1835 – 1904
Seitdem sie das geliebte Weib
begraben,
Ist’s ein Gedanke, der da
immer wieder
Und wieder kommt: ob diese
schönen Glieder
Nun wirklich keinerlei
Empfindung haben.
Ob im Erlöschen aller unsrer
Gaben
Kein Funke von Bewußtsein mit
uns nieder
Zur Grube fährt, ob wir die
Trauerlieder
Nicht hören, Schollenfall und
Spatenschaben.
Sie sagen, daß Bewußtsein und
Bewegung
Notwendig füreinander zeugen
müßte.
Doch scheint nicht sicher dies
vor Widerlegung.
Das ist nicht tröstlich. Nein.
Wer aber wüßte
Zu melden, daß es je im armen
Leben
Für wahren Schmerz etwas wie
Trost gegeben!
1835 – 1904
Am Markt erstand ich eine von
den Föhren.
Die schmückt’ ich, wie’s der
Mutter sonst gelang,
Mit Lichtern, Aepfeln,
allerhand Behang
Und baute drum, was jedem soll
gehören.
Dann ließ ich laut wie sonst
die Klingel hören,
Und fröhlich stürmten sie den
Flur entlang.
Doch als die Lust am
allerlautsten klang,
Schlich ich hinaus, die Freude
nicht zu stören.
Die Arme hab’ ich um die
Marmorbrüste,
Die ihre schönen Züge trägt,
geklammert
Und leise weinend auf den
Stein gejammert.
Da fühlt’ ich, daß man meine
Kleider küßte.
Sechs Aermchen hielten
plötzlich mich umfangen.
Die Kinder waren’s, die mir
nachgegangen.