1597 – 1639
So
willst du dennoch jetzt aus meinen Händen scheiden,
Du
kleines Buch, und auch mit andern sein veracht?
Gewiß,
du weißest nicht, wie höhnisch man jetzt lacht,
Wie
schwerlich sei der Welt Spitzfindigkeit zu meiden.
Es muß
ein jeglich Ding der Menschen Urteil leiden,
Und ob
es tauglich sei, steht nicht in seiner Macht;
Der
meiste Teil ist doch auf Schmähen nur bedacht
Und
denkt, was er nicht kann, dasselbe muß er neiden.
Noch
dennoch (daß du nicht so oft und viel von mir
Aufs
neue dulden dürfst, daß ich dich nehme für)
Muß ich
dir loszusein und auszugehn erläuben.
So
ziehe nun nur hin, weil’s ja dir so gefällt,
Und
nimm dein Urteil an, zieh hin, zieh in die Welt,
Du
hättest aber wohl zu Hause können bleiben.
1597 – 1639
Weil mein
Verhängnis will und läßt mir nicht das Glücke,
bei
dir, mein Augentrost, zu leben nur allein,
so
gibet zwar mein Sinn sich mit Geduld darein,
doch
sehnt und wünschet er auch stündlich sich zurücke.
Es ist
ja lauter nichts, wo diese schönen Blicke,
dies
Licht, das mich verblendt, des güldnen Haares Schein,
das
mein Gemüte bindt, dies Lachen nicht kann sein,
der
Mund und alles das, womit ich mich erquicke.
Die
Sonne macht mich kalt, der Tag verfinstert mich;
ich geh
und weiß nicht, wie, ich geh und suche dich,
wohin
du nie gedenkst. – Was macht mein treues Lieben?
Ich seh
und finde nichts. Der Mangel deiner Zier
hat
alles weggeraubt. – Zwei Dinge sind noch hier:
Das
Elend nur und ich, der ich darein vertrieben.
1597 – 1639
Du güldne
Freiheit du, mein Wünschen und Begehren:
Wie wohl doch wäre mir im Fall ich jederzeit.
Mein selber möchte sein, und wäre ganz befreit,
Der Liebe die noch nie sich wollen von mir kehren.
Wiewohl ich öfter mich bedacht bin zu erwehren.
Doch lieb' ich gleichwohl nicht, so bin ich wie ein Scheit,
Ein Stock, und rauhes Blei. Die freie Dienstbarkeit,
Die sichere Gefahr, das tröstliche Beschweren
Ermuntert meinen Geist, daß er sich höher schwingt,
Als wo der Pöbel kreucht und durch die Wolken dringt,
Geflügelt mit Vernunft und mutigen Gedanken.
Drum geh' es wie es will, und muß ich gleich davon,
So überschreit' ich doch des Lebens enge Schranken;
Der Name der mir folgt ist meiner Sorgen Lohn.
1597 – 1639
Ich gleiche nicht
mit dir des weißen Mondes Licht:
Der Monde fällt und steigt; du bleibst in einem Scheine:
Ja nicht die Sonne selbst: die Sonn' ist ganz gemeine,
Gemein' auch ist ihr Glanz; du bist gemeine nicht.
Du zwingst durch Zucht den Neid, wie sehr er auf dich sticht.
Ich mag kein Heuchler sein, der bei mir selbst verneine,
Das was ich jetzt gesagt: es gleichet sich dir keine,
Du bist dir ähnlich selbst; ein ander Bild gebricht,
Das dir dich zeigen kann; du bist dein eigen Glücke,
Dein eigenes Gestirn, der Schönheit Meisterstücke.
Du hättest sollen sein wie noch die Tugend war,
Geehret als ein Gott, in der Welt ersten Jugend.
So währe wohl gewiß gewesen deine Tugend,
Die Kirch' und Opferung, der Weihrauch und Altar.
1597 – 1639
Ich will dies
halbe Mich, was wir den Körper nennen,
Dies mein geringstes Teil, verzehren durch die Glut.
Will wie Alkmenen Sohn mit unverwandtem Mut
Hier diese meine Last, den schnöden Leib ,verbrennen,
Den Himmel auf zu gehn: mein Geist beginnt zu rennen,
Auf etwas bessers zu. Dies Fleisch, die Handvoll Blut,
Muß ausgetauschet sein für ein viel besser Gut,
Daß sterbliche Vernunft und Fleisch und Blut nicht kennen.
Mein Licht entzünde mich mit deiner Augen Brunst,
Auf daß ich dieser Haut, des finstern Leibes Dunst,
Des Kerkers voller Wust und Grauen, werd entnommen,
Und ledig, frei und los der Schwachheit
abgetan,
Weit über alle Luft und Himmel fliegen kann,
Die Schönheit anzusehn von der die deine kommen.
1597 – 1639
Au weh! Ich bin
in tausend, tausend Schmerzen
Und tausend noch! die Seufzer sind umsonst
Herauf geholt; kein Anschlag, List noch Kunst
Verfängt bei ihr. wie wann im kühlen Märzen,
Der Schnee zugeht durch Kraft der Himmel-Kerzen,
Und netzt das Feld; so feuchtet meine Brunst
Der Zehren Bach, die noch die minste Gunst
Nicht ausgebracht. Mein' Augen sind dem Herzen
Ein schädlich’s Gift: das Denken an mein Licht
Macht daß ich irr' und weiß mich selber nicht,
Macht daß ich bin, gleich einem bloßen Scheine,
Daß kein Gelenk und Gliedmaß, weder Kraft
Noch Stärke hat, die andern keinen Saft
Noch Blut nicht mehr, kein Mark nicht die Gebeine.
1597 – 1639
Über den Ort / da sie ihren
Adonis zum ersten umfangen.
Ihr schönen
Wasserbäch', ihr Ufer an den Flüssen,
Da sich des Himmels Luft erzeigt sehr hell und klar,
und fast an euch erschöpft die Gaben ganz und gar,
Die andre Örter sonst sehr sparsamlich genießen.
Wann dieses mein Sonett, so wohl sich könnte schließen,
Als es von Herzen geht, so macht' ich offenbar
Durch diese Reime euch und eurer Gaben Schar;
Man sollte weit und breit hiervon zu reden wissen.
Nun aber mein Verstand des Ruhmes hohe Zinnen,
Und euer rechtes Lob nicht wird ersteigen können,
So weichet und erliegt der viel zu enge Sinn.
Die Hand ist viel zu schwach, die Zunge steht gebunden;
Doch hab' ich große Freud' und Lust bei euch empfunden,
Für die will ich hernach euch rühmen, weil ich bin.
1597 – 1639
Du schöne Tyndaris, wer findet
deines gleichen,
Und wollt' er hin und her das ganze Land durchziehn?
Dein' Augen trutzen wohl den edelsten Rubin,
Und vor den Lippen muß ein Türkis auch verbleichen.
Die Zähne kann kein Gold an hoher Farb' erreichen,
Der Mund ist Himmelweit, der Hals sticht Atstein hin:
Wo ich mein Urteil nur zu fällen würdig bin;
Alecto wird dir selbst des Haares halben weichen.
Der Venus Ehemann geht so gerade nicht,
Und auch der Venus Sohn hat kein so scharf Gesicht.
In summa, nichts mag dir verglichen werden können:
Weil man dann denen auch, die uns gleich, nicht sind wohl,
Geht es schon sauer ein, doch gutes gönnen soll,
So wünsch' ich daß mein Feind dich möge lieb gewinnen.
1597 – 1639
Einer Jungfrauen Klage über nahendes
Alter.
Ach wo ist nun die Zeit, in der
man pflog zu gleichen,
Der Rosen schöner Zier mein' edele Gestalt?
Ja freilich bin ich so, nun ich bin grau und alt.
Eh' als der Sonnen Glanz die Rose kann erreichen
So muß sie durch die Luft der Nacht zuvor verbleichen,
Und hat nur von dem Tau ein wenig Unterhalt:
So netzen mich jetzt auch die Tränen mannigfalt
Weil ich die junge Zeit nun habe lassen schleichen.
Geht dann der Morgen an, so wird die Rose rot;
Ich werde Schamrot, auch gedenk ich an die Not.
Doch hab ich diesen Trost daß gleich wie von den Winden
Die Rose wann der Tag sich neigt, wird abgemeit,
So werd' auch ich, weil nun mein Abend nicht ist weit,
Kann ja es hier nicht sein, doch Ruh' im Grabe finden.
1597 – 1639
An die Bienen
Ihr Honigvögelein, die ihr von
den Violen
Und Rosen abgemeyt den wundersüßen Saft,
Die ihr dem grünen Klee entzogen seine Krafft,
Die ihr das schöne Feld so oft und viel bestohlen.
Ihr Feldeinwohnerin’, was wollet ihr
doch holen,
Daß so euch noch zur Zeit hat wenig Nutz geschafft,
Weil ihr mit Dienstbarkeit des Menschen seid behaft,
Und ihnen mehrenteils den Honig mußtet zollen?
Kommt, kommt zu meinem Lieb' auf ihren Rosenmund,
Der mir mein krankes Herz hat inniglich verwundt,
Da sollt ihr Himmelspreis' auch überflüssig brechen:
Wann aber jemand sie will setzen in Gefahr
Und ihr ein Leid antun, dem sollst du starke Schar
Für Honig Galle sein und ihn zu Tode stechen.
1597 – 1639
Weiß, ist gantz keusche
Reinigkeit,
Leibfarbe, weh vnd Schmertzen
leiden,
Meergrüne, von einander
scheiden.
Schwartz, ist Betrübnuß, Angst
vnd Leid,
Roth, innigliche Liebesbrunst,
Vnd Himmelblo, sehr hohe
sinnen,
Bleich Leichfarb, argen Wohn
gewinnen,
Gelb, end vnd außgang aller
Gunst,
Haarfarbe, deutet vff Gedult,
Bleich Aschenfarben, heimlich
Huldt.
Braun, aller Liebe gantz
vergessen,
Grün, Hoffnung; Vnd weil
jetzund ich,
Gebrauche dieser Farbe mich,
Ist wol mein Zustand
zuermessen.
1597 – 1639
DIß
wunderliche Werck / das Gott hat auffgericht /
Die Erde / Lufft / vnd See / des
Himmels hohe Thronen /
Das alles / was man kan / vnd auch
nicht kan bewohnen/
Hett es kein / oder auch zwo Sonnen /
stünd es nicht.
Ich arm betrübtes Thier muß zweyer
Sonnen liecht
Vertragen / die mir arg für meine
Liebe lohnen /
Ja die bey Tag vnd Nacht auch meiner
nicht verschonen /
Doch ärger ist die Pein / wann mir der
Glantz gebricht /
Was wunder ist es dann / daß jhr mich
sehet sterben
Mehr als zehn tausentmal / eh' kaum
hingeht ein Tag ?
Vnd jmmer widerumb belebt zur newen
Plag?
Ist sie mir allzunah / muß ich durch
sie verderben:
Ist sie denn gantz hinweg / so hab ich
lauter Nacht /
Doch wehl' ich mir den Todt / den mir
die Hitze macht.
1597 – 1639
WAnn
ich mit frieden kan in deinen Armen liegen /
So hab' ich schon genung: mehr ehre
wüntsch' ich nicht
Auff dieser weiten Welt/ als dir/ mein
Trost vnd Liecht/
In deiner weissen Schoß zu ruhen nach
genügen.
Diß ist mein bester zweck: es mag ein
andrer kriegen
Dem Mars im Hertzen steckt das aus jhm
selber bricht /
Nach Helm' vnd Waffen greifft/ den
kühnen Feind bespricht
Vnd wanckt nicht vmb ein Haar/ wil
sterben oder siegen.
So wilde bin ich nicht: Dorinde/ wann
du dich
Vmb meine Schuldern wirffst das ist
ein krieg für mich;
Hiervon soll meinen Sinn kein Ruhm vnd
Gut bewegen.
Das Glücke deiner Gunst hat bey mir
grössern schein
Als etwan Cesar selbst vnd Alexander
seyn/
Vnd diese gantze Welt zun Füssen
können legen.
1597 – 1639
WEr
solte dieses wol in sein Gemüthe bringen /
Daß vnder weiß vnd schwartz verborgen
solche Freudt?
Daß nur ein einig Brieff nemm' alle
Traurigkeit?
Kan auch der Augen lust so weit ins
Hertze dringen?
Ich weiß die Sinne fast nicht höher
mehr zuschwingen /
Vnd habe wol mit fleiß gelesen
jederzeit /
Was von der Liebe nur gefunden weit
vnd breit /
Es hat mich aber nichts vermocht so
sehr zuzwingen /
Der Grich Anacreon / der Sappho schön
Gedicht /
Vnd auch Ovidius sind jhm zugleichen
nicht /
Der künstlich Amadis ist nie so hoch
gegangen.
Glückseelig ist die Hand / die diesen
Brieff gemacht /
Glückseelig ich die Dint vnd auch die
Feder acht /
Und mehr glückseelig mich / der ich
jhn hab empfangen.
1597 – 1639
Was
will ich über Busch, was will ich über sand,
Was
will ich über See und durch die wüsten Wellen
In
eine fremde Welt, den Perlen nachzustellen,
Es
sei ans Rote Meer, es sei ins Mohrenland:
Mein
Lieb hat doch allein (ach! daß ich sie erkannt!)
Die
Perlen, die so schön, als jemals funden waren,
Als
irgend jemand auch von denen, welche fahren
Ins
Reich Arabien und ganz Ägypten, fand.
Sie
trägt in dem Gesicht zwei Edelasteriten,
Die
Lippen sind Korall, die Wangen sind Rubin,
Die
zarten Brüste sind von schönen Chrysolithen.
O
wäre nicht Demant ihr Herz und harter Sinn!
Gewinn
ich diesen Schatz, weg aller Überfluß:
Was
soll mir Gut und Geld, so ich ihr darben muß!
1597 – 1639
Ein ieder spricht zu mier, dein
Lieb ist nicht dergleichen,
wie du sie zwar beschreibst:
ich weiß es warlich nicht,
ich bin fast nicht mehr klug;
der scharfen sinne licht
vermag kaum mehr, was weis und
schwartz ist, zu erreichen.
Der so im lieben noch was weis
heraus zu streichen
durch urteil und verstand, und
kennt auch was gebricht,
der liebet noch nicht recht (wo
wahr ist, was man spricht,)
So hatt der, welcher liebt, der
sinnen gar kein zeichen
und ist ein lauter kind. Wer
schönheit wählen kann,
und redet nicht davon, der ist
ein weiser mann.
Ich weis nicht wie ich doch von
dieser tohrheit kose,
und was die süße sucht noch
endlich aus mier macht.
Mein wissen ist dahin, der tag,
der ist mier nacht,
vnd eine distel blüht ist eine
schöne rose.
1597 – 1639 Jungfraw Annen Rosinn Hochzeit
Der sehr gewünschte Lentz die
kalte Lufft verdringet,
Die gantze Welt zeigt an ein
newes grünes Kleyd,
Der zarten Blumen glantz Hertz,
Muth vnd Sinn erfrewt,
Das Vieh geht wider auß, der
Vögel schar sich schwinget.
Die Venus selber auch mit jhren
Nymphen singet,
Daß jhre Stimm im Waldt
erschallet weit vnd breit,
Auch jhr, Herr Breutigam,
beqvemet euch der Zeit,
Vnd vnsrem Schlesien ein edle
Rose bringet,
Mißgönn vns, Görlitz, doch nit
diese deine Zierdt,
Bey vns wirdt gleich so wol
sehr trächtig Land gespürt.
Vielleichte wirst du noch ins
künfftig selber sagen:
Daß so ein junger Baum wird
anderwerts verführt,
Viel eh’, als wo er stund zu
erste, Frucht gebiert,
wen diese Rose wird viel schöne
Rosen tragen.
1597 – 1639
Die Jahre pflegen zwar ihr
rechtes Ziel zu finden,
Vnd werden fortgeführt als eine
schnelle Flut,
Die ehe fleucht als kömpt: der
Menschen rawer Muth
Wird, ist und bleibt versockt
in mehr als tausendt Sünden.
Der Geist will öffters zwar
sich etwas vnterwinden,
Dem Himmel zu zugehn; doch was
er macht vnd thut
Ist schwach, vnd wird gehemmt
durch vnser Fleisch vnnd Blut.
Der Geist von obern her muß
einig vns entzünden
Mit seiner starcken Brunst, muß
dämpffen vnsern Wahn
Der keine Frömmigkeit vnd
Tugend fassen kan.
O Gott, nim mit der Zeit deß
alten Jahres hin.
Mein’ alte große Schuld; gib
daß ich Rew vnd Schmertzen
Hierüber tragen mag, vnd
schicke meinem Hertzen
Mit diesem newen Jahr’ auch
einen newen Sinn.
1597 – 1639
Auf alle meine Not, auf so viel
Angst und Klagen,
Auf Seufzen, Ach und Weh, auf
höchste Traurigkeit,
Auf das, wodurch mein Herz
empfand sein tiefes Leid,
Wird doch mein Lieb bewegt, mir
eins nicht abzuschlagen.
Ich mag gewißlich wohl von
gutem Glücke sagen;
Sie kam ja endlich noch, die
sehr gewünschte Zeit,
Und hat mir Herz und Sinn durch
einen Kuß erfreut;
Ich habe diese Gunst doch
endlich weggetragen.
Der Tau, der süße Tau, der auf
den Lippen schwebt,
Der Mark und Bein erquickt,
dadurch mein Geist noch lebt,
Kann alle meine Furcht und
Trauren von mir scheiden.
Ihr Götter, die ihr schaut hier
zu uns Menschen her,
Kehrt ja mir diese Freud und
Trost in kein Beschwer,
Der Kuß ist wohl verkauft um
solche Not und Leiden.
1597 – 1639
An die Augen seiner Jungfrauen.
Fast aus dem Holländischen.
Leitsternen meines Haupts, und
meiner jungen Zeit,
Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben:
Ihr Augen, wann ich euch so freundlich sehe schweben,
So bin ich als entzückt und kenne gar kein Leid.
Dann ihr beschließt in euch ein' hohe Lieblichkeit
Und lieblich' Hoheit; Ihr, Ihr könnt alleine geben
Genüge, rechte Lust: wonach wir Männer streben,
Das habt ihr, O mein Licht, vor allem weit und breit.
Natura selber liegt im Dunkeln fast begraben,
Und mangelt ihres Lichts, von wegen ihrer Gaben,
Die ganz versammelt sind in solcher engen Statt,
Doch ist sie Enge nicht, und kann sich weit ergießen,
Ja wäre groß genug fast alles einzuschließen,
Weil sich mein' arme Seel' in ihr verirret hat.
1597 – 1639
Vom Wolfesbrunnen bei
Heidelberg
Du edler Brunnen
du, mit Ruh und Lust umgeben,
Mit Bergen hier und da als einer Burg umringt,
Prinz aller schönen Quell', aus welchem Wasser dringt
Anmutiger denn Milch, und köstlicher denn Reben,
Da unsers Landes Kron' und Häupt mit seinem Leben
Der werten Nymph' oft selbst die lange Zeit verbringt,
Da das Geflügel ihr zu Ehren lieblich singt,
Da nur Ergötzlichkeit und keusche Wollust schweben,
Vergeblich bist du nicht in dieses grüne Tal,
Beschlossen von Gebirg' und Klippen überall:
Die künstliche Natur' hat darum dich umfangen.
Mit Felsen und Gebüsch', auf daß man wissen soll,
Daß alle Fröhlichkeit sei Müh' und Arbeit voll,
Und daß auch nichts so schön, es sei, schwer zu erlangen.
1597 – 1639
Prinz aller hohen Thürn', als jemals
wird beschauen
Der Sonnen klarer Glanz, und vor beschauet hat;
Wie recht, weil Straßburg ist dergleichen schöne Stadt,
Hat man dich nur in sie alleine müssen bauen.
Du rechtes Wunderwerk bist
zierlich zwar gehauen
Doch noch bei weitem nicht zu gleichen in der Tat
Der feinen Polizei, dem weisen Recht' und Rat'
Und großer Höflichkeit der Männer und der Frauen.
Welch' über deine Spitz' an
Lobe zu erhöhen:
Kein Ort wird irgend je gefunden weit und breit
Der ihnen gleichen mag an Güt' und Freundlichkeit.
Wie wohl gibt die Natur hiermit
uns zu verstehen,
Daß, wann die Bäue gleich mehr steinern sind als Stein,
Der Menschen Herzen doch nicht sollen steinern sein.