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Elinor Wylie: Wild Peaches 3
#1
USA 
Elinor Wylie
1885 – 1928 USA


Wild Peaches

3


When April pours the colours of a shell
Upon the hills, when every little creek
Is shot with silver from the Chesapeake
In shoals new-minted by the ocean swell,
When strawberries go begging, and the sleek
Blue plums lie open to the blackbird's beak,
We shall live well - we shall live very well.

The months between the cherries and the peaches
Are brimming cornucopias which spill
Fruits red and purple, sombre-bloomed and black;

Then, down rich fields and frosty river beaches
We'll trample bright persimmons, while you kill
Bronze partridge, speckled quail, and canvasback.


3

Wenn im April die Farben überquellen
am Berg und wenn in allen Bächen liegt
das blanke Silber, hoch im Chesapeake,
wenn Sandbänke entstehn im Spiel der Wellen,
wenn wir uns an der Erdbeerschwemme laben
und Pflaumen liegen offen, angepickt,
dann werden wir ein gutes Leben haben.

Die Wochen zwischen Kirsch- und Pfirsichreife
soll'n uns aus ihrem Füllhorn überfrachten.
Wir werden Früchte, schwarz und purpur, greifen.

Wir werden zwischen Beet und klarem Fluss
die Kakis ernten, kochen sie zu Mus,
und du wirst Rebhühner und Wachteln schlachten.


Wild Peaches #1
Wild Peaches #2
Wild Peaches #4


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
(05.05.2016, 00:39)ZaunköniG schrieb: Elinor Wylie
1885 – 1928 USA


Wild Peaches

3


Wenn im April die Farben überquellen
am Berg und wenn in allen Bächen liegt
das blanke Silber, hoch im Chesapeake,
wenn Sandbänke entstehn im Spiel der Wellen,
wenn wir uns an der Erdbeerschwemme laben
und Pflaumen liegen offen, angepickt,
dann werden wir ein gutes Leben haben.

Die Wochen zwischen Kirsch- und Pfirsichreife
soll'n uns aus ihrem Füllhorn überfrachten.
Wir werden Früchte, schwarz und purpur, greifen.

Wir werden zwischen Beet und klarem Fluss
die Kakis ernten, kochen sie zu Mus,
und du wirst Rebhühner und Wachteln schlachten.
hervorragende Arbeit, ZaunköniG!
es gefällt mir sehr wie du statt „every little creek“ „in allen Bächen liegt“ mit in die Umarmung zu dem Berggipfel genommen hast.

auch Erdbeerschwemme finde ich gelungen.
das angepickt weniger, aber die Assonanz zum Peak ist natürlich trefflich.

im Terzett sind deine Wochen zeitlich zu kurz geraten im Vergleich zum Original. bei Wylie warens Monate. vielleicht so?

Die Monde zwischen Kirsch- und Pfirsichreife

auch sonst ist die Synthese in den Terzetten in ihrer Opulenz gelungen. weil kill deinem Mus entspricht in der harten Kadenz, musste ich schmunzeln.

Gruß
Alcedo
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#3
Hallo Alcedo,

Mit den Blackbirds sind wohl Amseln gemeint. Kirschen können sie noch ganz schlucken, aber Pflaumen eher nicht. Ich habe sie in meinem Pflaumenbaum noch nicht beobachtet, aber Erdbeeren werden gerne mal nur angepickt.

Mit den Wochen vs. Monden sprichst du einen heiklen Punkt an. Natürlich wäre es leicht die months auch in der Übertragung nachzubilden, aber liegen Kirsch- und Pfirsichreife tatsächlich so weit auseinander?
Die Fußangel ist vielleicht das "zwischen", das in diesem Fall nicht nur die Zeit dazwischen meint sondern die jeweiligen Erntezeiten mit einschließt?

Ich tendiere im Moment zu:

Die Monate von Kirsch- bis Pfirsichreife.

oder

Die Zeit der Kirschen und der Pfirsichreife.

Da die Wochen nicht quantifiziert sind, wären aber auch die sachlich nicht verkehrt. Umgekehrt vielleicht schon, aber da bräuchte man genauere Klimadaten der Ostküste. Andererseits, kann man sich auch nicht darauf verlassen, dass der Originaltext genauen Beobachtungen entspringt. Soll man ihn dennoch möglichst genau nachbilden, oder darf eine Übersetzung - wenigstens in Teilaspekten - auch besser sein als die Vorlage?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
ja, Amseln picken Pflaumen und Zwetschgen an so wie Äpfel im Winter.

ZkG, ich denke Wylie meint mit „peaches“ nicht unsere Pfirsiche (die aus Persien), sondern diese wilden dunklen Scuppernongs, die erst im Herbst reifen. oder eine andere Herbstfrucht aus North Carolina. jedenfalls was dortiges, einheimisches.
es ist also wohl die ganze Fruchtreifespanne des Ernte-Jahres gemeint, fürchte ich, also eine längere Zwischenzeit. der gesamte Zyklus mit seiner Überschrift deutet mir drauf hin.

Die Monate von Kirsch- bis Pfirsichreife.
hier fehlt leider das „zwischen“, welches du mit „Monde“ einbauen könntest.

Die Zeit der Kirschen und der Pfirsichreife.
nein, es war nicht die Zeit der weißen Chrysanthemen, kein bestimmtes Kigo oder zwei Kigos, sondern eben eine längere Spanne Zeit, die sie im Füllhorn der Früchte wie im endlosen Honeymoon mit ihrem Liebsten zu verbringen gedachte.

die laben-haben-Paarung samt Zeileninhalten empfand ich als stärker als das Original (vor allem die Wiederholung „we shall live well“ ist ihr eher plump als beschwörend gelungen. in diesem Teilaspekt ist deine Arbeit besser und du tust gut daran, nicht diesem Repetieren zu folgen.

Gruß
Alcedo
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#5
Meinst du vielleicht die Plattpfirsiche, die auch als Wildpfirsiche im Handel sind?
Scuppernongs sind Trauben. Sie haben weder botanisch noch äußerlich mit Pfirsichen/Peaches viel gemein.

In meinem ersten Vorschlag hatte ich das "zwischen" bewusst eliminiert, um die Reifezeiten selbst mit einzuschließen. Die "Zeit zwischen den Jahren" schließt ja auch nicht beide Jahre vollständig ein. Da es sowohl bei Kirschen, als auch bei Pfirsichen frühere und spätere Sorten gibt, sollten sich die Reifezeiten sogar überschneiden. Es ginge auch ganz schlicht:

Die Monate der Kirsch- und Pfirsichreife...
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Weinbergpfirsiche? nein, die sind doch eine spätere Züchtung, oder?
und stimmt, diese Scuppernong sind auch nur eine Sorte Weinreben. die blauen ähneln unserem Wilden Wein. Scuppernong soll eine weiß- oder bronzefarbige Mutation davon sein.

nun, ich fürchte ich war da ziemlich auf dem Holzweg. als ich mich über Guhgel schlau machen wollte, was das denn nun für eine Frucht sei, die Wylie in der Überschrift beschreibt, aber nichts fand, als ich mich über die Ostküste informierte und über Wylie, dämmerte mir so nach und nach dass es wirklich ganz normale Pfirsiche sind, die sie meint. Pfirsiche sind allesamt menschliche Züchtungen aus der persischen Wildform. wenn es sie noch wild gibt, dann nur dort in Vorderasien.

wo sind aber dann Pfirsiche noch wild anzutreffen dort an der Ostküste der USA? nur in verwilderten Hausgärten! ich habe sowas schon mal in der ungarischen Puszta gesehen, auf verlassenen Tanyas.

also stehen die verwilderten Gärten mit ihren dort wachsenden Peaches für die gescheiterte, oder für die zum Scheitern bestimmte Beziehung des Lyrischen Ichs. ja, nur so kann es sein und es macht Sinn wenn man die Impressionen des Gedichtzyklusses Revue passieren lässt. das schwankt alles dermaßen vom beschwörend paradiesischen zum harten Jäger und Sammlerdasein, dass es genausogut den Höhen und Tiefen einer gelebten Aussteigerphantasie entsprechen könnte und wohl auch entspricht. ja, das ist es! so sind die Wilden Pfirsiche gemeint.

Die Monate der Kirsch- und Pfirsichreife

ja, Monate sind doch besser als Monde. vielleicht noch mit einem „bis“ für das „between“? also so:

Die Monate der Kirsch- bis Pfirsichreife

Gruß
Alcedo
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#7
Wienn der April Perlmutt auf Hügel gießt,
der Schollenbruch die Bäche weithin staut
vom Cheasapeke her, wo die Tide blaut,
wenn jeder erdbeerübersättigt ist
und Amselvolk an Pflaumen pickt und klaut
dann gibt es, wenn mans recht beschaut
nichts Leckeres, was unser Tisch vermisst.

Von Kirschenblüte bis zur Pfirsichzeit
quillt jedes Füllhorn über, früchteschwer
von Strauch und Wingert, schwarz und blau und rot.
Durch Auen, Bäche kaum schon eisbefreit
zertrampeln wir die Khakis, dein Gewehr
der Wachtel, Rebhuhn und der Ente Tod.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#8
(23.11.2016, 20:52)Sneaky schrieb: Wienn der April Perlmutt auf Hügel gießt,
der Schollenbruch die Bäche weithin staut
vom Cheasapeke her, wo die Tide blaut,
wenn jeder erdbeerübersättigt ist
und Amselvolk an Pflaumen pickt und klaut
dann gibt es, wenn mans recht beschaut
nichts Leckeres, was unser Tisch vermisst.

Von Kirschenblüte bis zur Pfirsichzeit
quillt jedes Füllhorn über, früchteschwer
von Strauch und Wingert, schwarz und blau und rot.
Durch Auen, Bäche kaum schon eisbefreit
zertrampeln wir die Khakis, dein Gewehr
der Wachtel, Rebhuhn und der Ente Tod.

hallo Sneaker

gefällt mir, deine Version. aber mir fehlt bei dir diese Zeile, fällt mir auf:
In shoals new-minted by the ocean swell,
vielleicht irre ich mich (würde gerne deine Meinung dazu hören und auch deine @ZaunköniG!), aber ich sehe in dieser starken Zeile einen Angelpunkt in der Lektüre. ich lese sie nämlich als Koinon. sie bezieht sich an dieser zentralen Stelle, genau zwischen den Gegenüberstellungen Fern und Nah, doch sowohl auf die fernen Berge, als auch auf die Nahrungsschwemme im Hausgarten. sie stellt für mich deshalb ein klares Apokoinu dar, weshalb ich das Ganze gleichfalls für ein Sonett halte: eines mit eingedampfter Wiederholzeile.

ich glaube, das sollten wir bei der Übertragung zu berücksichtigen versuchen.
du hast an der Stelle stattdessen: „wenn jeder erdbeerübersättigt ist“. das lässt leider keinen Bezug zur anfänglich beschworenen Naturkulisse zu.

Grüße
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#9
Hallo Alcedo, hallo Sneaky

Zwischen Bergen und dem häuslichen Erdbeerbeet beschreiben die Sandbänke eine mittlere Distanz, so dass der Blick gemächlich dahinschweift. Eine echte Doppelfunktion sehe ich dort nicht, aber in Sneakys Version wird direkt vom Berg in die Nahdistanz gewechselt. Der Fluss wird wohl am Cheasapeake entspringen, aber Sandbänke gibt es nur in den Niederungen.
Aber ist das so wesentlich?

Mich hat vor allem der Schollenbruch überrascht, den ich im Original nicht erkennen kann.
ist da das Silber aufgegriffen? Da sehe ich im Licht glänzende Wasserfälle und Wildbäche, die am Berg herunter schießen. Aber auch hier sehe ich die Aussage des Gedichts nicht grob verletzt.



Gruß
ZaunköniG

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#10
Hallo Ihr beiden,

bei der Zeile "silver...from the Chesapeake" hab ich bei meiner Übertragung das brechende Eis gesehen, das von der Flut ins Inland gedrückt wird. Das ist schon ein Stück weit weg von dem, was wortwörtlich dasteht, war ein sofortiges Bild eben, mit dem ich gut konnte.

Es schien mir auch schlüssig,. weil Chesapeake kein Berg ist sondern eine Bucht. Wie hätte da also "silver" von der Bucht in den Bach gelangen können?

Das zumindest war meine Überlegung, die mich von Silber auf "Schollenbruch" gebracht hat. Womöglich hat mich diese Überlegung auch gründlich aufs Eis geführt. Mal sehen, was ich daraus machen kann.

Eine besondere Bedeutung- i.S.d. deiner Lesart, Alcedo - habe ich dieser Zeile nicht beigemessen.

Danke für die Rückmeldungen.

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#11
Hallo Sneaky,


Mit der Bucht hast du mich erwischt. Das "peake" klang so nach Berg, aber wenn der Name nicht englisch, sondern indigenen Ursprungs ist...
Da muss ich meine Version noch etwas modifizieren.



Wenn im April die Farben überquellen
im Hügelland, und auf den Bächen liegt
der blanke Silberglanz
im Chesapeake,
entstehen Sandbänke im Spiel der Wellen,


Ich denke, dass die kleinen Bäche "creeks" nun vom Schmelzwasser anschwellen.
Aber ob nun der sonnengleißende Wasserspiegel, oder treibende Eisschollen. - da sind wohl beide Lesarten möglich.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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