Wenn einer Reime wetzt

(Cameleons tzt-Allergie gewidmet)

Ein Dichter, der an seinem Schreibtisch sitzt
und sich gedankenschwer die Glatze kratzt,
spürt, daß die Muse unverständlich schwatzt,
weshalb er erst einmal den Bleistift spitzt.

Dann steckt er ihn in seinen Mund und schmatzt
und kaut. Ganz warm wird ihm, o ja, er schwitzt,
weil sich sein Kreislauf mehr und mehr erhitzt:
Die dichterische Ader schwillt und platzt!

Wie wird mir? denkt der Dichter ganz verdutzt,
und er beginnt zu schreiben wie gehetzt –
den Augenblick läßt er nicht ungenutzt.

Ein wahres Meisterwerk! seufzt er zuletzt,
indes voll Rührung er die Brille putzt
und eine Träne ihm das Auge netzt ...

 

                                                          Oswald Köberl

 

 

 

 

 

Da nistet sich was ein, er grinst verschmitzt;
Ein Knatter-Knüttel-Satz, der kratzt und ketzt,
ein Frickel-Fitzel-Vers, der furchtbar fetzt,
ein klitzekleiner (Krimskrams), doch gewitzt.

Don sucht sich seine -itzt und -atzt und -ötzt,
da schredderts und da wird gehotzenplotzt,
doch wohlgesetzt, nicht einfach hingerotzt,
bis sich der ärgste Neider dran ergötzt.

Nur seine Muse, fraulich hoch geschlitzt,
die unbemerkt in seiner Nähe sitzt,
fragt angewidert, was das alles nützt.

Der Platz von -utzt und -ätzt ganz vollgepfützt,
die Abendgarderobe vollgespritzt,
als ob die Kruste ihre Haltung stützt.

 

                                                                             ZaunköniG