1642 – 1708
... Jetzo sind nur die Sonnette noch übrig, welche so wohl wegen der vielfältig-wiederhohlten Reime, als auch wegen der Kürtze, welche bloß vierzehn Zeilen erfordert, ziemlich Nachdencken von nöthen haben. Wie aber die Reime sollen beschaffen seyn, kan man aus dem Exempel am besten abnehmen.
Auff die letzte babe ich drey
Reime wiederholet, wie es die Frantzosen und Italiäner machen, und sind
dergleichen Num. IX. XVIII. Will einer mehr Freyheit haben, so mache er es wie
Num. XLV. XCVI. XCVIII. Und ist in der Disposition dahin zu sehen, daß in den
ersten acht Zeilen der Vorsatz oder Protatis, in den letzten sechsen Apodosis
oder der Nachsatz begriffen sey.
Es dürffen aber nicht allezeit
Alexandrinische Verse seyn: Sondern weil ein Sonnet à sonando genennet wird,
indem die vielen Reime den Klang vermehren; So ist es genung an den Reimen, und
mögen sonst die Verse so wohl Trochaisch als Dactylisch seyn. Folgende Art ist
nicht uneben.
Sonsten hat Herr Harsdörffer
eine Art, da vierzehn Reime auff einander folgen: Doch sie läst sich in wenig
Wörtern practiciren. Diese Manier ist etwas leichter.
Nunmehr studirt man nicht. Nun geht in wenig Tagen,
Der
Welt-beruffne Marckt in Leipzig wieder an:
Man
sieht schon hie und da die fremden Kaufmanns-Wagen,
Die
führen manches Guth und manchen Handels-Mann.
Wer
nun die Sachen nicht wil in der Zeit erfragen,
Der
setzt das gute Glück und seinen Nutz hindan.
Doch
wer sein Vortheil wil zur rechten Stund erjegen
Derselbe
mache sich mit andern auff die Bahn,
Die
Messe wird ihm auch das kleinste nicht versagen;
Er bringe
nur baar Geld. Hier ist der freye Plan,
Da
niemand weichen darff, da jeder sein Behagen
Nach
aller HertzensLust und Hoffnung finden kan.
Doch
welcher alles Geld denckt wieder heim zu tragen
Der
bleibe nur davon, so hat er wohl gethan.
Wiewohl solche Gattungen
gehören mehr vor obscura Schulfüchsige Ingenia, als daß man rechtschaffene
Gemüther damit belästigen solte.