1825 – 1898
Baut, junge Meister, bauet
hell und weit
Der Macht, dem Mut, der Tat,
der Gunst der Stunde,
Der Dinge wahr und tief
geschöpfter Kunde,
Dem ganzen Genienkreis der
neuen Zeit!
Des Lebens unerschöpften
Kräften weiht
Die freud’ge,
lichtdurchflutete Rotunde –
Baut auch die Krypte drunter,
wo das wunde
Gemüt sich flüchten darf in
Einsamkeit:
Vergeßt die Krypte nicht! Dort
soll sich neigen
Das heil’ge Haupt, das Dornen
scharf umwinden!
Ich glaube: Ein’ge werden
niedersteigen.
Dort unten werden ein’ge Trost
empfinden.
Wir mögen, wenn die Leiden uns
umnachten,
Nicht Glück noch Ruhm, nur
größern Schmerz betrachten.
1825 – 1898
Am Horizonte glomm des Abends
Feuer;
Ich stieg, indes die
Purpurglut verblich,
Zum Römerturm empor und lehnte
mich
Randüber auf das dunkelnde
Gemäuer –
Und sah, wie sich am Hange
scheu und scheuer
Die Beerenleserin
vorüberschlich.
Das arme Weibchen drückt’ und
duckte sich
Und schlug ein Kreuz: ihr war
es nicht geheuer ...
Mich flog ein Lächeln an. Im
Eppich neben
Der Brüstung flüstert’s:
„Freund, in deinem Leben
Ist auch ein Ort, wo die
Gespenster schweben!
Führt dich Erinnrung dem
zerstörten Ort
Vorbei, du huschest noch
geschwinder fort
Als das von Graun gepackte
Weibchen dort.“
1825 – 1898
Ein halbes Jährchen hab ich
nun geschwommen
Und noch behagt mir dieses kühle
Gleiten,
Der Arme lässig
Auseinanderbreiten –
Die Fastenspeise mag der Seele
frommen!
Halb schlummernd lieg ich
stundenlang, umglommen
Von Wetterleuchten, bis auf
allen Seiten
Sich Wogen türmen. Männlich
gilt’s zu streiten.
Ich freue mich. Stets bin ich
durchgekommen.
Was machte mich zum Fisch? Ein
Mißverständnis
Mit meinem Weib. Vermehrte
Menschenkenntnis.
Mein Wanderdrang und meine
Farbenlust.
Die Furcht verlernt’ ich über
Todestiefen,
Fast bis zum Frieren kühlt’
ich mir die Brust –
Ich bleib ein Fisch und meine
Haare triefen!
1825 – 1898
Ich sehe sie auf Sacchis süßem
Bilde
Beschreiten ihrer toten Brüder
Grüfte,
Gegürtet mit dem Knotenstrick
die Hüfte,
In weißen Kleidern, festlich,
göttlich milde –
Manch einer schleppte sich mit
Schwert und Schilde,
Gepanzert saust’ zu Roß er
durch die Lüfte,
Bevor er suchte die verlornen
Klüfte
Und weltentsagend trat in
diese Gilde.
Sie alle wollen hier in öder
Wildnis,
Vergessen ein verführerisches
Bildnis,
Sie alle wollen hier ein
Stündlein büßen,
Um mit den Reinen sich zu
begrüßen,
Sie alle wollen hier ein
Stündlein beten,
Bevor sie vor den strengen
Richter treten.