Johann Plavius                        Tadele nicht alles

(auch Plauen)

17tes Jahrhundert

Du tadelst alle Ding’ und suchst dich zu beweien,

Mit deiner Klügelei. Dir ist nichts gut genug

Und wär es noch so gut; und wer ist wohl so klug,

Der deinen großen Witz nicht billig müßte preisen?

 

Denn was das rote Gold ist gegen rostig’ Eisen,

Das ist dein weises Hirn für Anderen mit Fug.

Du triffst die Sache wohl, du weisest den Betrug,

Dein junger Frühlingsbart ist weiser als die greisen.

 

Dir gelten alle nichts; ihr Witz kann nicht bestehn,

Sie möchten noch zu dir wohl in die schule gehn;

Sie geben groß Ding’ vor, und ist doch nichts zur Sachen.

 

Du solltest, wolltest du, mit deiner Klügelei

Bereden männiglich, daß Kühmist Butter sei.

Du schellenweiser Mensch! Was soll man aus dir machen?

 

 

 

 

 

 

 

 

Johann Plavius                        Deut’ alles zum besten

(auch Plauen)

17tes Jahrhundert                                Ach lieber mensch, wer ist, dem nicht zu zeiten

Ein böses wort ohn seinen danck entfährt?

Wer hört so wol, daß er sich nicht verhört?

Wer strauchelt nicht? wem kan der fuß nicht gleiten?

 

Es redt sich viel. Man muss nicht alles streiten.

Der hat Verstand, vnd der ist wolgelehrt,

Der alle ding’ auf’s beste lenckt vnd kehrt.

Man sol nicht bald’ ein ding so übel deuten.

 

Wer in der welt vnd vnter frembden leuten

Fort kommen wil, der mag sich vorbereiten,

Damit ihn nicht ein jedes wort beschweert.

 

Er trifft esnicht. Drümb irren die bey weiten,

Die umb ein wort bald für den richter schreiten.

Ein sanfter geist wird nicht so bald verseert.

 

 

Johann Plavius                        Auf herrn Jsaac Spierings Hochzeit

(auch Plauen)

17tes Jahrhundert

Wie nun / herr bräutigam / seyd jhr Catholisch worden /
Jn dem's nu wieder göst? das hoffen wir ja nicht
Weil auch Religion vns jederzeit verpflichtt.

Seyd jhr denn noch / wie vor / wie kommt jhr denn in'n orden


Der sichern bilgramschafft / die sich für keinem morden
Jn jhrer andacht förchtt? Jst denn ewr weg gericht
Dahin / wo Hymens=volck mit Venus sich bespricht /
Wie suchet jhr denn nun jhr Cypern hier im Norden?


Jhr findet / was jhr sucht / jhr suchet / was jhr findet /
Ewr Cypern ist alhier: der göttin / die jhr ehrt /
Gefällt ewr' andacht wol: Ewr bitten ist erhört


Drümb opffert ewr gelübd'. Jhr süsses volck das windet
Von grünem myrten=kraut euch einen schönen krantz
Vnd jhrer nymphen chor hegt einen frewden=tantz.

 

 

 

 

Johann Plavius                        Jn eines mahlers konst

(auch Plauen)

17tes Jahrhundert

Konst ohne geld vnd gonst ist donst vnd mag nicht gelten /
Wo sie jhr geld nicht gilt / vnd wo jhr gonst gebricht
Jst alle müh' vmbsonst vnd vbel angerichtt.
Denn ohne gonst vnd geld wird dieser zeit gar selten


Was könstliches gedichtt. Wer fluchen wil vnd schelten /
Wenn geld zu geben ist / der komme hieher nicht.
Denn / solchen ist die konst auch nicht vmb geld verpflicht /
Wiewol sie sonst mit lust dient in des geldes zelten.


Wer nun aus freyen muth' vnd liebe zu der konst /
(Welch' ohne geld nichts ist als wind vnd lauter donst)
Jhm etwas zu der lust wil könstlich lassen mahlen /


Der sey auff geld bedacht / so spürt man / dass die gonst
Die er zu könsten trägt / mit nichte sey vmbsonst
Die losung' hier ist geld, man muss hier redlich zahlen.