1833 – 1906
Oft ist es mir, als säh ich
niedergleiten
Die Schleier still und leise
von den Dingen,
Mein Auge kann das weite All
durchdringen
Und blickt zurück zum Urquell
aller Zeiten.
Ich sehe, wie die Fäden sich
bereiten,
Wie sie sich knüpfen, kreuzen
und verschlingen –
Und so die Tage immer näher
bringen,
Die zu den unsren ernst
herüberleiten.
Dann fühl ich mit dem Fernsten
mich verwoben
Und in mir leben jedes
Einzelleben,
Das hier geatmet und geblickt
nach oben.
Mein eignes Ich, mit
tiefgeheimem Beben,
Seh ich zur Welt erweitert und
erhoben –
Und mit ihr, wie ein Traum, in
Nichts verschweben.
1833 – 1906
Ein Labyrinth mit hold
verschlungnen Gängen
Hat den Gedanken traumhaft
sich erschlossen:
Er tritt hinein – und wird
sogleich umflossen
Von Glanz und Duft und
zauberischen KIängen.
Hier locken Blumen, die auf
Wiesenhängen
Des Pflückers harren,
leuchtend aufgeschossen;
Dort wollen Zweige, goldschwer
übergossen,
Fast in den Pfad dem Wandelnden
sich drängen.
Der aber, wird so mancher
Wunsch ihm rege,
Pflückt eine Frucht nur mit
zufriedner Miene,
Doch manche Blüte, die er
trifft am Wege.
Und nun – ob er gefangen auch
erschiene
Schon in des Vierreims
duftigem Gehege -:
Geleitet ihn ins Freie die
Terzine.
1833 – 1906
Wie lieb ich es, an
Sonntagnachmittagen
Allein zu sitzen im vertrauten
Zimmer;
Durchs Fenster bricht der
Sonne heller Schimmer,
Das Buch vergoldend, das ich
aufgeschlagen.
Die Straßen leer. Es rollen
keine Wagen,
Des Marktes Lärm verstummt,
als wär’s auf immer,
Und all des Sonntagsstaates
bunter Flimmer,
Er ward hinaus in Wald und
Flur getragen.
Verlassen fühlt sich, wer
zurückgeblieben,
Und manches schöne Auge blickt
verdrossen,
Und manche Wünsche unerfüllt
zerstieben.
Es ruht das Leben wie in sich
zerflossen;
Doch still erfüllt sich auch
geheimes Lieben,
Und einsam wird des Geistes
Glück genossen.