1774 – 1845
Im Ernste, wie? du könntest mich
beneiden
Um ein Talent, wie du es gütigst
nennst?
Du denkst von deinem Werte so bescheiden:
Sieh nur, wie du dich selbst und
mich verkennst!
Ein wahr Gefühl in wahren
Ausdruck kleiden,
Daß Füll und Tiefe sich im Maß
begrenzt –
Bist du’s nicht selbst, die du
mir stets zu beiden
Gehalt und Form aus deiner Anmut
gönnst?
Und bin ich beneidenswert zu
nennen –
Denn Glückliche macht erst der
Neider kund –,
So muß ich doppelt mich dafür
bekennen:
Denn doppelt glücklich macht
mich heut dein Mund;
so wie du selbst mich findest zu
beneiden,
Muß jeder mich noch um den Neid
beneiden.
1774 – 1845
Wie man das Glück, das Einzige,
erjage,
Ist aller Menschen sinnen und
Beginnen;
Doch wird ein Jeder anders sich
besinnen,
Was Glück denn sei, gilt’s
Antwort auf die Frage.
Und Einer denkt sich endlos goldne
Tage,
Ein Andrer Ehr’ und Geld und Gut
gewinnen;
Der Vollgenuß im Taflen und im
Minnen,
Dem schon genügt Erlaß von Not
und Plage.
Ich denke doch das Wahre zu
entdecken:
Denn schon des Volkes Stimme
meint in Glücklich
So etwas wie von Frieden und Zufrieden.
Da haben wir’s! Befriedigung
ausdrücklich
Der Wünsche, darin ist das Glück
beschieden! –
Ja ja, Befried’gung wie von Zaun
und Hecken!
1774 – 1845
Der Tanz beginnt! In feierlicher Weise
Wallt Paar und Paar sich schlängelnd auf und nieder,
Zur Kette dann entfalten sich die Glieder,
Erwartend stehn sie da im weiten Kreise.
Da reißen sich schwingend, wie Gland’rer auf Eise,
Los einzelne Tänzer und wirbeln hinwieder
Geraubte Schönen und stellen sie wieder;
Stets andre verfolgen die ledigen Gleise.
Und rauschender diese und andere leise
Sich wieder ins Ganze des Kreises verweben,
Durch alle erneut sich dieselbige Reise;
Bis endlich entzündet sich alle erheben –
Umschlungne Hälften mit den Hälften schweben,
Der ganze Kreis sich dreht im eignen Kreise.
1774 – 1845
Ein guter Wirt muß fein zu Rate halten,
Den halben Nagel, selbst die tote Kohle;
Zum Dünger taugt noch die zerriss’ne Sohle,
Der Abgang, so das Ganze zu erhalten.
So sehn wir auch die Weltwirtschaft verwalten:
Des Einen Sturz wirkt zu des Andern Wohle;
So geht’s von einem zu dem andern Pole,
Die Industrie des Herrn weiß zu gestalten.
Drum bleibe man in seinem tun und Dichten
Um Endbestimmung ohne Frag’ und Sorgen,
Wohin man geht, woher man ist und kam:
Bilanz des Ganzen bleibt uns doch verborgen,
Das weiß der Herr schon nützlich einzurichten,
Und auch ein Lump, er taugt in seinem Kram.
1774 – 1845
Herz ist das Allerliebste was wir kennen:
Herz ist der liebe Quell von Lieb und Leben;
Von Herzen nur läßt sich das Liebste geben
Und Herz allein kann Liebe nur erkennen.
Lieb ist des Herzens inniglich Entbrennen,
Von Herzen kommt, zu Herzen geht ihr Streben,
Das Herz des Herzens ist der Liebe Leben;
Dem Herzen – welch ein Schmerz! dies Herz zu trennen!
Herzlieb ist alles was ins Herz geschrieben:
Herzlieb sind Gott und Gatte, Ahn und Kind,
Herzlieb der Liebe stillgehegte Schmerzen.
Herzlieb ist auch noch ein besondres Kind,
Die alle wir so recht von Herzen lieben,
und einer auch – wär’ ich’s! darf sie liebherzen.