen,
Und
Viele sah’n in ihm den Lebensretter,
Erschöpft
durch Märsche, Hunger und durch’s Wetter.
Ein
bunt Gewirr von Menschen, Pferden, Wagen –
In
Haufen Waffen an der Straße lagen,
Die
alle nun in unsre Hand gelangen.
General
Hann von Weyhern besetzt Dijon
Mit
Garibaldi ging’s nun auch zu Ende,
Da
General Hann v. Weyhern Hilfe brachte
Dem
General Kettler, der noch sorgsam wachte,
Daß
Garibaldi sich nicht ostwärts wende.
Der
Vortrab eilt voraus schnell und behende,
Und eh’
der Gegner sich noch recht bedachte,
Schlug
er bei Gray ihn und bei Pesmes und machte,
Daß
frei das Groß den Weg nach Dijon fände.
Das
Gros ückt nach. Als Garibaldi merkte,
Wie
mächtig sich der Gegner jetzt verstärkte,
Hat
Dijon er in größter Eil geräumt.
Und
Hann v. Weyhern hat nicht lang gesäumt;
Indeß
der Gegner nach Maçon marschirt,
Ward
von den Unsern Dijon okkupirt.
Die
Forts Haute Perche
und
Basse Perche werden genommen
Das waren
hate Tage, strapaziöse,
Die
noch die Unseren bei Belfort hatten;
Ob sie
im schwersten Dienst auch nicht ermatten,
Wünscht
Jeder doch, daß man ihn draus erlöse.
Und das
gelang zuletzt dem Hauptmann Röse,
Und
ohne Kampf ging Alles gut von Statten
Bei einem
glücklich ausgeführten, glatten
Angriffe
auf das Fort Haut Perche, das böse.
Das
Fort ward überrumpelt, und nun nahm
Der
Major Brinckmann noch am selben Tage
Das
andre Fort, Basse Perche, in gleicher Weise.
Belfort,
die viel umworbne Feste, kam
Nun in
noch größere Bedrängnis; leise
Tönt
aber auch bei uns noch manche Klage.
Eröffnung
der National-Versammlung in Bordeaux
Die
National-Versammlung tagt – nun muß
Die
Kriegs- und Friedensfrage sich entscheiden.
Wird man
verlängern all die Kriegesleiden?
Wird
Sehnsucht siegen nach dem Friedensschluß?
Wohl
wird da noch manch feuriger Erguß
Den
tiefsten Haß in schöne Worte kleiden,
Die
angeknüpften Fäden zu zerschneiden,
Voll
Ingrimm, Rache, Aerger und Verdruß.
Jedoch der
Deputirten große Zahl
Steht
ganz entschieden auf des Friedens Seite,
Und
Frankreich hat gesprochen durch die Wahl.
Bald
werden nun des Friedens Palmen grünen,
Frankreich
versteht sich, seine Schuld zu sühnen. –
Es naht
das Ende von dem blutigen Streite.
Garibaldi
kehrt nach Caprera zurück
Du
gehst. Vermehrt hat sich Dein Ansehn
nicht
Durch
Deinen Kriegsantheil, durch die Rolle,
Die man
Dich spielen ließ, die kränkungsvolle,
Die
Garibaldi’s Geiste nicht entspricht.
Du
warst voll Eifer und voll Zuversicht,
Jetzt
kehrst Du heim zu der verlassnen Scholle
Mit
Bitterkeit und mit verhaltnem Grolle,
Kein
neues Reis um Deine Stirn sich flicht.
Du
kamst, zu streiten für die Republik,
Und
dientest nur der Ruhmsucht, der infamen –
Die Eitelkeit
gebrauchte Deinen Namen.
Was
kümmert Frankreich sich um Dein Geschick!
Der
Mohr hat seine Schuldigkeit gethan –
Der
Mohr kann gehn! Wer kann für seinen
Wahn!
Der
letzte Schuß
Belfort
kapitulirt – der letzte Schuß
Ist nun
in diesem Kriege wohl gefallen;
O wär’s
der letzte doch von allen, allen
Und
dieser Krieg der Kriegs-Epochen Schluß!
O
möchte in der Zeiten weitrem Fluß
Doch
niemals mehr die blutige Tuba schallen
Und
jeder Kriegsruf ungehört verhallen
Und
ewig sein des Friedens Segenskuß!
Das
Faustrecht wich vor der Gesittung schon
Im
bürgerlichen Leben. Soll sie nicht
Sich
auch im Völkerleben bau’n den Thron?
Die
Menschheit sehnt sich nach dem ewigen Frieden –
Sei
aller Völkerstreit hinfort entschieden
Friedlich
von einem Völkerschiedsgericht!
Verlängerung
des Waffenstillstandes
Ja, es
wird Friede! Mit den Frühlingssängern
wetteifern
wird des Friedenssängers Lied.
Frankreich
nun selber besser sich berieth,
Es
wünscht, den waffenstillstand zu verlängern.
Nicht
folgt es mehr den stürmisch-wilden Drängern,
Zeigt
sich geneigt, zu opfern selbst ein Glied;
Denn
wenn es jetzt dem Frieden sich entzieht,
Annehmen
muß es später einen strengern.
Bismarck
stimmt zu, doch nur auf kurze Zeit:
Er will
das große Werk zu Ende führen,
Erschöpfen
länger nicht des Volkes Kraft.
Und
Belfort’s Kapitulation verschafft
Ihm
einen neuen Hebel zum Agiren –
Gewiß!
gewiß! der Friede ist nicht weit!
Die
„Assemblée“ betrat den Friedenspfad
Schon bei
der Wahl des ersten Präsidenten:
Nicht
aus den kriegerischen Elementen –
Sie
wählt den Mann des Friedens, nicht der That.
Und
eine ernste Prüfungsstunde naht:
Jules
Favre tritt mit seinen Mitregenten
Zurück,
damit die Deputirten könnten
Frei
sich erküren den Regierungsrath.
Und die
Versammlung giebt die höchste Macht
Thiers,
dem alten, kundigen Diplomaten,
Der
diesen Krieg verwarf von Anbeginn.
Er wird
auch jetzt ihr nur zum Frieden rathen –
So hat
es die Versammlung sich gedacht,
Und so
bezeugt sie ihren Friedenssinn.
Zweite
Verlängerung des Waffenstillstandes
Es
mehren sich des Friedens sichre Zeichen:
Der
Waffenstillstand ward zum zweiten Mal
Verlängert,
Frankreich traf bereits die wahl,
Und
alle Zweifel müssen nunmehr weichen.
Nur wenige
Tage werden noch verstreichen,
Vielleicht
nur eine kleine Stundenzahl,
Dann,
wie der Frühlingssonne milder Strahl,
Wird
uns des Friedens lichtes Wort erreichen.
O wär’s
ein ewiger Frühling, ewiger Frieden!
Wär’
endlich doch dem menschlichen Geschlecht
Ein
Leben ohne blutigen Kampf beschieden!
Wettstreitend
nur für Freiheit und für Recht,
Such
jedes Volk den höchsten, schönsten Ruhm
Im
Wirken für ein edles Menschenthum!
Ein
schönes Schauspiel! Dreißigtausend
Krieger
Sind
aufmarschirt, der Kaiser hält Revue
Bei
Longchamp, wo die Truppen in der Früh
Gesammelt
sich zum Einzugsmarsch als Sieger.
Die
Franken wurden durch den Krieg nicht klüger,
In
letzter Zeit noch renommirten sie,
Bezweifelten
der Deutschen Energie,
Als fürchteten
sie jetzt die Unterlieger.
Der
Kaiser reitet mit glanzvoller Suite
Die
Front entlang, daß seinen Gruß er biete –
Donnernd
ertönt das „Hurrah! durch die Reih’n.
Drauf
défilirt die Heerschaar in Parade
Und
rückt, begeistert in dem höchsten Grade,
Dann
zum Triumphzug nach Paris hinein.
Sie
kommen! Ja, die Deutschen kommen doch!
Mit
festem Schritt, in kriegerischer Pracht
Rückt
an die Heerschaar, wie zur ersten Schlacht
Beim
Kriegsbeginn, so stolz und stattlich noch.
Ihr
spracht zu uns von dem Caudinischen Joch
Und
habt an das Triumphthor nicht gedacht,
Durch
das jetzt zieht des Rheines tapfre Wacht,
Die
sich vor Eurem Prahlen nicht verkroch.
Geht,
geht und laßt das leere Demonstriren!
Ein
großes Volk muß seine Niederlagen
Mit
mehr Gelassenheit, mehr Würde tragen.
Mit
Euren Possen, Eurem kindischen Trachten
Könnt
deutschen Männern Ihr nicht imponiren –
Der
Deutsche wird Euch nur noch mehr verachten.
1.
Du
heiliges Wort – wie ist so süß dein Klang:
Der Frieden
ist zu uns zurückgekehrt!
Die
Waffen ruhn, und rosten kann das Schwert,
Das
schrecklich wüthete – so lang, so lang.
Das
deutsche Schwert, das uns den Sieg errang,
Das
jetzt den goldnen Frieden uns bescheert –
O,
haltet’s immer Eurer Liebe werth!
Jedoch
dem Frieden singt den frohsten Sang!
Dem
Frieden – diesem heiß erkämpften Frieden,
Der
endlich unserm Vaterland beschieden,
Wonach
sich stets das deutsche Herz gesehnt!
Dem
Frieden, der uns von der Schmach befreit,
Uns
bringt, indem er auf das Schwert sich lehnt,
Des
Volkes Einheit und Selbstherrlichkeit!
2.
Dem
Frieden, den der Kaiser uns versprochen,
Und der
mit diesem Friedensschluß beginnt,
Dem
Frieden, der nicht auf Erob’rung sinnt,
Mit dem
der Wohlfahrt Aera angebrochen!
Gelobt,
ihr höheren Kulturepochen,
In
denen edler Wettstreit sich entspinnt,
Und
fleißige Arbeit reiche Frucht gewinnt,
Kein
Herz von bloßem Kriegsruhm wird bestochen!
Zur
Heimath kehren, zum verlassnen Pflug
Und zu
der Werkstatt öd gewördnen Räumen
Zurück
des Volkes ruhmgekrönte Sieger.
Wie
tapfer sie gekämpft im Feld als Krieger –
Dem
Frieden doch ihr Herz entgegenschlug:
Sie
werden auch im Frieden nichts versäumen.
3.
Dem
Frieden, den der Kaiser zugesagt,
Der uns
bereiten soll der Freiheit Wege –
Ihm
gelten unsres Herzens freudige Schläge –
So sind
wir froh, wenn uns der Morgen tagt.
Und
wenn manch Herz noch nicht zu hoffen wagt,
So sei
dies Herz nur selber stets recht rege!
Die
Freiheit giebt der Zukunft ihr Gepräge,
Wenn nur
das Volk sie anstrebt unverzagt.
Ein
Kaiserwort! Ihr sollt daran nicht
rütteln!
Das
erste war’s, was er als Kaiser sprach –
Ruht da
die Freiheit nicht auf guten Titeln?
Und
sprech’s der Enkel nur den Ahnen nach:
„Wir
sind ein heldenmüthiges Geschlecht,
Wir
schirmen unsre Freiheit und das Recht!“
4.
Dem
Frieden laßt ertönen unsre Lieder,
Der
herrlich der Gesittung Reich erbaut,
Das
sich dem Geist der Neuzeit anvertraut
Und nie
verlebten Zeiten huldigt wieder!
Sind
nicht die Menschen alle, alle Brüder?
Sein
Ebenbild im Andern Jeder schaut –
Verkündet
sei es allen Völkern laut:
Wir
Alle sind der großen Menschheit Glieder!
Ihr sei
allein der Völker Kraft geweiht,
Und dem
Gesetze edler Menschlichkeit
Zu
folgen – sei der Völker höchster Ruhm!
Das Ziel
der Zukunft heißt – Hümanität!
Sie
richtet auf des Menschen Majestät,
Ein
höheres und schönres Menschenthum!
Wie oft
hat uns der Feld-Telegraphist
Aus
Feindeslande frohe Siegeskunde
Gesandt,
daß oft noch in derselben Stunde
Die
That bei uns bekannt geworden ist!
Wie oft
Ihr uns der bangen Angst entrißt!
Wie oft
die Botschaft, der mit offnem Munde
Wir
lauschten, schnell gemacht die Runde
Im
Volk! Nein, Niemand Euren Dienst
vergißt!
Auch
Euch ein Wort des Danks in meinem Liede,
Die Ihr
so oft mit Euren Telegrammen
Geweckt
in Allen der Begeistrung Flammen!
Doch so
habt Ihr noch niemals uns erfreut,
Als mit
dem einzigen Worte, daß ihr heut
Uns
schickt, als mit dem einen Worte:
Friede!
Und
Belfort nicht? erkauft mit soviel Blut,
Soll
dennoch es bei Deutschland nicht verbleiben?
Ihr
wollt die deutsche Großmuth so weit treiben
Und
Belfort lassen in des Feindes Hut?
Wird
nicht gar bald der fränkische Uebermuth,
Wenn
Ihr das Bollwerk nicht wollt einverleiben,
Auf
Rechnung nur der deutschen Kurzsicht schreiben,
Was
jetzt die Milde und die Nachsicht thut?
Doch
sei’s! Zumal, da wir dafür erhalten
Marie-aux-Chênes
und Vionville, die Stätten,
Die
heilig uns durch ihre Gräber sind.
Laßt
immerhin die deutsche Großmuth walten!
Wird
sie auch nicht die Franken an uns ketten –
Der
Edelmuth doch Freunde stets gewinnt.
Ein
Wort des Danks noch all den Samaritern,
Die
treu und mit Hingebung ohne Schwanken
Für die
Verwundeten und für die Kranken
Gesorgt,
den Leidenskelch versüßt, den bittern!
Die
auch der Anblick nicht von Knochensplittern
Und
strömendem Blut im Liebesdienst ließ wanken,
Und
die, wenn Krieger schwer getroffen sanken,
Sie
fort vom Schlachtfeld trugen ohne Zittern.
Dank
Euch! Ihr habt dem Vaterland erhalten
Durch
Eure Sorge manchen braven Sohn –
Sei
dies Bewußtsein Euch der schönste Lohn!
Und
wenn es nicht gelang, die Todeswunde
Zu
heilen, habt Ihr noch die Sterbestunde
Erleichtert
doch durch Euer freundliches Walten.
Frankreich
ist wieder sich zurückgegeben
Zum
großen Theil – die Deutschen ziehen ab.
Sie
lassen hinter sich ein weites Grab –
Wird
Frankreich aufersteh’n zu neuem Leben?
Wird es
zu neuer Größe sich erheben,
Wie oft
das Unglück neue Kraft schon gab?
Wird es
– ein Greis, gebückt auf seinen Stab –
Verzichten
auf ein jugendliches Streben?
Mir
scheint im Sinken Frankreich’s lichter Stern,
Es
siecht dahin an dem romanischen Wesen
Und
wird von diesem Siechthum nicht genesen.
Es hat
den eigenen Genuis nicht begriffen –
Die
Freiheit scheitert an dogmatischen Riffen –
Und die
moderne Bildung bleibt ihm fern.
Die
französische Presse nach dem Frieden
Sie
speien alle Feuer, Gift und Galle,
Schmähreden
häufend – die französischen Blätter,
Beschwören
wuthentbrannt die Rachegötter,
Des
Himmels Zorn – sie rasen alle, alle.
Doch
was erreicht Ihr mit der Worte Schwalle?
Der
Prahlhans fordert nur heraus die Spötter,
Das
bloße Schimpfen macht kein besser Wetter,
Erhebt
Euch nicht auf Eurem tiefen Falle.
Nicht
solches Toben, nicht solch eitles Rühmen –
Der
Ernst, die Ruhe würden besser ziemen
Der
Stimme eines großen Volks, der Presse.
Ihr
phantasirt! Ihr sprecht im hitzigen
Fieber:
Gluth
auf den Wangen jetzt – dann Todesblässe;
Doch –
hoffen wir, die Krisis geht vorüber!
Von
Neuem Sturm! Die nationalen Garden
In
Frankreich’s Hauptstadt wollen sich nicht fügen
Der
neuen Ordnung, finden Ihr Genügen
Nur in
den rothen Fahnen und Kokarden.
Schon
lechzen sie nach Blut, wie Leoparden,
Und
wenn der Zeiten Zeichen uns nicht trügen,
Dann
werden bald von wilden Bürgerkriegen
Zu
singen haben die französischen Barden.
Paris
ist in der Insurgenten Händen,
Die
Linie mit dem Volk fraternisirt,
Und
nach Versailles gefloh’n ist die Regierung.
Ein
Comité hat in Paris die Führung –
Das
proklamirt, befiehlt und dekretirt –
Wie
wird der Wirrwarr, wird das Chaos enden?
Heimkehr
des Kaisers
und
Eröffnung des deutschen Reichstages
Zurückgekehrt
in seine Kaiserstadt,
Vom
Volk begrüßt mit Jubel ohne End,
Tritt
Kaiser Wilhelm vor das Parlament,
Den
ersten Reichstag, mit des Oelzweigs Blatt.
Das
deutsche Volk sein Ziel errungen hat:
Geeint
und frei! Die alte Zwietracht trennt
Und
scheidet länger nicht, was deutsch sich nennt,
Kein
innrer Streit setzt unsre Kraft mehr matt.
Kein
Streit mehr? keiner? Doch was ist zu halten
Von
jenen Reihen finsterer Gestalten,
Die
düstern Blicks auf ihren Stühlen sitzen?
Schon
wieder seh’ ich’s wettern, seh’ ich’s blitzen.
Doch
keine Furcht! Wenn frei zu sein wir wagen;
Wird
auch den Vice-Gott Germania schlagen!
Gefürstet
ist der Graf, der Eisengraf.
Sein
fester Wille hat das Werk vollbracht;
Scharfblickend
hat er Jahre lang gewacht
Und
sich gekürzt so manche Stunde Schlaf.
Wohl
wahr! Die deutschen Heere führten brav
Und
tapfer aus, was Bismarck hat erdacht,
Und
Moltke war der Lenker in der Schlacht,
Und
günstig Anderes zusammentraf.
Doch
selbst die Gegner müssen Bismarck lassen
Den
Ruhm, daß er die deutsche Politik
Gelenkt
im großen Styl, mit sichrem Blick.
Thatkräftig,
kühn, verstand er, zu erfassen
Den
günstigen Moment. Des Kaisers Dank
Weckt
auch im Volke hellen Wiederklang.
Napoleon
verläßt die Wilhelmshöhe
Sanglos
und klanglos von der Wilhelmshöhe
Zieht
ab der Mann, der einst die Welt erschüttert,
Vor
dessen Wort Europa einst gezittert,
Dem er
viel Unheil hat gebracht und Wehe.
Geh!
Niemand hält Dich mehr. Geh! und
vergehe!
Gewaltig
hat die große Zeit gewittert,
Hat
Deine Macht, hat Deinen Thron zersplittert,
Geh hin
– zu der Genossin Deiner Ehe!
Gestürzte
Größen soll man nicht verhöhnen –
Jedoch
Du warst nicht edel, warst nicht groß,
Frei
wähltest Du des Abenteurers Loos.
Du hast
mit Blut gedüngt Dein Arbeitsfeld –
Und
keine Großthat da, um zu versöhnen
Mit
Deinem Abenteurerthum die Welt!
Das
Central-Komité und der Friedensvertrag
Wird in
Paris man auch den Frieden achten?
Wird
nicht der Leidenschaft gluthvolle Hitze
Auf’s
deutsche Heer entladen ihre Blitze
Und neu
die Kriegswuth zu entflammen trachten?
Nun,
wenn sie wieder auch den Krieg anfachten
Und
ihren Wahnsinn trieben auf die Spitze,
Noch
drohen ernst die preußischen Geschütze
Von St.
Denis, bereit zu neuen Schlachten.
Doch
die Pariser werden sich besinnen –
So
scheint es – und nichts Feindliches beginnen,
Heraus
nicht fordern unsre Heeresmacht.
Wohlweislich
hat das komité erklärt,
Daß
gegen Deutschland es nicht zückt das Schwert,
Allein
auf innere Reform bedacht.
Die
Herzen auf! Nun laßt uns Frieden
feiern –
Ein
allgemeines deutsches Siegesfest,
An
einem Tag in Süd, Ost, Nord und West,
In
Preußen, Sachsen, Schwaben und in Bayern!
Noch
immer trauten wir nicht recht den Geiern,
Die
sich auf uns gestürzt aus ihrem Nest,
Jetzt
schwand auch der Besorgniß letzter Rest –
Nun
Gruß und Dank den Vaterlandsbefreiern!
Ein
Dankfest unsern ruhmgekrönten Kriegern,
Ein
deutsches Friedensfest, geweiht den Siegern –
Jetzt
ist die rechte Feierstunde da!
Sie
gründeten in blutigem Kampf und Streit
Des
Deutschen Reiches neue Herrlichkeit –
Dank’
ihren Söhnen nun Germania!
Die
Ratifikationen ausgetauscht!
Des
Friedensschlusses letzter Akt erfüllt!
Vor uns
entrollte sich ein Schauerbild,
Wild
ist der Sturm an uns vorbeigerauscht.
Der
Hochmuth, der sich brüstet und sich bauscht,
Griff
zu dem Schwert, barbarisch, roh und wild,
Und
tiefer Fall hat sein Gelüst gestillt,
Weil
der Friedensstimme nicht gelauscht.
Heil
Dir, mein Volk! In neuen Friedensbahnen
Wirst
Du nun wandeln, und der Sieg der waffen
Wird
Dir ein neues, großes Leben schaffen!
Doch
was aus Frankreich wird – wer kann es ahnen?
Dort
gähnt der Abgrung – Alles stürzt zusammen –
Sobald
ersteht kein Phönix aus den Flammen.
Ein
Bild voll Grauen ging an uns vorüber:
Hin
sank in Trümmern das moderne Babel;
Die
alte Schuld: Kain erschlägt den Abel –
Der
Dichter schweigt von solchem Greuel lieber.
Mit
jedem Tage ward Dein Himmel trüber,
Du
stolzes Frankreich! Immer noch wie
Fabel
Erscheint
Drin Untergang, der formidabel
Wie
nie, bestraft das tolle Großsuchtsfieber.
Was für
ein Pfingsten! Wenn das „christlich“
heißt –
Dann
fort, dann fort mit diesem heiligen Geist!
Und
laßt uns endlich, endlich Menschen werden!
Nicht
mehr darf Dante in die Hölle steigen,
Um uns
das Teuflisch-Gräßliche zu zeigen –
Hier
ist die wahre Hölle schon auf Erden!
Bringt
schnell nun unsre Krieger uns nach Haus,
Ihr
Führer feuriger Lokomotiven!
Auch
Euch wird die Geschichte es verbriefen:
Ihr
hieltet wacker in dem Kriege aus!
Bestandet
Ihr auch keinen blutigen Strauß,
Zum
schwersten Dienst Euch Eure Pflichten riefen:
Wie oft
des Nachts, wenn längst die Andern schliefen,
Fuhrt
Ihr dahin, beherzt, im tollsten Saus!
Ihr
hattet keine Ruhe Tag und Nacht,
Kamt
tage- wochenlang nicht aus den Kleidern
Und
waret zugesellt den Hungerleidern.
Heertheile
habt Ihr an ihr Ziel gebracht,
Gefangene,
Verwundete und Kranke, -
Lohn
nun auch Euch das Volk mit seinem Danke!
1.
Es
kehrt zurück an seines Hauses Herd –
Der
Landwehrmann, den Hut mit Laub umschlungen,
Entgegen
kommt das liebe Weib gesprungen
Mit
ihrem Säugling, den sie gut genährt.
Nun
sind sie doppelt theuer ihm und werth:
Er hat
sein Glück mit seinem Blut errungen;
Der
Kampf war heiß – jedoch es ist gelungen,
Der
Feind zerschmettert durch das deutsche Schwert.
Wie hat
er jetzt das brave Weib geherzt
Und auf
dem Arm das liebe Kind geschaukelt!
Wie
hell und freudig seine Augen strahlen!
Die
Bilder süßen Glücks, die ihn umgaukelt,
Als
Pulverdampf ihm das Gesicht geschwärzt,
Sind
überboten jetzt von dem Realen.
2.
Sie
sieht mit Stolz die bärtigen Krieger kommen,
Sie
weiß es, auch der Bräutigam kommt mit.
Jetzt
nahen sie mit schnellem, festen Tritt –
erwartung,
Freude macht die Brust beklommen.
Da sind
sie! „Karl!“ Wie sie mit ihren frommen,
Jetzt
strahlenden Augen durch die Reihen glitt!
Drauf
wirft sie schnell, vortretend einen Schritt,
Den
Kranz ihm zu, den sie sich mitgenommen.
Dann
sah man eilig sie nach Hause geh’n.
Bald
kam er nach – das war ein Wiederseh’n!
Wo
findet da der Dichter Wort und Farbe?
Wie hat
er sie an seine Brust gedrückt –
Der
Heldenjüngling, mit dem Kreuz geschmückt!
Und sie
küßt auf der Wange ihm die Narbe.
3.
Die
arme Wittwe sah den Siegeszug;
Sie
blickt so ernst – jedoch kein Schmerzenslaut
Entringt
sich ihr, als sie die Krieger schaut,
Wie
schwer ihr in der Brust das Herz auch schlug.
Ihr
Robert kehrt nicht heim zu seinem Pflug,
Der
gute Sohn, der stets so lieb und traut,
Auf den
des Alters Hoffnung sie gebaut,
Der für
die Mutter soviel Sorge trug.
Bei
Weissenburg den Heldentod er fand.
Sie hat
schon viel und viel um ihn geweint,
Heut
weint sie nicht – er starb für’s Vaterland.
Heut
ist ja auch ein Ehrentag für ihn:
Die
Todten mit im Siegeszuge zieh’n –
Sie,
die ihr Leben ließen vor dem Feind.
Begrüßung
der zurückgekehrten Krieger
1.
Die
Trommel rief – da seid ihr fortgezogen;
Zu
schirmen galt’s das theure Vaterland –
Da
nahmt getrost die Waffen ihr zur Hand,
Vor
Kampflust höher Euch die Pulse flogen.
Und
bald umtobte Euch des Kampfes Wogen,
Wie
Meeresbrandung an dem Felsenstrand,
Und felsenfest
der deutsche Krieger stand –
Der
Feind hat seine Siege nur erlogen.
So hat
noch nie der Schlachtengott gewettert,
So
viele Helden sah noch nie der krieg,
Und
Größres hat noch keine Zeit erreicht.
In
Sturmeseil’ errangt Ihr Sieg um Sieg,
Der
stolze Feind vor Eurem Zorn erbleicht –
Von
Eurem wuchtigen Schwert liegt er zerschmettert.
2.
Heiß
war der Kampf, in Strömen floß das Blut,
wenn in
der Schlacht bei grausigem Donnerhallen
Und bei
der Gegner Aufeinanderprallen
Entfesselt
war des Krieges ganze wuth.
Ihr
Alle habt gekämpft mit hohem Muth,
Und
schwere Tage wurden Allen, Allen,
Und
mancher Bruder ist im Kampf gefallen,
Gefallen
für des Volkes höchstes Gut.
Euch
danken wir es, daß der heimische Herd
Von all
dem Unheil, das der Krieg gedroht,
Verschont
geblieben ist und unversehrt.
Euch
danken wir das neue Morgenroth
Des
deutschen Volkes, seine Einigkeit
Und die
da kommt – die große, herrliche Zeit!
3.
Zurückgekehrt
in Eurer Brüder Mitte,
Seid
nun von uns aufs Herzlichste gegrüßt!
Wenn
Liebe Eure Heimkehr Euch versüßt –
Hier
soll sie folgen Euch auf jedem Tritte!
Lebt
wieder nun mit uns nach heimischer Sitte!
Der
Krieg ist rauh und hart, ist wild und wüst,
Und hat
der Feind den Frevel auch gebüßt –
Schwer
wurden doch auch Euch gar viele Schritte.
Ruht
nun bei uns von Euren Mühen aus
Und
pflegt mit uns den schönen, goldenen Frieden,
Der
endlich wieder unserm Volk beschieden!
Zu Ende
ist der Krieg, der blutige Strauß,
Neu
wird die Friedensarbeit aufgenommen:
Seid,
Brüder, uns vieltausend Mal willkommen!
Dank den
in Frankreich
zurückbleibenden
Besatzungstruppen!
Ein
weitres Opfer wird von Euch verlangt,
Die Ihr
zurück in Frankreich bleiben müßt,
Damit
der Friede uns auch sicher ist –
Auch
dafür noch ein Dankeswort empfangt!
Wie mit
dem Schwert Ihr alle tapfer rangt;
Das deutsche
Vaterland Euch nie vergißt –
Und
auch des neuen Opfers Werth ermißt
Das
Volk, das Euch aus treuem Herzen dankt.
Ihr
seht den Jubel nicht im Vaterland,
Ihr
mußtet bei dem Siegeseinmarsch fehlen,
Zurückgehalten
von des Kriegers Pflicht.
Die
Kameraden werden jetzt erzählen
Von
ihren Thaten uns – Ihr könnt es nicht:
Wir
drücken in der Ferne Euch die Hand.
Des
Kaisers feierlicher Einzug in Berlin
Als
Triumphator zieht heut ein der Kaiser
Mit
seinem Heldenheer im Waffenglanz,
Jauchzend
vertheilt das Volk den Siegerkranz –
Kein
Mißlaut trübt das schöne Fest, kein leiser.
Prachtvoll
geschmückt die Straßen und die Häuser,
Besetzt
die via triumphalis ganz
Mit den
Geschützen, die, im Waffentanz
Genommen,
heut umwinden grüne Reiser.
Magst
immer stolz sein, kaiserlicher Held!
Kehrst
Du doch heim von einem Weltgerichte,
Wie
noch kein zweites sah die Weltgeschichte!
Magst
immer stolz sein, Volk! Du hast’s
errungen –
Hast
Dich durch Deine Thatkraft aufgeschwungen
Zum
mächtigsten, zum ersten Volk der Welt!
Graf v.
Moltke zum Feldmarschall ernannt
Heut
ist der Tag, wo Ehr’ und Lob gebührt
Dem
großen Manne, der gesorgt, gewacht,
Der all
die Kriegsideen ausgedacht,
Die uns
zum Siege, zum Triumph geführt.
Schöpfer
des Kriegsplans – ward sein Geist gespürt
Allüberall,
kam’s zur Entscheidungsschlacht,
Allmächtig
hat er unsre Kraft gemacht,
Indeß
des Gegners Macht er eingeschnürt.
Er
leuchtete in diesem Krieg – ein Stern,
So
strahlend hell, so schweigsam und so still,
Wie an
dem Himmelszelt die Sterne all.
Der
kriegsherr ihn besonders ehren will,
Ernennt
Graf Moltke zum Feldmarschall –
Und
gern vernimmt das Volk es, nah und fern.
1.
Die
Glocken läuten – hin zur Kirche eilen
Im
ganzen Lande fromme Beterschaaren.
Wer
schirmte uns vor all den Kriegsgefahren
Und
schützte uns vor unsres Gegners Pfeilen?
Sie
werden gleiche Antwort Dir ertheilen:
„Gott
war mit uns – und wenn wir siegreich waren:
Sein
war der Sieg – er trieb den Feind zu Paaren;
Drum
wollen heut in seinem Haus wir weilen.
Bringt
ihm den Dank, ihr schmetternden Posaunen,
Ihr
frommen Lieder und ihr Orgelklänge
Zum
großen allgemeinen Friedensfeste!“
Ich
bleibe fern dem kirchlichen Gepränge:
Mögt
Ihr den Sieg als Gottesthat anstaunen –
Das
Volk, so denk’ ich, that dabei das Beste.
2.
Drum
bring ich meinen Dank den Heldensöhnen
Des
Volkes, die für uns ihr Blut vergossen,
Euch,
die Ihr todesmuthig und entschlossen
Gewirkt
in all den Schlacht- und Kriegesscenen.
Wenn
jetzt des Friedens wir uns freu’n, des schönen,
Aus
Euren Thaten ist er uns entsprossen;
Drum
sollte heut der Dank der Volksgenossen
Auch
nur zu Eurem Lob und Ruhm ertönen!
Ganz
anders müßten diesen Tag wir feiern –
Ein
Fest, geweiht den Vaterlandsbefreiern,
Ein
Volksfest durch das ganze deutsche Land!
Nicht
kirchlich – nein! mit buntem Volksgewühl!
Und
stärken müßt’s des Volkes Selbstgefühl
Und
werden uns ein neues Einheitsband.
3.
Euch
unsern Dank, die Ihr jetzt, ruhmbedeckt,
An
Wunden reich und reich an Ehrenzeichen,
Nach so
viel Kriegesthaten ohne Gleichen
Heim
bringt die deutschen Fahnen unbefleckt!
Zu
Boden ist der mächtige Feind gestreckt,
Gefällt
von Euren derben, wuchtigen Streichen:
Er
brachte nie das deutsche Heer zum Weichen,
Hat
nicht erreicht, was frevelnd er bezweckt.
Vernichtet
nicht, gewachsen ist die Macht
Des
deutschen Volks und wohl für lange Zeit
Gesichert
seine Unabhängigkeit.
Ihr
habt’s gethan! Ihr habt das Werk
vollbracht!
Drum
richt’ ich meine Blicke nicht nach Oben –
Euch
will ich preisen, Euch nur will ich loben!
4.
Euch
und die Helden, die im Kampf gefallen!
Sie
seien nun und nie von uns vergessen!
Pflanzt
einen Hain von trauernden Cypressen,
Geweiht
den todten Helden – allen, allen!
Des
Volkes Kinder mögen dahin wallen,
Und
wenn sie dort gedankenvoll gesessen,
Die
große Zeit erwogen und ermessen –
Dann
soll das Lied: „die Wacht am Rhein“ erschallen!
Ihr
habt gewacht, Ihr habt mit Eurem Leben
erkauft
des Vaterlandes Heil und Glück –
Drum
soll das Volk Euch Dank und Ehre geben!
Und
gilt es, neue Siege zu erringen,
Gilt’s
wieder, hohe Thaten zu vollbringen –
So denk
das deutsche Volk an Euch zurück!
1.
Ein
Riesenkampf! Du hast ihn schön
vollendet,
Mein
Volk, hast glorreich Sieg um Sieg errungen,
Den
Feind gezüchtigt, der sein Schwert geschwungen
Hochmüthig
und vom Glanz des Ruhms geblendet.
Zum
Heil hat sich, was Unheil schien, gewendet,
Und
noch ist Dir viel Größeres gelungen:
Im
blutigen Kampf hast Du dich selbst bezwungen,
Durch
keine Unthat Deinen Sieg geschändet.
Groß,
edel, menschlich war die Kriegesleitung,
Streng,
wie der Krieg, doch roh nicht und brutal,
Bewundernswerth
des Heeres Disciplin.
Das
giebt dem Kampf die höhere Bedeutung:
Reich
nicht allein in seiner Streiter Zahl,
Reich
auch an Bildung unser Volk erschien.
2.
So hast
die höchste Stufe Du erklommen
Und
stehst nun da als erstes Volk der Welt;
Doch
wenn jetzt Selbstgefühl die Brust Dir schwellt,
So frag’
auch, was in Zukunft Dir wird frommen!
Hast Du
zur Höh den Adlerflug genommen –
Auf
hohe Warte bist Du auch gestellt
Und
hast von der Geschichte, als ihr Held,
Auch
eine hohe Mission bekommen.
Zertrümmert
sank dahin des Feindes Macht,
Und
wieder abwärts eine Stufe stieg
Das
weltbeherrschende Romanenthum.
Du
kamst empor – wohlan, mein Volk! so flieg
Nun
immer höher aufwärts! sei bedacht,
Zu
sichern Dir des höchsten Strebens Ruhm!
3.
Ja,
wandle kühn, entschlossen Deine Bahnen –
Dein
Ziel – Gesittung und Dein Weg – das Licht!
Die
Weltgeschichte ist das Weltgericht –
Sein
Urtheil sprach’s zu Gunsten der Germanen.
Der
Kraft, die einst gelebt in Deinen Ahnen,
Noch
heut die kriegerische That entspricht;
Doch
was die Väter einst vermocht noch nicht:
Heut
trägst Du auch voran des Geistes Fahnen.
Sei
denn bewußt der Menschheit Fahnenträger
Und
führe sie der Bildung Pfad hinan –
Nun
auch im Geisteskampf ein Held, ein Mann!
Sei
alles Guten, alles Edlen Pfleger!
Geachtet
sei, gepriesen, fern und nah,
Mein
theures Vaterland – Germania!