Prinz Emil von                           Der Markusdom

Schönaich-Carolath

1852  - 1908                                                

Der Markusdom, der bunte, klangumtönte,
Hat seine Pforten gähnend aufgeschlagen,
Am Hochaltar, wo Priester Kerzen tragen,
Thront stolz der Doge, der vom Volk gekrönte.

Es lehnt an ihm in mädchenhaftem Zagen
Sein junges Weib, das holde, glückverschönte.
Ein Page, der an Schleppendienst gewöhnte,
Kniet stumm dabei in Puffenwams und Kragen.

Der Weihrauch dampft, zu Ende geht die Messe,
Es blickt verklärt die schöne Dogaresse ...
Doch sehen könnt ihr, wenn ihr näher tretet,

Daß tief im Samt, dem dunkelvioletten,
Des Pagen Hand und ihre sich verketten –
Der alte Doge kniet im Stuhl und betet.

 

 

 

 

 

Prinz Emil von                           Stierkampf

Schönaich-Carolath

1852  - 1908                                                 Es drängt das Volk an der Barrera Reifen,

Ein braver Stier ward heut zum Kampf gesendet;

Seht, wie er rast, von Staub und Wut geblendet,

Röchelnd und wild, bedeckt mit Blut und Schleifen!

 

Das brechend Auge läßt im Kreise schweifen

Ein Picator, vom Horne umgewendet,

Acht Pferde liegen aufgeschlitzt, verendet –

Ein Toben ist’s, ein Stampfen und ein Pfeifen.

 

Das Händchen ballt, das blasse und nervöse,

Die Marquesita – doch schon naht der Rächer,

Mit Schwert und Capa tritt er aus dem Tore.

 

Und toller, brausender wird das Getöse;

Sie lacht vor Glück – Armbänder, Blumen, Fächer

Wirft an den Kopf sie dem Toreadore.

 

 

 

Prinz Emil von                          Allerseelen

Schönaich-Carolath

1852  - 1908                                                  Ein zarter Duft von letzten gelben Rosen

Zieht durch den Park. Des Herbsttags leiser Flimmer

Umspinnt das Haus; vor deinem Gartenzimmer,

Im Sonnengolde, starren Skabiosen.

 

Käm’ jener Duft aus deinem blonden, losen

Geliebten Haar, stieg’ deines Lachens Schimmer

Mit süßem Laut noch einmal, wie einst immer,

Aus Gartentiefen, dunklen, regungslosen.

 

Dürft’ ich noch einmal jenem Goldklang lauschen,

Kämst du zurück, gleich Kindern, wegesmüden,

Die weit gewandert in die Sonntagsferne –

 

Es war ein Traum. Die Kirchhofslinden rauschen

Auf deinem Grab; du weilst im ew’gen Süden,

Und über mir stehn groß der Sehnsucht Sterne.