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Sir Samuel Ferguson: Paul Veronese III
#1
Irland 
Sir Samuel Ferguson
1810 - 1886 Irland

Paul Veronese

III


They err who say this long-withdrawing line
Of palace-fronts Palladian, this brocade
From looms of Genoa, this gold-inlaid
Resplendent plate of Milan, that combine
To spread soft lustre through the grand design,
Show but in fond factitious masquerade
The actual feast by leper Simon made
For that great Guest, of old, in Palestine.
Christ walks amongst us still; at liberal table
Scorns not to sit: no sorrowing Magdalene
But of these dear feet kindly gets her kiss
Now, even as then; and thou, be honorable,
Who, by the might of thy majestic scene,
Bringest down that age and minglest it with this.


III

Es irrt, wer die zurückgezogne Front
Palladios Palasts und das Brokat,
an Webstühlen gewirkt in Genua
für Masquerade hält, die nur gekonnt
die Szene in ein sanftes Leuchten fasst,
mit Mailänder Geschirren goldenfarb,
beim Fest, das der lepröse Simon gab
in Palestina für den hohen Gast.

Der Heiland hatte unsern Tisch beehrt;
Es trauerte dort keine Magdalene -
Sie küßte seinen Fuß voll Zärtlichkeit.
Genau wie damals! Du bist ehrenwert,
der wirkungsmächtig mittels dieser Szene
die alten Zeiten bringst in unsre Zeit.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,
ich finde dieses Sonett im Englischen nicht gerade übersichtlich. Da hast du etwas mehr Klarheit hereingebracht.

Aber in den Terzinen schwenkt Ferguson auffällig ins Präsenz um und sagt, dass der Heiland noch immer unter uns weilt und an unserem Tisch sitzt, *auch wenn* da jetzt keine Magdalene mehr dabei ist. Diesen Aspekt solltest du mitaufnehmen, finde ich.

Ansonsten hast du es aber sehr schön hingekriegt. Wie gesagt, in mancher Hinsicht gefällt mir deine Version um einiges besser.

LG Silja
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#3
Irland 
Hallo Silja,

Einen Schwenk sehe ich da nicht unbedingt. Jedenfalls kann ich aus den Quartetten noch keine grammatikalische Zeit herauslesen. Wenn man vom einleitenden "They err" einmal absieht, das ich aber auch als Gegenwart lese.

Der Gegenwartsbezug des Bildes ist durch die Schlußzeile wiedergegeben. Nun ist Ferguson kein Zeitgenosse von Paul Veronese. Veronese aber von Palladio, also der gewählten Bildkulisse. Es ist also zunächst mal dessen Gegenwart gemeint. Oder siehst du das anders?

Zitat: *auch wenn* da jetzt keine Magdalene mehr dabei ist

Vielleicht ist es hilfreich das Bild mit einzustellen:

[Bild: 326.jpg]

Beim Gastmahl von Simon dem Aussätzigen, (in Bethanien: Mk 14,3-9) wird eine namenlose Frau erwähnt, die ihn salbt.

Papst Gregor I. identifizierte 591 (darin Hippolytus († 235) folgend) in einer Predigt Maria von Magdala mit der Sünderin, die Jesus die Füße wäscht und deren Name nicht überliefert ist (Lk 7,36-50 EU). Diese Identifikation wurde ein Teil der katholischen Tradition um Maria Magdalena, in der diese auch mit Maria von Bethanien, der Schwester Marthas und Lazarus’ gleichgesetzt wird.


Ich lese es also eher "auch wenn sie hier nicht weint", denn bei den Evangelisten wird diese Salbung als vorausschauende Letzte Oelung beschrieben. "Sie hat dieses Öl auf meinen Körper gegossen, um ihn schon im voraus für das Begräbnis zu salben"


Liebe Grüße

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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