Hans Hopfen                         Grübelei

1835 – 1904

Seitdem sie das geliebte Weib begraben,

Ist’s ein Gedanke, der da immer wieder

Und wieder kommt: ob diese schönen Glieder

Nun wirklich keinerlei Empfindung haben.

 

Ob im Erlöschen aller unsrer Gaben

Kein Funke von Bewußtsein mit uns nieder

Zur Grube fährt, ob wir die Trauerlieder

Nicht hören, Schollenfall und Spatenschaben.

 

Sie sagen, daß Bewußtsein und Bewegung

Notwendig füreinander zeugen müßte.

Doch scheint nicht sicher dies vor Widerlegung.

 

Das ist nicht tröstlich. Nein. Wer aber wüßte

Zu melden, daß es je im armen Leben

Für wahren Schmerz etwas wie Trost gegeben!

 

 

 

 

 

Hans Hopfen                         Traurige Weihnachten

1835 – 1904

Am Markt erstand ich eine von den Föhren.

Die schmückt’ ich, wie’s der Mutter sonst gelang,

Mit Lichtern, Aepfeln, allerhand Behang

Und baute drum, was jedem soll gehören.

 

Dann ließ ich laut wie sonst die Klingel hören,

Und fröhlich stürmten sie den Flur entlang.

Doch als die Lust am allerlautsten klang,

Schlich ich hinaus, die Freude nicht zu stören.

 

Die Arme hab’ ich um die Marmorbrüste,

Die ihre schönen Züge trägt, geklammert

Und leise weinend auf den Stein gejammert.

 

Da fühlt’ ich, daß man meine Kleider küßte.

Sechs Aermchen hielten plötzlich mich umfangen.

Die Kinder waren’s, die mir nachgegangen.