Karin Rohner                             Amselfelder

© bei der Autorin

Hab keinen Dunst, wess' Lied ich singen sollte.
Wahrscheinlich bin ich einfach zu bequem.
In jeder Anfangsnote lauert ein Problem:
Es kommt kein Ton, selbst wenn ich es gern wollte.

Die stete Stotterei ist wenig angenehm.
Das klingt, als ob ich mit dem Schicksal grollte?
Ich weiß nur, dass ich lieber weiter schmollte,
Als rumzufeilen an 'nem Love-Poem.

Heut bleib ich stumm in Herbsteslaune sitzen.
Die Amsel badet stündlich - und im Glas
Seh ich die Tropfen ihrer Federpflege blitzen.

Sie wäscht sich gründlich und wird niemals nass.
Die Sonne dringt mir durch die Augenritzen -
Ich blinzle träge und denk: Ha, du machst mir Spaß!

 

 

 

 

Karin Rohner                             Kitschige Lieder zur Laute

© bei der Autorin

Kitschige Lieder zur Laute,
die möcht ich dir heute singen.
Das heißt nicht, dass ich mich nicht traute,
dir kunstvolle Verse zu bringen.

Ich habe nur grad eine Flaute;
und statt mich in Stummheit zu wringen,
(ein Zustand, vor dem mir stets graute),
lass ich meine Herzklappen schwingen.

Du meinst nun, ich sollt lieber schweigen,
statt bratschige Töne zu geigen?
Das geht nicht. Ich find keine Ruh!

Ich stehe hier fröstelnd im Regen,
fließ tränend dem Winter entgegen -
durchweicht sind mir Füße und Schuh.

 

 

 

 

Karin Rohner                             Sonette nach aufgegebenem Endreim

© bei der Autorin                                   

(Aufgabe von Friedrich Kieteubl)

 

Frühstücksreim

 

Wie, schnappen sollt ich flugs
Den hingeworfnen Köder?
Das klingt für mich noch schnöder
Als bloßer Alltagsjux.

Zum Teufel mit der Krux!
Ja, geht es denn noch öder?
Die Kehle wird zwar spröder - -
Na, gib schon her! Ich schlucks!

Und nennt ihr mich auch rüde -
Ich bin nun mal verbohrt.
Und dabei hundemüde...

Mir wurd das Hirn verschmort.
Und nicht nur als Etüde!
Mein Darm ists, der rumort...

 

 

(Aufgabe von Ulrich Reinhardt)

 

Helferlein

Wie liebe ich die Schmerzensreichen,
die ständig jammern und voll Hast
die Menschen nerven. Ihre Last
beschwert den Erdball ohnegleichen.

Sie schleichen ran, dein Herz zu weichen -
und ehe du den Sinn erfasst,
kleben sie fest - und ohne Rast
gehn sie so über zwei, drei Leichen.

Ich schreck sie ab, indem droh:
"Hau ab! Sonst gibts ein bös Erwachen!
Ich bin nicht mutig, aber roh!"

Und wenn sie dann ganz höllisch lachen:
"Mein Helferlein, du machst mich froh!" -
ruf ich: "Was machste nur für Sachen...."

 

 

(Aufgabe von Oswald Köberl)

 

Siehste, da haste den Salat!
Es hilft auch nicht, den Mund zu spülen.
Das Müsli kam nicht aus den Mühlen -
Es war ein Bayer-Konzentrat.

Und wenn der nächste Frühling naht,
Kannst du die offnen Wunden kühlen.
Du wirst in grauer Asche wühlen
Und findest nie dein Planquadrat.

Naht dann das Ende deiner Reise,
Von Profis laienhaft bestaunt,
Bist du der einzige, der weise

Herumhüpft, scheinbar gutgelaunt.
Du lobst die Köstlichkeit der Speisen,
Obwohl die Welt dagegen raunt.

 

 

(Aufgabe von ZaunköniG)

 

Weißer Tee

 

Wenn ich des morgens blinzle durch mein Feinhaarsieb,
seh hinterm Nordlicht ich, gleich links der Leoniden,
den alten Wassermann in Perseus Bannkreis sieden -
und Schlangenträger bilden singende Equipe.

Am Hinterdeck läuft der versternte Mondabtrieb,
gebratne Fische atmen süßen Abendfrieden.
Wer bläst da Alphorn auf den blanken Danaiden?
Ein jeder Ton haut drauf, als wärs ein Einhornhieb.

Klingt es berechnend, wenn ich raune, ja, ich liebe ihn,
den Eridanus, dass er grünen Tee mir koche?
Seht, nicht nur Kaffeetrinker haben einen Spleen!

Wenn ich die Welt so durch mein Plastikteesieb loche,
ist jeder neue Tag verklärt - doch da er nur geliehn,
starte ich morgen früh die Weiße-Tee-Epoche.

 

 

 

 

 

(Aufgabe von Alexander Bahrt)

 

Herzsonett

Wenn tief im Herzen dir die Verse keimen,
und dir der Sinn steht nach den schönen, alten
Sonetten, wirft dein Kleinhirn Falten -
und du versinkst in einem Wust aus Reimen.

Mich wirst du nicht mit deinen hehren Worten leimen.
Du solltest dich viel lieber an die Weisheit halten,
dass auch Gefühle unter stetem Druck erkalten -
und meistens enden sie in Wolkenkuckucksheimen.

Drum streu nicht länger weißen Sand mir in die Augen!
Sonst muss ich dir ein wenig Valium spritzen.
Statt mich an deinen Lippen festzusaugen,

bleib ich ganz ruhig hier am Rechner sitzen.
Weil deine Schwüre nur für ein-zwei Stunden taugen,
bringt mich dein Herzsonett auch nicht ins Schwitzen

 

 

 

(Aufgabe von Oswald Köberl)

 

Wieso was Kluges ? - Narretei!

Da lob ich mir die Tage der Zypressen,
an denen auch dem Unsinn manche Birne reift,
weil Rheinwein ihm den Kummer von der Stirne pfeift.
Da wird so mancher Kalauer gefressen.

Was kümmert uns die Narretei, indessen
hab ich dich mit dem letzten Reimball eingeseift,
und während lauter Frohsinn durch das Rheintal pfeift,
träumst du von einem Wagen voll Hostessen.

Solch Narrentreiben weckt den letzten Tattergreis.
Er greift zu Chaplins Stöckchen und Zylinder
und macht den Narrenweibern echt die Hölle heiß.

An Karneval sind alle wie die Kinder -
doch Aschermittwoch aschen sie die Seele weiß.
Sag, ist das denn im Sinne der Erfinder?

 

 

 

 

 

 

 

 

                                           Frau Lyriks Klage

                                                         Tenzone: Karin Rohner vs. Friedrich Kieteubl

 

 

                                                                            Wie schade

 

Wie gern würd ich mal kokettieren
mit dir, doch öde Surferei
durchs träge Forenallerlei
lässt nicht viel Raum fürs Fabulieren.

Dabei möcht ich dich schlicht verführen.
Doch du schleichst um den heißen Brei,
hältst mein Benimm für Hexerei.
Mir scheint, du würdest dich genieren!

Im freien Fall der Reimerei,
gezügeltem Versonettieren
hängt keine Zukunft für uns zwei.

Verliebt und sprachlos zu flanieren
durch Spaß und Jux und Dollerei-
das wird uns beiden nie passieren!

 

                                                          K. R

 

 

wie leise

 

im versewiderhall verlieren
sich laute tief im konterfei
textabstinenter dichtbastei
dort wehen sie als klangbildschlieren

auf weißen mauern affichieren
sie bö für bö im takt und frei
dem eingeweihten zweierlei
im schwarz das weiß zu inhalieren

es endlich wieder loszulassen
fällt manchem schwer der fall ins leise
reanimiert jedoch im fassen

an keinen ort gebunden weise
gefühl dein trachten enge gassen
erwarten dich auf deiner reise

 

                                                          F. K.

 

 

frau lyrik lächelt

frau lyrik lächelt nur verschmitzt
o mann du bist mir höchst suspekt
du glaubst es sei ein intellekt
der mit dir auf dem sofa sitzt

dabei bin ich nur ein objekt
solid aus birkenholz geschnitzt
und obendrein bin ich gewitzt
ich weiß schon was dahinter steckt

erspar mir dieses wortkonfekt
will keinen der mein herz stibitzt
und hinterher von dannen flitzt

bei mir da bist du angeeckt
ich liebe männer imperfekt
betrachte dich als abgeblitzt

 

                                                          K. R.

 

 

herrn lyriks galeere

ein greller blitz durchzuckt die fülle
stürzt sie kopfüber ins hochtiefe
graviert verzichtet auf serife
auf ligatur verweißt idylle

aus dunklen lettern tropft die tülle
nur kurz die stille dann als liefe
ein elefantenheer motive
zermalmend hinterher sibylle

sie schweigt verloren scheinen wissen
auch unbefangenheit nur leere
erfüllt als blauer duft umrissen

die abgrundtiefen bildermeere
ungreifbar rauschen sie und hissen
im blau darüber weiße schwere.

 

                                                          F. K.

 

 

frau lyriks nachen

 

nicht blau noch weiß verbunden leere

das walnussschiffchen südwärts treibt

am besanmast kein segel reibt

im ballasttank gedanken schwere

 

gott neptun scheint noch unbeweibt

denn schräg von backbord heuern heere

von nixen an erträumen meere

die keiner dir ins logbuch schreibt

 

und aus dem dunkelsten der seen

steigt plauen wie von geisterhand

legt sich aufs dorngerüst der schlehen

 

auroras morgen goldgewand

die kerze zittert unter wehen

betritt der neue tag den strand

 

                                                          K. R.

 

 

 

 

 

 

 

 

Karin Rohner                             Aachener Printen

© bei der Autorin                                    weihnachtliche Spätlese


In meinen Gliedern steckt der Frost,
die Nasenlöcher tropfen,
da hilft kein Wattepfropfen,
und auch kein heißer Apfelmost!

Hörst du den Regen triefen?
Beharrlich pfeift der Wind von Ost,
auf dass ich innen nicht verrost,
muss ich mal tüchtig schniefen.

Zwar spür ich meine Zunge kaum,
doch kurz vorm Zäpfchen, hoch am Gaum',
weht noch Geschmacksempfindungsflaum,

und es erwacht diskret die Gier
auf Aach'ner Lebenselixier.
O Printe, das verdank ich dir!