Ihr sangt, man reicht’ in
goldenen Pokalen
Euch für das Lied den Trank
der süßen Labe,
Ihr priest das Haus, wo
solches kleine Gabe,
Dann hochbeglückt, weil’s
solchen Dank könnt’ zahlen.
Mit goldner Kette läßt sich
nicht bezahlen
Die hohe Gunst, daß man am
Lied sich labe,
Drum weih’ ich hier, das Beste
was ich habe,
Den ersten Trunk, euch, süße
Provenzalen.
Ist ganz nun was ihr sangt,
verhallt, verklungen? –
Der liebe Glück sucht Töne,
weilt nicht länger
Wie sie; die fröhl’ge Kunst
ist auch verschwunden.
In’s Heiligthum der Poesie
gedrungen,
Dies waret ihr,
erfindungsreiche Sänger,
Euch waren Kunst und Leben
stets verbunden.
im
Piemonteschen
Andächtig sich und einsam zu
erbauen,
Und fern von dem Geräusch der
Welt geschieden
Und von dem Laster, das da
lebt hienieden
Mit denen, die auf Christum
nicht vertrauen;
Zum klaren blauen Himmel stets
zu schauen,
Der gnädiglich den süßen,
stillen Frieden
Den reuigen und büßenden
beschieden,
So thaten dich andächt’ge
Christen bauen.
Dort über alle Eitelkeit
erhaben,
Dem Sitze nah, wo Gottes
Mächte thronen,
Möcht’ ich mich an des Himmels
milde laben;
Auf jedem Felsen, wie die
Adler nisten,
In jenem schönen Kloster
möcht’ ich wohnen:
O großer, reiner Sinn der
frommen Christen!
Oft wenn ich Winter floh, hold
wieder lachte
Natur, die süße Freude zu
versöhnen,
Bey mir als Knaben unter
Nordens Söhnen
Unnennbar eine Sehnsucht da
erwachte.
Als später ich’s verstand und
klarer dachte,
Nährt’ ich mich mit des Südens
vollen Tönen,
Bis endlich zu dem Lande alles
Schönen
Mich die Erfüllung heißer
Wünsche brachte.
Und wenn ich nun des holden
Glücks mich freue,
Dem köstlichen Momente
hingegeben
Hinblickte auf des Meeres ferne
Bläue,
Dann fühl’ ich, wenn sich
heftiger erheben
In mir die Wünsche wieder und
auf’s neue,
Nur eine ew’ge Sehnsucht ist
das Leben.
Nach heitrer Meeresstille,
klaren Tagen,
Wie sich erzürnte Stürme rings
erhoben,
Begann die See, so lächelnd
erst, zu toben,
Und an die Ufer schäumend wild
zu schlagen.
Den kleinen Nachen sah ich
kühn sich wagen
Hinaus, tief unten bald, bald
wieder oben,
Deß auf den Wogen, trotzend
ihrem Toben,
Das große Meerschiff ward
dahin getragen.
Da sah ich Menschen viel am
Ufer stehen,
Sie schienen unverwandt auf’s
Meer zu starren;
Dies Wunder glaubt’ ich
ständen sie zu sehen.
Ich irrte, denn sie sahn nicht
auf dies Wunder,
Sie suchten – dies war ihrer
Blicke harren –
Nur Holz, des Meeres Auswurf,
armen Plunder.
In schöner Stund’ auf
herrlichem Balcone
Stand über mächt’gem Rhein ich
hoch erhaben
Den Becher in der Hand, um
mich zu laben,
Dem Bachus gleich, dem
froh’sten Göttersohne.
Geleert warf ich ihn hin von meinem
Throne,
- Der Freunde Namen waren
drauf gegraben, -
Die schöne Fluth, sonst dürft’
ihn niemand haben;
„Dem Zecher dort am Meer,
sprach ich, zum Hohne!“
Ich schmähte dich, verzeih
mir’s, alter Zecher,
Ich, der so oft dein süßes
Loos beweine,
Seh’ ich den goldnen Becher in
der Fluth.
in mir des Lebens Gluth, den
vollen becher
In meiner Hand, zum erstenmal
am Rheine, -
Gewiß, o du verzeihst den
Uebermuth.
Den hohen Sieg dem Herren zu
ersiegen,
Wirst du von deiner Heerde
weggenommen,
Und mußt dahin aus stillen
Thälern kommen,
Wo hoch im Winde Gottes Fahnen
fliegen.
Du eilst als Heldin fort von
Sieg zu Siegen,
Und dämpfst des Krieges Wuth,
die wild entglommen,
Bis endlich zu dem Sitze aller
Frommen
Ein hart Geschick dich ruft
nach blut’gen Kriegen.
Zum Feuertod die Feinde dich
verdammen,
Befriedigung der Rache zu
gewähren,
In Asche sinkt die schöne
Sonne nieder.
Das reine Gold bewährt sich in
den Flammen,
Sie können nur was sterblich
ist verzehren,
Unsterbliches kehrt hell und
klarer wieder
Der Schwan, gewahrt er traurig
bange,
Wie schon des Todes Stachel
ihn verwunde,
Wie nie er mehr vom Todes
Schmerz gesunde,
Singt er am öden Strand’ im
schönsten Klange.
Wie nach dem Leben sehnlich
ihm verlange,
Dies klagt er weinend in der
Abschiedsstunde,
Sein Lied steigt aus des
Herzens tiefem Grunde,
Sein traur’ges Ende feyert er
im Gesange.
So, meine Herrin, wollt’ auch
ich verschönen
Die Stund’, in der mein Glück
ich hin sah scheiden,
Und daß nicht frohe Hoffnung
mehr mir bliebe;
In süßen Harmonien, in zarten
Tönen,
Verschmäht von Euch, sang ich
in meinen Leiden
Von Eurer falschen Treu’ und
meiner Liebe.
Wie sich im schönsten Schmuck
die Rose füllet,
So blüht Virginia in der
Schönheit Prangen,
Doch sagt’s die keusche Röthe
ihrer Wangen,
Die reinste Unschuld liegt
hier süß verhüllet.
Unreine Gluth den Appius
erfüllet,
Ihn hält im Netz des Lasters List
gefangen;
Er brüllet laut in gierigem
Verlangen,
So wie der Tieger nach der
Beute brüllet.
Da sieht der Tochter
gräßliches Verderben
Der Vater, und es fühlt der
große Krieger,
Der Tod kann einzig Rettung
ihr erwerben.
Weg, blut’ger Dolch, du
wehmuthvoller Sieger!
Die Keuschheit lebt, muß
gleich die Schönheit sterben;
Entrissen ist die Beute so dem
Tieger.
Frech ras’t die Tyranney und
reißt zusammen
Das Heiligste, wagt schamlos selbst
zu schänden
Die Keuschheit, und es stirbt
von eignen Händen
Lukretia der Raub unkeuscher
Flammen.
Den Brutus muß die That zur
Wuth entflammen,
Mit einem Schlag das Unheil
abzuwenden,
Doch muß das hohe Werk ganz zu
vollenden,
O Schmerz! die eignen Söhne er
verdammen.
Der Freiheit Sohn,
bejammernswerther Vater,
Allein, zum Heil der
Menschheit auserlesen,
Bist du des Staats erhabener
Berather.
Des reinen Glückes
blutbespritzter Bothe
Ist für die Zukunft deine That
gewesen,
Rom’s Freyheit flieg im schönsten
Morgenrothe.
Cäsar steht herrlich da, von
allen Großen
Der erste, sich und andre groß
zu machen;
Doch Herrschsucht, Tyranney in
ihm erwachten,
Er will die heil’ge Freyheit
ganz verstoßen.
Da siehst du Brutus klein mit
Recht den Großen,
Das Vaterland in des
Verderbens Rachen;
Das muß in dir des Zornes
Gluth anfachen,
Den Dolch der Rache ihm ins
Herz zu stoßen.
Also mußt du den eignen Freund
ermorden;
Und aus der That, die du
vollbracht mit Beben,
Ist für die Zukunft wenig Heil
geworden.
Allein der Tugend eiserne
Gebote
Hast du vollführt, dein Ruhm
wird ewig leben,
Rom’s Freyheit sank im
schönsten Abendrothe.
So oft ich seh’ am fernen Meer
den Schimmer,
Der durch die dunkle Nacht so
freundlich helle
Zu mir herüberstrahlt aus
stiller Zelle,
Werf’ auch am Meer ich weinend
hin mich immer.
Da seh’ ich’s wieder, und
sonst kein Geflimmer
Von holden Sternen, auch des
Mondes Helle
Nicht leuchtet auf der
dunkelblauen Welle;
„Leander, denk ich, ha du
kühner Schwimmer!“
O dürft’ ich doch wie du mein
Glück erringen!
O wäre mild doch die nur, die
ich liebe,
Und dürft’ ich durch die
Fluthen zu ihr dringen;
Gern wollt’ ich, wenn der
Morgen mich vertriebe
Aus ihrem Arm, auf’s neu’ vom
Ufer springen
Wie du, ins Meer, ins tiefe
Grab der Liebe.