Karl von Münchhausen         Was ich möchte

 

Ruhm und Hoheit reizt der Menschen Herzen,

Die nach eiteln Dingen lüstern sind.

Aber beide sind wie Reif im Märzen,

Der beim nächsten Frühlingshauch zerrinnt.

 

Mancher wähnt beim Glanz von tausend Kerzen

Wunder, welch ein goldnes Werk er spinnt,

Sieht es aber oft mit bittern Schmerzen

Schon veralten, wann er kaum beginnt.

 

Darum magst du für die Spanne Leben,

Parze, mir nur einen Faden weben

Nicht von Ruhm und Hoheit, nicht von Gold.

 

Stilles Hüttchen unter jenen Reben,

Hätte das Verhängniß es gewollt,

Du wärst meiner Mühen bester Sold.

 

 

 

 

 

 

Karl von Münchhausen         Das höchste Schöne

                                                               An meine Heynona

 

Wonnig, wonnig ist es anzuschauen,

Wann die Welt mit jungem Grün sich schmückt,

Und vom Blumenteppich frischer Auen

Lieb’ und Leben uns entgegen blickt;

 

Wann die Drosseln ihre Nester bauen,

Wann das Täubchen seinen Tauber pickt,

Und der Jüngling in der Dämmrung Grauen

Glühender sein Liebchen nun umstrickt.

 

Aber, ach! der Schönheit reinste Strahlen,

Die sich aus der Götter besserm Land

Ungetrübt auf diese erde stahlen,

 

Leuchten um der Mutter Liebespfand,

Sieht man sie mit heiligem Entzücken

An die segenvolle Brust es drücken!