Johann Heinrich Voss An Goethe
1751 – 1826
Auch du, der, sinnreich durch
Athene's Schenkung,
Sein Flügelroß, wanns unfügsam sich bäumet,
Und Funken schnaubt, mit Kunst und Milde zäumet,
Zum Hemmen niemals, nur zu freyer Lenkung:
Du hast, nicht abhold
künstelnder Beschränkung,
Zwey Vierling' und zwey Dreyling' uns gereimet?
Wiewohl man hier Kernholz verhaut, hier leimet,
Den geist mit Stümmlung lähmend, und Verrenkung?
Laß, Freund, die Unform alter
Truvaduren,
Die einst vor Barbarn, halb galant, halb mystisch,
Ableierten ihr klingelndes Sonetto;
Und lächle mit, wo äffische
Naturen
Mit rohem Sang' und Klingklang' afterchristisch,
Als Lumpenpilgrim, wallen nach Loretto.
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