Schmerzlich ist’s, wenn Stürme,
kalt und trocken,
Tödten, was der lange Fleiß
erziehlt,
Wenn im Mai ein Wirbel
niederwühlt,
Statt der Blüthen, Hagelsaat
und Flocken;
Schmerzlich, wenn bei
jugendlichen Locken,
Und bei Wangen, welche Zephyr
kühlt,
Einer Schönen kaltes Herz
nicht fühlt,
Und des Geistes edle Triebe
stocken;
Schmerzlich, wenn der schöne
Lenzbeginn
Unsers Erdenlebens ungenossen,
Seine Wonnen ungeschmeckt
verflossen: -
Aber tiefer wühlt der Schmerz
im Sinn,
Wenn ein Freund, mit Honig in
dem Munde,
Uns bereitet eine Todeswunde!
–
An
Daura
Bald verstummen auf dem
Maigefilde
Philomelens Lieder, süß und
hold,
Bald erfalbt der Sonne reines
Gold,
Und Gewölke trübt des Aethers
Milde;
Unmuth, und im düstern Blick
wie wilde
Seele zeugen, daß der Minne
Gold
Unsre Wünsche täuschet:
Schatten zollt
Uns die Hoffnung, und erstirbt
im Bilde;
Bald verlöscht des Auges
Feuergluth,
Auf den Wangen bleicht die
Rosenhülle
Von den Lippen fliehen Reiz
und Fülle;
Aber Eines trotzt des
Schicksals Wuth:
Sinn für Wahrheit,
Tugendhuldigungen,
In der Edlen Wechselband
geschlungen.
An Hrn. Rath Casparson
in Cassel
Lieblich tönen der Geweihten
Lieder,
Deren Sachläfe Efeu längst
umwand,
Denn im holden Fantasienland
Blüht den Sterblichen ein Eden
wieder; -
Wonnezähren fließen still
hernieder,
Wann ihr Genius mit Zauberhand
Unbelauscht den Weg zum Herzen
fand
Eines Jünglings, tugendwarm
und bieder;
Lieblicher, als
Abend-Purpurgluth,
Lockender, als zarter Hoffnung
Blüthe,
Ist der Liebe süße
Schmeichelgüte;
Labender, der Güter erstes
Gut,
Wenn das Herz, dem sich ein
Freund verkündet,
Unvermuthet den Erwählten
findet!
Wenn ein edler Freund in
goldnen Stunden
Der Entzückung in die Arme
sinkt,
Und in Zügen Seligkeiten
trinkt,
Dann ist meine Seele neu
entbunden;
Menschenfreuden hab’ ich oft
empfunden,
wenn verwandten Seelen Liebe
winkt,
Und ein Schein von froher
Hoffnung blinkt,
Der durch Wolken mühsam sich
gewunden;
Menschenfreude regt den Ton
der Leier,
Wenn ein seltner Geist sich
hoch erhebt,
Und verjährtem Wahne kühn
entschwebt;
Doch der Menschenfreude
höchste Feier
Klärt mein Auge, wenn in
Mitgefühl
Sich ergießt des Holden
Saitenspiel! –